Roms Umgang mit altrituellen Gemeinschaften – Petrusbruderschaft und Franziskaner der Immakulata


Diakonatsweihen der Petrusbruderschaft durch Bischof Huonder (2013)(Rom) Der Umgang Roms mit alt­ri­tu­el­len Gemein­schaf­ten kann ganz unter­schied­lich sein. Ein maß­geb­li­cher Aspekt dafür ist es, wem der Orden oder das Insti­tut unter­steht. Wel­chen Unter­schied es aus­macht, ob eine alt­ri­tu­el­le Gemein­schaft von der 1988 errich­te­ten Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei oder der Ordens­kon­gre­ga­ti­on abhängt, zeigt ein Ver­gleich der Visi­ta­tio­nen der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta und der Prie­ster­bru­der­schaft St. Petrus. Im nord­ame­ri­ka­ni­schen Distrikt der Petrus­bru­der­schaft fin­det eine ordent­li­che Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on statt. Der rou­ti­ne­mä­ßi­ge Vor­gang wur­de von der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei ange­ord­net, der die Bru­der­schaft unter­steht. Wie Rora­te Cae­li berich­te­te, wur­de eine drei­köp­fi­ge Visi­ta­to­ren­de­le­ga­ti­on ernannt. Haupt­vi­si­ta­tor ist Bischof Vitus Huon­der von Chur, Co-Visi­ta­to­ren sind Abt Her­vé Courau von der Bene­dik­ti­ner­ab­tei Not­re-Dame de Tri­ors in Frank­reich und der eme­ri­tier­te Bischof Fabi­an Bruske­witz von Lin­coln in den USA.

Bischof Huonder, Bischof Bruskewitz und Abt Courau als Visitatoren

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Sowohl Bischof Huon­der als auch Bischof Bruske­witz sind der Petrus­bru­der­schaft eng ver­bun­den. Sie haben bereits mehr­fach Wei­hen für die Bru­der­schaft gespen­det und im alten Ritus zele­briert. Bischof Huon­der errich­te­te im deut­schen Sprach­raum die erste Per­so­nal­pfar­rei des alten Ritus und ernann­te einen Petrus­bru­der zum Pfar­rer. In der Diö­ze­se Lin­coln errich­te­te die Bru­der­schaft 1994 wäh­rend des Epi­sko­pats von Bischof Bruske­witz (1992–2012) ihr Prie­ster­se­mi­nar für Nord­ame­ri­ka. Abt Courau steht einer alt­ri­tu­el­len Bene­dik­ti­ner­ab­tei in Frank­reich vor. Not­re-Dame de Tri­ors ist eine Toch­ter­grün­dung von Font­gom­bau­lt. Abt Courau besuch­te im Herbst 2013 die Zister­zi­en­ser­ab­tei Hei­li­gen­kreuz bei Wien, wo er im über­lie­fer­ten Ritus zele­brier­te und Mön­che des Klo­sters den Altar­dienst verrichteten.

Im Fal­le der Petrus­bru­der­schaft han­delt es sich um eine ordent­li­che Visi­ta­ti­on. Bei den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta wur­de 2012 von der Ordens­kon­gre­ga­ti­on eine außer­or­dent­li­che Visi­ta­ti­on ange­ord­net. Damit begin­nen bereits die Unter­schie­de in der Behand­lung. Die Petrus­bru­der­schaft unter­steht der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei für die Orden und Gemein­schaf­ten des Alten Ritus. Die ernann­ten Visi­ta­to­ren sind dem über­lie­fer­ten Ritus ver­bun­den. Der Aus­gangs­punkt der Visi­ta­ti­on ist von brü­der­li­cher Lie­be getra­gen und grund­sätz­lich wohl­wol­lend, wie es das Kir­chen­recht erwartet.

Feindliche Gesinnung der Ordenskongregation gegen Franziskaner der Immakulata

Ganz anders war die Situa­ti­on bei den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta. Sie unter­ste­hen der Ordens­kon­gre­ga­ti­on, weil sie 1990 als neu­ri­tu­el­ler Orden errich­tet wur­den, der nach einer schritt­wei­sen Ent­wick­lung unter Papst Bene­dikt XVI. zum über­lie­fer­ten Ritus zurück­ge­kehrt war. Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on ernann­te mit Msgr. Vito Ange­lo Todis­co einen Visi­ta­tor, der dem Orden offen ableh­nend gegen­über­stand. Er hat­te in jun­gen Jah­ren selbst kurz­zei­tig dem Orden ange­hört, war dann aber aus­ge­tre­ten und äußer­te sich mehr­fach abschät­zig über die fran­zis­ka­ni­sche Gemein­schaft von Pater Ste­fa­no Maria Manel­li. Die Grund­in­ten­ti­on der Ordens­kon­gre­ga­ti­on war offen­kun­dig von Anfang an par­tei­isch gegen den Orden gerich­tet. Sie mün­de­te im Juli 2013, nach­dem durch die Abdan­kung von Bene­dikt XVI. das größ­te Hin­der­nis weg­ge­fal­len war, in einem radi­ka­len Ein­griff und der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung des Ordens. Der Apo­sto­li­sche Kom­mis­sar, der Kapu­zi­ner Fidenzio Vol­pi arbei­tet seit­her syste­ma­tisch an der Til­gung des tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Cha­ris­mas des Ordens, der wie­der in die Rei­he der neu­ri­tu­el­len Orden zurück­ge­drängt und damit „nor­ma­li­siert“ wer­den soll.

Die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta such­ten den Kon­takt zur Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei, unter­stan­den ihr aber nicht. Der noch im Herbst des ver­gan­ge­nen Jah­res gestell­te Antrag, nach der Errich­tung der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung und dem Ver­bot des Alten Ritus einen neu­en alt­ri­tu­el­len Orden unter der Auf­sicht von Eccle­sia Dei zu grün­den, wur­de von der Ordens­kon­gre­ga­ti­on bis­her nicht berück­sich­tigt. Das offe­ne Bekennt­nis die­ser Brü­der wur­de vom Kom­mis­sar viel­mehr für wei­te­re Säu­be­rungs­ak­tio­nen genützt.
„Schlie­ßen Sie alle alt­ri­tu­el­len Orden und Gemein­schaf­ten von Eccle­sia Dei in Ihr Gebet ein“, mit die­ser Auf­for­de­rung endet Rora­te Cae­li den Bericht über die Ernen­nung der Visi­ta­to­ren der Petrus­bru­der­schaft.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Rora­te Caeli

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