Fellay: Papst Franziskus ist gegen alles, was wir repräsentieren


fellay_72_350_hochNach­dem das „Tref­fen“ zwi­schen Papst Fran­zis­kus und dem Gene­ral­obe­ren der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., Weih­bi­schof Ber­nard Fel­lay, bekannt wur­de (Katho­li­sches berich­te­te), sind nun wei­te­re inter­es­san­te Infor­ma­tio­nen ans Licht gekom­men. So hielt Fel­lay am 11. Mai 2014 einen Vor­trag im fran­zö­si­schen Fabrà¨gues – unter dem Titel „Wohin geht die Kir­che? Wohin geht die Bru­der­schaft?“ – und ging für eini­ge Augen­blicke auf den Hei­li­gen Vater ein. Der gegen­wär­ti­ge Papst sei ein Mann der Pra­xis. Was eine Per­son den­ke oder glau­be sei „am Ende eine gleich­gül­ti­ge Ange­le­gen­heit“ für ihn. Es kom­me für den Papst dar­auf an, „daß die­se Per­son aus sei­ner Sicht sym­pa­thisch ist, ihm kor­rekt erscheint, so kann man es sagen“, erklär­te der Gene­ral­obe­re. Papst Fran­zis­kus habe die Lebens­ge­schich­te von Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re, dem Grün­der der Pius­bru­der­schaft, zwei­mal gele­sen. Das Buch aus der Feder von Weih­bi­schof Ber­nard Tis­sier de Mal­ler­ais FSSPX habe dem Hei­li­gen Vater gefal­len, beton­te Fel­lay: „Er ist gegen alles, was wir reprä­sen­tie­ren, aber als ein Leben hat es ihm gefallen.

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Ein ande­res inter­es­san­tes Detail ist die Aus­sa­ge des Pap­stes, die er gegen­über einem Anwalt der Bru­der­schaft – wie es zu die­sem Tref­fen kam, ist nicht bekannt – mach­te: „Die­se Leu­te da, sie den­ken, daß ich sie exkom­mu­ni­zie­ren wer­de, aber sie lie­gen falsch.“ Und wei­ter: „Ich wer­de sie nicht ver­ur­tei­len, und ich wer­de nie­man­den davon abhal­ten, sie zu besu­chen.“ Was genau unter dem Begriff „besu­chen“ zu ver­ste­hen ist, ging nicht aus dem Vor­trag her­vor. Bischof Fel­lay mahn­te vor die­sem Hin­ter­grund indes dazu, abzuwarten.

Der Distrikt­obe­re von Argen­ti­ni­en, Pater Chri­sti­an Boucha­court, habe ein­mal mit dem vor­ma­li­gen Erz­bi­schof von Bue­nos Aires, Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio, zu tun gehabt. Boucha­court habe Berg­o­glio um einen Gefal­len admi­ni­stra­ti­ver Art – zur Lösung eines Pro­blems in Sachen Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung – bit­ten wol­len. Die lin­ke argen­ti­ni­sche Regie­rung gebrau­che das Kon­kor­dat zwi­schen der Kir­che und dem Staat, um die Bru­der­schaft „recht ernst­zu­neh­mend zu belä­sti­gen“, und sage ihr: „Ihr behaup­tet, katho­lisch zu sein, also ist es nötig für euch, die Unter­schrift des Bischofs zu haben, um euch in die­sem Land nie­der­zu­las­sen.“ Also sei Boucha­court zu Berg­o­glio gegan­gen und habe ihm das Pro­blem geschil­dert: „Es gab eine ein­fa­che Lösung, und die wäre, uns [vor dem bür­ger­li­chen Gesetz] als unab­hän­gi­ge Kir­che zu erklä­ren, aber das woll­ten wir nicht tun, weil wir katho­lisch sind.“ Der Kar­di­nal habe geant­wor­tet: „Nein, nein, ihr seid katho­lisch, das ist offen­sicht­lich, ich wer­de euch hel­fen.“ Dar­auf­hin habe er einen Brief zugun­sten der Pius­bru­der­schaft an die Regie­rung geschrieben.

Gleich­zei­tig habe der Staat jedoch ein Schrei­ben des Apo­sto­li­schen Nun­ti­us auf­ge­trie­ben, wel­ches das Gegen­teil behaup­tet habe. Fel­lay wei­ter: „Nun ist er der Papst, und unser Anwalt hat­te die Gele­gen­heit, ein Tref­fen mit dem Papst zu haben. Er erzähl­te ihm, dass das Pro­blem mit der Bru­der­schaft noch immer bestehe, und bat ihn, einen Bischof in Argen­ti­ni­en zu benen­nen, mit dem wir das Pro­blem berei­ni­gen könn­ten.“ Laut Fel­lay erwi­der­te Papst Fran­zis­kus: „Ja, und die­ser Bischof bin ich selbst. Ich habe ver­spro­chen zu hel­fen, und das wer­de ich tun.“ Bis­lang sei zwar noch nichts gesche­hen, doch dies sei, was der Hei­li­ge Vater gesagt habe.

Über­set­zung: M. Bene­dikt Buerger
Bild: Archiv Katho​li​sches​.info

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