(Rom) „Die Verteidigung der christlichen Wurzeln Europas und Europas selbst vor der islamischen Invasion“ sind die Prioritäten des Sacro Militare Ordine Costantiniano di San Giorgio (Sacred Military Constantinian Order of St George/Heiliger Konstantinischer Ritterorden vom Heiligen Georg), wie dessen Großkanzlerin Prinzessin Beatrice von Bourbon-Beider Sizilien ausführte. Der Orden, im Deutschen als Konstantinorden bekannt, der hier kurz vorgestellt werden soll, gehört in die Reihe weltlicher katholischer Ritterorden, die sich im karitativen Bereich bemühen, aber auch für die Förderung und Verteidigung des katholischen Glaubens einsetzen.
Vor kurzem fand die Gründung einer Niederlassung des Ritterordens in Castellammare di Stabia in Kampanien statt, der einstigen Sommerresidenz des Königshauses Beider Sizilien. Prinzessin Beatrice, Schwester von Carlo di Borbone delle Due Sicilie und Herzog von Castro stellte den Ritterorden vor. Beide gehören dem italienischen Zweig der französischen Königsfamilie der Bourbonen an, der 1734 gegründet wurde und bis 1861 das Königreich Beider Sizilien regierte. Die beiden Königreiche Sizilien und Neapel waren zuvor mehr als 200 Jahre habsburgisch regiert worden.
Einziger katholischer Ritterorden mit erblicher Großmeisterwürde
Der Großmeister des Ordens, Carlo von Bourbon-Beider Sizilien, ist seit 2008 Familienoberhaupt und Thronprätendent. Das Königreich Beider Sizilien umfaßte ganz Süditalien und Sizilien. Der königliche Hof residierte in Neapel. Prinzessin Beatrice ist seit kurzem Großkanzlerin des Ordens, der direkt mit dem Königshaus verbunden ist.
Im Zusammenhang mit dem Besuch der Prinzessin in Castellammare di Stabia, Gragnano und der ehemaligen Sommerresidenz Quisisana ihrer Familie wurde von den Kommunalverwaltern eine Überprüfung der Straßennamen gefordert. Wie in ganz Italien haben alle wichtigen Plätze und Straßen zwar Bezug auf die italienische Einigungsbewegung (Risorgimento), aber keinen Ortsbezug, während lokale Persönlichkeiten und andere historische Epochen seit 150 Jahren weitgehend unberücksichtigt bleiben.
Die Ursprünge des Ordens
Der eigentliche Besuch der Prinzessin galt der Vorstellung und den Zielsetzungen des Heiligen Konstantinischen Ritterordens vom Heiligen Georg. Die Prinzessin berichtete über die Stiftung des Ordens und seine religiösen Ursprünge. Großmeister des Ordens ist seit Gründung der bourbonischen Linie Beider Sizilien durch König Karl III. von Spanien, der als Karl VII. von Neapel und König Karl V. von Sizilien von 1734–1759 auch diese beiden Königreiche regierte, das jeweilige Oberhaupt der königlichen Familie. Die damals nur in Personalunion verbundenen Königreiche wurden 1815 zum Königreich Beider Sizilien zusammengefaßt.
Die legendäre Stiftung des Ordens soll bereits auf Kaiser Konstantin den Großen zurückgehen. Ein historischer Hinweis findet sich allerdings erst durch den byzantinischen Kaiser Isaac IV. Angelus im Jahr 1190. Der Orden, dessen älteste Tradition auf das byzantinische Reich zurückgeht, gelangte 1699 in die lateinische Kirche. Er wurde mit päpstlicher Erlaubnis bis 1860 in zwei bourbonisch regierten Staaten durch den Herzog von Parma und den König Beider Sizilien verliehen. Die Päpste Pius X. und Benedikt XV. förderten den Orden, Pius XII. war selbst Ordensangehöriger. Der Orden ist in besonderer Weise dem überlieferten Ritus der Katholischen Kirche verbunden.
Heute handelt es sich um den einzigen katholischen Ritterorden, dessen Großmeisterwürde erblich ist. Karl von Bourbon-Beider Sizilien gilt nach legendärer Zählung als 59., nach historisch gesicherter Zählung als 21. Großmeister und ist der zehnte Großmeister seiner Familie.
Islamischen Vormarsch in Europa aufhalten
Der Orden, so die Prinzessin, war von ihrem Urahnen zur Verteidigung des katholischen Glaubens gefördert worden, der in jüngster Zeit vor allem durch den Vormarsch des Islamismus bedroht werde. Die Bedrohung bestehe nicht nur im Nahen Osten, wo die christlichen Gemeinschaften der ständigen und tödlichen Gefahr des islamischen Terrorismus ausgesetzt seien. Sie bestehe auch in Europa. Die Prinzessin erinnerte in diesem Zusammenhang an die „beschämende Unterlassung“ einen Gottesbezug und damit die christlichen Wurzeln des Kontinents im geltenden EU-Vertrag von Lissabon festzuschreiben. Diese Nachlässigkeit erlaube den Feinden Europas den Vormarsch. Als abschreckende Beispiele nannte die Prinzessin den Fall der Plaza de Toros in Barcelona, die in eine gigantische Moschee umgewandelt werden soll. Ebenso die gegen die Familie bestehend aus Mann und Frau mit Kindern gerichteten Gesetze, die dem Gender-Diktat folgen.
Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen stand die Erinnerung an das Kreuz und das siegreiche Motto In Hoc Signo Vinces, das Kaiser Konstantin der Große vor der Entscheidungsschlacht an der Milvischen Brücke als Himmelszeichen sah. Ein Ereignis, das die Geschichte Europas und der Welt auf entscheidende Weise veränderte. Das Kreuz und das Konstantinische Motto finden sich im Symbol des Ritterordens. Eine ständige Ermahnung, die christliche Kultur in unserer Gesellschaft zu verteidigen, die Europa erst groß gemacht habe. Die Ordensritter sind zu einem persönlichen christlichen Lebenswandel verpflichtet. Aus diesem heraus haben sie karitative Werke für die Hilfsbedürftigen zu vollbringen und vor allem den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit zu verteidigen, der „in großer Gefahr“ sei, so die Prinzessin.
Ordensvertretungen im deutschen Sprachraum
Der Ritterorden betreibt eine offizielle Internetseite in verschiedenen Sprachen, ebenso eigene Seiten in einzelnen Ländern. Der Orden ist auch im deutschen Sprachraum vertreten: in Österreich und Liechtenstein wird er von Erzherzog Simeon von Habsburg-Lothringen, Enkel des letzten österreichischen Kaisers, Karl I., und Ordenskanzler Maximilian, Graf von Deym zu Stritetz geleitet; in der Bundesrepublik Deutschland von Emanuel Erbprinz zu Salm-Salm und Salm-Kyrburg; in Luxemburg durch Erzherzog István Franz-Leopold von Habsburg-Lothringen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SOMCSG