Zensur bei Bischofssynode? – Kasper verweist auf Papst Franziskus


Kardinal Gerhard Müller warnt vor Zensur bei der Bischofssynode
Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler warnt vor Zen­sur bei der Bischofssynode

(Rom) Befürch­tun­gen wur­den bereits im Vor­feld der Bischofs­syn­ode laut, als Aus­sa­gen eines Kar­di­nals bekannt wur­den, der in fröh­li­cher Run­de erzähl­te, wie man die Syn­ode schon in die gewünsch­te Kas­per-Rich­tung len­ken wer­de (sie­he Wie mani­pu­lie­re ich eine Bischofs­syn­ode? – Akti­ons­plan gegen Ehe­sa­kra­ment). Nun schlägt Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on Alarm. Das Gespenst Zen­sur und Len­kung nimmt damit kon­kre­te Züge an. 

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Der Kar­di­nal pro­te­stier­te dage­gen, daß der Infor­ma­ti­ons­fluß an die Öffent­lich­keit einer Zen­sur unter­lie­ge. Die Wort­mel­dun­gen der Syn­oda­len wür­den vor der Öffent­lich­keit geheim­ge­hal­ten. Da Kar­di­nal Mül­ler zu den Wort­füh­rern gehört, die die Glau­bens­leh­re und Pra­xis ver­tei­di­gen, bedeu­tet der Alarm­ruf, daß eine bestimm­te Rich­tung benach­tei­ligt und ein gewünsch­tes Bild ver­mit­teln wer­den soll.

Wertloser Informationsfluß durch Presseamt des Vatikans

Wie AP berich­te­te, ließ der deut­sche Kar­di­nal gegen­über einem der in Rom anwe­sen­den katho­li­schen Fern­seh­sen­der sei­nem Unmut frei­en Lauf: „Alle Chri­sten haben das Recht über die Wort­mel­dun­gen ihrer Bischö­fe infor­miert zu sein.“

Eine deut­li­che Kri­tik an der Art, wie der Vati­kan den Infor­ma­ti­ons­fluß durch Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di SJ und sei­ne bei­den Prie­ster-Assi­sten­ten, einer für die eng­lisch­spra­chi­gen, ein ande­rer für die spa­nisch­spra­chi­gen Medi­en, hand­habt. Was den Jour­na­li­sten gebo­ten wird, ist nicht wirk­lich zitier­bar und damit letzt­lich wert­los (sie­he eige­nen Bericht Die ver­schie­de­nen Syn­oden – unge­nü­gen­de Infor­ma­ti­ons­po­li­tik des Vati­kans).

Vorschlag Kaspers als „Medizin schlimmer als die Krankheit“

Vor allem die Wort­mel­dun­gen der Syn­oda­len, die sowohl die Glau­bens­leh­re über das Ehe­sa­kra­ment als auch die kirch­li­che Pra­xis gegen Kar­di­nal Wal­ter Kas­per und die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz ver­tei­di­gen, fal­len unter den Tisch. Um deren Aus­sa­gen zu sam­meln, muß man sich auf die Suche machen und da und dort nach­fra­gen. Das ist den Mil­lio­nen zu Hau­se aber unmög­lich. Eine klei­ne Stich­wort­samm­lung. Ein Syn­oda­le sag­te in der Aula, der Vor­schlag Kas­pers sei als „Medi­zin schlim­mer als die Krank­heit“ selbst. Beim täg­li­chen Brie­fing für die Pres­se war davon kein Wort zu hören.

Eben­so­we­nig von jenem Syn­oda­len, der auf eine Schief­la­ge der Begrif­fe hin­wies, dem der „wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen“. In Wirk­lich­keit „reden wir hier von Men­schen, die durch eine sakra­men­ta­le Ehe ver­hei­ra­tet sind“, doch die­ser wich­tig­ste Umstand wer­de in einer ver­zer­ren­den Wort­schöp­fung unter­schla­gen, die davon ablen­ke und das Augen­merk auf Schei­dung und Wie­der­ver­hei­ra­tung lenke.

Wie­der ein ande­rer kon­ter­te der von Kas­per und Papst Fran­zis­kus postu­lier­ten „neu­en Barm­her­zig­keit“ und sag­te, daß es auch schon vor 2014 Päp­ste gab und man nicht behaup­ten kön­ne, daß die­se nicht barm­her­zig gewe­sen seien.

Zum Stich­wort „Barm­her­zig­keit“ erin­ner­te ein Syn­oda­le dar­an, daß alles einen Ort habe und der wich­tig­ste Ort der Barm­her­zig­keit der Beicht­stuhl sei. Dort zei­ge die Kir­che seit jeher Barm­her­zig­keit. Wer die­sen Ort aber nicht nüt­zen wol­le, berau­be sich selbst der gro­ßen Barm­her­zig­keit, die Gott durch die Kir­che aus­übe, und kön­ne nicht ein­fach ver­lan­gen, daß die Kir­che den Ort der Barm­her­zig­keit an einen ande­ren, schlech­te­ren Ort ver­la­gern solle.

Kritisierter Kasper rechtfertigt sich, inderm er auf Papst Franziskus verweist

Ande­re Syn­oda­len hiel­ten Kas­per und Marx ent­ge­gen, daß man nicht stän­dig „Barm­her­zig­keit, Barm­her­zig­keit“ rufen kön­ne, son­dern sich auch anstren­gen und mehr evan­ge­li­sie­ren müs­se. Man rede immer von For­mung und Unter­wei­sung der Gläu­bi­gen, ver­nach­läs­si­ge die­se dann jedoch, aus Angst, man könn­te miß­ver­stan­den wer­den. Auf die­se Wei­se wer­de man aber garan­tiert nicht verstanden.

Der sen­si­bel reagie­ren­de Kar­di­nal Kas­per recht­fer­tig­te sich im Syn­oden­saal gegen teils hef­ti­ge Kri­tik an sei­nem Vor­schlag und sei­nem Vor­ge­hen damit, „daß schon er es gewe­sen sei, der die Initia­ti­ve ergrif­fen habe, daß er aber vor­her beim Papst nach­ge­fragt habe…“, schreibt der Vati­ka­nist Mar­co Tosat­ti für La Stam­pa. Der Kar­di­nal sag­te damit unver­blümt, daß der eigent­li­che Stra­te­ge hin­ter der Ope­ra­ti­on Pri­mats­um­keh­rung Pra­xis vor Leh­re und Kom­mu­ni­on für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen Jor­ge Mario Berg­o­glio ist. Aus­sa­gen und Gesten des Pap­stes seit dem Kon­kla­ve bestä­ti­gen die­se Aus­sa­ge Kas­pers. Der deut­sche Kar­di­nal wür­de eine sol­che öffent­li­che Aus­sa­ge kaum wagen, wenn sie nicht zutref­fend wäre.
Die Kon­trol­le über den Infor­ma­ti­ons­fluß bie­tet die Mög­lich­keit die öffent­li­che Mei­nung zu len­ken. Im kon­kre­ten Fall scheint das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt mehr der Kas­per-Par­tei den Rücken frei­zu­hal­ten, damit die­se über ihre eige­nen Kanä­le und durch direk­te Medi­en­kon­tak­te den Infor­ma­ti­ons­fluß len­ken kann.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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