Synode: „Working in progress“ im Heiligen Geist (mit etwas päpstlicher Nachhilfe)?


Bischofssynode 2014 Papst Franziskus mit Synodalen
Bischofs­syn­ode 2014 Papst Fran­zis­kus mit Synodalen

(Rom) So sieht es zumin­dest Kar­di­nal Rava­si, den Papst Fran­zis­kus in das Redak­ti­ons­ko­mi­tee für die For­mu­lie­rung eines Abschluß­be­rich­tes über die Bischofs­syn­ode beru­fen hat. Die Ernen­nung zusätz­li­cher Redak­ti­ons­mit­glie­der durch den Papst kam über­ra­schend und soll, wie es scheint, das „kon­ser­va­ti­ve“ Über­ge­wicht kip­pen, das aus den Syn­oden­wah­len her­vor­ge­gan­gen ist. Unter­des­sen haben sich Argen­ti­ni­ens Bischö­fe hin­ter Kas­per gestellt. Eben­so geht der gemein­sam getanz­te Wal­zer der Kas­per­schen Syn­oden­par­tei mit den welt­li­chen Medi­en wei­ter. Neben der Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne wer­den nun auch „posi­ti­ve Signa­le in Rich­tung Homo­se­xu­el­le“ verkündet.

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Die Syn­ode bil­de­te zur Halb­zeit nach Spra­chen getrenn­te Arbeits­grup­pen. Sie sol­len bei der Abfas­sung des genann­ten Schluß­be­richts, der Rela­tio Syn­odis hel­fen. Die Din­ge begin­nen kon­kre­ter zu wer­den. Wie Rora­te Cae­li berich­te­te, wur­de Kar­di­nal Bur­ke mit gro­ßem Vor­sprung von den Syn­oda­len zum Mode­ra­tor der eng­li­schen Arbeits­grup­pe (Angli­cus) gewählt. Über­haupt wur­den vor­wie­gend Syn­oda­len gewählt, die durch ihre Wort­mel­dun­gen zur Ver­tei­di­gung der Ehe­leh­re auf­ge­fal­len waren. Erz­bi­schof Kar­di­nal Leo­nard von Brüs­sel ist Mode­ra­tor der fran­zö­si­schen Arbeits­grup­pe (Gal­li­cus). Kar­di­nal Robles Orte­ga der spa­ni­schen Arbeits­grup­pe (Ibe­ri­cus). Soweit die Ent­schei­dung der Syn­ode, die damit zu ver­ste­hen gab, daß der Abschluß­be­richt eine kla­re Hand­schrift zur Ver­tei­di­gung der katho­li­sche Ehe­leh­re tra­gen soll.

Prompte Reaktion von Papst Franziskus

Sie zog umge­hend eine päpst­li­che Reak­ti­on nach sich ver­gleich­bar jener beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um im ver­gan­ge­nen Febru­ar. Als Kar­di­nal Kas­per nach sei­ner Rede von den mei­sten Red­nern kri­ti­siert wur­de, eil­te ihm Papst Fran­zis­kus zu Hil­fe und dank­te dem deut­schen Kar­di­nal über­schweng­lich „Dan­ke, Dan­ke“ und bezeich­ne­te Kas­pers Vor­schlag als „Theo­lo­gie auf den Knien“. Das unge­wöhn­li­che Enga­ge­ment soll­te den Kar­di­nä­len mit dem Gewicht päpst­li­cher Auto­ri­tät signa­li­sie­ren, wel­cher Sei­te Berg­o­gli­os Sym­pa­thien zukommen.

Mit der Ernen­nung zusätz­li­cher Redak­teu­re griff der Papst erneut par­tei­isch in den Lauf der Din­ge ein und nicht zur Ver­tei­di­gung der katho­li­schen Leh­re. Die­ses Mal tat er es in offe­nem Wider­spruch zur Linie der Bischofs­syn­ode. Wäh­rend die Syn­ode mehr­heit­lich „Kon­ser­va­ti­ve“ wähl­te, ernann­te der Papst aus­schließ­lich „Plau­si­bi­li­sten“, was im kon­kre­ten Fall meint, sol­che Kir­chen­ver­tre­ter, die Kas­pers „Öff­nung“ freund­lich gegen­über­ste­hen und eine Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on argu­men­ta­tiv für „plau­si­bel“ halten.

Was die Medien über Kardinal Burke berichten und was die Synode wirklich denkt

In den Medi­en war ver­gan­ge­ne Wochen zu lesen, daß die Wort­mel­dung von Kar­di­nal Bur­ke, eine intel­li­gen­te und wort­ge­wand­te Ver­tei­di­gung des Ehe­sa­kra­ments in der Syn­ode­nau­la reser­viert auf­ge­nom­men wor­den sei und kaum Zuspruch gefun­den habe. Die Mode­ra­to­ren­wahl zeigt ein gan­zes ande­res Bild und legt die Ver­su­che offen, die öffent­li­che Mei­nung in die­sen Tagen in eine gewünsch­te Rich­tung zu lenken.

Obwohl eine sol­che Ernen­nung gar nicht vor­ge­se­hen war, änder­te Papst Fran­zis­kus im lau­fen­den Ver­fah­ren die Spiel­re­geln und ernann­te sechs zusätz­li­che Redak­ti­ons­mit­glie­der, um den Abschluß­be­richt der Syn­ode zu erstel­len. Art und Zeit­punkt der Ernen­nung wei­sen dar­auf hin, daß es sich um eine impro­vi­sier­te Akti­on han­delt, um das uner­wünsch­te Ergeb­nis der von der Syn­ode gewähl­ten Redak­teu­re zu kip­pen. Neben dem Gene­ral­re­la­tor Kar­di­nal Peter Erdö, Son­der­se­kre­tär Erz­bi­schof Bru­no For­te und Gene­ral­se­kre­tär Loren­zo Bal­dis­se­ri, die bereits vor der Syn­ode vom Papst in ihrer Funk­ti­on beru­fen wor­den waren, wur­den nun auch die Kar­di­nä­le Gian­fran­co Rava­si und Donald Wuerl (Washing­ton), sowie der Rek­tor der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Bue­nos Aires Vic­tor Manu­el Fer­nan­dez, Car­los Agui­ar Retes und Peter Kang U‑il und der Gene­ral­propst des Jesui­ten­or­dens, Pater Adol­fo Nico­las zu Redak­ti­ons­mit­glie­dern ernannt.

Die Haltung der neuen päpstlichen Redakteure

Kar­di­nal Erdö zeich­ne­te sich in sei­nen bei­den bis­he­ri­gen Berich­ten zu Beginn und zur Halb­zeit durch Tak­tie­ren aus, indem er pro­gres­si­ve Posi­tio­nen aus­spricht und doch nicht ausspricht.

Von Erz­bi­schof For­te stammt die plau­si­bi­li­sti­sche „Her­an­ge­hens­wei­se der Milde“.

Kar­di­nal Bal­dis­se­ri äußer­te sich bereits im Vor­feld der Syn­ode abfäl­lig über die katho­li­sche Ehe­leh­re als „Wahn­sinn“ und sprach auf der Syn­ode unter Ver­weis auf Papst Fran­zis­kus von „einer Tür, die bis­her ver­schlos­sen war und von der er will, daß sie geöff­net wird“.

Kar­di­nal Rava­si tat über die Wirt­schafts­zei­tung Il Sole24ore kund, daß sich sei­ne anfäng­li­chen Vor­be­hal­te gegen Kas­pers The­se auf­ge­löst hätten.

Kar­di­nal Wuerl ver­tei­dig­te in der Syn­ode­nau­la die katho­li­sche Leh­re, kam dann jedoch bei der Pasto­ral ins Strau­cheln: „Eine Sache ist, das Offen­sicht­li­che dok­tri­nell zu bekräf­ti­gen, eine ande­re sei­ne Anwen­dung auf die Art, wie die Men­schen es leben.“

Der von Papst Fran­zis­kus geför­der­te und beför­der­te Titu­lar­erz­bi­schof Fer­nan­dez fiel durch die zahl­rei­chen Par­al­le­len auf, die er zwi­schen der Ent­wick­lung der kirch­li­chen Leh­re durch das Zwei­te Vati­ca­num mit dem Syn­oden­the­ma zog, wobei er wört­lich eini­ge Stel­len aus dem Schrei­ben Evan­ge­lii Gau­di­um von Papst Fran­zis­kus zitier­te, an des­sen Aus­ar­bei­tung er maß­geb­lich mit­ge­wirkt haben soll.

Peter Kang U‑Il, der Vor­sit­zen­de der süko­rea­nis­schen Bischofs­kon­fe­renz zeig­te „Gesprächs­be­reit­schaft“ in Rich­tung „Öff­nung“, indem er star­ke Zwei­fel an der Ver­gleich­bar­keit der „gött­li­chen Lie­be der Drei­fal­tig­keit“ mit der mensch­li­chen Lie­be von Ehe­leu­ten bekun­de­te. Letz­te­re sei durch die Sün­de „ver­letzt“ und kön­ne daher auch nicht außer­halb der Lebens­ge­schich­te aus Anstren­gun­gen und Begrenzt­hei­ten betrach­tet werden.

Bleibt schließ­lich noch der „Schwar­ze Papst“. Der Gene­ral­obe­re des Jesui­ten­or­dens, Pater Adol­fo Nico­las sprach bereits „frank und frei“ davon, daß sich die Bischofs­syn­ode in Rich­tung „Ände­rung“ bewe­ge, um sich der ver­än­der­ten Wirk­lich­keit der heu­ti­gen Zeit anzu­pas­sen (sie­he Der Schwar­ze Papst: Syn­ode nicht da, „um abstrak­te Ideen mit den Hie­ben der Dok­trin zu bekrä­fi­gen“). Eine Ein­schät­zung, die zwar auf ihn zutref­fen mag, aber nicht auf die Syn­ode. Kann er von der Syn­ode etwas behaup­ten, was gar nicht zutrifft, weil er weiß, daß auf höhe­rer Ebe­ne die Ent­schei­dung in eine bestimm­te Rich­tung bereits gefal­len ist und die Syn­ode nur die äuße­re Staf­fa­ge bil­den soll?

Bei der Beant­wor­tung die­ser Fra­ge kann ein Inter­view von Erz­bi­schof Jose Maria Aran­ce­do von San­ta Fe, Vor­sit­zen­der der Argen­ti­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz und damit der Ver­tre­ter der argen­ti­ni­schen Bischö­fe auf der Syn­ode behilf­lich sein, das er der argen­ti­ni­schen Tages­zei­tung La Naci­on gab. Erz­bi­schof Aran­ce­do sag­te dar­in zwei bemer­kens­wer­te Din­ge. Erstens: „Eine Öff­nung beim The­ma der Geschie­de­nen ist mög­lich“. Und zwei­tens: Die argen­ti­ni­schen Bischö­fe sind in die­ser Fra­ge „mit Fran­zis­kus“. Es bedür­fe in der Fra­ge der „Kühn­heit der Barm­her­zig­keit“, so Erz­bi­schof Aran­ce­do. Die Aus­sa­gen festi­gen den Ein­druck, daß die Kom­mu­ni­on für wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne die Posi­ti­on von Papst Fran­zis­kus ist. Dem­nach wäre die gan­ze Bischofs­syn­ode von Anfang an nur zur Durch­set­zung die­ses Ziels geplant gewesen.

Kar­di­nal Rui­ni, der ehe­ma­li­ge Vor­sit­zen­de der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, beton­te, daß eine „Ände­rung“ der katho­li­schen Ehe­leh­re wegen der Klar­heit der Leh­re Chri­sti „unmög­lich“ sei. Ganz anders sieht das Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, der bereits in sei­ner Rede beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um zum Schluß kam, daß für eine Ehe­nich­tig­keits­er­klä­rung bereits die sub­jek­ti­ve Gewis­sens­er­for­schung der Ehe­leu­te genü­ge. Das „Gewis­sen“ als Tür­öff­ner für alles? Ließ Euge­nio Scal­fa­ri nicht in einem der berühmt-berüch­tig­ten Inter­views ähn­li­che Wor­te Papst Fran­zis­kus sagen?  Jeden­falls wur­den die Wor­te vom Papst nie demen­tiert (sie­he Wahr­heit und Gewis­sen – Die Miß­ver­ständ­nis­fal­le im Dia­log mit Ungläu­bi­gen).

Die Redak­ti­on für das Schluß­do­ku­ment befin­det sich mit den Neu­er­nen­nun­gen fest in der Hand der Plau­si­bi­li­sten. Sie sol­len, alles deu­tet dar­auf­hin, sicher­stel­len, daß der Papst jenes Doku­ment auf den Tisch bekommt, das er sich von der Syn­ode auch erwartet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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