Gimme Five zwischen Papst Franziskus und Teleevangelist James Robison


Papst Franziskus
Papst Fran­zis­kus

(Rom) Noch im Juli wird Papst Fran­zis­kus in Caser­ta bei Nea­pel eine evan­ge­li­ka­le Kir­che besu­chen (sie­he eige­ner Bericht). Den Besuch ver­ein­bar­te Papst Fran­zis­kus mit sei­nem „Freund“ Pastor Gio­van­ni Traet­ti­no von der Evan­ge­li­cal Church of Recon­ci­lia­ti­on am ver­gan­ge­nen 19. Juni, als der Papst außer­pro­to­kol­la­risch eine Grup­pe evan­ge­li­ka­ler Pre­di­ger im Vati­kan emp­fing. Unter­des­sen wer­den wei­te­re Details die­ses vom Vati­kan offi­zi­ell ver­schwie­ge­nen Tref­fens bekannt.

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Wäh­rend der Hei­li­ge Stuhl das Tref­fen geheim­hält, sind die evan­ge­li­ka­len Gäste des Pap­stes mit­tei­lungs­freu­di­ger. Orga­ni­siert wur­de die Begeg­nung von einem ande­ren „Freund“ von Papst Fran­zis­kus, dem kel­tisch-angli­ka­ni­schen „Bischof“ Tony Pal­mer. Dar­an nah­men neun evan­ge­li­ka­le „Lea­ders“ teil, dar­un­ter auch Joel Osteen, Pre­di­ger der Lake­wood Church, die zu den soge­nann­ten pro­te­stan­ti­schen Megachurches gehört.

Der servierende Papst: Keine Bekehrung anderer Christen

Traet­ti­no gab bekannt, daß die evan­ge­li­ka­len Pre­di­ger vom Papst per­sön­lich an der Tür von San­ta Mar­ta emp­fan­gen und mit Umar­mung begrüßt wur­den. Man habe zusam­men „gelacht und gebe­tet“, so Traet­ti­no. Bereits bekannt war, daß Papst Fran­zis­kus sei­nen Gästen per­sön­lich das Essen ser­vier­te. Der kana­di­sche Pre­di­ger Bri­an Stil­ler, Glo­bal Ambassa­dor of the World Evan­ge­li­cal Alli­ance (WEA), gab bekannt, daß Papst Fran­zis­kus expli­zit betont habe, Evan­ge­li­ka­le nicht zum katho­li­schen Glau­ben bekeh­ren zu wol­len. Laut Stil­ler sei der Papst dafür, daß Men­schen, die einer christ­li­chen Gemein­schaft ange­hö­ren, Jesus in ihrer jewei­li­gen Gemein­schaft fin­den sol­len. Nach dem Ver­zicht auf die Juden­mis­si­on folgt der Ver­zicht, ande­re Chri­sten in die Kir­che zurück­füh­ren zu wol­len. Damit steht die Fra­ge im Raum, unter wel­chen Prä­mis­sen die ange­streb­te Ein­heit erfol­gen soll.

Papst Fran­zis­kus, dem eigent­lich eine gewis­se latein­ame­ri­ka­ni­sche Distanz zu den USA nach­ge­sagt wird, gab sich beim Tref­fen mit den Evan­ge­li­ka­len ganz als „Grin­go“. Mit dem ame­ri­ka­ni­schen Fern­seh­pre­di­ger James Robi­son ver­stand sich der Papst so glän­zend, daß die bei­den eine Art High Five oder Gim­me Five voll­zo­gen (sie­he Bild). Das in Euro­pa unter Jugend­li­chen, in den USA hin­ge­gen all­ge­mein ver­brei­te­te Abklat­schen soll nor­ma­ler­wei­se die Zufrie­den­heit über einen gemein­sa­men Erfolg zum Aus­druck brin­gen. Über wel­chen Erfolg waren die bei­den gut­ge­laun­ten Reli­gi­ons­ver­tre­ter so zufrie­den? Ver­öf­fent­licht wur­de das Bild von Chri­sti­an News.

Papst Franziskus und Gringo-Teleprediger
Papst Fran­zis­kus und Gringo-Teleprediger

„Übernatürliche“ Begegnung zwischen Papst und Evangelikalen

Robi­son wie der eben­falls im Vati­kan anwe­sen­de Ken­neth Cope­land aus Texas sind bekannt für ihre Pre­dig­ten als Mas­sen­event. Bei­de gehö­ren zur Kate­go­rie der Big-Telee­van­ge­li­sten, jeder hat nicht nur sei­ne eige­ne „Kir­che“, son­dern auch ein eige­nes, um ihre Per­son errich­te­tes „reli­giö­ses Impe­ri­um“ (CBS). Cope­land über­mit­tel­te im ver­gan­ge­nen Janu­ar eine Video­bot­schaft an Papst Fran­zis­kus. Er bedank­te sich damit für eine eben­sol­che, die Papst Fran­zis­kus über den kel­tisch-angli­ka­ni­schen „Bischof“ Tony Pal­mer an eine von Cope­land ein­be­ru­fe­ne Ver­samm­lung evan­ge­li­ka­ler „Lea­ders“ gesandt hat­te (sie­he eige­ner Bericht Bene­dikt XVI. „Mein Rück­tritt ist gül­tig. Spe­ku­la­tio­nen sind absurd“ – Unge­wöhn­li­cher Schrift­ver­kehr aus dem Vati­kan). Pal­mer war eben­falls Mit­glied der Delegation.

Robi­son bezeich­ne­te auf sei­nem Blog die Begeg­nung mit dem Papst als „über­na­tür­lich“ und als „noch nie dage­we­se­nen Moment zwi­schen den Evan­ge­li­ka­len und einem katho­li­schen Papst“.

Gemeinsames und Trennendes

Im Gegen­satz zur auf­fäl­li­gen Zurück­hal­tung von Papst Fran­zis­kus ver­tei­di­gen die zu ihm gekom­me­nen evan­ge­li­ka­len Pre­di­ger die nicht ver­han­del­ba­ren Wer­te öffent­lich. Die Dele­ga­ti­ons­teil­neh­mer aus den USA arbei­ten zudem auf poli­ti­scher Ebe­ne aktiv dar­an, daß mit Prä­si­dent Oba­mas Abgang auch die lin­ke Vor­herr­schaft im Wei­ßen Haus zu Ende geht. Mit dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt tei­len sie eine isra­el­freund­li­che Hal­tung. Weni­ger Berüh­rungs­punk­te haben die Armuts-Auf­for­de­rung von Papst Fran­zis­kus und das von den Telee­van­ge­li­sten gepre­dig­te „Wohl­stands­evan­ge­li­um“. Doch das scheint der guten Stim­mung und einem freund­schaft­lich Umgang kei­nen Abbruch getan zu haben. „Wir haben gemein­sam gelacht und gebe­tet und nach der Ein­heit gesucht“, so Pastor Traet­ti­no, der am 26. Juli als erster Frei­kirch­ler der Geschich­te päpst­li­chen Besuch bekommt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Secre­tum mihi (Sreen­shot)

 

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