(Mexiko-Stadt) Es gibt viele Arten, die Christen zu schikanieren und zu verfolgen. Nackte Gewalt ist nur eine davon. Es gibt aber auch andere, lautlosere, weniger auffällige und dennoch effiziente. Dazu gehört der Steuerhebel.
Mexiko hat seit seiner freimaurerisch gelenkten Gründung gegen die Katholische Kirche meist eine harte Hand geführt. Bis heute wird kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um dies unter Beweis zu stellen. Nun will die Regierung sogar die Almosen besteuern und zwar konsequent auch das Opfergeld, das während der Heiligen Messe in den Klingelbeutel oder in die Opferstöcke in den Kirchen geworfen wird. Ebenso sollen die Spenden für sozialkaritative Zwecke besteuert werden.
Jede Spende durch elektronische Steuerquittung bestätigen
Jegliches Geld, das von Wohltätern oder Gläubigen gespendet wird, soll rigoros und elektronisch durch Steuerquittung belegt werden müssen und besteuert werden. Eine praktische Durchführung ist in vielen Fällen, beim Klingelbeutel und bei Opferstöcken geradezu unmöglich. Zudem wäre jedes anonyme Spenden, eine der grundlegendsten Formen des christlichen Glaubens unterbunden.
Das neue Besteuerungssystem sollte mit 1. September in Kraft treten. Die Regierung verschob die Einführung inzwischen aus „technischen“ Gründen auf den 1. Januar 2015. Vom Tisch ist der Raubritter-Angriff auf das Almosengeben damit keineswegs.
Kontrollwahn und Geldgier eines religionsfeindlichen Staates
Gegen die staatliche Kontroll- und Geldgier wandte sich vor allem der Bischof von Saltillo, Msgr. Raul Vera Lopez. Ohne Umschweife machte er deutlich, daß die Steuerreform nur den einzigen Zweck habe, die finanzielle Unterstützung für die Katholische Kirche und jede andere religiöse Gemeinschaft in Mexiko zu torpedieren, wo es weder eine Kirchensteuer noch andere staatliche Zuwendungen gibt und die Religionsgemeinschaft ausschließlich auf die Unterstützung der Gläubigen angewiesen ist. Durch mehrere Enteignungsaktionen, mit denen sich der räuberische Staat am Kirchenbesitz vergriffen hat, sind die kirchlichen Ressourcen trotz ihrer 500jährigen Geschichte im Land, dünn.
Die Spenden der Gläubigen dienen nicht der Bereicherung von irgendwem, sondern dem Unterhalt der Kirchen, dem Lebensunterhalt des Klerus, der Klöster, der kirchlichen Einrichtungen, der katholischen Schulen, der Krankenhäuser, Waisenhäuser, Altenheime und zahlreicher anderer sozialkaritativer Einrichtungen. Die Besteuerung durch den Staat dient der Schwächung der Kirche und ihrer Einrichtungen. Ein Akt, der nicht zuletzt zu Lasten der Bedürftigen geht, denen vor allem die Kirche hilft und nicht der Staat. Der Staat wäre gar nicht imstande, die sozialen und karitativen Dienstleistungen der Kirche zu übernehmen.
Anonyme Almosen gehören zum Wesen des Christentums – „Aggressives Steuersystem gegen sozial Schwache“
„Der Staat zwingt uns, eine eigene Firma zu beauftragen, um die Spendeneingänge und die Ausgaben dieser Gelder zu überwachen, was nicht nur eine praktische Undurchführbarkeit bedeutet, sondern auch beträchtliche, unnötige Mehrkosten“, so Bischof Vera Lopez. Bei der staatlichen Maßnahme handle es sich um eine ungebührliche Einmischung des Staates in die Intimsphäre und Freiheit der Menschen. „In unserer Kultur gehört es zu den selbstverständlichen Freiheiten des Menschen, mit seinem ohnehin besteuerten Geld anonym wohltätige und gute Zwecke zu unterstützen. Die Anonymität gehört zum Wesen des Christentums. Das Almosengeben ist eine Pflicht für jeden Christen je nach seinen Möglichkeiten und ohne sich dabei zur Schau zu stellen. Der Staat aber will auch noch bestimmen können, was die Menschen mit ihrem Geld machen. Und er versucht das gezielt zu Lasten der Religion“, so der Bischof. „Anonymes Spenden wird kategorisch unmöglich gemacht. Der Spender muß sich nun, dem christlichen Gedanken des Almosengebens völlig zuwider, jedesmal sichtbar und groß vor dem Priester präsentieren, das Geld übergeben und der Priester müßte eine vom Finanzamt vorgeschriebene, elektronische Rechnung über Betrag, Nutznießer und Spender ausstellen. Wenn ich dann noch höre, daß dieser Eingriff ‚nur‘ einer allgemeinen Bekämpfung der Geldwäsche des organisierten Verbrechens dienen soll, kommt mir das Lachen, das eigentlich mehr noch ein Weinen ist. Auch schäbige Maßnahmen kann man schön verpacken und vor allem verschleiern. Irgendwer plappert es schon nach.“
Durch seine deutlichen Worte zog sich der Bischof von Saltillo umgehend den Zorn der Regierenden zu, was ihn jedoch nicht beeindruckte. In seiner Replik auf Angriffe durch Politiker wurde er noch schärfer: „Die antikirchliche Maßnahme entspricht der Logik der mexikanischen Regierung, gegen Menschen mit geringem Einkommen ein besonders aggressives Steuersystem anzuwenden.“
Bischöfe sehen wenig Aussicht, antikirchliche Maßnahme verhindern zu können
Die Mexikanische Bischofskonferenz bemüht sich bei den zuständigen Stellen um Ausnahmeregelungen für Religionsgemeinschaften mit besonderem sozialem Einsatz. Man gibt sich jedoch nicht großen Hoffnungen hin. Bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen von 2012 konnte die antiklerikal-liberale Partei der institutionellen Revolution (PRI) die Macht zurückerobern. Der PRI hatte ununterbrochen fast das ganze 20. Jahrhundert die Geschicke Mexikos mit antikatholischer Schlagseite bestimmt. An zweiter Stelle reihte sich die noch weiter links stehende, aus der ehemaligen Kommunistischen Partei hervorgegangene Partei der demokratischen Revolution (PRD). Erst 1992 wurde das Verhältnis zwischen Katholischer Kirche und Staat durch eine neue Verfassung entspannter und führte zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem zentralamerikanischen Land. Nun soll Mexiko eine neue Verfassung erhalten und die Vorzeichen tragen einen deutlich antireligiösen Stempel.
Text: Paix Liturgique/Giuseppe Nardi
Bild: Una Fides