(Vatikan) Am Dienstag um 10.30 Uhr wurden 30 neue Rekruten der Schweizergarde angelobt. Die jährliche Angelobung der neuen Gardisten ist ein beeindruckender militärischer Festakt mit theologischer Tiefe. In der martialischen Zeremonie schwören die Gardisten, den regierenden Papst unter Einsatz ihres Lebens zu beschützen. Im Gegensatz zur vatikanischen Gendarmerie, sind die Gardisten direkt dem Papst verpflichtet. Während der Sedisvakanz haben sie den Schutz des Kardinalskollegium sicherzustellen.
Angehörige der Päpstlichen Schweizergarde können nur katholische, männliche, unverheiratete Schweizer Staatsbürger werden, die bereits ihren Militärdienst bei der Schweizer Armee geleitet haben und zwischen 19 und 30 Jahre alt sind. Die Mindestdienstzeit beträgt 25 Monate.
Die Angelobung findet immer am 6. Mai statt. Im Jahr 1527 fiel an diesem Tag beim „Sacco di Roma“ der Großteil der Schweizergarde bei der Verteidigung Roms gegen brandschatzende Landsknechte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
2. Teil:
1527 PLÜNDERUNG ROMS
Am Morgen des 6. Mai 1527 gab der Generalhauptmann Bourbon von seinem Hauptquartier aus, dem Kloster Sant’Onofrio auf dem Gianicolo, das Zeichen zum Angriff. Bei der „Porta del Torrione“ wurde er tödlich verwundet, als er zum Sturm auf die Stadtmauer ansetzte. Nach kurzem Zögern durchbrachen die spanischen Söldner die „Porta del Torrione“, während die Landsknechte in den „Borgo Santo Spirito“ und den „Borgo San Pietro“ einfielen. Die Päpstliche Schweizergarde, die sich vollzählig beim Obelisken eingefunden hatte, der damals in der Nähe des „Campo Santo Teutonico“ stand, und die wenigen römischen Truppen leisteten verzweifelten Widerstand.
Der Kommandant Kaspar Röist wurde verwundet und später im Quartier vor den Augen seiner Frau Elisabeth Klingler von den Spaniern auf barbarische Art niedergemetzelt. Von den 189 Schweizern überlebten nur die 42 Gardisten, die unter der Führung von Herkules Göldli – Klemens VII. zu seinem Zufluchtsort, der Engelsburg, begleiteten.
Die anderen fielen heldenhaft, zusammen mit 200 in die Kirche Geflüchteten, vor dem Hochaltar von Sankt Peter. Die Rettung Klemens’ VII. und seiner Leute ermöglichte ein geheimer Fluchtgang, der sogenannte „Passetto“, den Alexander VI. auf der Mauer, die vom Vatikan zur Engelsburg führt, hatte anlegen lassen. Die wilde Horde hatte es eilig, da sie fürchtete, dass ihr die Liga den Rückzug abschneiden könne. Landsknechte und Spanier strömten über die „Ponte Sisto“ in die Stadt und verbreiteten acht Tage lang Schrecken und Gewalt, raubten, frevelten und mordeten. Sie brachen sogar die Gräber der Päpste, auch das von Julius II., auf, um sie auszuplündern. Man schätzt die Zahl der Toten auf 12‘000 und den Wert der Beute auf zehn Millionen Dukaten.
Alles, was geschah, ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das kaiserliche Heer und mehr noch die Landsknechte Frundsbergs von dem gewalttätigen Gedanken eines Kreuzzugs gegen den Papst geleitet wurden.
Vor der Engelsburg wurde unter den Augen des Papstes die Parodie einer kirchlichen Prozession inszeniert, mit der man Klemens aufforderte, Luther die Segel und die Ruder der „Navicella“, des Petrusschiffchens, zu übergeben.
Die Soldaten grölten: „Vivat Lutherus pontifex“. Zum Hohn wurde Luthers Name mit der Schwertspitze in das Fresko „La Disputa del Santissimo Sacramento“ (Die Disputation über das Allerheiligste) in den Stanzen Raffaels eingeritzt, und eine andere Inschrift verherrlichte Karl V. Kurz und präzise dazu ist das Urteil des Priors der Kanoniker von Sant’Agostino: „Malifuere Germani, pejores Itali, Hispani vero pessimi.“ (Die Deutschen waren schlimm, die Italiener schlimmer, am schlimmsten aber waren die Spanier.)
Abgesehen von dem unersetzlichen Verlust durch die Zerstörung der Reliquien gingen während des »Sacco di Roma« Kunstwerke von unschätzbarem Wert verloren, wie zum Beispiel der grösste Teil der Gold¬schmiedearbeiten der Kirchen. Am 5. Juni ergab sich Klemens VII. und musste sich harten Bedingungen unterwerfen: der Übergabe der Festungen Ostia, Civitavecchia und Civita Castellana; dem Verzicht auf die Städte Modena, Parma und Piacenza und der Zahlung von 400‘000 Dukaten.
Die päpstliche Garnison wurde durch vier Kompanien deutscher und spanischer Soldaten ersetzt. Die Schweizergarde wurde abgeschafft und ihr Dienst von 200 Landsknechten über¬nommen. Der Papst setzte durch, dass die überlebenden Schweizer in die neue Garde eintreten durften, doch nur zwölf von ihnen machten von diesem Angebot Gebrauch. Zu diesen gehörten Hans Gutenberg aus Chur und Albert Rosin aus Zürich. Die anderen wollten nichts mit den verhassten Landsknechten zu tun haben.
Homepage Schweizergarde
http://www.guardiasvizzera.va/content/guardiasvizzera/de.html
Zwei Auszüge aus der ganz unten dann aufgeführten
Homepage der Schweizergarde.…
zum Einen über den Ablauf der Vereidigung mit dem Text des zu leistenden Schwures.…
und
zum Anderen zur besseren Einordnung über den geschichtlichen Hintergrund der Garde:
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DIE VEREIDIGUNG
Am 6. Mai des Jahres 1527, wurde die Ewige Stadt von den eindringenden Landsknechten von Kaiser Karl V. überfallen.
Heute spricht man auch vom „Sacco di Roma“, der Plünderung Roms.
Bei diesem Überfall hatten die Schweizer keine Chance, obwohl sie verzweifelt versuchten Widerstand zu leisten.
Von den 189 Schweizergardisten überlebten nur deren 42.
Ihnen gelang es in letzter Minute, Papst Klemens VII. über den Geheimgang („Passetto“) in die Engelsburg in Sicherheit zu bringen.
Noch heute wird zum Gedenken an dieses historische Ereignis die alljährliche Vereidigung der neuen Rekruten am 6. Mai abgehalten.
Neben den Angehörigen der Neuvereidigten, sind ebenfalls wichtige Vertreter aus Politik und Kirche anwesend.
Die vom Kaplan vorgelesene Schwurformel wird von den neuen Rekruten in einer verkürzten Form wiederholt:
„Ich schwöre, treu, redlich, und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst Benedikt XVI., und seinen rechtmässigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für Ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben.
Ich übernehme dieselben Verpflichtungen gegenüber dem Kollegium der Kardinäle während der Sedisvakanz des Apostolischen Stuhles.
Ich verspreche überdies dem Herrn Kommandanten und meinen übrigen Vorgesetzten Achtung, Treue und Gehorsam.
Ich schwöre es, so wahr mir Gott und unsere heiligen Patrone helfen.“
Der Tag der Vereidigung ist wohl der Höhepunkt im Leben eines jeden Gardisten. Wenn man im Panzer und Gran-Gala Uniform auf die Gardefahne schwört, schwört man für sein ganzes Leben. Einmal Gardist – immer Gardist.
Ein Schwur, der vor allem Tapferkeit und Treue voraussetzt.
Ein Schwur, der auch zur völligen Hingabe und Loyalität verpflichtet.
Weshalb sollte Karl V. und seine kaiserlichen Truppen einen Hass gegen Rom und den Papst gehabt haben? Karl V. war doch selber katholisch durch und durch und Luthers größter Gegenspieler. Seinen Lebensabend nach seiner Abdankung verbrachte er in einem spanischen Kloster.
Ganz einfach: Weil der damalige Papst (ich glaube Clemens VIII.) mit dem Französischen König gegen Karl V. zusammenarbeitete. Die Quittung war der Sacco di Roma.
Schön aber, dass die Schweizer Garde ohne Bedenken unserem Heiligen Vater treu sein kann. Ich liebe Franziskus!
@Sarah:„Schön aber, dass die Schweizergarde ohne Bedenken unserem Heiligen Vater treu sein kann“…
Sarah, lieben Sie Gott, das ist tausendmal besser.
Das eine hebt das andere nicht auf! Und Gott liebe ich ja ohnehin, wenn ich den Papst liebe. Alle wahren Katholiken lieben den Papst.
Die Tatsache, dass sich der Heilige Vater von Soldaten mit Waffen verteidigen lässt, beantwortet hinlänglich das zeitgeistige Geschwätz von der totalen Gewaltlosigkeit von Staat und Gesellschaft. Recht und Gutes sind zu verteidigen. Auch mit Gewalt und militärischem Einsatz.
Ganz recht: „Recht und Gutes sind zu verteidigen.“ Aber wie sollen fantasierte Entitäten wie „Staat“ und „Gesellschaft“ dies bewältigen, in deren Namen doch systematisch Recht verletzt und Schlechtes geschaffen wird?