Kirche und Piusbruderschaft: Vertrauter des Papstes droht Gläubigen mit Exkommunikation

Ein schwieriges Verhältnis


Albano Laziale: italienischer Distriktssitz der Piusbruderschaft
Albano Laziale: italienischer Distriktssitz der Piusbruderschaft.

(Rom) In Ita­li­en ist eine Kam­pa­gne gegen die Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. im Gan­ge. Anlaß ist die Dro­hung eines Bischofs, daß Gläu­bi­ge, die bei der Pius­bru­der­schaft die Sakra­men­te emp­fan­gen, exkom­mu­ni­ziert sei­en. Die Initia­ti­ve steht in direk­tem Wider­spruch zur jüng­sten Öff­nung Roms gegen­über der Pius­bru­der­schaft, die Kuri­en­erz­bi­schof Gui­do Poz­zo, der Sekre­tär der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei äußer­te. Von „zwei­er­lei Maß“ und einer „selek­ti­ven Barm­her­zig­keit“ spricht Rora­te Cae­li.

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Aus­ge­löst wur­de die Medi­en­kam­pa­gne durch ein Schrei­ben des Bischofs von Albano vom ver­gan­ge­nen 14. Okto­ber an alle Pfar­rer sei­ner Diö­ze­se. Dar­in infor­miert Bischof Mar­cel­lo Semer­a­ro über die Pius­bru­der­schaft und erteilt Anwei­sun­gen. Alba­no ist eines der sub­ur­bi­ka­ri­schen Bis­tü­mer Roms, deren nomi­nel­le Inha­ber die Kar­di­nal­bi­schö­fe der Katho­li­schen Kir­che sind, also die rang­höch­sten Mit­glie­der des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums. Kar­di­nal­bi­schof von Alba­no ist der ehe­ma­li­ge Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Ange­lo Kar­di­nal Sodano.

Bischof Semer­a­ro begrün­det die „Noti­fi­ka­ti­on“ mit Anfra­gen über die Gül­tig­keit der durch die Pius­bru­der­schaft gespen­de­ten Sakra­men­te, die an die Diö­ze­san­ku­rie gerich­tet wur­den. In der Diö­ze­se Alba­no befin­det sich der Sitz des ita­lie­ni­schen Distrikts der Bruderschaft.

„Kein kanonischer Status“, „keine rechtmäßige Ausübung“ des priesterlichen Amtes

Der Bischof ver­weist auf die „güti­ge Auf­he­bung der Exkom­mu­ni­ka­ti­on“ der Bischö­fe der Bru­der­schaft durch Papst Bene­dikt XVI. am 21. Janu­ar 2009. Und auf das Schrei­ben Bene­dikts an alle Bischö­fe der Kir­che vom 10. März 2009. Die Beto­nung von Msgr. Semer­a­ro liegt dabei auf der Aus­sa­ge, daß die Bischö­fe der Bru­der­schaft kein „recht­mä­ßi­ges“ Amt in der Kir­che aus­üben (AAS CI, 2009, Nr. 4, S. 272) und die Bru­der­schaft über „kei­nen kano­ni­schen Sta­tus“ in der Kir­che ver­fügt, wes­halb ihre Prie­ster kei­ner­lei Amt „auf recht­mä­ßi­ge Wei­se“ aus­üben kön­nen (AAS CI, 2009, Nr. 4, S. 710f).

Wei­ters ver­weist der Bischof auf einen Hir­ten­brief sei­nes Vor­gän­gers, Msgr. Dan­te Ber­ni­ni (1982–1999), in dem es heißt: „Die katho­li­schen Gläu­bi­gen kön­nen weder an der Mes­se teil­neh­men noch von oder in der Bru­der­schaft die Sakra­men­te erbit­ten oder emp­fan­gen. Gegen­tei­li­ges Han­deln wür­de bedeu­ten, die Gemein­schaft mit der katho­li­sche Kir­che zu brechen.“

Gläubige der Piusbruderschaft nicht in Gemeinschaft mit der Kirche?

Bischof Semer­a­ro zieht dar­aus den Schluß: „Des­halb setzt sich jeder katho­li­sche Gläu­bi­ge, der von der Bru­der­schaft St. Pius X. die Sakra­men­te erbit­tet oder emp­fängt in den Zustand, nicht in der Gemein­schaft mit der Katho­li­schen Kir­che zu sein. Einer Wie­der­zu­las­sung in die Katho­li­sche Kir­che muß ein ange­mes­se­ner per­sön­li­cher Weg der Ver­söh­nung gemäß der vom Bischof fest­ge­leg­ten kirch­li­chen Ord­nung vorausgehen“.

Schließ­lich bedau­ert der Bischof, daß eini­ge „Optio­nen“, mut­maß­lich der Pius­bru­derd­schaft, beson­ders im Zusam­men­hang mit Kin­dern und Jugend­li­chen, „im Wider­spruch zur pasto­ra­len Aus­rich­tung der ita­lie­ni­schen Kir­che und der Diö­ze­se Alba­no“ stehen.

Die Pfar­rer sol­len die Gläu­bi­gen über die­se bischöf­li­che Anwei­sung informieren.

L’Espresso: „Papst verbietet Lefebvrianern die Messe zu feiern“

Die Medi­en, allen vor­an das Wochen­ma­ga­zin L’Espresso, grif­fen das Bischofs­schrei­ben mit gro­ßen Schlag­zei­len auf: „Papst Fran­zis­kus ver­bie­tet Lefeb­vria­nern die Mes­se zu fei­ern“. Der Unter­ti­tel: „Die Anhän­ger des bereits exkom­mu­ni­zier­ten, ultra­t­ra­di­tio­na­li­sti­schen fran­zö­si­schen Bischofs befin­den sich nun im Visier von Papst Berg­o­glio. Über einen sei­ner Getreue­sten hat er ihnen ver­bo­ten, die Mes­se zu zele­brie­ren und die Sakra­men­te zu spen­den. Wer ihnen folgt, ris­kiert die Exkom­mu­ni­ka­ti­on“. Der Arti­kel wir­belt dabei Wahr­heit, Kir­chen­recht und fik­ti­ve Schluß­fol­ge­rung gehö­rig durcheinander.

Die Karriere des Bischofs

Rich­tig am Espres­so-Bericht ist, daß Bischof Semer­a­ro zu den eng­sten Ver­trau­ten von Papst Fran­zis­kus gehört. Der Bischof, 2004 von Papst Johan­nes Paul II. ernannt, erleb­te unter Papst Franz­si­kus einen gro­ße Auf­wer­tung. Im April 2013 wur­de er zum Sekre­tär des neu­en Kar­di­nals­rats ernannt, der den Papst bei der Kuri­en­re­form und der Kir­chen­lei­tung bera­ten soll (sie­he Bischof Semer­a­ro, C8-Sekre­tär. Die­ser C8-Rat wur­de inzwi­schen um Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin zum C9-Rat erwei­tert. In der Hand von Bischof Semer­a­ro liegt die Koor­di­na­ti­on des Rats. In der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz übt Msgr. Semer­a­ro die Funk­ti­on des Medi­en­bi­schofs aus und hat damit die Auf­sicht über die der Bischofs­kon­fe­renz gehö­ren­de Tages­zei­tung Avve­ni­re, die als erste die „Noti­fi­ka­ti­on“ an die Pfar­rer publizierte.

Das Ver­hält­nis zwi­schen Bischof Semer­a­ro und der Pius­bru­der­schaft war nie ent­spannt. Im ver­gan­ge­nen Jahr sorg­ten Stel­lung­nah­me der Pius­bru­der­schaft etwa gegen die Lam­pe­du­sa-Rei­se von Papst Fran­zis­kus (sie­he Lam­pe­du­sa war „schräg-pro­gres­si­ve Sim­pli­fi­zie­rung“ einer kom­ple­xen Fra­ge) für Ver­är­ge­rung. Eben­so die Bereit­schaft der Pius­bru­der­schaft für Erich Prieb­ke die Toten­mes­se zu hal­ten, wäh­rend Prieb­ke aus Grün­den der poli­ti­schen Kor­rekt­heit für die Diö­ze­se Rom ein lästi­ger Toter war, der sie in Ver­le­gen­heit brach­te (sie­he Diö­ze­se Rom ver­wei­gert Erich Prieb­ke öffent­li­ches Begräb­nis – Poli­ti­sche Kor­rekt­keit über den Tod hin­aus? und Prieb­kes Sarg bespuckt – Der Haß muß Gren­zen ken­nen, auch der katho­li­sche Knie­fall).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons/​NBQ

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