„Weisheit, die über die Lehre hinausgeht“? Übersetzungsfehler von Radio Vatikan


Papst Franziskus Predigt zur Eröffnung der Bischofssynode
Papst Fran­zis­kus Pre­digt zur Eröff­nung der Bischofssynode

(Rom) Die Pre­digt von Papst Fran­zis­kus anläß­lich der Eröff­nung der Außer­or­dent­li­chen Bischofs­syn­ode über die Fami­lie, die er gestern im Peters­dom hielt, sorgt für Dis­kus­sio­nen. Dazu bei­getra­gen hat ein Über­set­zungs­feh­ler der Deut­schen Sek­ti­on von Radio Vati­kan.

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Papst Fran­zis­kus sag­te in sei­ner Homi­lie wört­lich (Video der Papst­mes­se):

„Noi sia­mo tut­ti pec­ca­to­ri e anche per noi ci può esse­re la ten­ta­zio­ne di ‚impa­dro­nir­ci‘ del­la vigna, a cau­sa del­la cupi­di­gia che non man­ca mai in noi esse­ri uma­ni. Il sog­no di Dio si scon­tra semp­re con l’ipocrisia di alcu­ni suoi ser­vi­to­ri. Noi pos­sia­mo ‚fru­stra­re‘ il sog­no di Dio se non ci lascia­mo gui­da­re dal­lo Spi­ri­to San­to. Lo Spi­ri­to ci dona la sag­gez­za che va olt­re la sci­en­za, per lavor­a­re gene­ro­sa­men­te con vera liber­tà  e umi­le creatività .“

Der Hei­li­ge Stuhl ver­öf­fent­lich­te auf sei­ner Inter­net­sei­te die Rede kor­rekt fol­gen­der­ma­ßen in deut­scher Übersetzung:

Wir alle sind Sün­der. Auch für uns kann es die Ver­su­chung geben, aus Gier, die in uns Men­schen immer vor­han­den ist, den Wein­berg „an uns zu rei­ßen“. Der Traum Got­tes kol­li­diert stets mit der Heu­che­lei eini­ger sei­ner Die­ner. Wir kön­nen den Traum Got­tes „ver­ei­teln“, wenn wir uns nicht vom Hei­li­gen Geist lei­ten las­sen. Der Geist schenkt uns die Weis­heit, die über das Wis­sen hin­aus­geht, um groß­her­zig in wah­rer Frei­heit und demü­ti­ger Krea­ti­vi­tät zu arbeiten.

Den deut­schen Kom­men­tar zur Direkt­über­tra­gung von CTV und Radio Vati­kan, die auch von EWTN, K‑TV und Radio Horeb über­nom­men wur­de, über­setz­te Pater Bernd Hagen­kord SJ folgendermaßen:

Der Geist schenkt uns die Weis­heit, die über die Leh­re hin­aus­geht, um groß­her­zig in wah­rer Frei­heit und demü­ti­ger Krea­ti­vi­tät zu arbeiten.

Der Papst gebrauch­te in ita­lie­ni­scher Spra­che das Wort „sci­en­za“, das wie im latei­ni­schen Ori­gi­nal „Wis­sen“, „Wis­sen­schaft“, „Erkennt­nis“ bedeu­tet. In der der offi­zi­el­len vati­ka­ni­schen Über­set­zung ins Deut­sche ist das Wort kor­rekt mit  „Wis­sen“ wie­der­ge­ge­ben. Die Über­set­zung von Pater Hagen­kord hin­ge­gen ist falsch. Ein scher­wie­gen­der inhalt­li­cher Feh­ler. Der Über­set­zungs­feh­ler dürf­te aller­dings der schwie­ri­gen Arbeit einer Simul­tan­über­set­zung geschul­det sein.

Bedenk­li­cher erscheint es, daß die gra­vie­ren­de Fal­sch­über­set­zung in eine Mel­dung der Deut­schen Sek­ti­on von Radio Vati­kan Ein­gang fand und bis­her, auch nach der Ver­öf­fent­li­chung der bes­se­ren offi­zi­el­len Über­set­zung durch den Hei­li­gen Stuhl, nicht kor­ri­giert wurde.

Pater Bernd Hagen­kord ist seit 2009 Lei­ter der Deut­schen Sek­ti­on von Radio Vatikan.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: RV/​CTV (Screen­shot)

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