Hat Papst Franziskus wiederverheiratet Geschiedene angerufen und gesagt, sie kann zur Kommunion gehen? – Vatikan schweigt


Hat Papst Franziskus eine wiederverheiratet Geschiedene angerufen und gesagtm, sie kann getrost zur Kommunion gehen? Diese Geschichte macht seit Dienstag die Runde und der Vatikan schweigt(Bue­nos Aires ) Radio LT3 berich­te­te mit gro­ßer Schlag­zei­le: „Der Papst ruft eine wie­der­ver­hei­ra­tet geschie­de­ne Frau aus San­ta Fe an, um ihr zu sagen, daß sie die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen kann“. Die kurio­se Geschich­te macht seit Diens­tag die Run­de. Es ist die Geschich­te des Julio Zabe­ta aus San­ta Fe in Argen­ti­ni­en. Er ver­si­chert öffent­lich, daß Papst Fran­zis­kus sei­ne Frau ange­ru­fen und gesagt habe, daß ein wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner, der den­noch zur Kom­mu­ni­on geht, nichts Schlim­mes macht. Die Geschich­te hat es in sich, weil sie mit der aktu­ell hit­zig­sten Dis­kus­si­on in der Katho­li­schen Kir­che zu tun hat. Die Erfin­dung eines ein­fa­chen Men­schen, der auch für einen Augen­blick „berühmt“ sein will oder eine neue „Berg­o­glia­de“?

Lenkt Kardinal Kasper die Diskussion mit Billigung des Papstes oder nicht?

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Kar­di­nal Kas­per lenk­te mit Bil­li­gung von Papst Fran­zis­kus im Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um vom 20. und 21. Febru­ar die gesam­te Dis­kus­si­on über die im Herbst bevor­ste­hen­de Bischofs­syn­ode zur Fami­lie auf die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on. Der Fall Zabe­ta erfolgt  gewis­ser­ma­ßen mit per­fek­tem Timing und vor allem ganz im Sin­ne jener, die die „Kluft“ zwi­schen kirch­li­cher Leh­re und der Pra­xis vie­ler Chri­sten durch Anpas­sung der Kir­che an die gera­de aktu­el­le Pra­xis der Men­schen schlie­ßen wol­len. Das Rät­sel­ra­ten, wel­che Posi­ti­on Papst Fran­zis­kus in der Fra­ge ein­nimmt (sie­he eige­nen Bericht Päpst­li­ches Lob für Kas­per und pro­gres­si­ver Bann­strahl gegen die Glau­bens­leh­re) wäre mit Zabe­tas Aus­sa­ge im Sin­ne Kar­di­nal Kas­pers auch been­det. Doch Zabe­tas Geschich­te hat meh­re­re Haken und wird von Wie­der­ho­lung zu Wie­der­ho­lung unglaub­wür­di­ger. Oder viel­leicht doch nicht?

Hat Papst Franziskus die Argentinierin Jaqueline Zabeta Lisboa angerufen?

„Der Papst hat mich ange­ru­fen und mir gesagt, daß ein wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner nicht schlecht dar­an tut, die Kom­mu­ni­on zu emp­fan­gen.“ So habe es Papst Fran­zis­kus der Argen­ti­nie­rin Jaque­line Zabe­ta Lis­boa aus San­ta Fe vor weni­gen Tagen bei einem Tele­fon­ge­spräch gesagt.

Der Papst habe die Frau ange­ru­fen, nach­dem er ihren Brief erhal­ten hat­te, in dem sie es beklag­te, nicht zur Hei­li­gen Kom­mu­ni­on gehen zu dür­fen, weil sie geschie­den und wie­der­ver­hei­ra­tet ist. Der der­zei­tig zivil­recht­lich mit ihr ver­hei­ra­te­te Mann ist Julio Zabe­ta, der am 21. April auf sei­ner Face­book-Sei­te (die er als Julio Sabet­ta anmel­de­te) in holp­ri­gem Spa­nisch schrieb (die Wie­der­ga­be erfolgt in geglät­te­tem Deutsch):

„Heu­te ist mir nach der Geburt mei­ner Töch­ter das Schön­ste pas­siert. Zu Hau­se ging ein Tele­fon­an­ruf von kei­nem Gerin­ge­ren als von Papst Fran­sis­co [sic] ein. Es war eine sehr gro­ße Emo­ti­on und es hat uns fast umge­wor­fen. Der Grund für den Anruf war, daß mei­ne Frau einen Brief geschrie­ben hat­te. Er nahm sich die Zeit, um die anzu­ru­fen und mit ihr zu reden. Ich kann ver­si­chern: wenn man mit ihm spricht, dann lebt man einen völ­li­gen Frie­den. Dank Gott für die­sen Segen !!!!“

„Hallo, hier spricht Pater Bergoglio“

Zabe­ta gab inzwi­schen dem Radio­sen­der LT3 ein län­ge­res Inter­view, dar­in schil­dert der Argen­ti­ni­er das Ereig­nis ziem­lich wirr. Ein­mal sagt er: „ Der Papst rief mei­ne Frau an und sag­te ihr“, dann wie­der „Der Papst hat mir gesagt“. Das Schrei­ben habe Jaque­line Zabe­ta Lis­boa bereits vor neun Mona­ten geschickt. Nach ande­ren Anga­ben im Sep­tem­ber 2013. Papst Fran­zis­kus habe sich am Tele­fon mit „Hal­lo, hier spricht Pater Berg­o­glio“ gemeldet.

„Manche Priester päpstlicher als der Papst. Geht zu einem anderen Priester“

Das Schrei­ben, das Anlaß des Anrufs war, sei bereits im Juli 2013 in den Vati­kan gelangt. Julio Zabe­ta schreibt dem Papst selt­sa­me Sät­ze zu. Dem­nach habe Papst Fran­zis­kus gesagt: „Geht und fragt einen weni­ger päpst­li­chen Prie­ster um die Kom­mu­ni­on“. So zitiert der Radio­sen­der Zabe­ta. Laut der argen­ti­ni­schen Inter­net­sei­te Info­bae habe der Papst „mit sei­nem für ihn typi­schen Humor“ gesagt: „Eini­ge Prie­ster sind päpst­li­cher als der Papst. Geht in eine ande­re Kir­che und ihr wer­det sehen, daß es kei­ne Pro­ble­me gibt“. Die­ser „typi­sche Humor“ wäre in Wirk­lich­keit, immer vor­aus­ge­setzt, die Geschich­te ist wahr, eine erschüt­tern­de Belei­di­gung aller anstän­di­gen, glau­bens- und kir­chen­treu­en Prie­ster. Der Papst habe auch hin­zu­ge­fügt, so Zabe­ta, daß es wich­tig sei, zu dem The­ma die Dis­kus­si­on in den Vati­kan hineinzutragen.

Details verwirrend, doch Medientenor eindeutig – Vatikan schweigt

Die Anga­ben in den Medi­en sind ziem­lich ver­wir­rend. Offen­bar ist Frau Zabe­ta Lis­boa nicht geschie­den, lebt aber seit 19 Jah­ren mit einem kirch­lich ver­hei­ra­te­ten, zivil­recht­lich geschie­de­nen Mann zusam­men, den sie stan­des­amt­lich gehei­ra­tet hat. Sie scheint nie kirch­lich gehei­ra­tet zu haben. Grund für ihr Schrei­ben sei es gewe­sen, daß ihr von einem Prie­ster, Pater Ser­gio wegen ihrer unge­ord­ne­ten Ver­hält­nis­se die Kom­mu­ni­on ver­wei­gert wor­den sei.
Das Pres­se­amt des Hei­li­gen Stuhls äußer­te sich bis­her nicht zur Angelegenheit.

Die Mel­dung wur­de weder bestä­tigt noch demen­tiert. Auf Nach­fra­ge sag­te Vati­kan­spre­cher Pater Lom­bar­di, daß Tele­fon­an­ru­fe des Pap­stes grund­sätz­lich als Pri­vat­sa­che betrach­tet wer­den, wes­halb es dazu offi­zi­ell nichts zu sagen gebe. Zwi­schen­zeit­lich geht die Mel­dung um den Erd­ball und sorgt für neue Ver­wir­rung. Sie ist Was­ser auf die Müh­len jener, die die kirch­li­che Ehe­leh­re aus den Angeln zu heben ver­su­chen und wird ent­spre­chend genützt nach dem Mot­to: „Der Papst selbst hat gesagt…“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Radio LT3 (Screen­shot)

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