Der letzte Papstkönig – Papst Bergoglios „neuer Kurs“ erst noch zu entziffern


Papst Insignien der letzte Papstkönig
Papst Insi­gni­en der letz­te Papstkönig

(Rom) „Mit Fran­zis­kus ist das Papst­tum in den Schat­ten getre­ten. Das Licht ist ganz allein für ihn, den Papst. Nicht für die Insti­tu­ti­on, son­dern für die Per­son.“ Mit die­sen Wor­ten beginnt der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster sei­nen jüng­sten Auf­satz im Wochen­ma­ga­zin L’Espresso, dem ita­lie­ni­schen Der Spie­gel zur Dop­pel­hei­lig­spre­chung vom ver­gan­ge­nen Sonntag.

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„Von den kir­chen­recht­li­chen Bestim­mun­gen fühlt er sich frei. In nur einem Jahr ist er gleich sechs­mal von der eiser­nen Regel abge­wi­chen, die ein neu­es Wun­der für die Hei­lig­spre­chung eines Seli­gen vor­schreibt. Johan­nes XXIII. ist nur der letz­te der sechs. Fran­zis­kus woll­te um jeden Preis, daß Johan­nes Paul II. nicht allei­ne hei­lig­ge­spro­chen wird, son­dern durch die gleich­zei­ti­ge Hei­lig­spre­chung eines ande­ren Pap­stes mit einem ganz ande­ren, weni­ger kämp­fe­ri­schen, mehr barm­her­zi­gen Pro­fil aus­ge­gli­chen wird.“

Franziskus wollte um jeden Preis alleinige Heiligsprechung Johannes Pauls II. verhindern

Am ver­gan­ge­nen Sonn­tag erfolg­te die von Fran­zis­kus gewoll­te dop­pel­te Hei­lig­spre­chung, weil er zu spät den Stuhl Petri bestieg, um die Kano­ni­sie­rung Johan­nes Pauls II. noch aus­brem­sen zu kön­nen. „Die Kon­gre­ga­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se ging vor sei­nem Wil­len in die Knie und tat so, als habe sie Fran­zis­kus um eine Aus­nah­me gebe­ten, die sofort wohl­wol­lend gewährt wurde.“

Eine simu­lier­te Ver­keh­rung der Tat­sa­chen, die akzep­tiert wur­de, weil der Papst es so ver­lang­te. „Auf die glei­che Wei­se hat­te offi­zi­ell auch Kar­di­nal Ange­lo Bag­nas­co, der noch als Vor­sit­zen­der der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz auf­scheint, Fran­zis­kus gebe­ten, daß der Papst die Eröff­nungs­re­de der Früh­jahr­voll­ver­samm­lung im Mai hal­ten möge. So etwas hat noch kein Papst getan.

Franziskus setzt Willen durch

Zur Bit­te des Kar­di­nals hieß es in der offi­zi­el­len Pres­se­er­klä­rung, sie ‚stieß auf die promp­te Bereit­schaft des Hei­li­gen Vaters, der bekannt­gab, die­sel­be Absicht gehegt zu haben‘. Eben. Seit gut einem Monat wuß­te man, daß Fran­zis­kus bereits ent­schie­den hat­te, die Rede zu halten.

Seit er Papst ist, ist die Ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz erstarrt und ver­stummt. Fran­zis­kus bat die ita­lie­ni­schen Bischö­fe, ihm mit­zu­tei­len, ob sie wei­ter­hin den Papst als nomi­nel­len Vor­sit­zen­den der Bischofs­kon­fe­renz haben wol­len oder die­sen frei aus ihren Rei­hen wäh­len möch­ten, wie in den ande­ren Län­dern. In Wirk­lich­keit ist der Umgang des Pap­stes mit der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz der leben­de Wider­spruch gegen die angeb­lich von Jor­ge Mario Berg­o­glio ver­folg­te Dezen­tra­li­sie­rung und „Demo­kra­ti­sie­rung“ der Kirche.

Franziskus hält Italienische Bischofskonferenz fester im Griff als Vorgängerpäpste

Papst Fran­zis­kus hat die Ita­lie­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz fester im Griff als alle Päp­ste vor ihm. Die wirk­li­che Auto­ri­tät in der Bischofs­kon­fe­renz ist heu­te deren Gene­ral­se­kre­tär Bischof Nun­zio Galan­ti­no von Cass­a­no all’Jonio. Die eigent­li­che Auto­ri­tät dahin­ter ist aber Papst Fran­zis­kus, der Galan­ti­no ins Amt hob und jede sei­ner Ent­schei­dun­gen überwacht.

Die erste Amts­hand­lung Galan­ti­nos nach sei­ner Audi­enz bei Papst Fran­zis­kus war die Ent­las­sung des bis­he­ri­gen Medi­en­ver­ant­wort­li­chen der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Dino Boffo, der noch von Kar­di­nal Camil­lo Rui­ni beru­fen wor­den war. Boffo war Chef­re­dak­teur der Tages­zei­tung der Bischofs­kon­fe­renz „Avve­ni­re“ und seit drei Jah­ren Chef­re­dak­teur von TV2000, dem Fern­seh­sen­der der Bischö­fe mit deut­lich stei­gen­den Zuschauerzahlen.

Medienarbeit der Bischofskonferenz seit Monaten führungslos

Das war am 14. Febru­ar, also vor mehr als zwei Mona­ten. Seit­her ist die gesam­te Kom­mu­ni­ka­ti­ons­schie­ne der Bischofs­kon­fe­renz füh­rungs­los, ohne daß bis­her ein Grund für die Ent­las­sung Boffos genannt wor­den wäre.

Wenn man umge­kehrt den Blick inner­halb die vati­ka­ni­schen Mau­ern lenkt, fin­det man dort nach wie Gestal­ten mit allen Ehren im Sat­tel, die in jeder Fir­ma längst ver­schickt wor­den wären.

Berater des Papstes zur Vatikanbank

Dazu gehö­ren die Mit­glie­der des Auf­sichts­rats der Vatik­an­bank IOR, mit ande­ren Wor­ten die Vie­rer­ban­de, die am 24. Mai 2012 den dama­li­gen Prä­si­den­ten der Vatik­an­bank, Etto­re Got­ti-Tede­schi auf bru­ta­le Wei­se abserviert.

Nicht nur das. Papst Fran­zis­kus folg­te dem Rat der vier und sicher­te den Fort­be­stand der Vatik­an­bank, obwohl er in den Mona­ten zuvor mehr­fach deren Auf­lö­sung ange­deu­tet hat­te. Der Papst läßt die Vatik­an­bank arbei­ten, wie es die vier wollen.

Der neue Kurs von Papst Berg­o­glio ist erst noch zu entziffern.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Set­ti­mo Cielo

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