(Moskau) Für den “Außenminister“ des Moskauer Patriarchats der russisch-orthodoxen Kirche waren Rom und Moskau bereits im Herbst des vergangenen Jahres bereit, konkrete Vorbereitungen für das erste Treffen in der Geschichte zwischen einem Papst und dem Moskauer Patriarchen zu treffen. Doch die Ereignisse in der Ukraine „haben uns weit zurückgeworfen“, wie Metropolit Hilarion in einem Interview mit dem National Catholic Register sagte.
Die mit Rom unierten griechisch-katholischen Christen seien durch die Proteste am Maidan-Platz in Kiew erneut zu einem „großen Hindernis“ geworden, das die „Ökumene zwischen uns belastet“, so Hilarion. Die griechisch-katholischen Christen „werden von der römisch-katholischen Kirche als Brücke zwischen Ost und West gesehen, während wir sie für ein großes Hindernis im Dialog zwischen Orthodoxie und Katholizität halten“, so der Erzbischof.
Verärgerung über USA-Reise von Großerzbischof Schewtuschuk mit orthodoxem „Schismatiker“
Bereits im vergangenen März hatte der „Außenminister“ der Russisch-Orthodoxen Aktionen den mit Rom unierten Griechisch-Katholischen in der Ukraine vorgeworfen, sich in die Politik „einzumischen“. Der griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk war nach Ausbruch der Unruhen in der Ukraine in die USA gereist. Mehr noch irritierte Moskau, daß er dies in Begleitung von Patriarch Filaret II. tat, dem Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats, die von der Orthodoxie nicht anerkannt wird. Weder Moskau noch Konstantinopel betrachten das Anfang der 90er Jahre errichtete Kiewer Patriarchat als kanonische Kirche der Orthodoxie.
Metropolit Hilarion kritisierte diese „einseitige Parteinahme“ und „aktive Zusammenarbeit“ mit orthodoxen Gruppen, die von Moskau als „Schismatiker“ betrachtet werden. Großerzbischof Schewtschuk und Patriarch Filaret „haben die amerikanische Regierung ersucht, in der Ukraine einzugreifen“. Hilarion sprach sogar von einem „Kreuzzug“ der Griechisch-Katholischen gegen die Orthodoxie.
Kein kategorisches Nein zu einem Treffen
Dennoch wollte der Metropolit eine Begegnung zwischen dem Moskauer Patriarchen und Papst Franziskus nicht grundsätzlich ausschließen: „Heute gibt auf beiden Seiten ein reales Interesse, einen fruchtbaren gegenseitigen Dialog auszubauen“. Zu Themen wie Familie, demographische Krise, Bioethik und Euthanasie sei eine verstärke Zusammenarbeit notwendig, so der Erzbischof.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews