Kirche stöhnt nicht unter zuviel, sondern zuwenig Autorität – Ariel Levi di Gualdo über den Fall Martha Heizer


Das Kirchenrecht(Inns­bruck) Ver­gan­ge­ne Woche wur­de bekannt, daß die Vor­sit­zen­de der kir­chen­re­bel­li­schen Ver­eins „Wir sind Kir­che“ exkom­mu­ni­ziert wur­de. Exkom­mu­ni­ka­tio­nen sind pro­por­tio­nal umge­kehrt zur zuneh­men­den Ver­brei­tung hete­ro­do­xer Leh­ren und zur Dis­zi­plin­lo­sig­keit in der Kir­che eine Sel­ten­heit gewor­den. Der streit­ba­re Prie­ster Ari­el Levi di Gual­do, ein jüdi­scher Kon­ver­tit, befaßt sich in sei­nem jüng­sten Auf­satz mit dem Fall Mar­tha Hei­zer. Mehr noch geht es ihm dar­um, daß die kirch­li­che Auto­ri­tät das Instru­ment der Exkom­mu­ni­ka­ti­on kaum nutzt und die Kir­che unter die­ser Abwe­sen­heit der kirch­li­chen Auto­ri­tät stöhnt.

Anzei­ge

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Die „Priesterin“ von „Wir sind Kirche“ hat sich exkommuniziert

von Ari­el Levi di Gualdo

Die Fak­ten: Mar­tha Hei­zer insze­nier­te zusam­men mit ihrem Ehe­mann Gert Hei­zer seit drei Jah­ren in ihrem Haus in Absam unter Anwe­sen­heit von Gläu­bi­gen eine regel­rech­te eucha­ri­sti­sche Par­odie. Nach einer gründ­li­chen Unter­su­chung durch die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on stell­te der Bischof von Inns­bruck, Msgr. Man­fred Scheu­er per­sön­lich das Exkom­mu­ni­ka­ti­ons­de­kret zu, das von den bei­den Betrof­fe­nen zurück­ge­wie­sen wur­de. Mar­tha und Gert Hei­zer erklär­ten in den Medi­en, empört zu sein über das Vor­ge­hen der „Amts­kir­che“ und vor allem, daß sie ihren Weg wei­ter­ge­hen werden.

Jeder Bischof kann exkommunizieren und sollte es im Notfall auch tun

Jenen, die mich um Auf­klä­rung über die Exkom­mu­ni­zie­rung gebe­ten haben und dar­über, was genau eine Exkom­mu­ni­ka­ti­on bedeu­tet und wer sie ver­hän­gen kann, muß ich zunächst vor­aus­schicken, daß es sich dabei nicht um ein päpst­li­ches Vor­recht han­delt, wie vie­le zu mei­nen schei­nen. Alle resi­die­ren­den Diö­ze­san­bi­schö­fe, die über die Voll­macht zur Lei­tung ihrer Orts­kir­che ver­fü­gen, besit­zen das Recht, die Exkom­mu­ni­ka­ti­on über ihnen unter­ste­hen­de Gläu­bi­ge zu ver­hän­gen, und manch­mal hät­ten sie gera­de­zu die Pflicht, davon Gebrauch zu machen, wenn sie dies in die­sen Zei­ten auch nur sehr sel­ten tun. Das Recht erstreckt sich unter­schieds­los auf alle ihnen in ihrer jewei­li­gen Juris­dik­ti­on anver­trau­ten Gläu­bi­gen ob Prie­ster, Dia­ko­ne, Ordens­leu­te oder gläu­bi­ge Lai­en gemäß den im Kir­chen­recht fest­ge­leg­ten Bestimmungen.

Der Groß­teil der Exkom­mu­ni­ka­tio­nen erfolgt latae sen­ten­tiae wegen Tat­stra­fen, das heißt auto­ma­tisch, weil die Betrof­fe­nen durch ihr Ver­hal­ten oder ihre ver­bre­che­ri­schen Hand­lun­gen, gleich­gül­tig ob es sich dabei um einen Kle­ri­ker in sacris oder um einen Lai­en han­delt, ipso fac­to exkom­mu­ni­ziert sind.
Ver­su­chen wir die Sache anhand eines kon­kre­ten Bei­spiels zu erklä­ren: Wenn ich als Prie­ster beim Beicht­dienst das sakra­men­ta­le Sie­gel der Geheim­hal­tungs­pflicht bre­che und den Inhalt der Beich­te eines Pöni­ten­ten, näm­lich die von ihm gebeich­te­ten Sün­den öffent­lich machen wür­de, wäre ich auto­ma­tisch latae sen­ten­tiae, im Sin­ne einer Tat­stra­fe exkom­mu­ni­ziert. Kon­kret wäre mei­ne Exkom­mu­ni­ka­ti­on mit einem der delic­ta gra­vio­ra ver­bun­den, des­sen Nach­laß ein­zig dem Apo­sto­li­schen Stuhl vor­be­hal­ten ist, wäh­rend mir mein Diö­ze­san­bi­schof dafür kei­ne Abso­lu­ti­on ertei­len und mir den Nach­laß gewäh­ren könn­te. Die­se Form betrifft eini­ge im Kir­chen­recht fest­ge­leg­te schwer­wie­gen­de Ver­bre­chen. Den Nach­laß dafür kann mir nur die Apo­sto­li­sche Signa­tur ertei­len, nach­dem sie eine ange­mes­se­ne Buße auf­er­legt hat.

Die Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae bedeu­tet also, daß man sie sich selbst durch das eige­ne Han­deln zuzieht. Die kirch­li­che Auto­ri­tät beschränkt sich ledig­lich dar­auf, die Tat zur Kennt­nis zu neh­men und dem Betrof­fe­nen, der exkom­mu­ni­ziert ist, die­se Fest­stel­lung offi­zi­ell zuzu­stel­len und die je not­wen­di­gen Sank­tio­nen und Stra­fen zu ver­hän­gen. Im Fal­le eines Kle­ri­kers könn­te das vom Inter­dikt, dem Ver­bot die Sakra­men­te zu zele­brie­ren und zu spen­den, bis zur Rück­ver­set­zung in den Lai­en­stand in beson­ders schwer­wie­gen­den Fäl­len reichen.

Ver­gleicht man das Straf­recht mit dem Kir­chen­recht könn­te man sagen, daß die Exkom­mu­ni­ka­ti­on latae sen­ten­tiae, der man ipso fac­to ver­fällt und der Exkom­mu­ni­ka­ti­on, die hin­ge­gen wegen einer ver­bre­che­ri­schen Tat von der kirch­li­chen Auto­ri­tät nach einer for­ma­len Anzei­ge ver­hängt wird, der straf­recht­li­chen Ver­fol­gung von Amts­we­gen und jener nach einer Anzei­ge Drit­ter entspricht.

Problematisches Nichthandeln der Bischöfe

Es gibt zudem eine Rei­he weni­ger ekla­tan­ter, aber des­halb nicht weni­ger schwer­wie­gen­der Fäl­le, in denen es die Pflicht des Diö­ze­san­bi­schofs wäre, stren­ge kano­ni­sche Sank­tio­nen zu ver­hän­gen, zum Bei­spiel, indem er gegen Kle­ri­ker ein­schrei­tet, die öffent­li­ches Ärger­nis geben, weil sie im Kon­ku­bi­nat leben, oder Unord­nung und Ver­wir­rung im Volk Got­tes stif­ten durch ihre Schrif­ten oder öffent­li­chen Aus­sa­gen vol­ler Groll oder getränkt von unüber­seh­ba­ren Schnit­zern und Falsch­dar­stel­lun­gen der Glau­bens­leh­re, denn rich­ti­ge Häre­si­en set­zen bereits ein bestimm­tes Maß an Kul­tur und theo­lo­gi­scher Intel­li­genz vor­aus, die bestimm­ten „sozia­len Prie­stern“ wie dem berühm­ten Don Lui­gi Ciot­ti [bei dem sich Papst Fran­zis­kus ein­häng­te und der seit­her mit höhe­ren päpst­li­chen Wei­hen ver­se­hen gilt] sel­ten eigen ist. Oder etwa der Genue­ser Prie­ster Pao­lo Fari­nella, der so ger­ne in der links­ra­di­ka­len und anti­ka­tho­li­schen Zeit­schrift Micro­me­ga publi­ziert. Das ein­zi­ge Pro­blem ist, daß sein Diö­ze­san­bi­schof Ange­lo Kar­di­nal Bag­nas­co ist, jener gute Bischof, der im Mai 2013 beim Requi­em für den ver­stor­be­nen Don Lui­gi Gal­lo, einen ande­ren „sozia­len Prie­ster“, vor poli­ti­schen und pole­mi­schen Dis­kus­sio­nen zurück­schreck­te und des­halb nicht davor zurück­schreck­te, die Aller­hei­lig­ste Eucha­ri­stie einem als Frau ver­klei­de­ten Mann zu spen­den, der als rabia­ter Ver­fech­ter des Homo­se­xua­lis­mus bekannt ist, der sich ihm in Stöckel­schu­hen prä­sen­tier­te und dem post com­mu­nio­nem sogar erlaubt wur­de, wahr­schein­lich als eucha­ri­sti­sche Dank­sa­gung, vom Ambo des Pres­by­te­ri­ums zu pala­vern, von dem den Chri­sti fide­les das Wort Got­tes ver­kün­det wird. Das alles wäh­rend der Eucha­ri­stie­fei­er, der der Vor­sit­zen­de der ita­lie­ni­schen Bischö­fe als Orts­or­di­na­ri­us vorstand.

Pelikan nährt seine JungenIst der Hirte heute Pelikan oder Vogelstrauß?

Wenn in der alten Iko­no­gra­phie des Aqui­na­ten der gute Vater und Hir­te durch den sich selbst­los auf­op­fern­den, hin­ge­bungs­vol­len Peli­kan dar­ge­stellt wur­de, der sich mit dem Schna­bel das Herz auf­reißt, um sei­ne Kin­der zu näh­ren, müß­ten heu­te vie­le Väter und Hir­ten durch eine moder­ne Iko­no­gra­phie als Vogel­strauß dar­ge­stellt wer­den, der mit­nich­ten hin­ge­bungs­voll, sogar vor dem eige­nen Schat­ten der­ma­ßen erschrickt, daß der instink­tiv den Kopf in den Sand steckt, dabei aber bestens sicht­bar die deli­ka­te­ste und ver­letz­lich­ste Sei­te sei­nes Kör­pers expo­niert läßt.

Um ehr­lich zu sein, wun­dert mich noch heu­te, daß nicht ich bestraft wur­de, wie man es mir übri­gens mehr­fach ange­droht hat, obwohl ich kei­ne kano­ni­sche Bestim­mung ver­letzt hat­te. „Schul­dig“ gemacht hat­te ich mich hin­ge­gen, in den Augen man­cher, der Maje­stäts­be­lei­di­gung, dem ober­sten „Dog­ma“ bestimm­ter Prä­la­ten, das heu­te weit höher steht als das Myste­ri­um des fleisch­ge­wor­de­nen Wor­tes Got­tes, weil ich gestern sag­te und heu­te bekräf­ti­ge, daß der Vor­sit­zen­de der Bischofs­kon­fe­renz falsch gehan­delt hat und wei­ter­hin falsch han­delt, weil er eini­gen sei­ner Prie­ster frei­en Lauf läßt, ideo­lo­gi­schen Haß zu schü­ren und offen­kun­di­ge Hete­ro­do­xien zu verbreiten.

Heizer hat sich selbst exkommuniziert

Was nun die „Prie­ste­rin“ von Wir sind Kir­che betrifft, ist es letzt­lich nicht ganz rich­tig, zu sagen, der Papst habe sie und ihren eben­so pro­gres­si­ven Ehe­mann exkom­mu­ni­ziert. Kom­ma 2 von Canon 1378 des Codex Iuris Cano­ni­ci besagt näm­lich: „Die Tat­stra­fe des Inter­dikts oder, falls es sich um einen Kle­ri­ker han­delt, der Sus­pen­si­on, zieht sich zu, wer ohne Prie­ster­wei­he das eucha­ri­sti­sche Opfer zu fei­ern ver­sucht.“ Wer sich die ent­spre­chen­den Bestim­mun­gen des Kir­chen­rechts genau­er anschau­en will, wird im Inter­net fün­dig.

Indem Frau Mar­tha Hei­zer vor­sätz­lich und mit Beharr­lich­keit wie­der­holt eine Straf­tat beging, hat sie sich selbst exkom­mu­ni­ziert. Der Bischof von Inns­bruck hat ledig­lich dafür gesorgt, ihr mit­zu­tei­len, daß sie sich auf­grund ihres Ver­ge­hens gegen den katho­li­schen Glau­bens ipso fac­to aus der Gemein­schaft der Gläu­bi­gen aus­ge­schlos­sen hat. Das heißt: Wir tei­len dir mit, daß du dich selbst exkom­mu­ni­ziert hast und damit aus der Gemein­schaft der Kir­che aus­ge­schie­den bist und daß die Kir­che des­halb gegen dich kano­ni­sche Maß­nah­men ergreift.

Falsches Verständnis von Liebe und Barmherzigkeit – Bischöfe schweigen

Der Gute Hirte läßt die Schafe nicht in die Irre gehenAnders liegt die Sache beim genann­ten Genue­ser Prie­ster Pao­lo Fari­nella, der alles getan hat, um für meh­re­re Mona­te von sei­nem Bischof das Recht ent­zo­gen zu bekom­men, zu pre­di­gen, öffent­lich die Hei­li­ge Mes­se zu zele­brie­ren und die Beich­te zu hören, jeden­falls solan­ge, bis nicht geklärt ist, wie er sich künf­tig öffent­lich zu ver­hal­ten gedenkt, da sein bis­he­ri­ges Ver­hal­ten der sakra­men­ta­len Wür­de des Prie­ster­tums gro­ßen Scha­den zuge­fügt hat. Eine sol­che über­fäl­li­ge Maß­nah­me wird jedoch gegen Fari­nella nicht ergrif­fen wegen der der­zeit vor­herr­schen­den Auf­fas­sung von Lie­be und Barm­her­zig­keit. Zumin­dest solan­ge es sich nicht um die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta und ihren Grün­der, jenen „Schwer­ver­bre­cher“ und „noto­ri­schen Häre­ti­ker“ han­delt, denn dann geht das Schlacht­beil uner­bitt­lich nie­der, obwohl vie­le Bischö­fe und Kar­di­nä­le in ihren pri­va­ten Wohn­zim­mern die­se kom­mis­sa­ri­sche Zer­stö­rung miß­bil­li­gen. Öffent­lich aber schwei­gen alle aus Angst, irgend­ein Pri­vi­leg, eine Prä­ben­de oder eine Beför­de­rung auf einen bes­se­ren Stuhl zu verlieren?

Aus die­sem Grund wäre ein kla­res und ein­heit­li­ches Ver­ständ­nis des Kir­chen­rechts und des inter­nen Lebens der Kir­che wich­tig sowie ein kor­rek­tes Ver­ständ­nis der Barm­her­zig­keit, indem zu letz­te­rer ein­zig auf einer theo­lo­gi­schen Ebe­ne vor­ge­gan­gen wird. Denn wenn die apo­sto­li­sche Auto­ri­tät und die christ­li­che Gerech­tig­keit feh­len, die auf der zen­tra­len gött­li­chen Tugend der Lie­be erbaut sind, wenn das Gute böse und das Böse gut wird, kann man weder von Barm­her­zig­keit noch von Ver­ge­bung spre­chen, wenn­schon nur vom ewi­gen Ver­füh­rer, der heu­te umso eif­ri­ger am Werk ist, den Affen Got­tes zu spie­len, wie ihn der Kir­chen­va­ter Hie­ro­ny­mus nann­te: der Teu­fel, der seit jeher dar­auf abzielt, das Gute und Böse umzu­keh­ren, um eine ande­re, wider­gött­li­che Wirk­lich­keit zu schaffen.

Und heu­te scheint ihm das, lei­der, mei­ster­haft zu gelingen.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati​can​.va/​Pro Spe Salutis

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20 Kommentare

  1. Der Teu­fels­fuss an der Tat­stra­fe „latae sen­ten­tiae“ ist ja die Tat­sa­che, das vie­le durch das Ver­sa­gen der „Kon­zils­kir­che“ ali­as „Die Neue Kir­che“, indem die­se kei­ne oder Groß­teils eine anti­ka­tho­li­sche Glau­bens­leh­re betreibt, vie­le nicht ein­mal mehr über das nöti­ge katho­li­sche Grund­wis­sen ver­fü­gen und so die­se sel­ber als auch deren Umfeld nicht ein­mal erken­nen wenn sie sich die­se Tat­stra­fe zufügen. 

    Und der Fall Hei­zers (oder bes­ser gesagt all­ge­mein der Ver­ein WiSi­Ki) , ist ein­fach das Para­de­bei­spiel für das Ver­sa­gen der irdi­schen kirch­li­chen Obrig­keit, beson­ders die des Ö Epi­sko­pa­tes, den die Hei­zers haben ja im Grun­de nur das getan was „Wöl­fe im Schafs­pelz“ seit Jah­ren in Ö for­dern, sie­he die For­de­run­gen im „Auf­ruf zum Unge­hor­sam“ der „Schüller´schen“ „Pfar­rer­initia­ti­ve“ wel­che die­sen vor FASST „3“ JAHREN ver­öf­fent­lich­ten http://​www​.pfar​rer​-initia​ti​ve​.at/​u​n​g​e​.​h​tml (beach­tet bit­te beson­ders die Punk­te 4 – 7 und die Ö Bischö­fe als auch die zustän­di­gen Dik­aste­ri­en im VATIKAN als auch Papst frü­her sei­ne Hei­lig­keit Papst Bene­dikt XVI und jetzt Fran­zis­kus wis­sen, das die­se Punk­te schon lan­ge in die Tat umge­setzt wur­den) denn mit der Ver­öf­fent­li­chung haben meh­re­re der Pfar­rer dies STOLZ ver­kün­det, und nach wie vor steht SCHÜLLER zu der frev­le­ri­schen Tat der Hei­zers und wet­tert gegen die Exkom­mu­ni­ka­ti­on http://​tvthek​.orf​.at/​p​r​o​g​r​a​m​/​Z​I​B​-​M​a​g​a​z​i​n​/​5​5​2​1​8​8​1​/​Z​I​B​-​M​a​g​a​z​i​n​/​7​9​6​4​204 . Daher wur­den in mei­nen Augen die Hei­zers nur des­halb exkom­mu­ni­ziert weil sie Prie­stern Gehorch­ten, und weil eben das Ö- Epi­sko­pat zu Fei­ge, Lau und Geld­gie­rig ist, müßen eben die Hei­zers als „Bau­ern­op­fer“ für die anti­ka­tho­li­schen, häre­tisch- schis­ma­ti­schen Dia­ko­ne, Prie­ster und Pfar­rer her genom­men wer­den um den Anschein zu erwecken das die „Zwangs­kir­chen­bei­trags­zah­ler“ nicht doch alles tun dürfen. 

    Und aufs irdi­sche Bezo­gen kann man nur hinzufügen
    „Der Fisch fängt immer beim Kopf zu stin­ken an“ ,
    „Die Kri­se der Gesell­schaft = Die Kri­se der Kir­che = Die Kri­se der Bischöfe“ 

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

  2. Ich erlau­be mir, hier eini­ge Gedan­ken hin­zu­set­zen, die mit dem Arti­kel und des­sen tref­fen­den Beob­ach­tun­gen in kei­ner­lei Bezie­hung stehen. 

    Ich möch­te viel­mehr an den anre­gen­den Dis­kurs anknüp­fen, der sich im Anschluss an den Arti­kel über das „Tref­fen“ zwi­schen Papst Fran­zis­kus und Bischof Ber­nard Fel­lay vom 12. Mai ent­wickelt hat. (Eine Dis­kus­si­on von The­men im übri­gen, die auch dort in kei­nem direk­ten Ver­hält­nis mit dem Arti­kel mehr stan­den.) Ich kom­me erst heu­te dazu, @Augustinus auf sei­nen Bei­trag vom 20. Mai zu ant­wor­ten, und hät­te dies ger­ne an Ort und Stel­le getan; dies ist aber, wie es scheint, nicht mehr möglich. 

    An die­ser Stel­le möch­te ich auch ein­mal die Fra­ge in den Raum wer­fen, ob nicht par­ti­ell eine ande­re Struk­tu­rie­rung der Web­site von Vor­teil wäre, so dass Dis­kus­sio­nen von beson­de­rem Inter­es­se nicht gleich­sam zum „Abster­ben“ gezwun­gen wären, wenn das ent­spre­chen­de The­ma von der „Start“-Seite ver­schwin­det. Ich den­ke, da gäbe es ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten – bis hin zu einem eigent­li­chen, anmel­de­pflich­ti­gen Forum, wo bestimm­te The­men wei­ter­ver­folgt bzw. neu ein­ge­bracht wer­den könnten…

    Nun zu mei­nem eigent­li­chen Posting zum The­ma Kant/​Bernard d’E­s­pa­gnat. Alle, die sich nicht dafür inter­es­sie­ren, bit­te ich, mei­nen „Ein­schub“ ein­fach zu ignorieren! 

    @ Augu­sti­nus:

    Vie­len Dank für Ihre Ant­wort; ich hof­fe, Sie mit mei­ner Replik an ver­än­der­ter Stel­le noch zu erreichen. 

    Sie haben natür­lich recht, dass mei­ne For­mu­lie­rung einer „vom mensch­li­chen Bewusst­sein unab­hän­gi­gen empi­ri­schen Wirk­lich­keit“ ver­un­glückt und miss­ver­ständ­lich war. Für sich allei­ne gele­sen ist sie wider­sprüch­lich, klar. Ich habe in mei­nem Bei­trag (vom 19.5.) aber erklärt, wie sie gemeint war: „Die­se empi­ri­sche Wirk­lich­keit ist also, obgleich nicht durch unser Bewusst­sein KONSTITUIERT, und DIESBEZÜGLICH von uns unab­hän­gig, nicht die an sich sei­en­de Rea­li­tät“. Natür­lich fin­det Erfah­rung stets im Bewusst­sein statt, aber die Fra­ge ist eben, ob das Bewusst­sein die Gegen­stän­de der Erfah­rung a prio­ri kon­sti­tu­iert. Es ist nicht wider­sprüch­lich, davon zu spre­chen, dass die empi­ri­sche Wirk­lich­keit DIESBEZÜGLICH, in die­ser Hin­sicht, vom Bewusst­sein unab­hän­gig sein kann. 

    Nach­dem ich im Inter­net mich etwas kun­di­ger gemacht habe, was Ber­nard d’Espagnat betrifft, kann ich Ihnen natür­lich zustim­men, dass dies sei­nem Den­ken so nicht ent­spricht! Wenn­gleich ich Ihnen dar­in wider­spre­chen wür­de, dass mein Modell das eines tran­szen­den­ta­len Rea­lis­mus ist. Denn ich ging eben nicht von einer von uns unab­hän­gi­gen Rea­li­tät aus, die im wis­sen­schaft­li­chen Fort­schritt nach und nach kla­rer in Rich­tung ihres An-sich erkannt wer­den könn­te. Mein Ver­such war es, dem, was uns als empi­ri­sche Wirk­lich­keit erscheint, ein ver­bor­ge­nes Bezugs­ge­sche­hen zwi­schen Wahr­neh­men­dem und Wahr­ge­nom­me­nem inhä­rent zu den­ken – aber auf einer von uns unhin­ter­geh­ba­ren, seins­haf­ten Ebe­ne – ohne dass unser Bewusst­sein kon­sti­tu­tiv dar­an betei­ligt wäre.

    • Ich neh­me hier die Gele­gen­heit wahr auf Augu­sti­nus, GW aus der frü­he­ren Dis­kus­si­on zu ant­wor­ten, falls dies noch ankommt:

      Also gut, GW sagt, die Quan­ten­theo­rie ist frei von Anti­no­mien. Die Quan­ten­na­tur ist so, wie wir sie beob­ach­ten. Para­do­xa ent­ste­hen, weil unser gesun­der Men­schen­ver­stand die Anders­ar­tig­keit der Quan­ten­na­tur nicht ver­steht. Das müs­sen wir anneh­men, weil wir nun mal so beobachten. 

      Befas­sen wir uns mal mit die­sem Beobachter:
      Das beob­ach­ten­de Sub­jekt beob­ach­tet das Objekt, also den phy­si­ka­li­schen Pro­zess ohne ihn zu stö­ren. Das ist das Kri­te­ri­um der Objek­ti­vi­tät. Ver­län­gert der Beob­ach­ter sei­ne Sin­nes­wahr­neh­mung in den Quan­ten­be­reich, dann wir der Beob­ach­ter selbst Teil des Pro­zes­ses, und die Objek­ti­vi­tät geht ver­lo­ren. Im irdi­schen Labor stellt der Beob­ach­ter objek­tiv die Kon­stanz der Vaku­um­licht­ge­schwin­dig­keit fest. Im Kos­mos stellt der Beob­ach­ter fest, dass bei der side­ri­schen Aberra­ti­on die Kon­stanz der Vaku­um­licht­ge­schwin­dig­keit nicht mehr gilt, jedoch anti­no­mien­freie Theo­rien stel­len die Kon­stanz sicher. Frei­heit von Anti­no­mien ist not­wen­dig zur Rich­tig­keit von wis­sen­schaft­li­chen Resul­ta­ten aber nicht hin­rei­chend wahr. Das ist des Pudels Kern, des Schlie­ssens letz­ter Schluss, des Phi­lo­so­phie­rens letz­te Tat, das Ende des Jako­bi­ner­tums, des Idea­lis­mus und schliess­lich das Schei­tern der Auf­klä­rung, an des­sen Spit­ze Kant steht. 

      Hal­ten wir fest:
      Im Quan­ten­be­reich ist die Natur so, weil wir sie so beob­ach­ten, wie GW sagt.
      Im Kos­mos ist unse­re Beob­ach­tung falsch, weil die Natur anders ist als wir beob­ach­ten. Das sind Tatsachen.
      Das muss ein ziem­li­cher Schlag ins Gesicht von Kant und sei­nen Jün­gern sein, die man gern auch als Kant-ianer bezeich­net. Ohne jetzt auf die Zir­kel­schlüs­sig­keit ein­zu­ge­hen, die in der Kant­schen Rela­ti­vie­rung der Sin­nes­wahr­neh­mung ver­bor­gen liegt, ist aus dem Kant­schen Ding an sich durch die­ses fal­sche Den­ken das Un-ding an sich her­vor­ge­gan­gen: das Atom. Die Atom­bom­be als sicht­ba­res Resul­tat kann nie­mand leug­nen und sie funk­tio­niert. Nicht Hegel oder Scho­pen­hau­er mit des­sen Vor­stel­lungs­welt sich Kant wun­der­bar wider­le­gen lässt, hat schliess­lich Kant zum ein­di­men­sio­na­len Den­ken des heu­ti­gen Mate­ria­lis­mus geführt. Hier ist nicht der Platz und die Zeit die­sen Kant­schen Zir­kel dar­zu­le­gen. Viel­leicht noch zu erwäh­nen, Sin­nes­wahr­neh­mun­gen (und auch Offen­ba­rungs­wahr­meh­mun­gen) sind intel­li­gi­bel, durch rei­nes Den­ken nicht beweis­bar, beweis­bar sind ledig­lich Wahr­neh­mun­gen des Gei­stes im Bereich der Logik und Mathe­ma­tik, die Teil der Logik ist und Wahr­neh­mun­gen des Her­zens im Bereich der Moral dank der Geset­ze, die Gott in unse­re Köp­fe und Her­zen geschrie­ben hat. Die­se intel­li­gi­ble Beweis­füh­rung nennt Kant Erkennt­nis a priori.

      Also bleibt von Kant selbst nicht gera­de viel übrig, da auch der kate­go­ri­sche Impe­ra­tiv in der Bibel grund­ge­legt ist durch die Gol­de­ne Regel und ein all­ge­mein gül­ti­ges Prin­zip in dem damals noch christ­li­chen Leben in Euro­pa nicht schwer als sol­ches zu erken­nen war. Die Vetre­ter der Gei­stes­hal­tung des heu­ti­gen Mate­ria­lis­mus sehen dies nicht, weil es nicht gera­de ins Auge springt einen Zir­kel ein­zu­se­hen, oder die Ein­sich­tig­sten wol­len die­se Zir­kel nicht zu Ende den­ken, weil sie sich dann selbst ver­leug­nen müss­ten und so dre­hen sie sich lie­ber in mate­ria­li­sti­schen Zir­kel­schlüs­sen bis der Tod dem Sein ein Ende setzt. Dass die Ergeb­nis­se der Quan­ten­phy­sik Kant recht geben, ist nun ja klar, da die­se aus dem Denk­an­satz Kants her­vor­ge­gan­gen ist, also genau­so ein Zirkelschluss.

      GW spricht von Hoch­mut, wer die Wirk­lich­keit nicht annimmt, die so ist, wie sie ist, weil wir sie so beob­ach­ten. Wenn ich in der Quan­ten­phy­sik, den zu beob­ach­ten­den Pro­zess, so prä­pa­rie­re, dass her­aus­kommt, was ich beob­ach­te, ist es eben die­ser Zir­kel­schluss der Beob­ach­tung. Dann die­se der Natur und Schöp­fung Got­tes zuschrei­ben, ist der wis­sen­schaft­li­che Hoch­mut jenes Zir­kels der dem­je­ni­gen Hoch­mut vor­hält, der nicht eins ist mit ihrem Hoch­mut, ein Zirkel.

      Das Myste­ri­um Got­tes ist nicht quan­ten­phy­si­ka­li­sche Magie, des­sen der gesun­de Men­schen­ver­stand nicht fähig ist zu erken­nen. Die­se Magie ist eher ein Werk Satans, der sein will wie Gott, aber nur durch Magie zu ver­zau­bern ver­mag. Gott ist kein Zir­kel, son­dern Rea­li­tät, Ver­nunft und nicht Unver­nunft. Den auf­ge­klär­ten Nach­kom­men erscheint auch Unver­nünf­ti­ges als ver­nünf­tig dank ihrer Beweis­kraft, weil sie das zu Bewei­sen­de mit Hil­fe des zu Bewei­sen­den „bewei­sen“. Das ist doch logisch ver­nünf­tig, sonst wür­de man den intel­li­gi­blen Geset­zen des Den­kens wider­spre­chen, selbst der ein­ge­fleisch­te Mate­ria­list wür­de dies erkennen.

      Nicht Gott hat uns in die­se Magie der Zir­kel­schlüs­sig­keit geführt, der Gene­ra­tio­nen in fast nai­ver Manier bis zur höch­sten Wis­sen­schaft gefolgt sind, dabei hät­te es bloss des Fin­ger­zei­ges eines ver­nün­fi­gen Kin­des auf den nack­ten Kai­ser genügt, um nicht zum Opfer zu wer­den, son­dern der Mensch hat uns dahin geführt, der sich in der Fin­ster­nis der Auf­klä­rung als mün­dig gegen­über Gott erklär­te und die Geset­ze Got­tes unab­hän­gig von Gott, selbst her­aus­fin­den woll­te. Möge das Licht des Evan­ge­li­ums die­se Fin­ster­nis über­win­den, aus der der Mensch aus eige­ner Kraft, wie die­se auf­ge­klär­te moder­ne Wis­sen­schaft und Phi­lo­so­phie zeigt, nicht her­aus­fin­det. Möge das Licht des Evan­ge­li­ums wie­der leuch­ten für die irre­ge­führ­ten wis­sen­schafts­gläu­bi­gen Lai­en, Oeko­no­men, Theo­lo­gen und Wis­sen­schaft­ler, wel­che als Toten­grä­ber tief unter der Erde mit ihren Gedan­ken­zir­keln die Zir­kel ihrer Teil­chen verfolgen. 

      Es ist jedem Men­schen auch dem Wis­sen­schaft­ler erlaubt über sein Gebiet hin­aus zu den­ken und reli­gi­ös zu sein. Das genügt aber nicht. Es ist zwar not­wen­dig aber nicht hin­rei­chend für die Wahr­heit. Die Wis­sen­schaft fragt nach dem Wie. Wie funk­tio­niert die Natur, wie ist letzt­end­lich die Welt beschaf­fen. Die Phi­lo­so­phie oder auch phi­lo­so­phie­ren­de Wis­sen­schaft­ler fra­gen nach dem Was, was ist Wahr­heit, was ist die Wahr­heit, die in der Natur steckt. Und Jesus. Er sagt ich bin die Wahr­heit. Die Wahr­heit ist eine Per­son. Als Pila­tus Jesus frag­te: „Was ist Wahr­heit“, schwieg Jesus und ging hin­aus, weil die Fra­ge falsch gestellt war. Sie erwäh­nen d’Espagnat , dass auf höch­ster wis­sen­schaft­li­cher Stu­fe wie­der Raum geschaf­fen wird für das Myste­ri­um. Damit stellt er gera­de die Wahr­heit vom Kopf auf die Füsse. Denn nicht die Wis­sen­schaft schafft Raum für das Myste­ri­um, son­dern das Myste­ri­um ist das Umfas­sen­de und stellt den Raum für die Phi­lo­so­phie und Wis­sen­schaft. Sie müs­sen Teil wer­den des Myste­ri­ums, sonst blei­ben sie ausser­halb. Am Anfang steht Gott und nicht am Schluss der Wis­sen­schaft und Phi­lo­so­phie wie Max Planck es falsch gesagt hat. Natür­lich, auch am Schluss steht wie­der Gott, was kei­ne Legi­ti­mi­tät der Wis­sen­schaft darstellt.

      Und Chri­stus sagt ein har­tes Wort über die Wei­sen und Klu­gen. „Ich prei­se dich Vater, Herr des Him­mels und der Erde, dass du die­ses vor Wei­sen und Klu­gen ver­bor­gen, vor Unmün­di­gen aber geof­fen­bart hast. Ja, Vater, so war es wohl­ge­fäl­lig vor dir.“(Mt 11,25)

      Wen­den wir uns lie­ber der stärk­sten Kraft zu, dem Gebet für Erkennt­nis der Wahr­heit Jesu und für unse­re Kinder!

      • Dan­ke, wer­ter Johann, daß Sie auch auf das, was ich da geschrie­ben hat­te, noch ein­ge­gan­gen sind! Tja … ich kann jetzt gar nicht viel dazu sagen – oder es wäre eigent­lich noch ganz viel dazu zu sagen, aber ich muß nach­den­ken … und noch eini­ges mehr dazu lesen. Auf jeden Fall kann ich Ihnen in so eini­gem nur zustim­men (in ande­rem weni­ger, zBsp wür­de ich die QM – oder die sub­ato­ma­re Wirk­lich­keit selbst – nicht als ‚Magie‘ bezeich­nen; es ist ja Sei­ne, Got­tes, und nicht Satans, GUTE Schöp­fung! und es MUSZ auch so sein, oder – wäre die Welt rein-Newton’sch, dann dürf­te es nicht ein­mal feste Mate­rie geben! damit wir Men­schen also so sein kön­nen, wie wir sind – und so, wie Gott will, daß wir ge- und beschaf­fen sei­en, jeden­falls phy­si­ka­lisch /​ che­misch, muß die Natur gera­de so sein, wie sie ist; sub­mikro­sko­pisch eben nicht-klas­sisch, son­dern quan­ten­phy­si­ka­lisch; viel­leicht sind die ‚Para­do­xien‘ der Preis dafür …!? das wäre jeden­falls eine Art ‚anthro­pi­scher Erklä­rung‘ für die so ‚absur­de QM‘!). – Für mich per­sön­lich ist auf jeden Fall mein Glau­be DAS Fun­da­ment mei­nes gan­zen Den­kens, die­ser hat ober­ste Prio­ri­tät; die Offen­ba­rungs­wahr­hei­ten, abso­lut irr­tums­frei, da ihr Garant, ihr Ursprung, die gött­li­che Wahr­heit und Weis­heit selbst ist, ste­hen für mich auf jeden Fall über den natur­wis­sen­schaft­li­chen ‚Wahr­hei­ten‘ (was aber kei­ner­lei Pro­ble­me berei­tet, kei­nen Wider­spruch ver­ur­sacht, ja gar nicht ver­ur­sa­chen kann!), zumal ‚Wahr­heit‘ in der Phy­sik (anders vlt., als bei der expe­ri­men­tell ja nicht über­prüf­ba­ren Evo­lu­ti­ons­theo­rie) bedeu­tet ja immer nur, daß ein for­mu­lier­tes Natur­ge­setz ‚bis jetzt (noch) nicht fal­si­fi­ziert‘ ist (aber evtl. spä­ter, bei sehr viel genaue­ren Mes­sun­gen, prin­zi­pi­ell fal­si­fi­ziert wer­den könn­te); es sind also, wenn man so will, prin­zi­pi­ell „noch-Wahr­hei­ten“ (was die Natur­wis­sen­schaft prin­zi­pi­ell etwa von der „Eso­te­rik“ oder der „Homöo­pa­thie“ unter­schei­det). Inso­fern bin ich da ganz „Pop­pe­ria­ner“. – Auf jeden Fall wer­de ich mich, zumin­dest mal „neben­her“ /​ immer wenn Zeit, wei­ter mit die­sem äußerst inter­es­san­ten, span­nen­den The­men­ge­biet beschäftigen.

      • Nach­trag – ich lese gera­de die­ses Kant-Zitat: „Auf­klä­rung ist der Aus­gang des Men­schen aus sei­ner selbst­ver­schul­de­ten Unmün­dig­keit[?]. Unmün­dig­keit ist das Unver­mö­gen, sich sei­nes Ver­stan­des ohne Lei­tung eines andern[?] zu bedie­nen. Selbst­ver­schul­det ist die­se Unmün­dig­keit, wenn die Ursa­che der­sel­ben nicht aus Man­gel des Ver­stan­des, son­dern der Ent­schlie­ßung und des Mutes liegt, sich sei­ner ohne Lei­tung eines andern zu bedie­nen[?]. ‚Sape­re aude! Habe Mut, dich dei­nes eige­nen Ver­stan­des zu bedie­nen!‘ ist also der Wahl­spruch der Auf­klä­rung“ – na, so der­ma­ßen neu hört sich das nicht an!?
        Die­sen Anspruch – wohl nicht ohne eine gewis­se Spit­ze beson­ders gegen die katho­li­sche Kir­che (oder viel­mehr ein Cliché der­sel­ben!), die Theo­lo­gie, die ‚Alte Welt­ord­nung‘ – ver­ste­he ich abso­lut nicht! Neh­men wir doch die ersten Anfän­ge der ‚abend­län­di­schen Natur­wis­sen­schaf­ten‘ im Mit­tel­al­ter (also von den Grie­chen, der Anti­ke jetzt bewußt abge­se­hen), dann haben wir die Scho­la­stik, etwa mit dem hl. Alber­tus Magnus, der als Erster das Arsen beschrieb, oder mit Roger Bacon; oder die schar­fe Natur­be­ob­ach­tung einer hl. Hil­de­gard von Bin­gen. Im Spät­mit­tel­al­ter etwa einen Niko­laus von Kues. Die gesam­te christ­lich-byzan­ti­ni­sche Wis­sen­schaft, die 1453 aller­dings ein jähes Ende fand, nicht ohne vor­her vie­les an uns West­eu­ro­pä­er wei­ter­ver­erbt zu haben (wobei jedoch wohl noch sehr viel mehr ein­fach ver­lo­ren ging). In der begin­nen­den Neu­zeit dann den Astro­no­men und Kano­ni­ker Koper­ni­kus; die gre­go­ria­ni­sche Kalen­der-Reform; den pro­te­stan­ti­schen Astro­no­men Johan­nes Kep­ler; die Grund­le­gung der Phy­sik durch den gläu­bi­gen Katho­li­ken Gali­lei; der ganz gro­ße Durch­bruch von dem tief­gläu­bi­gen (wenn auch hete­ro­do­xen) New­ton – das Fun­da­ment der moder­nen, euro­päi­schen Wis­sen­schaft wur­de also von gläu­bi­gen Chri­sten gelegt (die im Bezug auf die Wis­sen­schaft aller­dings ihrer­seits auf einem Fun­da­ment stan­den, an dem auch gro­ße vor- und nicht­christ­li­che Den­ker mit­ge­baut hat­ten, das will ich nicht ver­schwei­gen). Und in der Mathe­ma­tik etwa der gro­ße Leon­hard Euler, ein gläu­bi­ger Pro­te­stant; und der ganz Gro­ße, Carl Fried­rich Gauß, pfleg­te, so lese ich gera­de in dem Wiki­pe­dia-Arti­kel, zu sagen: Ὁ Θεὸς ἀριθμητίζει – ‚Gott arith­me­ti­siert‘; sehr athe­istisch hört sich das jeden­falls nicht an. – Also, ist es wirk­lich wahr, daß erst ‚die Auf­klä­rung‘ den Wis­sen­schaf­ten ‚die Eman­zi­pa­ti­on‘ ermög­lich­te und ihnen end­lich zum gro­ßen Durch­bruch ver­half – oder ist das nicht viel­mehr ein von den ‚Auf­klä­rern‘ selbst geschickt kon­stru­ier­ter (und lei­der bis heu­te von vie­len unhin­ter­fragt geglaub­ter) Mythos? Wel­chen gro­ßen Bei­trag (zumin­dest zu den Natur­wis­sen­schaf­ten – den eigent­li­chen „Moto­ren der Neu­zeit“) haben sie selbst gelei­stet? – Spon­tan fal­len mir jeden­falls nur d’Alem­bert und Laplace ein …
        … die gro­ße ‚Auf­klä­rung‘ – der viel­leicht nur kon­stru­ier­te (oder zumin­dest im Nach­hin­ein über­mä­ßig ver­klär­te) Grün­dungs­my­thos des „moder­nen Euro­pa“ gegen eine (angeb­lich!) so „wis­sen­schafts­feind­li­che Kirche“?

  3. (Fort­set­zung)

    (Dabei hat­te ich stets die kon­sti­tu­ti­ven Lei­stun­gen, wie Kant sie sieht, im Blick, d.h., dass Raum und Zeit aprio­ri­sche Anschau­ungs­for­men unse­res Bewusst­seins sind und unse­re Ver­stan­des­be­grif­fe die Erschei­nungs­wirk­lich­keit a prio­ri bestimmen.)

    Der Unter­schied mei­ner Idee, die, spon­tan geäu­ßert, natür­lich kei­ner­lei Wahr­heits­wert bean­sprucht, zum Den­ken d’Espagnats liegt nun, wie ich glau­be, in Fol­gen­dem: d’Espagnat sieht sehr wohl auch unser Bewusst­sein in die­sen Pro­zess, die­ses ver­bor­ge­ne Bezugs­ge­sche­hen, invol­viert; aber – und hier sehe ich dann wie­der die Nähe zu mei­nem Gedan­ken – in einem ande­ren Sinn als Kant!
    Nicht in einem sub­jek­ti­vi­sti­schen, idea­li­sti­schen Sinne.

    Im Inter­net habe ich eine sehr inter­es­san­te Rede d’Espagnats gefun­den, die sein Den­ken knapp, aber doch um eini­ges bes­ser und genau­er beschreibt, als der Arti­kel, der unse­rer Dis­kus­si­on als Grund­la­ge dien­te: http://​uip​.edu/​e​n​/​a​r​t​i​c​l​e​s​-​e​n​/​t​h​e​-​a​c​t​u​a​l​-​e​n​g​l​i​s​h​-​t​i​t​l​e​-​g​o​e​s​-​h​ere. Ich zitie­re daraus:
    „Let me add howe­ver that on one issue I part com­pa­ny with Kant (…). The point is that, while my ana­ly­sis of phy­sics keeps me away from mate­ria­lism it does not turn me into an idea­list phi­lo­so­pher. I total­ly agree with the majo­ri­ty of my sci­en­tist col­le­agues in rejec­ting the view that final­ly all boils down to ide­as we have.“

    Wenn d’Espagnat in der­sel­ben Rede beteu­ert, dass es ihm plau­si­bel erschei­ne, dass wir die Wahr­neh­mungs­ge­gen­stän­de so sähen, wie sie uns erschei­nen, „becau­se the struc­tu­re of our sen­ses makes us per­cei­ve the Real in this form“, wenn er dar­auf hin­weist: „it meets with the views of out­stan­ding con­tem­po­ra­ry neu­ro­lo­gists spe­cia­li­zed in cogni­ti­on theo­ry“, so zeigt dies sei­nen im Ver­gleich zu Kant ver­än­der­ten Ansatz. Ich glau­be jeden­falls nicht – soweit ich das bis jetzt beur­tei­len kann – dass er Raum und Zeit ein­fach­hin als sinn­li­che Anschau­ungs­for­men des Sub­jekts fas­sen woll­te, wenn­gleich er sie, rekur­rie­rend auf quan­ten­phy­si­ka­li­sche Erkennt­nis­se, natür­lich nicht in einem rea­li­sti­schen Sinn deu­tet. Der oben zitier­te Abschnitt macht aber vor allem deut­lich, dass er nicht wie Kant Ver­stan­des­be­grif­fe, die Kate­go­rien, als gegen­stands­kon­sti­tu­tiv hält. Das sind ent­schei­den­de Differenzen. 

    Nach der Lek­tü­re von Kants Kri­ti­ken war ich recht lan­ge wie Sie der Ansicht, man müss­te auch heu­te noch an sei­nen tran­szen­den­ta­len Stand­punkt anknüp­fen. Aller­dings las ich ihn dann lie­ber durch die erkennt­nis­theo­re­ti­sche Bril­le Scho­pen­hau­ers, der in sei­nem Haupt­werk Kants gan­zen gegen­stands­kon­sti­tu­ie­ren­den Kate­go­rien­ap­pa­rat auf die Kau­sa­li­tät redu­ziert. Mir hat es an Kants Erkennt­nis­theo­rie intui­tiv nie behagt, dass es unse­re Ver­stan­des­be­grif­fe sein sol­len, wel­che die Erschei­nungs­wirk­lich­keit ursprüng­lich konstituieren.

  4. (Fort­set­zung)

    Wie es Wal­ter Hoe­res in der aktu­el­len Aus­ga­be (Mai/​Juni) von „Theo­lo­gi­sches“ pla­stisch auf den Punkt bringt: „Wenn die Erkennt­nis immer nur bis zu der Welt der Erschei­nun­gen vor­stößt, die das den­ken­de Ich sel­ber aus dem Roh­ma­te­ri­al, das ihm die Sin­ne lie­fern, mit sei­nem eige­nen Erkennt­nis-Appa­rat kon­stru­iert, dann sind es immer nur die­se sei­ne eige­nen Kon­struk­te, denen es als „Welt“ begeg­net, hin­ter denen sich die wah­re Wirk­lich­keit wie hin­ter einem Wand­schirm für immer verbirgt.“

    Der auf Kant fol­gen­de Deut­sche Idea­lis­mus hat dann auch noch Kants „Ding-an-sich“ für die Ver­nunft ver­ein­nahmt und die­se somit ver­mes­sen zum Seins­gan­zen auf­ge­spreizt: Fich­te, Schel­ling, Hegel brach­ten die abso­lut undurch­dring­li­che Mau­er, die Kant zwi­schen der Erschei­nung und dem „Ding-an-sich“ errich­tet hat­te, gleich wie­der zum Ein­sturz – und zwar zu einem all­zu weit­rei­chen­den, zu einem voll­stän­di­gen: mit unred­li­chen Mitteln.

    Dage­gen ist die Erkennt­nis­theo­rie Scho­pen­hau­ers ohne Zwei­fel red­li­cher – und, wenn ich rich­tig sehe, in gewis­ser Hin­sicht näher sogar dem Den­ken eines d’Espagnat als Kant selbst. Denn bei Scho­pen­hau­er ist die Erschei­nungs­wirk­lich­keit, anders als bei Kant, gleich­sam „ver­schlei­er­te Rea­li­tät“ (Wor­te d’Espagnats), und es sind die Pla­to­ni­schen Ideen, die in intui­ti­ver Erkennt­nis – sei es der Kunst oder des Phi­lo­so­phen – erahnt wer­den kön­nen. Wobei die­se Ideen nach Scho­pen­hau­er die pri­mä­ren Objek­ti­va­tio­nen des­sen sein sol­len, wor­in er das „Ding an sich“ erkannt zu haben glaubt: jenes omi­nö­sen blin­den und – Scho­pen­hau­er war ja Athe­ist – von kei­nem Gott gestif­te­ten Wil­lens zum Leben, der dann Nietz­sches Den­ken beein­flus­sen sollte. 

    Als die­se pri­mä­ren Objek­ti­va­tio­nen bestehen die Ideen bei Scho­pen­hau­er aber noch jen­seits von Raum, Zeit und Kau­sa­li­tät: was, neben­bei, ziem­lich genau jenem „Über­gangs­be­reich zwi­schen Erschei­nung und Ding an sich“ ent­sprä­che, den Sie, @Augustinus, in einem Ihrer Bei­trä­ge (16. 5.) der quan­ten­phy­si­ka­li­schen Wel­len­form der Mate­rie zuweisen…

    In sei­ner athe­isti­schen Wil­lens­me­ta­phy­sik ist Scho­pen­hau­er gewiss nicht zu fol­gen, sie war ein genia­ler Wurf, von wahr­haf­ti­gen künst­le­ri­schen Intui­tio­nen gelei­tet, aber in der Wur­zel unwahr; im Gegen­satz zu Kant lässt sich ihm – wie auch d’Espagnat – aber nicht vor­wer­fen, dass er die Erschei­nungs­wirk­lich­keit gegen die „Rea­li­tät-an-sich“ gleich­sam „abge­dich­tet“ hät­te, so dass uns hie­nie­den kein Strahl höhe­rer Wirk­lich­keit errei­chen könn­te. Für ihn gilt nicht, was sich – noch ein­mal mit Wal­ter Hoe­res – über Kant sagen lässt: „Das Bild für die Erkennt­nis ist nicht mehr wie im Anklang an den tabu­la-rasa-Gedan­ken des Ari­sto­te­les das eines Spie­gels, der die Welt so reflek­tiert, wie sie ist, son­dern das eines Kon­struk­teurs, der die Welt nach sei­nen eige­nen, immer schon mit­ge­brach­ten Plan­skiz­zen erzeugt.“

  5. (Fort­set­zung)

    (Ken­nen Sie Goe­thes Wort über Kant, das uns Scho­pen­hau­er über­lie­fert hat? „Wenn ich eine Sei­te von Kant lese, wird mir zumu­te, als trä­te ich in ein hel­les Zim­mer.“ Die­se Emp­fin­dung trifft es mei­nes Erach­tens genau auf den Punkt: Eine unge­heu­re Hel­lig­keit – aber – es ist ein Zimmer!) 

    Dem­ge­gen­über gäl­te für Ber­nard d’Espagnats Den­ken, unse­re Erkennt­nis betref­fend, viel­leicht das Bild eines tief ver­schlei­er­ten Spie­gels: in man­chen Intui­tio­nen mag sich der Schlei­er um ein Weni­ges lüf­ten, die Rea­li­tät-an-sich ahnungs­haft auf­blit­zen, nur hat gera­de die Wis­sen­schaft nicht das Mono­pol auf sol­che Erkennt­nis­se: d’Espagnat schafft, auf der Höhe prä­zi­se­sten natur­wis­sen­schaft­li­chen Den­kens, wie­der Raum für das Myste­ri­um. Sein Den­ken scheint mir des­halb, gera­de auch von einem reli­giö­sen Stand­punkt aus, von höch­stem Inter­es­se, und ich dan­ke Ihnen noch­mals, dass Sie uns alle auf ihn auf­merk­sam gemacht haben!

    • Da haben Sie ja wie­der tief­schür­fen­de Gedan­ken ein­ge­bracht, deren erschöp­fen­de Ent­geg­nung gan­ze Bücher fül­len könn­te. Ich will daher nur in geraff­ter Form eini­ge Aspek­te herausgreifen.
      Dass Raum und Zeit aprio­ri­sche Anschau­ungs­for­men der Sinn­lich­keit sind, hat gera­de Scho­pen­hau­er, auf den Sie sich beru­fen, vehe­ment ver­tei­digt und dies her­aus­ge­fun­den zu haben, als das Haupt­ver­dienst Kants bezeich­net. (Im übri­gen hal­te ich Scho­pen­hau­ers Phi­lo­so­phie kei­nes­wegs für Athe­is­mus, son­dern für nega­ti­ve Theo­lo­gie, aber das ist eine ande­re Baustelle.)
      Wenn Raum und Zeit hin­ge­gen abso­lu­te Rea­li­tät hät­ten, wür­de die Welt zu einer selbst­stän­di­gen Grö­sse im Sin­ne eines dua­li­sti­schen Gegen­prin­zips zu Gott. Um eine Ein­griffs­mög­lich­keit in eine sol­che, an sich sei­en­de Welt zu haben, müss­te Gott selbst in äusse­ren Ver­hält­nis­sen exi­stie­ren und etwa Räum­lich­keit und Mate­ria­li­tät als eige­ne Seins­for­men anneh­men, wor­aus Spi­no­zis­mus und damit ein mate­ria­li­sti­scher und deter­mi­ni­sti­scher Pan­the­is­mus mit der Kon­se­quenz des Fata­lis­mus fol­gen würde. 

      Wür­de die Welt nur vom Sub­jekt so abge­bil­det, wie sie ist, also Ding an sich sein, wie der von Ihnen zitier­te Wal­ter Hoe­res offen­bar meint, hät­te dies zudem frei­heits­ver­nich­ten­de Kon­se­quen­zen, wäre Wil­lens­frei­heit nicht mög­lich, ent­spre­chend Kants For­mu­lie­rung „… denn sind Erschei­nun­gen Din­ge an sich selbst, ist Frei­heit nicht zu retten“.
      Alles wäre Natur und wür­de den Natur­ge­set­zen unter­lie­gen und somit auf einen bio­lo­gi­sti­schen, mate­ria­li­sti­schen Deter­mi­nis­mus, wie­der mit der Fol­ge des Fata­lis­mus hinauslaufen.

      Kant hat dies sehr schön in der Kri­tik der prak­ti­schen Ver­nunft aufgezeigt: 

      „Nimmt man nun die Bestim­mun­gen der Exi­stenz der Din­ge in der Zeit für Bestim­mun­gen der Din­ge an sich selbst, (wel­ches die gewöhn­lich­ste Vor­stel­lungs­art ist,) so läßt sich die Not­wen­dig­keit im Kau­sal­ver­hält­nis­se mit der Frei­heit auf kei­ner­lei Wei­se ver­ei­ni­gen; son­dern sie sind ein­an­der kon­tra­dik­to­risch ent­ge­gen­ge­setzt. Denn aus der erste­ren folgt: daß eine jede Bege­ben­heit, folg­lich auch jede Hand­lung, die in einem Zeit­punk­te vor­geht, unter der Bedin­gung des­sen, was in der vor­her­ge­hen­den Zeit war, not­wen­dig sei. Da nun die ver­gan­ge­ne Zeit nicht mehr in mei­ner Gewalt ist, so muß jede Hand­lung, die ich aus­übe, durch bestim­men­de Grün­de, die nicht in mei­ner Gewalt sind, not­wen­dig sein, d.i. ich bin in dem Zeit­punk­te, dar­in ich hand­le, nie­mals frei. Denn in jedem Zeit­punk­te ste­he ich doch immer unter der Not­wen­dig­keit, durch das zum Han­deln bestimmt zu sein, was nicht in mei­ner Gewalt ist, und die a par­te prio­ri unend­li­che Rei­he der Bege­ben­hei­ten, die ich immer nur, nach einer schon vor­her­be­stimm­ten Ord­nung, fort­set­zen, nir­gend von selbst anfan­gen wür­de, wäre eine ste­ti­ge Natur­ket­te, mei­ne Kau­sa­li­tät also nie­mals Freiheit.“ 

      Bereits aus die­sem Grun­de kön­nen Erschei­nun­gen kei­ne Din­ge an sich selbst sein, weil sonst die Mate­rie über den Geist herr­schen würde.

      • Eigent­lich hät­te ich dazu noch sehr viel mehr Fra­gen (aber ich kann ja nicht erwar­ten, daß Sie mir – und vie­len ande­ren Lesern – „mal so eben“ in Form von Kom­men­ta­ren „den Kant bei­brin­gen“); also stel­le ich nur mal die­se hier, denn den Punkt ver­ste­he ich nicht; Sie schreiben:
        „Wenn Raum und Zeit hin­ge­gen abso­lu­te Rea­li­tät hät­ten, wür­de die Welt zu einer selbst­stän­di­gen Grö­sse im Sin­ne eines dua­li­sti­schen Gegen­prin­zips zu Gott. Um eine Ein­griffs­mög­lich­keit in eine sol­che, an sich sei­en­de Welt zu haben, müss­te Gott selbst in äusse­ren Ver­hält­nis­sen exi­stie­ren und etwa Räum­lich­keit und Mate­ria­li­tät als eige­ne Seins­for­men anneh­men […]“ – wie­so ist das so? Also, „für mich“ haben Raum und Zeit abso­lu­te Rea­li­tät; die Raum­zeit ist eine phy­si­ka­li­sche Rea­li­tät, die sich mathe­ma­tisch beschrei­ben läßt (All­ge­mei­ne Rela­ti­vi­täts­theo­rie); sie gehört also zu der geschaf­fe­nen Welt, ist ’nicht-Gott‘. Gott steht ganz außer­halb, ist nicht in unse­rem Uni­ver­sum, ist nicht ein „Teil“ des­sel­ben, und ist auch nicht das Uni­ver­sum selbst; Pan- und Panenthe­is­mus sind mit unse­rem Glau­ben nicht ver­ein­bar. Aber Gott hat die Macht, sozu­sa­gen ‚von außen‘ an jedem Punkt der Raum­zeit, an jedem Punkt inner­halb unse­res Uni­ver­sums zu wir­ken, wobei Er nicht beschränkt ist durch die Geset­ze, die Er ja selbst ‚erlas­sen‘ oder die­sem Sei­nem Uni­ver­sum auf­er­legt hat. Er kann, wenn man so will, belie­big (ins­bes. lokal /​ par­ti­ell) von die­sen Geset­zen ‚dis­pen­sie­ren‘ – wenn so etwas geschieht, dann nen­nen wir das ‚Wun­der‘. Ich sehe da auf den ersten Blick egtl. kei­ne Pro­ble­me, … oder? Aller­dings kann ich mir in kei­ner Wei­se vor­stel­len, wie Er das tut; durch wel­chen ‚Mecha­nis­mus‘ Er in unse­re – Sei­ne – Welt ‚ein­greift‘. Mein Glau­be sagt mir, daß Er dabei nicht ein­mal an die Ener­gie­er­hal­tung gebun­den ist (die anson­sten streng­stens gilt!); Er hat also zBsp die Macht, an jedem Punkt im Raum ein Teil­chen – buch­stäb­lich aus dem Nichts – ent­ste­hen zu las­sen, und zwar mit einem belie­bi­gen Impuls (Mas­se mal Geschwin­dig­keit). Müß­te denn Er selbst dazu „Räum­lich­keit und Mate­ria­li­tät als eige­ne Seins­for­men anneh­men“? Nein, das wider­spricht ja unse­rem Glau­ben; Er bleibt Sich gleich, Er bleibt ganz außer­halb (Ein­schrän­kung: der Leib Chri­sti in der Gestalt des Bro­tes und Weins!). – Um aber etwas über das ‚Wie?‘ her­aus­fin­den zu kön­nen, müß­ten wir sozu­sa­gen „hin­ter die Kulis­sen“ sehen kön­nen, müß­ten uns … ins Jen­seits, nach außer­halb bege­ben, also unser Uni­ver­sum ver­las­sen (d.h. zumin­dest ‚von hier aus‘ irgend­wie, zBsp meß­tech­nisch, Zugang dazu haben). Was uns aber prin­zi­pi­ell nicht mög­lich ist. Also sto­ßen wir hier an eine abso­lu­te Gren­ze, die wir von uns, von hier aus prin­zi­pi­ell nicht über­schrei­ten kön­nen; die­se Fra­ge nach dem ‚Wie?‘ des Ein­grei­fens Got­tes in die Welt (die m.E. letzt­lich iden­tisch ist mit der Fra­ge des Urknalls und mit der Fra­ge, ‚in was‘ unser Uni­ver­sum womög­lich ‚ein­ge­bet­tet‘ ist), ist uns prin­zi­pi­ell nicht beant­wort­bar. Dar­über müs­sen wir also schweigen.

        • Die Vor­aus­set­zung, von der Sie aus­ge­hen ent­hält bereits einen Widerspruch.
          Sie behaup­ten die abso­lu­te Rea­li­tät von Raum und Zeit, bezeich­nen die­se aber gleich­zei­tig als geschaffen.Wenn sie geschaf­fen sind, sind sie bedingt. Dem Beding­ten kommt aber im Gegen­satz zum Unbe­ding­ten, das kei­ne Bedin­gun­gen hat, das Attri­but des Abso­lu­ten nicht zu.

          Raum und Zeit sind nur empi­risch real, nicht abso­lut real. Sie kön­nen in der Anschau­ung die Mate­rie der­sel­ben, also die Gegen­stän­de der Erfah­rung, ohne wei­te­res weg­den­ken. Raum und Zeit kön­nen Sie aber nicht weg­den­ken. Sie kön­nen sich nicht vor­stel­len, dass kein Raum und kei­ne Zeit ist. Dar­an kön­nen Sie erken­nen, dass Raum und Zeit all­ge­mei­ne und not­wen­di­ge For­men der inne­ren und äusse­ren Anschau­ung sind, die jeg­li­cher Wahr­neh­mung zugrun­de lie­gen. Die­se rei­nen For­men der Anschau­ung müs­sen also bereits vor aller Erfah­rung im Gemüt bereit lie­gen, sozu­sa­gen als Grund­aus­stat­tung des Men­schen, um Erfah­rung über­haupt erst zu ermög­li­chen. Raum und Zeit haf­ten somit dem Sub­jekt an und nicht dem Objekt. Durch die dem Sub­jekt imma­nen­te Raum- und Zeit­vor­stel­lung sind Mathe­ma­tik und Geo­me­trie als exak­te Wis­sen­schaf­ten möglich.
          Wür­den Raum und Zeit aus der Erfah­rung stam­men, wären Mathe­ma­tik und Geo­me­trie nur Erfah­rungs­wis­sen­schaf­ten und könn­ten nur zu Hypo­the­sen, nicht aber zu apo­dik­ti­schen Gewiss­hei­ten führen.
          Dass dem Sub­jekt imma­nen­te For­men der Anschau­ung auch ohne Anschau­ung und unab­hän­gig vom Sub­jekt exi­stie­ren, ist eben­falls ein Widerspruch.

          Genau das will uns ja auch d’E­s­pa­gnat sagen, wie fol­gen­de Zita­te aus dem ent­spre­chen­den Arti­kel belegen:

          „Das Rea­le ist nicht in den Din­gen“, sagt d’E­s­pa­gnat. Es ist aber auch nicht in den Gegen­stän­den der Phy­sik oder auch nur in ihren mess­ba­ren Eigen­schaf­ten – noch nicht ein­mal in ihren mathe­ma­ti­schen Beschrei­bun­gen oder auch nur in Struk­tu­ren wie den viel­be­schwo­re­nen Sym­me­trien, die den fun­da­men­ta­len phy­si­ka­li­schen Geset­zen zugrun­de liegen.
          Das, von dem die Phy­sik han­delt, ist nach d’E­s­pa­gnat nur eine empi­ri­sche Rea­li­tät, nicht die soge­nann­te onto­lo­gi­sche Rea­li­tät, also die „Wirk­lich­keit, wie sie wirk­lich ist“. 

          „Der ein­zi­ge Weg, den Rea­lis­mus der Quan­ten­theo­rie zu ret­ten, ist also, die Rela­ti­vi­täts­theo­rie nicht­rea­li­stisch zu inter­pre­tie­ren.“ Die­se Dilem­ma lässt für ihn nur den einen Schluss zu: den Rea­lis­mus auf­zu­ge­ben. Was wir wahr­neh­men, mit was für einem appa­ra­ti­ven Auf­wand auch immer, gibt es ohne uns und unse­re Appa­ra­te nicht. Zur Rea­li­tät als sol­cher schweigt die Physik.“ 

          Die Objek­ti­vi­tät von Raum und Zeit ergibt sich dar­aus, dass alle Men­schen die glei­che Raum- und Zeit­vor­stel­lung haben.

          Sie soll­ten wirk­lich lang­sam anfan­gen, Kant im Ori­gi­nal zu lesen.

          • Geben Sie mir ganz viel extra-Zeit 😉 – wie Sie ja schon mal geschrie­ben hat­ten: man muß ja dann wirk­lich „ran“, und nicht ein­fach „so neben­her“ lesen, son­dern wirk­lich kon­zen­triert durch­ar­bei­ten – oder man läßt’s am Besten ganz; und das braucht eben Zeit, viel Zeit …
            Ich habe die­se Sei­te (wie auch die vor­he­ri­ge, den ‚Beginn des Dia­logs‘) abge­spei­chert, wer­de es noch­mal in Ruhe lesen und nach­den­ken. – Ach ja, zu dem Begriff ‚abso­lu­ter Raum‘: ich mein­te das in dem Sin­ne, als der Raum (und die Zeit) ja unab­hän­gig von unse­rer Vor­stel­lung sind, sie exi­stie­ren also ’selb­stän­dig‘ – jedoch nicht in dem Sin­ne, als besä­ßen sie ein ‚abso­lu­tes, unge­schaf­fe­nes Sein‘, denn das kommt nur Gott zu. Und daß die Vor­stel­lung von Raum und Zeit (wie auch von Kau­sa­li­tät) ganz tief in unse­rem Ver­stand, in unse­rem Gehirn, ver­an­kert sind, stimmt ja, inso­fern kann man wirk­lich von einem ‚a prio­ri‘ spre­chen (über die inter­es­san­te Fra­ge, was man sich, jeden­falls prin­zi­pi­ell, ‚weg­den­ken‘ kann und was nicht, muß ich eben­falls noch inten­siv nach­den­ken). – Aber nun stellt sich mir die Fra­ge: wie kom­men die­se Vor­stel­lun­gen, die­se … ‚Ur-Intui­ti­on‘, eigent­lich hin­ein in unser Gehirn? Und da fällt mir das ein: sie sind uns ‚ein­ge­schaf­fen‘, und zwar durch die evo­lu­ti­ve Ent­wick­lung unse­res Sen­so­ri­ums und Gehirns! Unser Ner­ven­sy­stem hat sich eben im Lau­fe von vie­len Jahr­mil­lio­nen in einem drei-dimen­sio­na­len Uni­ver­sum ent­wickelt; flap­sig gesagt, die Affen, die per­ma­nent vom Ast fie­len, weil sie noch eine defi­zi­tä­re Koor­di­na­ti­on und räum­li­che Vor­stel­lung hat­ten, sind eben nicht unse­re Vor­fah­ren. Die Grund­be­din­gun­gen unse­res Uni­ver­sums, zBsp die Drei­di­men­sio­na­li­tät (und loka­le Eukli­di­zi­tät) des Rau­mes sind tief in unser Gehirn ein­ge­prägt, gene­tisch ver­an­kert; unser Gehirn bil­det eben in gewis­ser Wei­se die Welt ab, in der es sich – nach Sei­nem Wil­len – ent­wickelt hat. Ein Stich­wort ist, glau­be ich, die ‚Evo­lu­tio­nä­re Erkennt­nis­theo­rie‘ (über die ich aller­dings nur mal einen Arti­kel gele­sen hat­te – des­sen Grund­ge­dan­ken ich aber recht über­zeu­gend fand); sehr span­nend! – Ach ja, und noch ein Hin­weis: bei yt und goog­le mal ‚Wil­liam Lane Craig‘ recher­chie­ren – lohnt sich! Er ist ein the­isti­scher Phi­lo­soph (und auch anti-Daw­kins-Apo­lo­get; lei­der wohl mehr Rich­tung US-Evan­ge­li­ka­lis­mus nei­gend^^ – aber sei­ne Gedan­ken sind so grund­sätz­lich, daß eigent­lich jeder gott­gläu­bi­ge Mensch davon pro­fi­tie­ren kann); er hat sich zBsp auch sehr inten­siv mit der Zeit befaßt, die­sem Myste­ri­um, von wel­chem Augu­sti­nus ja (sinn­ge­mäß) sag­te, „wenn mich nie­mand danach fragt, habe ich das Gefühl, eine Ahnung davon zu haben, was die Zeit sei; wenn mich aber einer direkt danach fragt, ist die­se Ahnung lei­der sofort dahin…“

    • (Fort­set­zung)

      Hin­sicht­lich d’E­spa­gant ist mir noch auf­ge­fal­len, dass Sie ihn ein­mal ver­kürzt zitiert haben.
      Sie zitie­ren aus sei­ner Rede wie folgt:

      „it meets with the views of out­stan­ding con­tem­po­ra­ry neu­ro­lo­gists spe­cia­li­zed in cogni­ti­on theory“, 

      Im Zusam­men­hang hat er aber fol­gen­des gesagt:

      „On the one hand it meets with the views of out­stan­ding con­tem­po­ra­ry neu­ro­lo­gists spe­cia­li­zed in cogni­ti­on theo­ry. And on the other one it obvious­ly bears quite a defi­ni­te rela­ti­on­ship with the main Kan­ti­an views, which were adhered to by a gre­at many phi­lo­so­phers as well as by some phy­si­cists such as Hen­ri Poincaré.“

      Zu den „main Kan­ti­an views“ gehört aber ganz grund­le­gend die tran­szen­den­ta­le Ästhe­tik über Raum und Zeit als rei­ne Anschau­ungs­for­men, die nur empi­risch, also rela­tiv real sind.

      Sie schrei­ben weiter:
      „Mir hat es an Kants Erkennt­nis­theo­rie intui­tiv nie behagt, dass es unse­re Ver­stan­des­be­grif­fe sein sol­len, wel­che die Erschei­nungs­wirk­lich­keit ursprüng­lich konstituieren.“

      Aus dem Wort (Begriff) ist bekannt­lich alles gewor­den. Da die See­le Abbild des Logos ist, muss sie auch die Schöp­fungs­ideen ent­hal­ten. Wenn ich z. B. etwas als schön erken­ne, dann ist das nur mög­lich, weil ich die Idee der Schön­heit als Mas­stab a prio­ri in mir habe, da Glei­ches nur von Glei­chem erkannt wer­den kann.
      Kant hat jah­re­lang dar­über gebrü­tet, wie sich rei­ne Ver­stan­des­be­grif­fe auf Gegen­stän­de an sich bezie­hen kön­nen und inso­weit das tran­szen­den­ta­le Sche­ma gefun­den, ein Erken­nungs­mu­ster dass mei­nes Erach­tens die pla­to­ni­schen Ideen enthält.
      Durch den Sche­ma­tis­mus erkennt der tran­szen­den­ta­le Ver­stand das die­sen affi­zie­ren­de Ding an sich (in einem unein­hol­ba­ren, nie ins Bewusst­sein tre­ten­den a prio­ri) und ver­wan­delt die­ses in sinn­lich wahr­nehm­ba­re raum­zeit­li­che Erscheinung.
      Bereits bei Plo­tin ist die Welt eine Emana­ti­on der Seele.

      • „Wenn ich z. B. etwas als schön erken­ne, dann ist das nur mög­lich, weil ich die Idee der Schön­heit als Mas­stab a prio­ri in mir habe, da Glei­ches nur von Glei­chem erkannt wer­den kann“ – ja, das leuch­tet ein. Wir haben Ver­stand von Sei­nem Ver­stand – also, ich selbst hal­te die (recht ver­stan­de­ne und inter­pre­tier­te!!!) Darwin’sche Evo­lu­ti­ons­theo­rie für ‚im Wesent­li­chen zutref­fend‘ (aller­dings ist bis heu­te nicht wirk­lich geklärt a) die Ent­ste­hung des Lebens selbst /​ die prä­bio­ti­sche Ent­wick­lung; und b) die Emer­genz des Bewußt­seins, eben die Mensch­wer­dung selbst), ohne dar­in jedoch irgend­ei­nen Wider­spruch zu mei­nem Glau­ben zu sehen (kann ja auch gar nicht!); es ist eben Sein Weg, die Welt zu erschaf­fen, und dar­in schließ­lich uns Men­schen. Ich hal­te den Krea­tio­nis­mus für völ­lig falsch und auch „über­flüs­sig“ – die Evo­lu­ti­ons­theo­rie kann nur den in die Brédouille brin­gen, der eine völ­lig fal­sche Auf­fas­sung von der Hl. Schrift hat (ins­bes. ’sola scrip­tu­ra‘ in Ver­bin­dung mit dem Postu­lat[!] der Ver­bal-Inspi­ra­ti­on). Aber ich per­sön­lich glau­be, daß Gott die­ses Uni­ver­sum IMMER, ja, ‚in sei­ner Exsi­stenz hält‘; Er hat nicht das Uni­ver­sum ein für alle mal geschaf­fen, in einem Augen­blick (‚Urknall‘), so daß es ab dann völ­lig unab­hän­gig, ja ‚auto­nom‘ von Ihm und ganz sich selbst über­las­sen wäre (das wäre ja die Posi­ti­on des Deis­mus!?), und ich glau­be, daß Er auch die Evo­lu­ti­on immer … sozu­sa­gen ‚geführt‘ hat, und ich glau­be, daß Er den Men­schen (tat­säch­lich EIN Urpaar – Mono­ge­nese, genau wie in der bibli­schen Schöp­fungs­ge­schich­te!), also daß Er den Men­schen dann noch (schwer zu for­mu­lie­ren) ‚in beson­de­rer Wei­se‘ geschaf­fen hat – nach Sei­nem Eben­bild –, und uns mit dem Bewußt­sein, dem Ver­stand und dem Frei­en Wil­len ver­se­hen hat, wirk­lich Geist von Sei­nem Geist. Also, das wäre dann m.E. nicht mehr rein[!]-naturwissenschaftlich, rein inner­welt­lich, zu erklä­ren. – Jeden­falls, zwi­schen recht ver­stan­de­ner und rich­tig (und nicht über-) inter­pre­tier­ter Natur­wis­sen­schaft und unse­rem Glau­ben kann es – schon ganz prin­zi­pi­ell – nie­mals einen Wider­spruch geben; geht gar nicht: es ist Der­sel­be, der das Uni­ver­sum mit den Eigen­schaf­ten (Natur­ge­set­zen!), die wir beob­ach­ten, erschaf­fen hat, und uns Men­schen, und zwar mit dem Ver­stand, mit dem wir sowohl Ihn erken­nen kön­nen (Vati­ca­num I), als auch die Geset­ze, mit denen Er die­ses Uni­ver­sum aus­ge­stat­tet haben woll­te. Da kann es gar kei­nen Wider­spruch geben; wenn ein sol­cher ein­mal (schein­bar) doch besteht, weiß man sofort, daß irgend­was falsch gelau­fen ist, daß man inten­si­ve Feh­ler-Ana­ly­se betrei­ben muß. – Und so erklärt sich auch die in gewis­ser Wei­se ziem­lich bemer­kens­wer­te, wenn nicht unver­ständ­li­che oder (anson­sten) uner­klär­li­che Tat­sa­che, daß die Natur­ge­set­ze, das Galilei’sche ‚Buch der Natur‘, wirk­lich in der ‚Spra­che der Mathe­ma­tik‘ geschrie­ben sind – und auch, auf der grund­le­gen­den Ebe­ne, von im Grun­de sehr ein­fa­cher, kla­rer Struktur.

      • Ich dan­ke Ihnen, @GW, dass Sie an ande­rer Stel­le noch­mals auf die­ses The­ma auf­merk­sam gemacht und so die inter­es­san­ten Bei­trä­ge von @Augustinus, @Johann und Ihnen selbst erst ermög­lich haben.

        @ Augu­sti­nus: Durch eine län­ge­re Rei­se ver­hin­dert, kom­me ich erst heu­te dazu, noch­mals auf Ihre fun­dier­ten Gedan­ken zu ant­wor­ten, wobei auch ich nur Ein­zel­nes kurz her­aus­grei­fen kann. 

        Scho­pen­hau­er hat sich selbst­ver­ständ­lich immer als Schü­ler Kants gese­hen und, wie Sie zurecht beto­nen, Raum und Zeit (anders als die Kate­go­rien!) im Kan­ti­schen Sin­ne gedeu­tet (Scho­pen­hau­er sieht dar­in, einen scho­la­sti­schen Begriff in sub­jek­ti­vi­stisch-tran­szen­den­ta­lem Sinn gebrau­chend, ja das prin­ci­pi­um individuationis). 

        Aber das ent­hebt natür­lich nicht der Fra­ge, ob man Kant wie Scho­pen­hau­er hier­in auch heu­te noch fol­gen soll.

        D‘Espagnat sagt in sei­nem „Opus Magnum“, auf das Sie schon hin­ge­wie­sen haben, „On Phy­sics and Phi­lo­so­phy“: „Ever­y­bo­dy knows that idea­lism, in eit­her one of its two ver­si­ons, is groun­ded on the fol­lo­wing remark. If objects exist of which we may acqui­re direct—hence sure—knowledge (it is by no means cer­tain that the­re are any), the­se objects can only be of a men­tal natu­re: ide­as, raw sen­se data, etc. They can­not be ele­ments of the out­side world sin­ce know­ledge of the lat­ter results from ope­ra­ti­ons of the sen­ses, and sen­ses are likely to decei­ve us. Idea­lism claims the­r­e­fo­re that we mere­ly have access to repre­sen­ta­ti­ons, that is, to “phenomena,” and that the only legi­ti­ma­te pur­po­se of science—and of know­ledge in general—is the inve­sti­ga­ti­on and orde­ring of the said repre­sen­ta­ti­ons. It is along such lines of rea­so­ning that Kant clai­med space, time, and cau­sa­li­ty are but a prio­ri forms (of our sen­si­bi­li­ty as regards the two for­mer and our under­stan­ding con­cer­ning the lat­ter).“ (Sie­he http://​press​.prin​ce​ton​.edu/​c​h​a​p​t​e​r​s​/​s​8​3​2​9​.​h​tml)

        Fügen Sie die­ses Zitat zusam­men mit jenem, das ich schon gebracht habe: „Let me add howe­ver that on one issue I part com­pa­ny with Kant and per­haps also Poin­caré as well. The point is that, while my ana­ly­sis of phy­sics keeps me away from mate­ria­lism it does not turn me into an idea­list phi­lo­so­pher. I total­ly agree with the majo­ri­ty of my sci­en­tist col­le­agues in rejec­ting the view that final­ly all boils down to ide­as we have.“

        Und zie­hen Sie nun die Schlüs­se. Ich glau­be mit Recht ver­mu­ten zu dür­fen, dass d’Espagnat zwar Kants tran­szen­den­ta­len Stand­punkt auf­greift (das woll­te ich auch durch kein „ver­kürz­tes Zitat“ bestrei­ten!), aber, wie ich sag­te, eben NICHT in einem idea­li­sti­schen, sub­jek­ti­vi­sti­schen Sinn. Und das kann letzt­lich auch nicht ver­wun­dern, sind es doch gera­de die phy­si­ka­li­schen Erkennt­nis­se des 20. Jh., die Kants Sub­jek­ti­vis­mus als über­ho­lungs­be­dürf­tig erwei­sen. Wenn ich nicht irre, haben Sie sich zu den Fra­gen, die @GW noch im ursprüng­li­chen Thread (Fel­lay-Fran­zis­kus) gestellt hat­te, nicht geäußert.

      • (Fort­set­zung)

        @GW hat­te gefragt: „Was mich inter­es­sie­ren wür­de: was hät­te Kant wohl zu den bei­den „Revo­lu­tio­nen [unschö­nes Wort^^] der Phy­sik“ Anfang des 2o. Jhds. wohl gesagt, zur (All­ge­mei­nen) Rela­ti­vi­täts­theo­rie und zur Quan­ten­me­cha­nik, die­se mit ihrer ‚intrin­si­chen Akau­sa­li­tät‘ (so nenn ich das mal), jene mit der Erkennt­nis, daß Raum und Zeit (bes­ser: die Raum­zeit), nicht nur (wie nann­te er’s?) ‚For­men der Anschau­ung‘ sind (oder jeden­falls Raum und Zeit ein ‚a prio­ri‘), nicht nur einen unbe­weg­li­chen Rah­men dar­stel­len, son­dern phy­si­ka­li­sche Rea­li­tät besit­zen, so daß die Raum­zeit sel­ber auf Mas­sen ‚wirkt‘, und die­se wie­der auf die Raum­zeit (bzw. auf die ‚Krüm­mung‘ der­sel­ben) â€¦“

        Das sind Fra­gen, wie sie die Wis­sen­schaft heu­te mit Recht an Kant stellt, und wel­che mit genu­in Kan­ti­schen Argu­men­ten (wel­che Sie z.B. in Ihrem Posting vom 3. Juni zur Ver­tei­di­gung der sub­jek­ti­ven Anschau­ungs­for­men ein­brin­gen) wohl nicht befrie­di­gend beant­wor­tet wer­den kön­nen. Das ist, wenn ich recht sehe, auch der über­wie­gen­de Kon­sens im zeit­ge­nös­si­schen phi­lo­so­phi­schen Dis­kurs, sofern er auf Kant rekurriert. 

        Wenn aber in der Natur kein „Kau­sa­li­täts­au­to­ma­tis­mus“ herrscht (bzw., um es in ein Bild zu brin­gen, das viel­leicht dem Den­ken d’Espagnats nahe kommt, nur an der natur­wis­sen­schaft­lich erklär­ba­ren äußer­sten Ober­flä­che der Erschei­nungs­wirk­lich­keit, die mit der Quan­ten­theo­rie nun auf eine etwas tie­fer lie­gen­de, nur mehr beob­acht­ba­re „Ober­flä­che“ hin erwei­tert wur­de), ist Ihr (Kan­ti­sches) Argu­ment, dass sich Freiheit/​Geist und (deter­mi­ni­stisch ver­stan­de­ne) Natur unver­söhn­lich gegen­über­ste­hen, letzt­lich nicht mehr halt­bar. Dass auch die Natur gleich­sam mit „Geist- und Frei­heits­gra­nen“ ver­se­hen ist, war ins­be­son­de­re Schel­lings (wert­vol­le) Intui­ti­on, nur dass er gegen Kant erneut mein­te, mit Ver­nunft­be­grif­fen deren An-Sich auf­schlie­ßen zu können. 

        Die deut­schen Idea­li­sten wür­de d’Espagnat, wie es schon Scho­pen­hau­er getan hat, auf Kant ver­wei­sen, der die Begrif­fe der Erschei­nung zuord­net – nur dass d‘Espagnat, wenn ich mich nicht sehr täu­sche, die­se Erschei­nungs­wirk­lich­keit anders als Kant eben nicht als idea­li­sti­sche „Kon­struk­ti­on“ aus rein sub­jek­ti­ven Anschau­ungs­for­men und Kate­go­rien deu­tet: „I total­ly agree with the majo­ri­ty of my sci­en­tist col­le­agues in rejec­ting the view that final­ly all boils down to ide­as we have. I con­sider it obvious that some­thing resists us : a ground of things that, howe­ver, lies so much bey­ond our con­cepts, be they fami­li­ar or mathe­ma­ti­cal, that the phe­no­me­na – tho­se we direct­ly per­cei­ve as well as tho­se sci­ence descri­be – do not enable us to deci­pher it.“

      • (Fort­set­zung)

        Wenn Sie im übri­gen Scho­pen­hau­ers Phi­lo­so­phie im Sin­ne einer nega­ti­ven Theo­lo­gie inter­pre­tie­ren wol­len (bzw. in Rich­tung einer sol­chen, zumal sie als Phi­lo­so­phie ja ein ande­res Feld bestellt, die Pro­ble­me der Theo­lo­gie nur berührt), so hät­ten Sie – was ich Ihnen nicht zu sagen brau­che – nicht sein Ein­ver­ständ­nis. Aber ich gehe mit Ihnen einig, es besteht ein Inter­pre­ta­ti­ons­po­ten­ti­al: Wenn­gleich Scho­pen­hau­ers Leh­re von der Ver­nei­nung des Wil­lens sich bekannt­lich stär­ker noch fern­öst­li­chen als christ­li­chen Inspi­ra­ti­ons­quel­len ver­dankt – und mit der katho­li­schen Wahr­heit, dass die Gna­de auf der Natur auf­baut (um es nur an einem Punkt fest­zu­ma­chen, der aber viel impli­ziert) schlech­ter­dings nicht ver­ein­bar ist. Aber im Gegen­satz zu sei­nen idea­li­sti­schen Kol­le­gen hat Scho­pen­hau­er der christ­li­chen Mystik das Recht, den über­schweng­li­chen, alles Begriff­li­che unend­lich über­stei­gen­den Rang gelas­sen, der ihr gebührt. (Inso­fern könn­te man von nega­ti­ver Theo­lo­gie spre­chen, womit sein Haupt­werk endet.) Aber er hat dies reich­lich for­mal und ver­ein­fa­chend getan, indem er christ­li­che, bud­dhi­sti­sche und hin­du­isti­sche Mystik als unter­schied­li­che Aus­prä­gun­gen der­sel­ben Ver­nei­nung des Wil­lens zum Leben begriff: christ­li­che Mystik hat er damit arg nivel­liert, ja ver­fehlt. Und gera­de deren theo­lo­gi­sche Impli­ka­tio­nen sieht er nur als über­hol­te Bil­der aus alt­jü­di­scher Tra­di­ti­on, wel­che der Wahr­heit der christ­li­chen Mystik (die er durch­aus preist) jene Klar­heit ein­trü­ben sol­len, die er stär­ker im Hinduismus/​Buddhismus zu fin­den meint… Inso­fern gilt eben doch: kei­ne nega­ti­ve Theo­lo­gie – wenn man Scho­pen­hau­er nicht radi­kal wei­ter- bzw. umdenkt. 

        Aber man muss Scho­pen­hau­er zuge­ste­hen: anders als der, vor­der­grün­dig, weit „christ­li­che­re“ Deut­sche Idea­lis­mus, anders als Fich­te, Schel­ling und Hegel hat er nicht ver­sucht, die christ­li­che Mystik für phi­lo­so­phi­sche Begriffs­ar­beit zu ver­ein­nah­men, der­art, dass sie in der ent­wickel­ten Dyna­mik bzw. Dia­lek­tik des Begriffs auf­gin­ge. Letzt­lich ein kata­stro­pha­les Unter­fan­gen, wie der dia­lek­ti­sche Mate­ria­lis­mus im Gefol­ge Hegels gezeigt hat. Wenn Gott auf den Begriff redu­ziert wird, wenn die Logik die „Gedan­ken Got­tes vor der Erschaf­fung der Welt“ sein sol­len (Hegel), ist der Schritt nicht mehr weit, auf Gott ganz zu ver­zich­ten und sich am Begriff genü­ge zu tun – nun aber in Dien­sten des Materialismus.

      • (Fort­set­zung)

        In die­sem Zusam­men­hang muss ich Ihnen geste­hen, dass ich Ihren Satz für höchst pro­ble­ma­tisch hal­te: „Aus dem Wort (Begriff) ist bekannt­lich alles gewor­den.“ Die Klam­mer ist das Pro­blem: Sie set­zen den gött­li­chen Logos, das leben­di­ge Wort, Got­tes Sohn, durch den der Vater alles geschaf­fen hat – unend­lich über uns und unse­re beschränk­ten Erkennt­nis­mit­tel erha­ben – mit „Begriff“ gleich? Das aber wäre doch so etwas wie die ratio­na­li­sti­sche Ur-Gedan­ken­sün­de des Deut­schen Idea­lis­mus (Hegels im beson­de­ren, der Schel­lings Ansät­ze bei aller dia­lek­ti­schen Kunst­fer­tig­keit nivel­liert hat) – und als sol­che auch nicht im Sin­ne Kants.

        Eine Stär­ke von Scho­pen­hau­er ist es, dass er die Pla­to­ni­schen Ideen als prä- und über­be­griff­lich, anschau­lich jen­seits von Raum, Zeit und Kau­sa­li­tät fas­sen will. Er wird damit in gewis­ser Wei­se dem mysti­schen Zug des platonischen/​neuplatonischen Den­kens gerecht, umgeht damit aber (im guten wie im schlech­ten) auch die dem Pla­to­nis­mus inhä­ren­te Pro­ble­ma­tik des Begriffsrealismus.

        Kants tran­szen­den­ta­le Sche­ma­ta aber sind m.E. ganz und gar nicht mit den pla­to­ni­schen Ideen in Ver­bin­dung zu brin­gen, zumal sie ja als „Zeit­be­stim­mun­gen a prio­ri“ nur zwi­schen den Sin­nen­da­ten (nicht dem Ding-an-sich!) und den ord­nen­den Kate­go­rien ver­mit­teln, d.h. voll­kom­men der Ebe­ne der Erschei­nung zugehören!

  6. Der Inns­brucker Bischof hät­te die­se Maß­nah­me also von sich aus ent­schei­den und nicht bloß den Post­bo­ten spie­len müssen? 

    Dies sprä­che dann nicht für sei­ne Füh­rungs­stär­ke – aller­dings auch nicht für den Papst, sich Kom­pe­ten­zen und Pflich­ten eines Mit­ar­bei­ters qua­si „zurück­de­le­gie­ren“ zu lassen.

  7. Ein zum­Ar­ti­kel pas­sen­der Aus­zug aus einer Abhand­lung von Hw Pater Engel­bert Reck­ten­wald von der Petrus-Bruderschaft:
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    „Schließ­lich kann man auch sün­di­gen durch Mit­wir­kung bei Sün­den gegen den Glau­ben. For­men der Mit­wir­kung sind Anstif­tung zur Sün­de, Ermun­te­rung, Gut­hei­ßung, Zulas­sung. Mit­wir­kung zur Sün­de ist auch dann gege­ben, wenn man schweigt und gewäh­ren läßt, wo man auf­grund sei­nes Amtes die Pflicht hät­te, Ein­halt zu gebie­ten. Prof. Dr. Georg May hat in einem muti­gen Arti­kel auf die­se Prin­zi­pi­en hin­ge­wie­sen und sie auf die heu­ti­ge kirch­li­che Situa­ti­on ange­wen­det: „Bischö­fe, die Irr­leh­rer wir­ken und das Volk ver­gif­ten las­sen, machen sich mit­schul­dig an frem­den Sün­den durch Ein­wil­li­gung. Bischö­fe, die zu den Irr­leh­ren von Theo­lo­gen schwei­gen, obwohl ihr Amt sie ver­pflich­tet zu reden, machen sich dadurch mit­schul­dig an dem Ruin zahl­lo­ser See­len, der durch die Theo­lo­gen her­vor­ge­ru­fen wird“ („Frem­de Sün­den“, in: „Aus­ge­wähl­te Auf­sät­ze“, S. 190).

    Aus Lie­be zu den See­len war die Kir­che immer auf den Schutz des Glau­bens bedacht. Alle glau­bens­schüt­zen­den Maß­nah­men der Kir­che ein­schließ­lich der Maß­re­ge­lun­gen ein­zel­ner Theo­lo­gen sind des­halb nicht unmensch­li­che Akte gegen die Frei­heit der Theo­lo­gie, son­dern Akte der Lie­be gegen­über den Gläu­bi­gen. Denn die Gläu­bi­gen haben ein wah­res und eigent­li­ches Recht dar­auf, daß die Kir­che ihnen den wah­ren Glau­ben ver­kün­det. Die­sem Recht ent­spricht auf Sei­ten der Kir­che die Pflicht, dafür zu sor­gen, daß im Namen der Kir­che auch nichts ande­res als der wah­re Glau­be gelehrt und ver­kün­det wird.

    Die heu­ti­ge Situa­ti­on der Gläubigen

    Heu­te sind die Gläu­bi­gen in eine eigen­ar­ti­ge Situa­ti­on gera­ten. Irr­leh­rer bestim­men weit­ge­hend das Kli­ma in der Theo­lo­gie, die theo­lo­gi­schen Fakul­tä­ten sind laut Erz­bi­schof Dyba zer­setzt (cf. „Erz­bi­schof Dyba und die Staats­theo­lo­gen“, in: E. Reck­ten­wald, „Har­ter Geist und wei­ches Herz“, S. 69), Reli­gi­ons­un­ter­richt und Ver­kün­di­gung befin­den sich in einer schwe­ren Kri­se. Die Schar jener, die noch am Glau­ben fest­hal­ten, ist in eine Min­der­hei­ten­si­tua­ti­on gera­ten. Nicht sel­ten wer­den sie als „Fun­da­men­ta­li­sten“ abqua­li­fi­ziert. Das Schwei­gen und taten­lo­se Zuschau­en etli­cher Ober­hir­ten bei der syste­ma­ti­schen Glau­bens­zer­stö­rung (vgl. Bischof Georg Eder, „Wie lan­ge noch Wöl­fe unter uns?“, in: Infor­ma­ti­ons­blatt der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus Nr. 31) hat vie­le Gläu­bi­ge ver­un­si­chert und mut­los gemacht. Wenn sie zur Selbst­hil­fe schrei­ten und alter­na­ti­ve Bewe­gun­gen grün­den (z.B. die KPE im Bereich der Jugend­ar­beit), wer­den sie als Stö­ren­frie­de ange­se­hen. Im schlimm­sten Fall geht man gegen sie vor, im besten Fall mahnt man sie wie klei­ne Kin­der zum Frie­den. Der Hir­te sieht sei­ne Auf­ga­be nicht mehr dar­in, ange­sichts der Gefahr durch die Wöl­fe sein Leben für die Scha­fe hin­zu­ge­ben, son­dern Wöl­fe und Scha­fe zum Dia­log mit­ein­an­der zu füh­ren. Der Glau­be ist aber nicht ver­han­del­bar, und das Recht auf den Glau­ben auch nicht. Es ist alar­mie­rend, wenn vie­ler­orts die For­de­run­gen der Kir­chen­volks­be­geh­rer mehr Auf­merk­sam­keit erfah­ren als die Hil­fe­ru­fe der Gläu­bi­gen, die vor Ort den Nie­der­gang des Glau­bens erle­ben müs­sen. Ein Blick auf die letz­ten Katho­li­ken­ta­ge zeigt, daß der Glau­be zu einem Farb­tup­fer in einem viel­fäl­ti­gen Ange­bot her­ab­ge­sun­ken ist. Er ist nicht mehr das all­seits aner­kann­te Prin­zip inner­kirch­li­chen Han­delns. Er ist nicht mehr die unbe­strit­te­ne Richt­schnur der Aus­übung der Hir­ten­ge­walt. Er ist nicht mehr die Norm für das, was in der Kir­che erlaubt ist oder nicht.“
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