Patriarch Tawadros II. an Papst Franziskus: Gemeinsamer Ostertermin für alle Christen


Koptischer Patriarch Tawadros II. an Papst Franziskus: gemeinsames Datum für Osterfest für alle Christen(Alex­an­dria) Der kop­tisch-ortho­do­xe Patri­arch von Alex­an­dri­en, Tawa­dros II. über­mit­tel­te Papst Fran­zis­kus einen Brief anläß­lich des ersten Jah­res­ta­ges ihrer Begeg­nung im Vati­kan. Dar­in regt der Papst von Alex­an­dri­en und Patri­arch des Stuhls des hei­li­gen Mar­kus an, ein gemein­sa­mes Datum für das Oster­fest zwi­schen den bei­den christ­li­chen Kir­chen fest­zu­le­gen. Ein Datum, das allen Chri­sten gemein­sam sein soll­te. Der Spre­cher des Patri­ar­chen bestä­tig­te gegen­über der vati­ka­ni­schen Pres­se­agen­tur Fides, daß das Schrei­ben gestern am Sitz des kop­ti­schen Patri­ar­chats dem Apo­sto­li­schen Nun­ti­us für Ägyp­ten, Erz­bi­schof Jean-Paul Gobel über­ge­ben wurde.
Der Nun­ti­us über­brach­te sei­ner­seits dem Patri­ar­chen die Ein­la­dung, einen Ver­tre­ter der kop­tisch-ortho­do­xen Kir­che zur Bischofs­syn­ode zum The­ma Fami­lie zu ent­sen­den, die im kom­men­den Okto­ber in Rom statt­fin­den wird.
Ein gemein­sa­mes, ein­heit­li­ches Datum für Lei­den und Auf­er­ste­hung Jesu Chri­sti wird vor allem im Nahen Osten und in Nord­afri­ka als beson­ders dring­lich gese­hen, wo ver­schie­de­ne Kir­chen apo­sto­li­scher Suk­zes­si­on neben­ein­an­der bestehen, die Chri­sten jedoch eine schwer bedräng­te Min­der­heit sind, die in man­chen Tei­len Ver­fol­gung, Ver­trei­bung und Ver­nich­tung aus­ge­setzt ist.

Julianischer und Gregorianischer Kalender

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Der­zeit fol­gen die latei­ni­sche, die mit Rom unier­ten Ost­kir­chen und die ortho­do­xen Ost­kir­chen zum Teil dem Julia­ni­schen Kalen­der, zum Teil dem Gre­go­ria­ni­schen Kalen­der. Fol­ge ist, daß die Chri­sten Ostern und ande­re Feste an unter­schied­li­chen Tagen fei­ern. Das sei für das Selbst­be­wußt­sein und das Zusam­men­ge­hö­rig­keits­ge­fühl einer gro­ßem Druck aus­ge­setz­ten Min­der­heit nicht för­der­lich und wer­de als offe­ne Wun­de gese­hen, wie es im kop­tisch-ortho­do­xen Patri­ar­chat in Alex­an­dri­en heißt.

In unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den fällt das Datum für das Oster­fest in bei­den Kalen­dern zusam­men. So war es auch 2014. Das ermög­lich­te ein gemein­sa­mes Oster­fest aller Chri­sten des Nahen Ostens. Dabei soll­te es blei­ben, so der Wunsch der Kop­ten. Der Julia­ni­sche Kalen­der geht auf Juli­us Cae­sar zurück und wur­de 45 vor Chri­stus ein­ge­führt. Der Gre­go­ria­ni­sche Kalen­der ist eine Reform des Julia­ni­schen Kalen­ders, die von Papst Gre­gor XIII. 1582 durch­ge­führt wurde.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Asianews

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15 Kommentare

  1. Es ist mir immer noch unver­ständ­lich wie man – zumal als Christ – dem julia­ni­schen Kalen­der anhän­gen kann. Es wäre kin­disch und unreif, täte man dies nur, weil der unzwei­fel­haft wis­sen­schaft­lich bes­se­re Kalen­der von einem (katho­li­schen) Papst stammt. Die Ortho­do­xen haben es in der Hand, ihren bemer­kens­wer­ten Vor­schlag Wirk­lich­keit wer­den zu las­sen. Es wür­de mich sehr freuen

    • MisterX
      Wenn das Pro­blem so ein­fach wäre, wenn es nur die berühm­te ortho­do­xe „Starr­heit“ wäre…
      Sogar die Astro­no­mie folgt dem julia­ni­schen Kalen­der. Was soll­te sie sonst mit den 13 Tagen anfan­gen, die Papst Gre­gor ein­fach ver­schwin­den ließ? Es war früh­neu­zeit­li­che Wis­sen­schafts­ver­herr­li­chung, die den Papst dazu brach­te, „Fest­zei­ten und Gesetz zu ändern“ (was nach Dani­el 7,25 ein Cha­rak­te­ri­sti­kum des Anti­christs ist).
      Das dog­ma­ti­sche, kano­ni­sche Pro­blem bei der gre­go­ria­ni­schen Kalen­der­re­form besteht dar­in, dass die römisch-katho­li­sche Kir­che seit­her oft­mals Ostern, die Auf­er­ste­hung des Herrn, v o r dem jüdi­schen Pes­sach-Fest fei­ert und damit sich das Ana­the­ma des 1. Kanons des Kon­zils von Nicäa zuzieht, wel­cher den Oster­ter­min regelt. Hier liegt der Grund, war­um die Ost­kir­che zumin­dest für den Oster­ter­min unver­rück­bar am julia­ni­schen Kalen­der fest­hält und mit Sicher­heit wei­ter dar­an fest­hal­ten wird, weil für sie die Kano­nes der Öku­me­ni­schen Kon­zi­li­en unver­än­dert Kir­chen­recht sind. (Beim Menä­um, dem unver­än­der­li­chen Fest­ka­len­der, hat sich die Ortho­do­xie im Jah­re 1924 gespal­ten, als Patri­arch Mele­ti­os von Kon­stan­ti­no­pel, ein Frei­mau­rer, wider­recht­lich den gre­go­ria­ni­schen Kalen­der ein­führ­te.) Im Grun­de hat die römisch-katho­li­sche Kir­che das schwei­gend zuge­ge­ben, indem sie in den letz­ten Jah­ren den römisch-katho­li­schen Gläu­bi­gen im Hei­li­gen Land und auf Zypern erlaub­te, den Oster­ter­min gemein­sam mit den Ortho­do­xen und abwei­chend von Rom zu feiern.
      Wenn es über­haupt wie­der zu einem gemein­sa­men Oster­ter­min kommt, dann wird dies mit Sicher­heit durch die Wie­der­an­er­ken­nung des 1. Kanons von Niz­äa und Rück­kehr zur julia­ni­schen Berech­nung durch Rom geschehen.

      • Herr Lämm­lein,
        wer­fen Sie Papst Gre­gor vor, ein von ihm änder­ba­res Gesetz geän­dert zu haben?

        • Ich möch­te ja kein Öl ins Feu­er gie­ßen, aber: die Ein­füh­rung des Gre­go­ria­ni­schen Kalen­der war eine Not­wen­dig­keit, denn das Aequi­noc­ti­um, der Tag der Tag­und­nacht­glei­che war immer wei­ter weg­ge­rückt vom 21. März. Es bedarf nur ein paar Berech­nun­gen, um fest­zu­stel­len, dass irgend­wann der Tag der Tag­und­nacht­glei­che dann am 25. Dezem­ber liegt. Es ist Her­zens­ver­här­tung, wenn man Astro­no­mie und Mathe­ma­tik nicht akzep­tie­ren kann wegen Anhäng­lich­keit an eine vom Papst jeder­zeit änder­ba­re Konzilsgesetzgebung.

          • Ganz ver­ste­he ich Ihre Aus­sa­gen nicht, auch nicht von wegen „Öl ins Feu­er gie­ßen“ … Hier brennt jeden­falls nichts. 🙂
            Zunächst ein­mal zeugt die Pro­ble­ma­tik des Aequi­noc­ti­um allen­falls für Hand­lungs­be­darf, der sich auch anders als im Gre­go­ria­ni­schen Kalen­der hät­te kon­kre­ti­sie­ren können.
            Und was dies nun mit „Her­zens­ver­här­tung“ von wem auch immer zu tun haben soll oder mit „Anhäng­lich­keit an eine vom Papst jeder­zeit änder­ba­re Kon­zils­ge­setz­ge­bung“ ist mir völ­lig unklar, wobei Gesetz­ge­bung ein anma­ßend ver­rück­ter Begriff ist – und soweit Geset­ze erkannt und beschrie­ben wer­den, die­se ja natur­ge­mäß unab­än­der­lich sind.*
            Ein Jah­res­ka­len­da­ri­um soll­te mög­lichst lan­ge wahr sein, also mit den beschrei­ben­den Tat­sa­chen über­ein­stim­men. Ein christ­li­ches Kalen­da­ri­um wird dar­in die theo­lo­gisch und tra­di­tio­nal erkann­ten Fei­er­ta­ge ein­pfle­gen. Das mag nicht ganz ein­fach sein, kei­nes­falls ist es unmög­lich. Und was Ostern angeht, gilt es eben den Ter­min zu fin­den, der der rich­ti­ge ist. Nur bloß an einer kalen­da­ri­schen Berech­nungs­me­tho­de hängt das wohl eher nicht.

            *Hier die päpst­li­che Ver­ord­nung zum Gebrauch des gre­go­ria­ni­schen Kalenders:
            http://​per​so​nal​.ecu​.edu/​M​C​C​A​R​T​Y​R​/​i​n​t​e​r​-​g​r​a​v​-​t​e​x​t​.​h​tml

          • Nun selbst­re­dend sind Geset­ze änder­bar. Wir in der katho­li­schen Kir­che knien zum Bei­spiel wäh­rend des Hoch­ge­be­tes – auch in der Oster­zeit, obwohl das 1. Kon­zil von Nika­ia dies streng unter­sagt hat.
            Pius V. hat mit sei­nem Mess­buch – durch eine Geset­zes­än­de­rung – das alte Mess­buch abgeschafft.
            War­um soll­te ein Papst also einen reform­be­dürf­ti­gen Kalen­der nicht durch Gesetz und Recht ändern? Natür­lich ist der Papst der ober­ste Gesetz­ge­ber der Kirche!

          • Die Ein­füh­rung des gre­go­ria­ni­schen Kalen­ders zur Bestim­mung des Oster­ter­mins war natür­lich k e i n e Not­wen­dig­keit, wie aus der bei­be­hal­te­nen alten Pra­xis der ortho­do­xen Kir­che zur Genü­ge bewie­sen ist.
            Dass der Papst eine Kon­zils­ge­setz­ge­bung ändern kann, ist aus ortho­do­xer Sicht (salopp for­mu­liert) eine Katz, die sich in den Schwanz beißt. Die Ortho­do­xie hält näm­lich nur an dem fest, was im ersten christ­li­chen Jahr­tau­send katho­li­scher Kon­sens war. War­ten wir es ab, ob es zu einem gemein­sa­men Oster­ter­min kom­men wird und wel­ches die­ser Ter­min dann sein wird. Viel­leicht erin­nern Sie sich dann ja an unse­re Dis­kus­si­on. Wie war es denn bei dem Fili­o­que? Rom hat indi­rekt zuge­ge­ben, dass es die Ein­fü­gung nicht ein­sei­tig hät­te vor­neh­men sol­len, erlaubt den Byzan­ti­nisch-Unier­ten das Cre­do ohne Fili­o­que, und wenn Sie mal „Domi­nus Jesus“ von Papst Johan­nes Paul II. (ver­fasst von Kar­di­nal Ratz­in­ger) nach­le­sen, wer­den Sie fest­stel­len, dass dort das Nicae­no­con­stan­ti­no­po­li­ta­num ohne Fili­o­que ange­führt ist. Als Kar­di­nal Hum­bert in der Hagia Sophia die Exkom­mu­ni­ka­ti­ons­bul­le auf den Altar leg­te, warf er den Ortho­do­xen vor, sie hät­ten das Fili­o­que aus dem Cre­do entfernt…

      • Im 1. Kon­zil von Nicäa wur­de auch verkündet:
        „Der Bischof von Alex­an­dria soll jähr­lich das Oster­da­tum berech­nen und es früh­zei­tig dem Papst in Rom mel­den, damit es von hier aus allen ande­ren Kir­chen ange­zeigt wer­den kann.“ Die Alex­an­dri­ni­sche Wis­sen­schaft wur­de als die am besten für mathe­ma­tisch-astro­no­mi­sche Berech­nun­gen befä­hig­te gehal­ten. Der Papst soll­te aber aus den dif­fe­rie­ren­den Ergeb­nis­sen kon­kur­rie­ren­der Berech­nungs­ar­ten aus­wäh­len oder eine Eini­gung durch Ver­hand­lun­gen herbeiführen.

        Von daher geht eine wis­sen­schaft­li­che Ori­en­tie­rung schon in Ord­nung. Es sind halt noch die drei ande­ren Punk­te zu berücksichtigen:
        + Ostern muss bei allen Kir­chen an dem­sel­ben Tag gefei­ert werden.
        + Ostern ist nach Früh­lings­be­ginn zu feiern.
        + Ostern ist an einem Sonn­tag nach dem jüdi­schen Pes­sach-Fest zu feiern.
        Ich bin über­zeugt, daß sich das machen läßt. Wenn Papst Gre­gor da etwas nicht kor­rekt anti­zi­piert haben soll­te, dann wird man das kor­ri­gie­ren müs­sen und kön­nen. Daß ein­fach zum alten Julia­ni­schen Kalen­der mit sei­nen Feh­lern zurück­ge­gan­gen wird, hal­te ich für aus­ge­schlos­sen. Der Hl. Kir­chen­leh­rer Tho­mas von Aquin sagt, daß Wahr­heit in der Über­ein­stim­mung von Ver­stand und Sache besteht. Also kann die Sache nicht außen vor blei­ben – und die stimmt beim Julia­ni­schen Kalen­der nun ein­mal nicht mehr. Wo also der Gre­go­ria­ni­sche Kalen­der dog­ma­tisch-kano­ni­sche Pro­ble­me hat, hat der Julia­ni­sche Kalen­der sach­li­che Pro­ble­me. Hier besteht also Hand­lungs­be­darf, den rich­ti­gen Jah­res­ka­len­der zu fin­den und ich fin­de, daß ein gemein­sa­mes Ostern mit den Ortho­do­xen ein her­vor­ra­gen­der Anlaß dafür ist. 

        *http://de.wikipedia.org/wiki/Erstes_Konzil_von_Nic%C3%A4a#Osterdatum
        Kurz-URL: http://​bit​.ly/​1​g​h​3​5Sf

        • MisterX
          „Ostern ist an einem Sonn­tag nach dem jüdi­schen Pes­sach-Fest zu feiern.“
          Das ist eben das Pro­blem, und des­halb sind die Ortho­do­xen nicht mit­ge­zo­gen, weil nach der gre­go­ria­ni­schen Kalen­der­än­de­rung die­se (mit Ana­the­ma geschütz­te) Maß­ga­be des 1. Niz­än­ums oft­mals ver­letzt wird. Den bür­ger­li­chen gre­go­ria­ni­schen Kalen­der haben ja auch die Staa­ten mit mehr­heit­lich ortho­do­xer Bevöl­ke­rung im 20. Jahr­hun­dert über­nom­men. Des­halb muss­te aber nicht die Berech­nung des Oster­fe­stes geän­dert wer­den – das sind zwei ver­schie­de­ne Din­ge. Es wür­de den Juden nie­mals ein­fal­len, ihren jahr­tau­sen­de­al­ten, bibli­schen Kalen­der für reli­giö­se Belan­ge zu ändern. Und recht haben sie.

          • Mit Ver­laub: Schon das AT kennt die Pra­xis, Ostern nach­zu­fei­ern – der Kalen­der wur­de also durch­aus fle­xi­bel gehandhabt.
            Und vom Ana­the­ma des Niz­än­ums kann ein Papst selbst­ver­ständ­lich dis­pen­sie­ren. Oder die Ana­the­ma­re­ge­lung abrogieren.
            Gegen den gre­go­ria­ni­schen Kalen­der ist nichts ein­zu­wen­den. Er ist prak­ti­ka­bel, erheb­lich kor­rek­ter als der julia­ni­sche Kalen­der (der den 21. März immer wei­ter weg führt von der Tag- und Nacht­glei­che) und wur­de auch von allen pro­te­stan­ti­schen Kir­chen übernommen.

  2. Die Lösung ist ganz einfach:

    Man über­nimmt den gre­go­ria­ni­schen Kalender. 

    Etwas bes­se­res gibt es zur Zeit aus natur­wis­sen­schaft­li­cher Sicht nicht.

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