Die Kirche, ein neues Volk, das auf dem Neuen Bund gründet


GeneralaudienzLie­be Brü­der und Schwestern,
guten Tag!

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In den vori­gen Kate­che­sen haben wir gese­hen, dass die Kir­che ein Volk ist, ein von Gott mit Geduld und Lie­be zusam­men­ge­füg­tes Volk, zu dem wir alle beru­fen sind. Heu­te möch­te ich die Neu­heit her­vor­he­ben, die die­ses Volk kenn­zeich­net: Es han­delt sich wirk­lich um ein neu­es Volk, das auf dem Neu­en Bund grün­det, der von Jesus, dem Herrn, durch die Hin­ga­be sei­nes Lebens gestif­tet wur­de. Die­se Neu­heit ver­neint den vor­he­ri­gen Weg nicht und steht nicht zu ihm im Widerspruch. 

Im Gegen­teil: Sie setzt ihn fort, sie bringt ihn zur Voll­endung. Es gibt eine sehr bedeut­sa­me Gestalt, die der Angel­punkt zwi­schen dem Alten und dem Neu­en Testa­ment ist: Johan­nes der Täu­fer. Für die syn­op­ti­schen Evan­ge­li­en ist er der »Vor­läu­fer«, der das Kom­men des Herrn vor­be­rei­tet, indem er das Volk zur Umkehr des Her­zens und zur Annah­me des nun­mehr nahen Tro­stes Got­tes bereit macht. Für das Johan­nes­evan­ge­li­um ist er der »Zeu­ge«, da er uns Jesus als den erken­nen lässt, der von oben kommt, um unse­re Sün­den zu ver­ge­ben und das Volk zu sei­ner Braut zu machen, zur Erst­lings­frucht der neu­en Mensch­heit. Als »Vor­läu­fer« und »Zeu­ge« spielt Johan­nes der Täu­fer eine zen­tra­le Rol­le in der gan­zen Hei­li­gen Schrift, da er als Brücke dient zwi­schen der Ver­hei­ßung des Alten Testa­ments und ihrer Erfül­lung, zwi­schen den Pro­phe­zei­un­gen und ihrer Ver­wirk­li­chung in Jesus Chri­stus. Durch sein Zeug­nis weist Johan­nes uns auf Jesus hin, lädt er uns ein, ihm nach­zu­fol­gen, und sagt uns unmiss­ver­ständ­lich, dass dies Demut, Reue und Umkehr ver­langt: Er lädt zur Demut, zur Reue und zur Umkehr ein.

Wie Mose kraft des Geset­zes, das er auf dem Sinai emp­fan­gen hat, den Bund mit Gott geschlos­sen hat, so schenkt Jesus von einer Anhö­he am Ufer des Sees von Gali­läa her sei­nen Jün­gern und der Men­schen­men­ge eine neue Leh­re, die mit den Selig­prei­sun­gen beginnt. Mose gibt das Gesetz auf dem Sinai, und Jesus, der neue Mose, gibt das Gesetz auf jenem Berg, am Ufer des Sees von Gali­läa. Die Selig­prei­sun­gen sind der Weg, den Gott weist, als Ant­wort auf den Wunsch nach Glück, der jedem Men­schen inne­wohnt, und sie voll­enden die Gebo­te des Alten Bun­des. Gewöhn­lich ler­nen wir die Zehn Gebo­te – ihr kennt sie natür­lich alle, ihr habt sie im Kate­chis­mus­un­ter­richt gelernt –, aber wir sind es nicht gewohnt, die Selig­prei­sun­gen immer wie­der auf­zu­sa­gen. Wir wol­len jedoch ver­su­chen, uns an sie zu erin­nern und sie in unser Herz ein­zu­prä­gen. Machen wir Fol­gen­des: Ich nen­ne sie nach­ein­an­der, und ihr wie­der­holt sie. Einverstanden?

Die erste: „Selig, die arm sind vor Gott; /​ denn ihnen gehört das Him­mel­reich.“ [Die Gläu­bi­gen in der Aula Pao­lo VI wie­der­ho­len jeweils die Wor­te, die der Papst sagt.]

„Selig die Trau­ern­den; /​ denn sie wer­den getrö­stet werden.“

„Selig, die kei­ne Gewalt anwen­den; /​ denn sie wer­den das Land erben.“

„Selig, die hun­gern und dür­sten nach der Gerech­tig­keit; /​ denn sie wer­den satt werden.“

„Selig die Barm­her­zi­gen; /​ denn sie wer­den Erbar­men finden.“

„Selig, die ein rei­nes Herz haben; /​ denn sie wer­den Gott schauen.“

„Selig, die Frie­den stif­ten; /​ denn sie wer­den Söh­ne Got­tes genannt wer­den.« »Selig, die um der Gerech­tig­keit wil­len ver­folgt wer­den; /​ denn ihnen gehört das Himmelreich.“

„Selig seid ihr, wenn ihr um mei­net­wil­len beschimpft und ver­folgt und auf alle mög­li­che Wei­se ver­leum­det werdet.“

Ich hel­fe euch: [Der Papst wie­der­holt gemein­sam mit den Anwe­sen­den]: „Selig seid ihr, wenn ihr um mei­net­wil­len beschimpft und ver­folgt und auf alle mög­li­che Wei­se ver­leum­det wer­det.“ „Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Him­mel wird groß sein.“ [Alle wie­der­ho­len.] Bra­vo! Wir wol­len jedoch eines tun: Ich gebe euch eine Haus­auf­ga­be, eine Auf­ga­be, die ihr zu Hau­se machen sollt. Nehmt das Evan­ge­li­um, das ihr bei euch tragt… Denkt dar­an, dass ihr immer ein klei­nes Evan­ge­li­um bei euch tra­gen sollt, in der Hosen­ta­sche, in der Hand­ta­sche, immer; das, was ihr zu Hau­se habt. Das Evan­ge­li­um mit­neh­men, und in den ersten Kapi­teln bei Mat­thä­us – im fünf­ten, glau­be ich – ste­hen die Selig­prei­sun­gen. Und lest sie heu­te oder mor­gen zuhau­se. Wer­det ihr das tun? [Die Gläu­bi­gen ant­wor­ten: Ja!] Um sie nicht zu ver­ges­sen, denn es ist das Gesetz, das Jesus uns gibt! Wer­det ihr das tun? Danke.

In die­sen Wor­ten liegt die gan­ze Neu­heit, die Chri­stus gebracht hat, und die gan­ze Neu­heit Chri­sti liegt in die­sen Wor­ten. Tat­säch­lich sind die Selig­prei­sun­gen das Por­trät Jesu, sei­ne Lebens­form; und sie sind der Weg zum wah­ren Glück, den auch wir gehen kön­nen mit der Gna­de, die Jesus uns schenkt. Außer dem neu­en Gesetz schenkt Jesus uns auch das »Pro­to­koll«, nach dem wir einst gerich­tet wer­den. Am Ende der Welt wird über uns gerich­tet wer­den. Und wel­che Fra­gen wird man uns dort stel­len? Wie wer­den die­se Fra­gen lau­ten? Nach wel­chem Pro­to­koll wird der Rich­ter uns richten?

Wir fin­den es in Kapi­tel 25 des Evan­ge­li­ums nach Mat­thä­us. Die heu­ti­ge Auf­ga­be besteht dar­in, Kapi­tel 5 des Evan­ge­li­ums nach Mat­thä­us zu lesen, wo die Selig­prei­sun­gen ste­hen, und Kapi­tel 25 zu lesen, wo das Pro­to­koll steht, die Fra­gen, die uns einst am Tag des Gerichts gestellt wer­den. Wir wer­den kei­ne Titel, kein Anse­hen, kei­ne Pri­vi­le­gi­en haben, die wir vor­brin­gen kön­nen. Der Herr wird uns erken­nen, wenn wir ihn unse­rer­seits erkannt haben: im Armen, im Hun­gern­den, im Elen­den und Aus­ge­grenz­ten, im Lei­den­den und im Ein­sa­men… Das ist eines der Grund­kri­te­ri­en zur Über­prü­fung unse­res christ­li­chen Lebens: Jesus for­dert uns auf, uns jeden Tag dar­an zu mes­sen. Ich lese die Selig­prei­sun­gen und den­ke dar­über nach, wie mein christ­li­ches Leben sein soll, und dann mache ich eine Gewis­sens­er­for­schung anhand von Kapi­tel 25 bei Mat­thä­us. Jeden Tag: Ich habe dies getan, ich habe dies getan, ich habe dies getan… Das wird uns gut tun! Es sind ein­fa­che, aber kon­kre­te Dinge.

Lie­be Freun­de, genau dar­in besteht der Neue Bund: in der Erkennt­nis, in Chri­stus von der Barm­her­zig­keit und vom Mit­leid Got­tes umfan­gen zu sein. Das erfüllt unser Herz mit Freu­de, und das macht unser Leben zu einem schö­nen und glaub­wür­di­gen Zeug­nis der Lie­be Got­tes zu allen Brü­dern und Schwe­stern, denen wir täg­lich begeg­nen. Denkt an die Haus­auf­ga­ben! Kapi­tel 5 bei Mat­thä­us und Kapi­tel 25 bei Mat­thä­us. Danke!

* * *

Von Her­zen grü­ße ich die Pil­ger und Besu­cher deut­scher Spra­che, ins­be­son­de­re die vie­len jun­gen Men­schen, die an die­ser Audi­enz teil­neh­men. Strahlt auch in eurer Hei­mat die Freu­de aus, Christ zu sein, und tragt die Lie­be des Erlö­sers zu euren Mit­men­schen. Der Hei­li­ge Geist gelei­te euch auf euren Wegen.

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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