„Gestern ihr Juden, heute wir Christen“ – Jüdischer Weltkongreß sucht antiislamistische Allianz mit Katholischer Kirche


WJC-Vorsitzender Ronald Lauder mit Papst Franziskus zu dessen Zeit als Erzbischof von Buenos Aires
WJC-Vor­sit­zen­der Ronald Lau­der mit Papst Fran­zis­kus zu des­sen Zeit als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires

(Vati­kan) Papst Fran­zis­kus emp­fing am heu­ti­gen Don­ners­tag inof­fi­zi­ell im Vati­kan eine Dele­ga­ti­on des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses (WJC). Die Begeg­nung wur­de nicht unter den offi­zi­el­len Audi­en­zen ver­zeich­net. Aus die­sem Grund gibt es von vati­ka­ni­scher Sei­te kei­ne Mit­tei­lung über den Inhalt der Begeg­nung. Der Jüdi­sche Welt­kon­greß gab hin­ge­gen den Medi­en im Rah­men einer Pres­se­kon­fe­renz am Sitz der Ver­ei­ni­gung  der Aus­lands­pres­se in Rom Aus­kunft. „In der Welt herrscht noch gro­ßes Lei­den, zuerst wart ihr an der Rei­he, nun sind wir an der Rei­he“, habe der Papst dem Vor­sit­zen­den des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses Ronald S. Lau­der gesagt,  wie die­ser selbst berich­te­te. Die Begeg­nung des Pap­stes mit dem WJC fand anläß­lich des jüdi­schen Neu­jahrs­fe­stes Rosh Hash­a­na statt.

Anzei­ge

Bei der Begeg­nung sei über den Nahen Osten gespro­chen wor­den und über ande­re Orte, an denen Chri­sten ver­folgt wer­den. Aus den Erklä­run­gen des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses geht das Bemü­hen des­sel­ben her­vor, einen anti-isla­mi­sti­schen Schul­ter­schluß zwi­schen zio­ni­sti­schem Juden­tum und Katho­li­scher Kir­che zu erreichen.

„Der Papst hat gesagt, daß Chri­sten und Juden gemein­sam für die Welt und den Frie­den in der Welt beten müs­sen“, so Lau­der vor der Pres­se. „Zuerst haben die Juden wil­de Angrif­fe erlit­ten und die Welt hat dazu geschwie­gen. Jetzt sind es die Chri­sten, die ver­nich­tet wer­den und erneut sagt die Welt kaum etwas. War­um reagiert die Welt so?“

Lau­der hat­te im ver­gan­ge­nen August in der New York Times einen Kom­men­tar über die Ver­fol­gung der Chri­sten ver­faßt, die er in einen Zusam­men­hang mit der Bedro­hung des Staa­tes Isra­els stell­te. Damals stell­te er die Fra­ge: „War­um schweigt die Welt, wäh­rend die Chri­sten im Nahen Osten und in Afri­ka mas­sa­kriert wer­den?“ Der WJC-Vor­sit­zen­de erin­ner­te an Gewalt­ex­zes­se in Nige­ria, Syri­en, dem Sudan und dem Irak. Lau­der schrieb, daß „die all­ge­mei­ne Gleich­gül­tig­keit gegen­über dem Isla­mi­schen Staat (IS) mit sei­nen Mas­sen­hin­rich­tun­gen von Chri­sten und der Ent­schlos­sen­heit, Isra­el zu ver­nich­ten, nicht nur falsch, son­dern obszön ist“.

„Die Men­schen guten Wil­lens müs­sen sich ver­ei­nen und die­se Wel­le abscheu­li­cher Gewalt stop­pen. Es ist nicht, als wären wir hilf­los. Ich schrei­be das als Bür­ger der stärk­sten Mili­tär­macht der Erde. Ich schrei­be dies als jüdi­scher Füh­rer, der sich um sei­ne christ­li­chen Brü­der und Schwe­stern sorgt. Das jüdi­sche Volk ver­steht nur zu gut, was geschieht, wenn die Welt schweigt. Die­se Mord­kam­pa­gne muß gestoppt wer­den“, so Lau­der in der New York Times.

Papst Fran­zis­kus gilt als „Freund der Juden“, wie es auf der Inter­net­sei­te des Con­gre­so Judio Lati­no­ame­ri­ca­no (CJL), des latein­ame­ri­ka­ni­schen Zwei­ges des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses heißt: „Im Unter­schied zu sei­nen Vor­gän­gern, unter­hielt Papst Fran­zis­kus, bereits bevor er Papst wur­de, Bezie­hun­gen zur jüdi­schen Gemeinschaft“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: CJL

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!