Vor wenigen Tagen, am 19. August 2014, fiel der erste US-Amerikaner den Terroristen des Islamischen Staates (IS) zum Opfer. Der 40-jährige Journalist James „Jim“ Foley wurde vor fast zwei Jahren entführt und schließlich am vergangenen Dienstag enthauptet. Ein Video der Hinrichtung wurde von den IS-Terroristen ins Internet gestellt. Während diese Fakten mehr oder weniger bekannt sind, hat eine andere Tatsache weniger Öffentlichkeit erfahren: Foley war katholisch. In einem Artikel für ein Magazin der von Jesuiten geführten „Marquette University“, den wir hier auszugsweise auf Deutsch wiedergeben, beschrieb James Foley seine Gefangenschaft in Libyen 2011.
[…] Ich begann, den Rosenkranz zu beten. Das war, was meine Mutter und Großmutter gebetet hätten. Ich betete zehn Ave Maria zwischen jedem Vater unser. Es dauerte eine lange Zeit, beinahe eine Stunde, 100 Ave Maria mithilfe meiner Knöchel abzuzählen. Und es half, meinen Verstand zu fokussieren.
Clare und ich beteten laut zusammen. Es war anregend, unsere Schwächen und Hoffnungen zusammen auszudrücken, wie in einer Unterhaltung mit Gott, anstatt still und allein.
[…] In einer Nacht, nach 18 Tagen in Gefangenschaft, brachten mich einige Wachen aus der Zelle. […] Oben, im Büro des Aufsehers, stand ein bedeutender Mann in einem Anzug und sagte: „Wir dachten, Sie wollten vielleicht Ihre Familien anrufen.“
Ich sprach ein letztes Gebet und wählte die Nummer. Meine Mom ging ans Telefon: „Mom, Mom, ich bin’s, Jim.“
„Jimmy, wo bist du?“
„Ich bin noch in Libyen, Mom. Es tut mir Leid, so Leid.“
„Sie halten eine Gebetsvigil für dich an der Marquette University. Fühlst du nicht unsere Gebete?“
„Das tue ich, Mom, ich fühle sie.“ Ich dachte für einen Augenblick darüber nach. Vielleicht war es das Gebet anderer, das mich stärkte, mich über Wasser hielt.
Der Beamte rührte sich. Ich begann, auf Wiedersehen zu sagen. Mom begann zu weinen. „Mom, ich bin stark. Ich bin in Ordnung. Ich sollte zu Katies Schulabschluss zu Hause sein.“ Der Schulabschluss stand in einem Monat an.
„Wir lieben dich, Jim!“, sagte sie. Dann legte ich auf.
Ich wiederholte den Anruf hunderte Male in meinem Kopf – die Stimme meiner Mutter, die Namen meiner Freunde, ihr Wissen um unsere Situation, ihren absoluten Glauben an die Macht des Gebetes. Sie sagte mir, meine Freunde seien zusammengekommen, um alles zu tun, was helfen könnte. Ich wusste, dass ich nicht allein war.
Während meiner letzten Nacht in Tripolis hatte ich zum ersten Mal seit 44 Tagen eine Internetverbindung und es war mir möglich, eine Rede zu hören, die Tom Durkin für mich bei der Vigil an der Maquette University hielt. Ich sah die beste Rede, die ein Bruder für einen anderen geben kann; in einer Kirche gefüllt mit Freunden, Alumnen, Priestern, Studenten und Lehrkräften. Es war wie die Rede eines Trauzeugen und eine Grabrede in einem. Sie zeigte ein großes Herz und war nur ein flüchtiger Blick auf die Mühen und Gebete, welche die Leute ausgossen. Das Gebet war nicht zuletzt der „Stoff“, der meine Freiheit ermöglichte, zunächst eine innere Freiheit und später das Wunder, während eines Krieges freigelassen zu werden, in dem das Regime keinen wirklichen Anreiz hatte, uns zu befreien. Es machte keinen Sinn, aber der Glaube schon.
Übersetzung: M. Benedikt Buerger
Bild: Marquette-Magazin