Die außerprotokollarischen Gesten des Papstes – Umstrittener Symbolcharakter


Papst Franziskus ist begeistert: die umstrittenen Gesten des Papstes(Vati­kan) Papst Fran­zis­kus gilt seit sei­ner Wahl als Pon­ti­fex sui gene­ris. Ver­ant­wort­lich sind dafür vor allem sei­ne „unkon­ven­tio­nel­len“ Gesten, die Medi­en ger­ne ins Bild set­zen, weil sie die Spar­te Chro­nik und Tratsch bedie­nen. Da der Papst der Papst ist, wird in Rom wohl­wol­lend dar­über hin­weg­ge­se­hen. Kri­tik gibt es im Vati­kan nur hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand. Was aber bedeu­ten die Gesten? Was will der Papst damit dem Volk Got­tes und der Mensch­heit sagen? Wel­che Rück­schlüs­se las­sen sich dar­aus zie­hen? Vom Bus­si-Bus­si mit der Homo-Spon­so­rin Cri­sti­na Kirch­ner, der pein­li­chen Ver­nei­gung vor einer mos­le­mi­schen Köni­gin bis zum Hand­kuß für einen anar­cho-katho­li­schen Prie­ster, laut dem „nie­mand die Wahr­heit besitzt“.

Auf Tuchfühlung mit Cristina Kirchner

Anzei­ge

Päpstliches Bussi Bussi mit Argentiniens Staatspräsidentin Cristina KirchnerIm März 2013, weni­ge Tage nach sei­ner Wahl, emp­fing der argen­ti­ni­sche Papst Argen­ti­ni­ens Staats­prä­si­den­tin Cri­sti­na Fernán­dez de Kirch­ner. Obwohl das Ver­hält­nis der Staats­prä­si­den­tin und des vor­ma­li­gen Erz­bi­schofs von Bue­nos Aires, Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio ganz und gar nicht freund­lich war, gab ihr der Papst zur Ver­ab­schie­dung einen Wangenkuß.

Das Bild der unge­wöhn­li­chen Geste ging um die Welt. Man­che rie­ben sich ungläu­big die Augen über ein so „ple­be­ji­sches“ Ver­hal­ten eines Pap­stes. Das sei so üblich unter Argen­ti­ni­ern, erklär­ten die „Nor­ma­li­sten“.

„Ich wur­de vor­her noch nie von einem Papst geküßt“, kom­men­tier­te die Staats­prä­si­den­tin nach dem Mit­tag­essen beim Papst. „Nicht nur sie“, kom­men­tier­ten die Vati­ka­ni­sten das unge­wöhn­li­che Ereignis.
Die exklu­siv-ami­ka­le Geste hin­der­te Cri­sti­na Kirch­ner nicht dar­an, im demon­stra­ti­ven Wider­spruch zur katho­li­schen Leh­re Tauf­pa­tin eines durch künst­li­che Befruch­tung gezeug­ten Mäd­chens einer les­bi­schen Mut­ter zu wer­den, die mit einer ande­ren Les­be in der argen­ti­ni­schen Vari­an­te der „Homo-Ehe“ zusam­men­lebt (sie­he eige­nen Bericht Homo-Instru­men­ta­li­sie­rung einer Tau­fe in Cor­do­ba – „Frucht“ des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus?). Die Aner­ken­nung gleich­ge­schlecht­li­cher Part­ner­schaf­ten war 2010 von Cri­sti­na Kirch­ner durch­ge­setzt worden

Die unstandesgemäße Verneigung vor einer Königin

Ungeziemende Verneigung vor Königin RaniaIm August des ver­gan­ge­nen Jah­res begrüß­te Papst Fran­zis­kus das jor­da­ni­sche Königs­paar im Vati­kan. Gemein­sam mit sei­ner wegen ihrer Schön­heit bekann­ten Frau, Köni­gin Rania, stat­te­te König Abdal­lah II. dem katho­li­schen Kir­chen­ober­haupt einen Besuch ab. Das mos­le­mi­sche Königs­paar war in sei­ner gan­zen Hal­tung pro­to­kol­la­risch und mensch­lich tadel­los. Die Begeg­nung ver­lief in gro­ßer Wür­de. Zur Ver­ab­schie­dung mach­te der Papst völ­lig uner­war­tet und außer­pro­to­kol­la­risch vor der Köni­gin eine unter­tä­ni­ge Verneigung.

Der Papst sei nie­man­des Unter­tan. Die ein­zi­ge Ver­nei­gung mache er vor der Got­tes­mut­ter Maria, aber nicht vor welt­li­chen Ober­häup­tern oder sonst irgend­wem. Zudem ist die Köni­gin Mos­le­min. Es sei der Ein­druck einer pein­lich berüh­ren­den Unter­wür­fig­keit ent­stan­den, hieß es Vati­kan, aller­dings nur im ver­trau­li­chen Gespräch. Er sei eben von der Schön­heit der Palä­sti­nen­se­rin hin­ge­ris­sen gewe­sen, erklär­ten die „Nor­ma­li­sten“.

Die pro­to­kol­la­ri­sche Ent­glei­sung wur­de, soweit hin­ter den Kulis­sen mög­lich, aus Film­se­quen­zen geschnit­ten und die Bil­der zurück­ge­hal­ten. Eine päpst­li­che Anwei­sung dazu gab es aller­dings nicht. Ein Bild sicker­te durch und mach­te den­noch die Runde.

Der Handkuß für einen „unbequemen“ Priester

Handkuß des Papstes für Anarchopriester Don Michele De PaolisAm 6. Mai emp­fing Papst Fran­zis­kus den 93 Jah­re alten Sale­sia­ner Don Miche­le De Pao­lis. Nach der mor­gend­li­chen Mes­se spra­chen sie in einer Kurz­be­geg­nung weni­ge Minu­ten mit­ein­an­der. Am Ende küß­te der Papst De Pao­lis die Hand.
„Unglaub­lich“, wie die­ser selbst auf sei­ner Face­book-Sei­te schrieb (sie­he eige­nen Bericht Papst küßt „anti­kle­ri­ka­lem“ Prie­ster die Hand – Die lin­ke Welt des Don Miche­le De Pao­lis).

Der Ehren­prä­si­dent der 1978 von ihm gegrün­de­ten Nie­der­las­sung der Gemein­schaft Emma­us in Fog­gia gehört zur Fron­de der anti­au­to­ri­tä­ren, Anar­chop­rie­ster. De Pao­lis bezeich­net sich selbst als „lai­zi­stisch“, „anti­kle­ri­kal“ und „unbe­quem“. Er for­dert eine „pro­phe­ti­sche“, undog­ma­ti­sche Kir­che, die er einer abzu­leh­nen­den dog­ma­ti­schen „Macht­kir­che“ ent­ge­gen­setzt. Ob „Arbei­ter­prie­ster“ oder „Befrei­ungs­theo­lo­gie“, De Pao­lis Herz schlägt links, wes­halb Begrif­fe wie „Arme“, „Aus­ge­grenz­te“, „Mar­gi­na­li­sier­te“, „Macht“ und „Unge­rech­tig­keit“ alten mar­xi­sti­schen Vor­stel­lun­gen fol­gen. Zu The­men wie Abtrei­bung Homo­se­xua­li­tät, Zöli­bat, Frau­en­prie­ster­tum und Eutha­na­sie ver­tritt De Pao­lis weder Leh­re noch Posi­ti­on der Kir­che. Die bibli­sche Ableh­nung der Homo­se­xua­li­tät bezeich­net er als „wider­na­tür­lich“. Der Kir­che wirft er „maxi­ma­le Heu­che­lei vor“. Denn für Don Miche­le De Pao­lis „besitzt nie­mand die Wahrheit“.
Genau ihm küß­te der Papst die Hand. Was wer­den die Nor­ma­li­sten sagen?

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Osser­va­to­re Romano/​Oggi/​Traditio Catho­li­ca (teils Screenshots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!