(Vatikan) Papst Franziskus fand beim heutigen Empfang einer italienischen Lebensrechtsorganisation klare Worte und verurteilte Abtreibungen mit den Worten des Katechismus als „verabscheuungswürdige Verbrechen“. Jedem „direkten Anschlag auf das Leben“ sei mit „entschiedenstem Widerstand“ entgegenzutreten. Papst Franziskus forderte dazu auf, das unschuldige und schutzlose Leben stärker zu verteidigen, besondere das der ungeborenen Kinder im Mutterleib. Jeder Christ sei dazu aufgerufen, das Leben mit Mut und Liebe zu schützen. Dabei sei die betroffene Frau stets als Person zu betrachten, anzuhören und zu begleiten. Papst Franziskus kritisierte im Zusammenhang mit Abtreibung auch das florierende Geschäft der künstlichen Befruchtung, daß Markt und Moral immer weiter auseinanderklaffen. Neue Techniken würden grundlegende ethische Normen immer mehr „verdunkeln“. In diesem Zusammenhang griff Papst Franziskus seine Kapitalismuskritik auf, die er bereits im Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium formuliert hatte. Eine Trennung zwischen Wirtschaft und Moral führe zu einer Wirtschaft die „tötet“, so das katholische Kirchenoberhaupt.
Der Papst bekräftigte, daß sich die Kirche „jedem Angriff auf das Leben“ widersetze. Dabei ermahnte Franziskus die Lebensschützer, zu lernen, eine Haltung der Freundschaft zu zeigen, damit „jede Frau sich als Person wertgeschätzt, angehört, aufgenommen und begleitet“ fühlt.
In den Stellungnahmen des Papstes zum Thema Lebensrecht läßt sich eine Steigerung feststellen. Nach langen Monaten des Schweigens, folgte ein Tiefschlag im September des Vorjahres, als Franziskus im Interview mit der Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica sein Schweigen verteidigte und meint, die Kirche könne nicht immer über Themen wie die Abtreibung sprechen. Die Lebensschützer bezeichnete er als von ihrem Thema „Besessene“. In Evangelii Gaudium fanden sich erstmals klare Worte vor einer großen Öffentlichkeit. Worte, die Papst Franziskus bei Johannes Paul II. entlehnte. Ansonsten konnte sich der Papst bisher nur im kleinen Rahmen vor katholischen Ärzten oder Lebensschützern zu klaren Stellungnahmen durchringen. Stellungnahmen in einem Rahmen, der wenig Öffentlichkeit findet, wie die Worte heute zu einer Lebensrechtsorganisation. Lebensschützer und ein Teil der katholischen Medien werden die Worte aufgreifen und sich gestärkt fühlen. Eine Herausforderung der Abtreibungslobby und ihres Massenmordes an ungeborenen Kindern ist es leider nicht. Eine direkte Kritik an der Abtreibung und eine Ermahnung der Abtreibungsbefürworter in Politik und Gesellschaft, die dort auch gehört wird, provoziert und Reaktionen auslöst, hat Papst Franziskus bisher vermieden. Und wie sein Civiltà Cattolica-Interview zeigt, bewußt vermieden.
Die Verurteilung der Abtreibung als „verabscheuungswürdiges Verbrechen“ wurde bisher nur von katholischen Medien übernommen und da längst nicht von allen. Der Grund? Die großen Presseagenturen haben das Tabu-Thema nicht aufgegriffen. Und so lange es nur im kleinen Nischenbereich dargeboten wird, können sie es problemlos ignorieren.
Die berechtigte Kritik an einer künstlichen Reproduktions-Wirtschaft, die „tötet“, wird allerdings gleichzeitig unter Berufung auf Papst Franziskus in der Kirche konterkariert. Zum Beispiel durch Pater Antonio Spadaro, Schriftleiter der genannnten Civiltà Cattolica, wenn er begrüßt, daß in Argentinien als Medienspektakel die durch künstliche Befruchtung gezeugte Tochter einer in „Homo-Ehe“ lebenden Lesbe getauft wird und dies als „Frucht“ des Pontifikats von Papst Franziskus darstellt. Für jedes durch künstliche Befruchtung geborene Kind, müssen mehrere überschüssig „gezeugte“ Kinder sterben. Das ist die Wirtschaft, die im Zusammenhang mit dem Lebensschutz „tötet“. Ebenso wie das Geschäft der Abtreibungsindustrie, durch die sich manche bereichern.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Movimiento ciudidano