Behaupten Sie stattdessen, dass die letzten Päpste keine Heiligen waren? „” Roberto de Mattei im Interview


time_roncalli_finalAm Diens­tag brach­te „Catho­lic Fami­ly News“ ein Inter­view mit dem bekann­ten Histo­ri­ker und katho­li­schen Intel­lek­tu­el­len Rober­to de Mat­tei zur  bevor­ste­hen­den Hei­lig­spre­chung zwei­er Päp­ste. Wir dan­ken um die Erlaub­nis zur Über­set­zung und Veröffentlichung.

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Pro­fes­sor de Mat­tei, die bevor­ste­hen­den Hei­lig­spre­chun­gen von Johan­nes XXIII. und Johan­nes Paul II. rufen aus ver­schie­de­nen Grün­den Zwei­fel und Ver­wir­rung her­vor. Zu wel­chem Urteil kom­men Sie als Katho­lik und Historiker?

Rober­to de Mat­tei: Ich kann mei­ner per­sön­li­chen Mei­nung Aus­druck ver­lei­hen, ohne vor­zu­ge­ben, die­ses kom­ple­xe Pro­blem zu lösen. Zunächst bin ich, im Gro­ßen und Gan­zen, ver­blüfft über die Leich­tig­keit, mit der in den letz­ten Jah­ren Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se begin­nen und zum Abschluss kom­men. Das Erste Vati­ka­ni­sche Kon­zil defi­nier­te den Juris­dik­ti­ons­pri­mat des Pap­stes und die Unfehl­bar­keit sei­nes Lehr­am­tes unter bestimm­ten Bedin­gun­gen, aber sicher­lich nicht die per­sön­li­che Makel­lo­sig­keit der Päp­ste. In der Kir­chen­ge­schich­te gab es gute und schlech­te Päp­ste, und die Zahl der zur Ehre der Altä­re erho­be­nen war gering. Heu­te hat man den Ein­druck, dass es das Bestre­ben gibt, den Grund­satz der Unfehl­bar­keit des Pap­stes durch das sei­ner per­sön­li­chen Makel­lo­sig­keit zu erset­zen. Alle Päp­ste, oder bes­ser, alle Päp­ste der jüng­sten Zeit seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil, wer­den als Hei­li­ge prä­sen­tiert. Es ist kein Zufall, dass die Hei­lig­spre­chun­gen von Johan­nes XXIII. und Johan­nes Paul II. die Hei­lig­spre­chung Pius IX. und die Selig­spre­chung Pius XII. haben ver­ges­sen las­sen, wäh­rend das Ver­fah­ren Paul VI. vor­an­ge­trie­ben wird. Es scheint bei­na­he so, als sol­le die Zeit des Kon­zils und die Nach­kon­zils­zeit mit einem Nim­bus der Hei­lig­keit umge­ben wer­den, um eine histo­ri­sche Epo­che „unfehl­bar“ zu machen, die in der Kir­che zur Erset­zung des Pri­mats der Leh­re durch den Pri­mat einer pasto­ra­len Pra­xis geführt hat.

Behaup­ten Sie statt­des­sen, dass die letz­ten Päp­ste kei­ne Hei­li­gen waren?

Rober­to de Mat­tei: Erlau­ben Sie mir, mich zu einem Papst zu äußern, den ich als Histo­ri­ker am besten ken­ne, über Johan­nes XXIII. Im Zusam­men­hang mit mei­nem Stu­di­um des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils unter­such­te ich ein­ge­hend sei­ne Bio­gra­fie und kon­sul­tier­te die Akten sei­nes Selig­spre­chungs­pro­zes­ses. Wenn die Kir­che einen Gläu­bi­gen kano­ni­siert, tut sie das nicht, um uns zu ver­si­chern, dass der Ver­stor­be­ne sich in der Herr­lich­keit des Him­mels befin­det, son­dern sie stellt ihn viel­mehr als Bei­spiel heroi­scher Tugend vor. Abhän­gig vom jewei­li­gen Fall sind es per­fek­te Ordens­leu­te, Hir­ten, Fami­li­en­vä­ter usw. Im Fall eines Pap­stes muss er, um als Hei­li­ger ange­se­hen zu wer­den, heroi­sche Tugend gezeigt haben in der Aus­übung sei­ner Mis­si­on als Pon­ti­fex, wie es bei­spiels­wei­se bei St. Pius V. oder St. Pius X. der Fall war. Nun, was Johan­nes XXIII. betrifft, so bin ich nach sorg­fäl­ti­ger Abwä­gung sicher, dass sein Pon­ti­fi­kat objek­tiv ein Scha­den für die Kir­che war, und es daher unmög­lich erscheint, bei ihm von Hei­lig­keit zu spre­chen. Der Domi­ni­ka­ter­pa­ter Inno­cen­zo Colo­sio – jemand, der etwas von Hei­lig­keit ver­stand und als einer der größ­ten Histo­ri­ker für Spi­ri­tua­li­tät in der Moder­ne gilt – ver­trat dies bereits vor mir in einem berühm­ten Arti­kel in der „Rivi­sta di Asce­ti­ca e Mistica“.

Wenn, wie Sie glau­ben, Johan­nes XXIII. kein hei­li­ger Papst war, und wenn, wie es scheint, Hei­lig­spre­chun­gen ein unfehl­ba­rer päpst­li­cher Akt sind, sehen wir uns einem gro­ßen Wider­spruch gegen­über. Besteht hier nicht das Risi­ko, dem Sedis­va­kan­tis­mus anheimzufallen?

Rober­to de Mat­tei: Die Sedis­va­kan­ti­sten mes­sen der päpst­li­chen Unfehl­bar­keit eine zu über­mä­ßi­ge Bedeu­tung zu. Ihr Gedan­ken­gang ist grob ver­ein­fa­chend: Wenn der Papst unfehl­bar ist und etwas schlech­tes tut, so bedeu­tet dies, dass der Stuhl [Petri] vakant ist. Die Wirk­lich­keit ist viel kom­ple­xer, und die Prä­mis­se, dass jede Hand­lung – oder bei­na­he jede Hand­lung – des Pap­stes unfehl­bar sei, ist falsch. Wenn die bevor­ste­hen­den Hei­lig­spre­chun­gen auch für Pro­ble­me sor­gen, so sorgt der Sedis­va­kan­tis­mus in Wirk­lich­keit für unend­lich grö­ße­re Pro­ble­me vor dem Gewissen.

Nichts­de­sto­trotz bekräf­tigt die Mehr­heit der Theo­lo­gen – ins­be­son­de­re die sicher­sten, die der soge­nann­ten „Römi­schen Schu­le“ – die Unfehl­bar­keit von Heiligsprechungen.

Rober­to de Mat­tei: Die Unfehl­bar­keit von Hei­lig­spre­chun­gen ist kein Dog­ma des Glau­bens, sie ist die Mei­nung einer Mehr­heit von Theo­lo­gen, ins­be­son­de­re seit Bene­dikt XIV. – der sie oben­drein als pri­va­te Lehr­mei­nung äußer­te und nicht als Papst. Was die „Römi­sche Schu­le“ betrifft, so ist der ange­se­hen­ste heu­te leben­de Reprä­sen­tant die­ser theo­lo­gi­schen Schu­le Msgr. Bru­ne­ro Gherar­di­ni. Und Msgr. Gherar­di­ni äußer­te in der von ihm geführ­ten Zeit­schrift „Divi­ni­tas“ all sei­ne Zwei­fel bezüg­lich der Unfehl­bar­keit von Hei­lig­spre­chun­gen. Ich ken­ne bedeu­ten­de Theo­lo­gen und Kano­ni­sten in Rom, Schü­ler eines ande­ren her­vor­ra­gen­den Reprä­sen­tan­ten der römi­schen Schu­le, Msgr. Anto­nio Pio­lan­ti, wel­che die glei­chen Zwei­fel wie Msgr. Gherar­di­ni hegen. Sie behaup­ten, dass Hei­lig­spre­chun­gen nicht die Bedin­gun­gen erfül­len, die vom Ersten Vati­ka­num fest­ge­legt wur­den, um die Unfehl­bar­keit eines päpst­li­chen Aktes zu garan­tie­ren. Das Urteil der Hei­lig­spre­chung ist nicht unfehl­bar an sich, da es ihm an den not­wen­di­gen Bedin­gun­gen für die Unfehl­bar­keit man­gelt, begin­nend mit der Tat­sa­che, dass die Hei­lig­spre­chung als ihr direk­tes oder aus­drück­li­ches Ziel nicht eine Wahr­heit des Glau­bens oder der Moral hat, die in der Offen­ba­rung ent­hal­ten ist. [Statt­des­sen ist eine Hei­lig­spre­chung] nur eine indi­rekt mit Dog­ma ver­bun­de­ne Tat­sa­che, ohne streng genom­men eine „dog­ma­ti­sche Tat­sa­che“ zu sein. Das Feld des Glau­bens und der Moral ist breit, da es die christ­li­che Leh­re voll­stän­dig ent­hält – spe­ku­la­tiv und prak­tisch, mensch­li­cher Glau­be und die Akti­on –, doch eine Unter­schei­dung ist nötig. Eine dog­ma­ti­sche Defi­ni­ti­on kann nie eine neue Dok­trin im Feld von Glau­ben und Moral ein­schlie­ßen. Der Papst kann ledig­lich das zum Aus­druck brin­gen, was in Glau­ben und Moral impli­zit ent­hal­ten ist, und durch die Tra­di­ti­on der Kir­che über­lie­fert wur­de. Was die Päp­ste defi­nie­ren, muss in der Hei­li­gen Schrift und in der Tra­di­ti­on ent­hal­ten sein, und es ist das, was die Unfehl­bar­keit des Aktes sicher­stellt. Dies ist bei Hei­lig­spre­chun­gen natür­lich nicht der Fall. Es ist kein Zufall, dass die Leh­re zu Hei­lig­spre­chun­gen weder in den Codi­ces des kano­ni­schen Rech­tes von 1917 und 1983 ent­hal­ten ist, noch in den Kate­chis­men der katho­li­schen Kir­che, alt und neu. Auf die­ses The­ma bezieht sich neben der zuvor erwähn­ten Stu­die von Msgr. Gherar­di­ni auch ein exzel­len­ter Arti­kel von José Anto­nio Ure­ta, der im März 2014 im Maga­zin „Cato­li­cis­mo“ erschie­nen ist.

Sind Sie der Auf­fas­sung, dass Hei­lig­spre­chun­gen ihren unfehl­ba­ren Cha­rak­ter im Zuge der Ände­run­gen im Hei­lig­spre­chungs­pro­ze­de­re, vor­ge­nom­men von Johan­nes Paul II. im Jah­re 1983, ver­lo­ren haben?

Rober­to de Mat­tei: Die­se Posi­ti­on wird im „Le Cour­ri­er de Rome“ von einem exzel­len­ten Theo­lo­gen, P. Jean-Michel Glei­ze, ver­tre­ten. Außer­dem besteht eines der Argu­men­te, auf denen Pater [Josef] Löw im Arti­kel zu Hei­lig­spre­chun­gen in der „Enci­clo­pe­dia cat­to­li­ca“ sei­ne The­se von der Unfehl­bar­keit auf­baut, in der Exi­stenz eines mas­si­ven Kom­ple­xes von Ermitt­lun­gen und Erkennt­nis­sen, gefolgt von zwei Wun­dern, die der Hei­lig­spre­chung vor­aus­ge­hen. Es gibt kei­nen Zwei­fel dar­an, dass – nach der von Johan­nes Paul II. im Jahr 1983 ver­an­lass­ten Reform des Pro­ze­de­res – die­ses Ver­fah­ren, die Wahr­heit fest­zu­stel­len, viel schwä­cher gewor­den ist, und dass es eine Ver­än­de­rung in der Auf­fas­sung von Hei­lig­keit an sich gege­ben hat. Das Argu­ment erscheint mir indes nicht ent­schei­dend, denn das Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren hat sich im Ver­lauf der Geschich­te stark ver­än­dert. Die Pro­kla­ma­ti­on der Hei­lig­keit des Ulrich von Augs­burg durch Papst Johan­nes XV. im Jah­re 993, die als erste Hei­lig­spre­chung durch einen Papst ange­se­hen wird, wur­de ohne jede Nach­for­schun­gen auf Sei­ten des Hei­li­gen Stuhls vor­ge­nom­men. Das Ver­fah­ren tief­ge­hen­der Ermitt­lun­gen geht haupt­säch­lich zurück auf Bene­dikt XIV. Er war etwa ver­ant­wort­lich für die Unter­schei­dung zwi­schen for­ma­ler Kano­ni­sa­ti­on, gemäß aller kano­ni­schen Regeln, und der gleich­wer­ti­gen Kano­ni­sa­ti­on, wenn ein Die­ner Got­tes zum Hei­li­gen erklärt wird auf­grund all­ge­mei­ner Ver­eh­rung. St. Hil­de­gard von Bin­gen erhielt den Titel einer Hei­li­gen nach ihrem Tod, und Papst Gre­gor IX. begann 1233 die Ermitt­lun­gen für eine Hei­lig­spre­chung. Aller­dings gab es nie­mals eine for­ma­le Kano­ni­sa­ti­on. Auch wur­de St. Katha­ri­na von Schwe­den, Toch­ter von St. Bir­git­ta, nie kano­ni­siert. Ihr Pro­zess fand statt zwi­schen 1446 und 1489, kam aber nie zum Abschluss. Sie wur­de als Hei­li­ge ver­ehrt, ohne je kano­ni­siert wor­den zu sein.

Was hal­ten Sie von der The­se des hei­li­gen Tho­mas, die auch wider­klingt im Arti­kel zu Hei­lig­spre­chun­gen im „Dic­tion­n­aire de Théo­lo­gie catho­li­que“, wonach, wäre der Papst nicht unfehl­bar in einer fei­er­li­chen Erklä­rung wie einer Hei­lig­spre­chung, er sich selbst und die Kir­che täu­schen würde?

Rober­to de Mat­tei; Wir müs­sen zunächst ein seman­ti­sches Miss­ver­ständ­nis auf­lö­sen: Ein nicht-unfehl­ba­rer Akt ist kein fal­scher Akt der not­wen­di­ger­wei­se täuscht, son­dern nur ein Akt, der die Mög­lich­keit des Irr­tums beinhal­tet. In Wirk­lich­keit mag die­ser Irr­tum sehr sel­ten sein – oder über­haupt nie­mals vor­kom­men. St. Tho­mas, wie immer aus­ge­wo­gen in sei­nem Urteil, ist nicht unfehl­bar bis zum Ende. Er ist zu Recht dar­um besorgt, die Unfehl­bar­keit der Kir­che zu ver­tei­di­gen, und er tut dies doch mit einem theo­lo­gisch ver­nünf­ti­gen Argu­ment. Sein Argu­ment kann im wei­te­ren Sin­ne akzep­tiert wer­den, muss aber die Mög­lich­keit von Aus­nah­men erlau­ben. Ich stim­me ihm zu, dass die Kir­che als Gan­ze nicht irren kann. Das heißt nicht, dass jeder Akt der Kir­che, wie der Akt einer Hei­lig­spre­chung, an sich not­wen­di­ger­wei­se unfehl­bar ist. Die Zustim­mung, die man Akten der Hei­lig­spre­chun­gen ent­ge­gen­zu­brin­gen hat, ist eine kirch­li­chen, nicht gött­li­chen, Glau­bens. Das bedeu­tet, dass der Gläu­bi­ge glaubt, weil er das Prin­zip akzep­tiert, dass die Kir­che nor­ma­ler­wei­se nicht irrt. Die Aus­nah­me hebt die Regel nicht auf. Ein ein­fluss­rei­cher deut­scher Theo­lo­ge, [Hw.] Bern­hard Bart­mann, ver­gleicht in sei­nem „Lehr­buch der Dog­ma­tik“ die Ver­eh­rung (den Kult) eines fal­schen Hei­li­gen mit der Hul­di­gung, die dem fal­schen Bot­schaf­ter eines Königs ent­ge­gen­ge­bracht wird. Der Irr­tum beein­träch­tigt nicht das Prin­zip, wonach der König wah­re Bot­schaf­ter hat und die Kir­che wah­re Hei­li­ge kanonisiert.

In wel­chem Sin­ne kön­nen wir dann von der Unfehl­bar­keit der Kir­che bei Hei­lig­spre­chun­gen reden?

Rober­to de Mat­tei: Ich bin über­zeugt, dass es ein schwer­wie­gen­der Feh­ler wäre, die Unfehl­bar­keit der Kir­che auf das außer­or­dent­li­che Lehr­amt des römi­schen Pap­stes zu redu­zie­ren. Die Kir­che ist nicht nur unfehl­bar, wenn sie auf außer­or­dent­li­che Wei­se lehrt, son­dern auch in ihrem ordent­li­chen Lehr­amt. Aber wie es Bedin­gun­gen für die Unfehl­bar­keit des außer­or­dent­li­chen Lehr­am­tes gibt, so exi­stie­ren auch Bedin­gun­gen für die Unfehl­bar­keit des ordent­li­chen Lehr­am­tes. Die erste [die­ser Bedin­gun­gen] ist die Uni­ver­sa­li­tät, die dann bewie­sen ist, wenn eine Wahr­heit des Glau­bens oder der Moral auf bestän­di­ge Wei­se im Lau­fe der Zeit gelehrt wird. Das Magi­steri­um kann eine Dok­trin unfehl­bar leh­ren durch den Akt einer Defi­ni­ti­on durch den Papst, oder durch einen nicht-defi­ni­ti­ven Akt des ordent­li­chen Magi­steri­ums, sofern die­se Dok­trin bestän­dig aner­kannt und über­lie­fert wur­de durch die Tra­di­ti­on sowie das ordent­li­che und uni­ver­sa­le Lehr­amt. Die Instruk­ti­on „Ad Tuen­dam Fidem“ der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re vom 18. Mai 1988 (Nr. 2) bestä­tigt dies. Ana­log könn­te man argu­men­tie­ren, dass die Kir­che nicht irren kann, wenn sie im Lau­fe der Zeit mit dem Glau­ben ver­bun­de­ne Wahr­hei­ten bestä­tigt, dog­ma­ti­sche Fak­ten, lit­ur­gi­sche Gebräu­che. Hei­lig­spre­chun­gen fal­len mög­li­cher­wei­se auch in die­se Grup­pe von ver­bun­de­nen Wahr­hei­ten. Man kann sicher sein, dass St. Hil­de­gard von Bin­gen sich in der Herr­lich­keit der Hei­li­gen befin­det und als Bei­spiel vor­ge­stellt wer­den kann, nicht weil sie fei­er­lich durch einen Papst kano­ni­siert wur­de (wie erwähnt gab es in ihrem Fall nie eine for­ma­le Kano­ni­sa­ti­on), son­dern weil die Kir­che ihren Kult aner­kannt hat, ohne Unter­bre­chung, seit ihrem Tod. Umso mehr gilt für jene Hei­li­gen, die nie for­mal kano­ni­siert wur­den (wie St. Fran­zis­kus oder St. Domi­nik), dass die unfehl­ba­re Sicher­heit bezüg­lich ihrer Hei­lig­keit in einem dia­chro­ni­schen Sinn (ent­wickelt im Lau­fe der Zeit) von dem uni­ver­sa­len Kult stammt, den die Kir­che ihnen erwie­sen hat, und nicht von einem Urteil zur Kano­ni­sa­ti­on an sich. Die Kir­che täuscht nicht, in ihrem uni­ver­sa­len Lehr­amt, aber man kann einen Irr­tum von Sei­ten kirch­li­cher Auto­ri­tä­ten, begrenzt auf Zeit und Raum, zulassen.

Wie wür­den Sie Ihre Posi­ti­on zusammenfassen?

Rober­to de Mat­tei: Die Hei­lig­spre­chung von Papst Johan­nes XXIII. ist ein fei­er­li­cher Akt des Pap­stes, der abge­lei­tet ist von der ober­sten Auto­ri­tät der Kir­che – und dem soll­te mit Respekt begeg­net wer­den –, aber es ist kein Urteil, das an sich unfehl­bar ist. Der Gebrauch der Ver­nunft, unter­stützt durch eine sorg­fäl­ti­ge Unter­su­chung der Fak­ten zeigt recht deut­lich, dass das Pon­ti­fi­kat von Johan­nes XXIII. nicht zum Woh­le der Kir­che war. Wenn ich zuge­ben müss­te, dass Papst Ron­cal­li auf heroi­sche Wei­se Tugend aus­üb­te, als er sei­ne Rol­le als Papst aus­füll­te, wür­de ich die ratio­na­len Vor­aus­set­zun­gen mei­nes Glau­bens im Inner­sten unter­gra­ben. Im Zwei­fels­fall hal­te ich mich an das Dog­ma des Glau­bens, das vom Ersten Vati­ka­ni­schen Kon­zil fest­ge­setzt wur­de, wonach es kei­nen Wider­spruch zwi­schen Glau­be und Ver­nunft geben kann. Der Glau­be über­steigt die Ver­nunft und erhöht sie, aber er wider­spricht ihr nicht, weil Gott, die Wahr­heit selbst, nicht wider­sprüch­lich ist. Ich kann es vor mei­nem Gewis­sen ver­ant­wor­ten, all mei­ne Vor­be­hal­te bezüg­lich die­ses Aktes der Hei­lig­spre­chung aufrechtzuerhalten.

Über­set­zung: M. Bene­dikt Buerger

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Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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64 Kommentare

  1. Begin­nend mit Johan­nes XXIII haben die Post-Vat-II Papas die Braut Chri­sti so leer gekriegt wie noch nie in ihrer 2000-jäh­ri­gen Geschich­te. Jetzt fol­gen als Krö­nung die Hei­lig­spre­chun­gen für die her­vor­ra­gend erle­dig­te Arbeit. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen, denn an ihren Früch­ten sollt ihr sie erken­nen. Punkt.

    • So ist es !
      Joh 23 ! Vat II Kom­men­tar ueberfluessig !
      Paul VI ! Lit­ur­gie­re­form (Zer­stoe­rung)
      Joh.Paul I ! Gna­de des frue­hen Todes !
      Joh. Paul II Korankuss, Assi­si Gräu­el, Exkom­mu­ni­zie­rung Lebfevres 

      Ein Bild des Jam­mers und des Ver­sa­gens, nir­gend­wo ist da etwas Heiliges !

  2. Sehr inter­es­san­te Gedan­ken­gän­ge. Doch die Fra­gen blei­ben. Natür­lich ist eine Hei­lig­spre­chung kein Dog­ma. Doch sie ist nicht mehr zurück­zu­neh­men. Wenn ein Papst hei­lig­ge­spro­chen wird, der der Kir­che nach­weis­lich gescha­det hat, dann wird er in der Kir­che als „fal­scher Hei­li­ger“ ver­ehrt. Dann sind sei­ne Feh­ler, die der Kir­che schwe­ren Scha­den zuge­fügt haben, mit heiliggesprochen.
    In dem Inter­view wur­de die Hei­lig­keit von Johan­nes Paul II. aus­ge­spart. Er ist noch wei­ter gegan­gen als Johan­nes XXIII. Sei­ne Theo­lo­gie stellt die Erlö­sung Jesu Chri­si in Fra­ge durch sein Lei­den und Ster­ben am Kreuz. Da alle Men­schen durch die Inkar­na­ti­on schon mit­er­löst sind, nach Johan­nes Paul II., ist die Erlö­sung durch das Lei­den und Ster­ben des Herrn letzt­lich über­flüs­sig. Das hat Johan­nes Paul II. nie öffent­lich gesagt, doch es folgt zwin­gend aus wich­ti­gen Enzy­kli­ken von ihm.
    Die katho­li­sche Hei­li­gen­ver­eh­rung gerät in Gefahr. Pius X., der wahr­schein­lich bei­de „hei­li­gen Nach­fol­ger“ ernst­haft ermahnt und wenn sie nicht gehorcht hät­ten, exkom­mu­ni­ziert hät­te, kann nicht gleich­zei­tig als Hei­li­ger ver­ehrt wer­den mit die­sen bei­den Päp­sten. Das ist gegen jede Vernunft.
    Es kann nicht sein, dass sich katho­li­sche Gläu­bi­ge in Zukunft ihre Hei­li­gen aus­su­chen. Nach ihrer Vernunft.
    Ich sehe nur eine Mög­lich­keit: Den hei­lig­spre­chen­den Berg­o­glio als Häre­ti­ker zu ver­ur­tei­len. Im deut­li­chen Gegen­satz zu den Sedis­va­kan­ti­sten steht das nur dem Lehr­amt der Kir­che zu, dem Papst und/​oder einem dog­ma­ti­schen Konzil.
    Per­sön­li­che Über­zeu­gun­gen, mögen sie noch so gut begrün­det sein, erset­zen nicht das Lehr­amt. Das ist der Feh­ler der Sedisvakantisten.
    Ich sehe kei­ne ande­re Mög­lich­keit: Dem Glau­ben, wie er in allen vor­kon­zi­lia­ren Kate­chis­men doku­men­tiert ist, treu zu bleiben.
    Und, wenn mög­lich, die Mes­se Paul VI. zu mei­den und an der Triden­ti­ni­schen Mes­se teilzunehmen.
    Ich kann die Hei­lig­spre­chun­gen am 27. April nicht aner­ken­nen. Sie sind gegen jede Ver­nunft. Doch ich wäre einem Wahn ver­fal­len, wenn ich Berg­o­glio für abge­setzt erklä­ren wür­de. Dem Sedisvakantistenwahn.
    Die Fra­ge nach der Ein­ord­nung und Bewer­tung der gesam­ten Kon­zil­sepo­che muss der Vor­se­hung Got­tes über­las­sen blei­ben. Bis wir wie­der ein Lehr­amt haben, das sich bruch­los an das vor­kon­zi­lia­re Lehr­amt anschließt.

    • nach dem 2ten Vati­ka­num wur­den eine Men­ge Hei­li­ger „ent­sorgt“ sprich ihre Feste ersatz­los gestrichen.
      Ergo kön­nen Hei­lig­spre­chun­gen zurück­ge­nom­men werden!

      • „nach dem 2ten Vati­ka­num wur­den eine Men­ge Hei­li­ger „ent­sorgt“ sprich ihre Feste ersatz­los gestrichen.
        Ergo kön­nen Hei­lig­spre­chun­gen zurück­ge­nom­men werden!“
        Blöd­sinn. Sie wol­len ihre Ver­eh­rung zer­stö­ren aber über ihre Hei­lig­keit haben sie kei­ne Macht mehr.
        Per Mari­am ad Christum.

    • Sind Sie sicher, dass Hei­lig­spre­chun­gen nicht mehr zurück­zu­neh­men sind? Könn­ten Sie das bit­te theo­lo­gisch untermauern?

      Dan­ke.

  3. Das ist der Ver­such, mit der schlim­men Lage zurechtzukommen…Da de Mat­tei zum Schluss doch auf Glau­be und Ver­nunft ver­weist, kann ich nur sagen, dass die Idee, dass bei Hei­lig­spre­chun­gen eben doch Irr­tü­mer mög­lich sind, mich kei­nes­falls überzeugt.
    Zwar stimmt es, dass das Ver­fah­ren zu Hei­lig­spre­chun­gen nicht sta­tisch war und man­che Hei­li­ge ein­fach „fak­tisch“ Hei­li­ge sind, wie Hil­de­gard im Bei­spiel. So wie ja Rom auch fak­tisch durch die Ein­füh­rung von Gedenk­ta­gen zu Erschei­nun­gen die Erschei­nung fak­tisch aner­kennt – das muss nicht noch mal extra kano­ni­siert wer­den. Ein Umkehr­schluss dürf­te sich dar­aus aller­dings aus logi­schen Grün­den kaum ablei­ten las­sen! Weil nicht jeder Hei­li­ge for­mell hei­lig­ge­spro­chen wer­den muss­te, wenn auch das for­mel­le Lehr­amt ihn oder sie wie einen oder eine Hei­li­ge behan­del­te, gilt noch lan­ge nicht, dass sol­cher­art oder auch for­mell ver­ehr­te Hei­li­ge tat­säch­lich Hei­li­gen sind und es ein Va ban­que-Spiel ist, ob ich nun mal gera­de einen ech­ten Hei­li­gen anrufe…

    Wenn nun die Kir­che anneh­men woll­te, es sei auch ganz okay, wenn man einem „Hei­li­gen“ hul­digt – weil der Papst ihn hei­lig­ge­spro­chen hat – der nicht nur kei­nes­wegs ein Hei­li­ger ist, son­dern gar nicht „ver­ehr­bar“ ist, dann kommt man doch in Probleme.
    Im Klar­text: Es ist anzu­neh­men und im übri­gen auch durch­aus vor­stell­bar, dass die Kir­che uns dazu ver­lei­tet, Per­so­nen, die der Kir­che gescha­det haben, als „Hei­li­ge“ zu ver­eh­ren, womög­lich noch um Für­spra­che anzu­ru­fen und somit men­tal in die Irre gelei­tet zu wer­den?! Ist das wirk­lich mit der Boten-Erzäh­lung vergleichbar?

    De Mat­tei rea­li­siert hier m.E. nicht, dass er erst Argu­men­te für den Sedis­va­kan­tis­mus pro­te­stan­ti­scher Aus­rich­tung in toto lie­fert: einen Papst brau­chen wir eigent­lich nicht – abge­se­hen von den ganz sel­te­nen Defi­ni­tio­nen für Glau­ben und Dog­ma. Anson­sten macht jeder, was ihm nun recht dünkt, da ja die Kir­che jeder­zeit auch ein wenig irren kann. Nur – wann irrt sie ein wenig und wann nicht? 

    Es hat doch gra­vie­ren­de Fol­gen für den Glau­ben der Gläu­bi­gen, wenn Unhei­li­ge als Hei­li­ge ver­ehrt werden!

    Ich schät­ze de Mat­tei sehr – aber das ist wirk­lich der hilf­lo­se Ver­such zu ret­ten, was zu ret­ten ist, damit alles noch irgend­wie im Lot bleibt. Dies aber wie­der um den Preis schi­zo­phre­nen Denkens.

    • Da sind mir doch ein paar Wör­ter aus dem Ruder gelau­fen. Es muss heißen:

      „Weil nicht jeder Hei­li­ge for­mell hei­lig­ge­spro­chen wer­den muss­te, wenn auch das for­mel­le Lehr­amt ihn oder sie wie einen oder eine Hei­li­ge behan­del­te, gilt noch lan­ge nicht, dass sol­cher­art oder auch for­mell ver­ehr­te Hei­li­ge tat­säch­lich KEINE Hei­li­gen SEIN KÖNNEN und es ein Va ban­que-Spiel ist, ob ich nun mal gera­de einen ech­ten Hei­li­gen anrufe…“

      Ver­zei­hung!

  4. Dan­ke für die Bereit­stel­lung die­ses aus­sa­ge­kräf­ti­gen Inter­views! De Mat­tei ist wie immer sehr aus­ge­wo­gen und vernünftig.

    Was er über Papst Johan­nes XXIII. sagt, liegt ohne­hin auf der Hand: Der Scha­den die­ses Pon­ti­fi­ka­tes ist immens. Man bekommt nach umfang­rei­chen Stu­di­en immer mehr den Ein­druck, daß hier die Apo­sta­sie von oben ein­ge­lei­tet wur­de. Volks­fröm­mig­keit und aka­de­mi­sche Theo­lo­gie haben seit­dem einen stei­len Absturz erlebt, des­glei­chen das Ordens­le­ben und die christ­li­che Gestal­tung der Politik.

    Mit Johan­nes XXIII. sind m. E. dunk­le Geheim­nis­se verbunden.
    Unver­ges­sen ist auch sein Pres­se­com­mu­ni­qué über das III. Geheim­nis von Fati­ma. M. E. hat er direkt gegen die Anwei­sun­gen von oben gehandelt.

    Eine Hei­lig­spre­chung wäre für mein Gefühl blas­phe­misch. Man kann nur hof­fen, daß es doch nicht dazu kommt.

    • Wen mei­nen Sie mit „von oben“? Der Papst ist auf Erden der Stell­ver­tre­ter Chri­sti. Schon ein­mal etwas vom „Dic­ta­tus Papae“ gehört. Es gibt kei­nen Men­schen, der auf Erden über dem Papst steht!
      Wenn Sie aber mei­nen, mit „von oben“ sei Unser Herr Jesus Chri­stus, der König des Welt­alls gemeint, so schrei­ben Sie das auch bit­te, sonst wird es mißverständlich!

      • @Christoph Rhein

        Ad erster Absatz:
        Wel­cher Papst bit­te hat sich zuletzt aus­drück­lich auf den Dic­ta­tus Papae berufen?

        Ad zwei­ter Absatz:
        Stel­len Sie sich bit­te nicht dumm. Aus dem Zusam­men­hang geht jeweils klar her­vor, wie „von oben“ zu ver­ste­hen ist.

  5. Sie schrei­ben:
    „Ich sehe nur eine Mög­lich­keit: Den hei­lig­spre­chen­den Berg­o­glio als Häre­ti­ker zu ver­ur­tei­len. Im deut­li­chen Gegen­satz zu den Sedis­va­kan­ti­sten steht das nur dem Lehr­amt der Kir­che zu, dem Papst und/​oder einem dog­ma­ti­schen Konzil.“ 

    Das ist nicht richtig.
    Ein Häre­ti­ker ist ipso fac­to exkom­mu­ni­ziert, nicht erst durch kirch­li­chen Spruch. 

    „Per­sön­li­che Über­zeu­gun­gen, mögen sie noch so gut begrün­det sein, erset­zen nicht das Lehr­amt. Das ist der Feh­ler der Sedisvakantisten.“ 

    Nein, das ist die Schwä­che in der Posi­ti­on der FSSPX.
    Die FSSPX kon­sti­tu­iert sich als Para- oder Super-Lehr­amt, indem es, von Fall zu Fall, dar­über urteilt, ob das, was ein mut­maß­lich häre­ti­scher Papst sagt oder tut, jeweils katho­lisch ist oder nicht, um sich ihm dann, je nach­dem, zu unter­wer­fen oder zu widersetzen.
    Ein Häre­ti­ker k a n n aber nicht Papst sein, er ist ja nicht ein­mal Katholik.

    • Dan­ke für die­ses State­ment – es drückt das Dilem­ma aus, was ich in den letz­ten Tagen mit eini­gen TN hier diku­tiert habe.

      Der Papst unter­steht ja weder einem ande­ren Papst noch Bischö­fen. Das ist eine Erfin­dung man­cher Gläu­bi­ger! Er unter­steht Jesus direkt. Ver­fällt er in Häre­si­en – und es ist von der Wir­kung her gleich, ob er sich des­sen voll bewusst ist oder nicht – ver­fällt die gan­ze Kir­che in Häre­sie. Im übri­gen kann ich nicht ernst­haft glau­ben, dass die Päp­ste rei­hen­wei­se ganz unbe­wusst in schwer­ste Häre­si­en ver­fal­len, wo ihnen doch aus­drück­lich – wenn sie bereit sind das Mar­ty­ri­um des Amtes anzu­neh­men – von Jesus den Hl. Geist als Bei­stand ver­spro­chen bekom­men haben!

      Dazu noch ein histo­ri­scher Hin­weis: die Pro­ble­ma­tik der Gül­tig­keit von Wei­hen nach der Auf­räum­ar­beit des Kon­stan­zer Kon­zils („Haec sanc­ta syn­odus“) ist nicht lös­bar! Die Kir­che hat dar­auf ver­zich­tet, hier ein end­gül­ti­ges Urteil zu spre­chen, weil es auf ande­ren Sei­ten so vie­le Ris­se erzeugt hät­te… allein des­we­gen ist es Wahn­sinn, sich vor­stel­len zu müs­sen, wie man nach nun meh­re­ren häre­ti­schen Päp­sten das noch mal kit­ten will. Allein kir­chen­recht­lich. Mir graut es förmlich…

      Daher mein­te ich auch neu­lich, dass irgend­wel­che „kri­ti­schen“ State­ments von­sei­ten der FSSPX ins Lee­re gehen. Sie glau­ben, dass sie Wider­stand lei­sten und glau­ben, dass sie ohne theo­lo­gi­schen Ein­klang mit dem Papst so etwas wie Tra­di­ti­on nicht nur wah­ren, son­dern auch „erzeu­gen“ kön­nen (denn eine Tra­di­ti­on kann nicht ein­fach fest­ge­fro­ren wer­den und dann Jahr­zehn­te lang „ste­hen­blei­ben“ – das wäre eben die Amis­hi­sie­rung, zu der auch vie­le „Tra­di­tio­na­li­sten“ neigen).

      Für mich ist das, nach­dem ich nun so län­ger auch im har­ten Geschäfts­le­ben unter­wegs bin, eine ein­zi­ge Illu­si­on. Die FSSPX ist eine Art „India­ner-Reser­vat“. Inner­halb die­ses Reser­vats lässt man sie krä­hen und schimp­fen. Aber wehe, sie tre­ten aus ihrem Ghet­to her­aus – dann gibt es Ärger! Es gehört zu bewähr­ten Geschäfts­stra­te­gien, dass man dem Geg­ner stets die Illu­si­on lässt, er habe noch eine Chan­ce, indem man ihm immer wie­der mal ein Schritt­chen ent­ge­gen­kommt, ihn mal kräf­tig schimp­fen lässt, dann wie­der zwei Schrit­te zurück geht etc.
      wachen aus den Illu­sio­nen und in der Rea­li­tät ankom­men, um nicht kas­siert zu werden.

      • Mei­ne Güte, mir rut­schen heu­te dau­ernd Satz­tei­le davon. Der letz­te Satz muss heißen:
        „Ich den­ke, wir soll­ten auf­wa­chen aus den Illu­sio­nen und in der Rea­li­tät ankom­men, um nicht kas­siert zu werden.“

        • Das mit dem Auf­wa­chen und der Rea­li­tät der Gefah­ren habe ich ja verstanden.Dann hät­ten Sie jetzt bit­te die Güte, mir und ande­ren hier zu erklä­ren, wie wir kon­kret ver­hin­dern, dass wir „kas­siert“ werden.

          • Damit mei­ne ich:
            Die Lage ist wirk­lich furcht­bar und nach mensch­li­chem Ermes­sen aus­sichts­los. Solan­ge hier noch irgend­ei­ner glaubt, er kön­ne die rech­te Tra­di­ti­on wah­ren und häre­ti­sche Päp­ste aner­ken­nen, wird er am Ende nur sei­nen eige­nen Hirn­ge­spin­sten auf­sit­zen und immer mehr zur folk­lo­ri­sti­schen Rand­er­schei­nung werden.
            Eine sol­che „Stra­te­gie“ mag zwar poli­tisch erfolgs­ver­spre­chend wir­ken, ist aber aus einer geist­li­chen Sicht surreal.

            Man hält sich am Leben, in dem man in die­ser Sur­rea­li­tät sei­ne eige­nen „Dog­men“, ein Kryp­to-Kir­chen­recht und Amts­er­wei­te­run­gen her­stellt, die alles, nur nicht tra­di­ti­ons­kon­form sind.

            Auch das führt zum Ver­lust des wah­ren Glau­bens. Tut mir leid. Aber es hat noch nie genügt, ein­fach nur den rich­ti­gen Ritus zu fei­ern bzw. dort hin­zu­ge­hen und anson­sten Häre­ti­kern anzu­hän­gen. Die Welt nennt so etwas „Dopp­lem­oral“..

            Damit mei­ne ich nicht, dass nicht die Mes­se Pius V. die wah­re Mes­se ist. Damit mei­ne ich auch nicht, dass man nicht dort­hin gehen darf, wo sie (wenig­stens prin­zi­pi­ell…) gefei­ert wird. Ja, ich mei­ne, man soll­te da hin­ge­hen und tu das ja selbst auch. Aber all die Hel­den-Legen­den­bil­dung drum­her­um soll­te unter­blei­ben aus den genann­ten Gründen.

            Sie sag­ten neu­lich selbst, man müs­se aus­hal­ten, dass die Kir­che der­zeit eine Art Kar­frei­tag oder Kar­sams­tag erlebt. Das heißt: man bleibt viel­leicht nur auf­recht, wenn man sich an Maria und Johan­nes (klei­ne, demü­ti­ge Prie­ster, die direkt auf Maria bezo­gen sind) hält, ver­sucht, das, was „immer und über­all geglaubt wurde“(und nicht alle mög­li­chen Folk­lo­ren!) zu leben, aber ohne Auto­ri­täts­an­spruch in in abso­lu­ter Demut.
            Was erle­ben wir oft: die Auto­ri­täts­kri­se ist die Stun­de zwar vie­ler her­vor­ra­gen­der Lai­en und weni­ger ech­ter Prie­ster, aber auch extrem klei­ner und enger Gei­ster unter Lai­en und Priestern.

            Dass in der FSSPX ein gro­ßer Erd­rutsch pas­siert, kann nicht über­se­hen wer­den. Vor gut genau 2 Jah­ren schrie­ben die drei Bischö­fe an Msgr. Fel­lay einen Brief. Dar­in stand ein Zitat Lefeb­v­res: „Ein gro­ßer Bereich des Apo­sto­lats, viel­leicht, aber in Unklar­heit, und in zwei ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tun­gen auf ein­mal, die uns schließ­lich ver­rot­ten wür­de. Wie kön­nen wir fort­fah­ren zu gehor­chen und gleich­zei­tig die Wahr­heit zu pre­di­gen? Wie kann man ein Abkom­men machen, ohne dass die Bru­der­schaft ver­rot­tet in die­sem Widerspruch?”

            Wir wis­sen, wie der Obe­re dar­auf reagierte.

          • Ja, ich weiß wie Bischof Fel­lay reagiert hat und was dann gefolgt ist… Aber wenn er zulie­ße, dass die FSSPX „kas­siert“ wird, wäre immer noch die Mög­lich­keit gege­ben, mit den Füßen abzu­stim­men. Noch hat er es aber nicht getan und ich kann ihm auch nicht unter­stel­len, dass er das will. Dass es pas­sie­ren kann, damit rech­ne ich bereits seit 2005. – Ich set­ze mei­ne Hoff­ung nicht auf die Bru­der­schaft und nicht auf Bischof Fel­lay, son­dern auf Gott. Punkt.

          • Das ist gut! Denn SEINE Gedan­ken sind nicht unse­re gedan­ken, und SEINE Wege sind höh­rer als unsere.
            ER hat ver­spro­chen, dass die Kir­che nicht über­wun­den wer­den wird, – egal ob wir nun alle stra­te­gi­schen Tricks anwen­den und nach mensch­li­cher Wei­se jon­glie­ren und taktieren.
            (Ich will damit nicht sagen, man müs­se nicht nach bestem Wis­sen und Gewis­sen han­deln), aber wir Men­schen ver­ges­sen lei­der irgend­wann, dass ER im Regi­ment sitzt und nicht wir. Auch ich ver­ges­se das leicht.

            Daher: so ist es gut!

    • Sie miß­ver­ste­hen den Begriff „ipso facto“:

      „ipso fac­to“ ist ein Rechts­be­griff, der einen aus sich selbst ent­ste­hen­den Rechts­an­spruch beschreibt, der aber noch kein Recht setzt.

      Bei­spiel nich­ti­ge Ehe: Eine nich­ti­ge Ehe ist ipso fac­to nich­tig, und doch dür­fen sich die Betei­lig­ten nicht erneut ver­hei­ra­ten, solan­ge die Nich­tig­keit ihrer Ehe nicht vom Kir­chen­ge­richt fest­ge­stellt wurde.

      In der Bul­le „Cum Ex Apo­sto­la­tus Offi­cio“ von Papst Paul IV. ist von Amts­ver­lust „ipso fac­to“ durch Häre­sie die Rede – aber die­sem Amts­ver­lust setzt die­sel­be Bul­le Fest­stel­lung der Häre­sie vor­aus. Also nichts da mit dem „ipso fac­to“ als Amtsverlustautomatismus.

      Das Ende eines Amtes muß von dazu befug­ter Auto­ri­tät fest­ge­stellt wer­den, anders endet kein Amt.

      Es sei hier übri­gens dar­an erin­nert, daß über einen Papst nach des­sen Tod das Ana­the­ma ver­hängt wur­de – gegen Hono­ri­us I. wegen des­sen Mono­the­le­tis­mus­nä­he. Aber auch die­sem Papst sprach die Kir­che nie das Amt ab.

    • Was für das Papst­amt gilt, gilt natür­lich auch für die Häre­sie: Kir­chen­recht­lich ist ein Häre­ti­ker erst dann ein Häre­ti­ker, wenn die Kir­che ihn als Häre­ti­ker verurteilt.

      Und des­we­gen gilt auch für die zweit­kon­zi­lia­ri­sti­schen Päp­ste: Solan­ge sie nicht von der Kir­che als Häre­ti­ker ver­ur­teilt wur­den, sind sie kir­chen­recht­lich kei­ne. Man kann natür­lich per­sön­lich der Mei­nung sein, daß sie Häre­ti­ker waren, aber eine Pri­vat­mei­nung schafft kein Recht.

      • … und das erfüllt den klas­si­schen Tat­be­stand einer Tautologie:

        § 1 Der Chef hat immer recht.
        § 2 Und wenn mal nicht recht haben soll­te, ist auf § 1 zu verweisen..
        § 3 Es sei denn ein Chef in wei­ter Zukunft behaup­tet, dass der Chef von damals nicht recht hatte.

        Nun ist das Recht aber für sich selbst etwas, auch die Leh­re der Kir­che ist für sich selbst etwas. Wer ihr wider­spricht ist ein Häre­ti­ker. das muss ja nicht noch blu­mig erklärt wer­den, wenn es ein Fak­tum ist.

        Es ist allen­falls die Fra­ge, wer dann „Ord­nung schaf­fen kann“. Und das ist eine ganz ande­re Fra­ge. Das muss tat­säch­lich einem ande­ren, recht­gläu­bi­gen Papst über­las­sen werden. 

        Es ist höchst frag­lich, dass Ihre Aus­füh­rung so die kom­ple­xe Pro­ble­ma­tik erfasst, zumal auch das Bei­spiel von Hono­ri­us so nicht stimmt. Ich habe auf die Schnel­le nicht alle Quel­len zusam­men, zitie­re aber kurz wiki­pe­dia. Vor dem Vat. I. wur­de von den Geg­nern des Unfehl­bar­keits­dog­mas, außer­dem durch alle Häre­ti­ker, vom Pro­te­stan­tis­mus über Gal­li­ka­ner und Jan­se­ni­sten zum Beweis gegen die Unfehl­bar­keit die angeb­li­che Häre­sie des Hono­ri­us aufgefahren.
        Den­noch hat das Vat. I. die Unfehl­bar­keit des Pap­stes fest­ge­stellt. War­um? Weil er eben nicht häre­tisch war!
        „Die­ses Ana­the­ma war ein Haupt­ar­gu­ment gegen das Dog­ma von der Unfehl­bar­keit des Pap­stes in den Dis­kus­sio­nen rund um das Erste Vati­ka­ni­sche Kon­zil von 1870. Katho­li­sche Quel­len stel­len her­aus, dass Hono­ri­us I. per­sön­lich recht­gläu­big dach­te, geschwei­ge denn ex cathe­dra mono­the­le­tisch gelehrt habe, und dass Leo II. den Häre­sie­vor­wurf aus­drück­lich von sei­ner Zustim­mung zum Drit­ten Kon­zil von Kon­stan­ti­no­pel aus­nahm und die Begrün­dung für das Ana­the­ma auf „Nach­gie­big­keit gegen­über der Häre­sie“ umän­der­te.“ (http://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​H​o​n​o​r​i​u​s_I.)

        Gera­de weil gera­de die­ses Bei­spiel ein­ge­hend wäh­rend des Vat. I. durch das Kon­zil selbst geprüft und anders gese­hen wur­de, als Sie es dar­stel­len, kann es hier lei­der nicht dienen.

        Es geht bei einem Häre­sie­vor­wurf gegen den Papst auch nie nur um eine recht­li­che Sei­te, denn damit käme man der Häre­sie über­haupt nie mehr bei (s.o. Tau­to­lo­gie). Da der Papst ist eben nicht nur nur ein „Amts­in­ha­ber“. Und selbst bei einer Häre­sie-Ver­ur­tei­lung post­hum kann jeder kom­men und sagen: es steht Papst­wort gegen Papst­wort. Was soll das also?

        • zu die­ser „Tau­to­lo­gie“:

          Ich behaup­te ja gera­de nicht, daß der Chef immer recht hat.

          Aber ich wei­se dar­auf hin, daß der Chef auch dann der Chef bleibt, wenn er unrecht hat.

          Wenn der Chef der Unter­neh­mer ist, läßt sich ohne­hin nichts machen (ich könn­te allen­falls das Unter­neh­men wechseln).
          Wenn der Chef dage­gen ein lei­ten­der Ange­stell­ter ist, kann man immer noch hof­fen, daß die Unter­neh­mens­lei­tung die­sen Chef ent­we­der ver­setzt oder entläßt.

      • Was ich an Ihrem Argu­ment an sich – natür­lich unge­wollt von Ihrer Sei­te aus – häer­sie­ver­däch­tig fin­de, ist, dass wenn man zuge­ste­hen wür­de, dass ein Papst Häre­ti­ker sein kann, solan­ge er will, wenn dies nie­mand fest­stellt, er aber, selbst wenn einer je „juri­stisch“ dies fest­zu­stel­len befugt wäre, nicht ein­mal als Nicht-Papst betrach­tet wür­de, dann wür­den Sie in logi­scher Fol­ge behaup­ten, dass ein Papst i m A m t eben doch fehl­bar sein kann.
        Damit wider­sprä­chen Sie aber eben doch dem Unfehlbarkeitsdogma…

        • Sie ken­nen offen­bar das erst­va­ti­ka­ni­sche Unfehl­bar­keits­dog­ma nicht.

          Das grenzt die päpst­li­che Unfehl­bar­keit näm­lich ein, auf Ver­kün­di­gun­gen unter fol­gen­den Bedingungen:

          1) Beru­fung auf das Papstamt
          2) Leh­re über Glau­ben oder Sitten
          3) als end­gül­tig entschieden
          4) von der gan­zen Kir­che ver­bind­lich zu glauben

          Nur dann ist ein Papst unfehl­bar. Und kein zweit­va­ti­ka­ni­sti­scher Papst hat bis­her eine Leh­re unter den genann­ten Bedin­gun­gen verkündet.

          Übri­gens kann auch ein Pfar­rer Häre­si­en ver­kün­den – solan­ge ihm nicht sein zustän­di­ger Ober­hir­te, in die­sem Fal­le also sein Bischof auf die Fin­ger klopft. Und was für den Pfar­rer gilt, gilt ent­spre­chend für alle ande­ren Amts­trä­ger der Kirche.

          Und es haben nun ein­mal Päp­ste geirrt. Einen ‑Hono­ri­us I.- nann­te ich bereits. Hin­zu­ge­fügt sei­en hier noch Libe­ri­us und Felix (II.). Selbst der hei­li­ge Petrus ver­irr­te sich in sei­ner Hal­tung zu den Heidenchristen.

          Und noch­mals: Eine Häre­sie muß kir­chen­recht­lich als Häre­sie fest­ge­stellt wer­den. Eine Pri­vat­mei­nung macht nie­man­den zum Häre­ti­ker. Sonst könn­te ja jeder daher­kom­men und behaup­ten, der oder der sei ein Häretiker …

          Sie erwäh­nen im Zusam­men­hang mit Hono­ri­us I. Papst Leo II. Dann soll­ten Sie doch eigent­lich wis­sen, daß Leo II. zwar die Begrün­dung für das Ana­the­ma gegen Hono­ri­us I. änder­te, aber kei­nes­wegs das Ana­the­ma wider­rief. Und gera­de die­ser Hono­ri­us I. dürf­te zu den Unfehl­bar­keitsein­schrän­kun­gen des Ersten Vati­ka­ni­schen Kon­zils bei­getra­gen haben.

          • Vie­len Dank für Ihre Ant­wort. Machen Sie sich kei­ne Sor­gen um mei­ne Kennt­nis­se. Ich habe hier selbst schon öfters aus bei­den Kon­zils­de­kre­ten des Vat. I zitiert.

            Ihre Auf­fas­sung ist jedoch auch in der all­ge­mei­nen For­schung umstrit­ten. Es ist nun mal etwas ande­res, ob ich einen Papst wegen sei­ner Weich­lich­keit ver­flu­che oder wegen einer von ihm aktiv ver­tre­te­nen Häresie.

            Wie ich unten sag­te, sind vie­le Posi­tio­nen sowohl des Vat. II als auch der Päp­ste danach ein­deu­tig zuvor ein­mal irgend­wann ver­wor­fen wor­den. Und zwar zen­tra­le Positionen.

            Die Häre­si­en wur­den nach der Metho­de, die bereits Gre­gor XVI. und Pius X., aber auch Pius XI. genau cha­rak­te­ri­siert haben, verkündet.

            Das heißt: Sie unter­schät­zen den Adver­sa­ri­us, wenn Sie glau­ben, er wür­de ex cathe­dra aus­drück­lich einer vori­gen Lehr­de­fi­ni­ti­on widersprechen.
            Selbst ein klu­ger mensch­li­cher Stra­te­ge wür­de das doch nie so – mit Ver­laub – däm­lich anpacken! man streut heir ein wenig ein und dort, immer unter der Mess­lat­te des Vat. I. durch und durch­seucht so das gesamt Denken.

            Was nüt­zen Ihre Sub­ti­li­tä­ten, wenn dar­über die gan­ze Kir­che den Bach hin­un­ter geht – das ist ja gera­de das, was mir soviel Unbe­ha­gen bereitet.

            Wäh­rend wir hier unser Wis­sens­ge­fie­der auf­plu­stern und uns gegen­sei­tig dar­in über­bie­ten, den Mann/​die Män­ner zu schüt­zen, der uns den Wöl­fen über­ant­wor­tet hat, anstatt zu sagen: da stimmt was nicht, der rui­niert uns doch – das kann nicht der Hl. Geist sein, der die­sen Nie­der­gang wirkt, also kann es nur der Gegen­spie­ler sein. Wenn aber der Gegen­spie­ler den Papst gei­stig bestimmt, ist das nicht der Papst, der die Qua­li­foi­ka­ti­on und das Cha­ris­ma hät­te, Fels zu sein.

            Papst­sein ist nicht ver­gleich­bar mit einem welt­li­chen Amt. Sie erwäh­nen auch den häre­ti­schen Prie­ster. Natür­lich tum­melt er sich wei­ter­hin im Amt, weil die Hier­ar­chie alles tut, um die Gemein­den flä­chen­deckend mit Häre­ti­kern, Dop­pel­köp­fen oder Feig­lin­gen zu beset­zen. Womit sich der Kreis wie­der schließt…

            Jeder muss ent­schei­den, ob er sol­che Leu­te noch als „Amts­in­ha­ber“ vor unserm Herrn betrach­tet. Denn letzt­end­lich kann ich das nicht tun, ohne IHN z lästern und sein Erlösungswrk.

            Das – nur das ist das eigent­li­che Pro­blem. Es tut mir leid, aber ich kann auf­grund einer kla­ren Denk­wei­se die­sem Pro­blem nicht mit Rhe­to­rik ausweichen.

          • @ zeit­schnur:
            Wenn Sie schon die päpst­li­che Unfehl­bar­keit anspre­chen, soll­ten Sie auch wis­sen, daß das erst­va­ti­ka­ni­sche Unfehl­bar­keits­dog­ma die päpst­li­che Unfehl­bar­keit ein­schränkt. Die von mir genann­ten Bedin­gun­gen ste­hen nun ein­mal da.

            Ana­the­ma ist Ana­the­ma, aus wel­chem Grun­de auch immer das Ana­the­ma ver­hängt wurde.

            Wir tra­di­ti­ons­gläu­bi­gen Katho­li­ken sagen doch, daß vie­les in der Kir­che nicht stimmt, also was wol­len Sie?

            „Jeder muss ent­schei­den, ob er sol­che Leu­te noch als „Amts­in­ha­ber“ vor unserm Herrn betrachtet.“
            Sie kön­nen ja betrach­ten wie Sie wol­len, aber durch Ihr Betrach­ten ändern Sie nichts dar­an, wer den Stuhl Petri besetzt. Das bestimmt näm­lich immer noch die Kir­che, nicht Sie.

          • @ zeit­schnur:

            Im übri­gen erin­ne­re ich Sie dar­an, daß Sie selbst den Ver­gleich von Papst­amt und welt­li­chem Amt ins Spiel brach­ten (der Chef …) .

          • Die Bedin­gun­gen des Vat I habe ich an kei­ner Stel­le bestrit­ten – es geht doch um eine ganz ande­re Fra­ge – nicht ob und inwie­weit ein Papst sich irgend­wie als „mensch­lich“ zu schwach oder zu dumm oder zu fei­ge erwei­sen könn­te, son­dern ob er ganz offen­sicht­lich Häre­si­en glaubt und auch ver­brei­tet. Es ist dabei völ­lig gleich, ob er das ex cathe­dra tut oder anders. Häre­si­en ver­brei­ten ist Häre­si­en verbreiten. 

            Und dass ein eini­ger­ma­ßen intel­li­gen­ter Mann das nicht ex cathe­dra machen wird, dürf­te jedem auch unmit­tel­bar ein­leuch­ten. Es wäre andern­falls so, als wol­le der Räu­ber, der gleich in mein Haus ein­bricht, vor­her laut „Ach­tung!“ rufen. 

            Wie ich schon sag­te, IST bereits bei sehr vie­lem fest­ge­stellt, DASS es häre­tisch ist.
            Wenn also moder­ne Päp­ste Din­ge „ein­flie­ßen“ las­sen, immer wie­der, immer wie­der, natür­lich nicht ex cathe­dra, am besten „ver­schanzt“ hin­ter ande­ren (das ist F.s Spe­zia­li­tät), die zuvor irgend­wann ein­mal aus­drück­lich ver­wor­fen wur­den, dann sind die defi­ni­tiv Häre­ti­ker. Nicht, weil ich das ent­schei­den wür­de, son­dern weil es bereits ent­schie­den IST.

            Jede ande­re Debat­te, wer das dann noch mal extra ent­schei­den müs­se, ist albern. Es kann dabei auch nicht um will­kür­li­che Urtei­le will­kür­li­cher Men­schen gehen. Es kann nur um har­te Fak­ten gehen. 

            Dass ein Gläu­bi­ger in den Päp­sten der letz­ten Jahr­zehn­te jeweils klar Häre­ti­ker erken­nen kann, sofern er Glau­bens­sinn (sen­sus fidei) hat, was nicht das­sel­be wie irgend­wel­ches Wis­sen ist, iliegt auf der Hand. Es ist x‑fach bezeugt, kann man förm­lich sagen, auch schriftlich.

            Die Behaup­tung, nur ein ande­rer Papst kön­ne „beur­tei­len“, ob ein vori­ger über­haupt Häre­ti­ker war, ist Unsinn. Beur­tei­len kann das jeder, der die­sen sen­sus fidei hat. Fest­stel­len in einem recht­li­chen Sinn…auch das ist sehr schwieirg, weil Sie völ­lig aus­blen­den, dass bei einem Ana­them des einen über den ande­ren Papst die blo­ße Auto­ri­tät eben gera­de nicht klärt, ob nicht der­je­ni­ge, der das Ana­them ver­hängt, irrt.
            End­lo­se Krie­ge sind i.d.R. die Fol­ge. Wir hat­ten Zeit­al­ter, die so ver­lie­fen, wie Sie sich das vor­stel­len: einer ver­warf den ande­ren und am Ende hat­ten wir sogar mal drei Päpste.

            Davor möge uns Gott behü­ten! Denn kein Häre­ti­ker gibt frei­wil­lig den Sitz Petri her, und post­hum dürf­te es nicht viel nüt­zen, ihn zu ban­nen, nach geta­nem Werk sozusagen…und das Pro­blem, dass der, der ihn ver­ur­teilt irrt, wäre dann immer noch nicht aufgehoben.

            Und noch eine Dif­fe­ren­zie­rung, die Ihre Argu­men­ta­ti­on verwischt:

            „Ana­the­ma ist Ana­the­ma, aus wel­chem Grun­de auch immer das Ana­the­ma ver­hängt wurde.“
            …die Dis­kus­si­on hat ihren Aus­gangs­punkt ver­lo­ren. Es ging dar­um, ob Päp­ste Häre­ti­ker sein können.
            In die­sem Zusam­men­hang (!) ist nicht Ana­them gleich Anathem.
            Hono­ri­us hat selbst kei­ne Häre­sie ver­kün­det. Der Vor­wurf ihm gegen­über ist, dass er zu nach­gie­big mit den Häre­ti­kern umging.
            Ergo war er kein Häre­ti­ker, son­dern ein Schwächling.

        • Ich ver­steh nicht, wo das Pro­blem ist, dass ein Papst im Amt durch­aus fehl­bar sein, kann!
          Soweit ich weiß gibt es durch­aus von Päp­sten sel­ber unter­schied­li­che Defi­ni­tio­nen, dar­über was das Pasp­t­amt alles so beinhaltet.
          Ein Renais­sance­papst hat die Sache mit der welt­li­chen Kom­pe­tenz sicher anders gese­hen, als einer der Verfolgungszeit.

          Es ist doch abso­lut illu­so­risch anzu­neh­men, dass alles was die Päp­ste von Petrus bis Pius XI so von sich gege­ben haben, in Pre­dig­ten, Anspra­chen und bei Tisch, abso­lut wider­spruchs­frei und aus einem Guß gewe­sen ist.

          Die UNfehl­bar­keit bezieht sich auf die Exca­the­dra Aus­sa­gen, und nicht auf alles andere.
          Es wäre schon wun­der­bar, wenn man in allen Fra­gen, die sich so stel­len, nur nach Rom schau­en müss­te, aber dem ist so nicht.

      • Das heißt, Sie sind der Mei­nung, daß eine Häre­sie nicht nach objek­ti­ven Kri­te­ri­en gege­ben sein kann, son­dern nur nach formalen?
        Ein Bei­spiel zum Vergleich:
        Wenn also eine Frau einen Mann in Stücke schnei­det und unbe­merkt die moder­ne Toi­let­te her­un­ter­spült, dann ist dies kein Mord/​keine Tötung, weil die Behör­den ihn nach 50 Jah­ren in ihren Unter­la­gen immer noch nur als ver­mißt füh­ren und kein Gericht davon gespro­chen hat, dass hier ein Mord geschah?

  6. Die Tra­di­ti­on der Kir­che hat die Hei­lig­spre­chun­gen seit Jahr­hun­der­ten als Aus­druck der päpst­li­chen Infal­libi­li­tät bekannt. Dar­an ändert auch nichts, dass es immer wie­der Theo­lo­gen gab und gibt, die das anders sehen.

    Wie kom­men Sie dar­auf zu schrei­ben: „Umso mehr gilt für jene Hei­li­gen, die nie for­mal kano­ni­siert wur­den (wie St. Fran­zis­kus oder St. Dominik), …“
    Der Hei­li­ge Fran­zis­kus wur­de 1228 von Papst Gre­gor IX hei­lig­ge­spro­chen, der Hei­li­ge Domi­ni­kus 1234, eben­falls von Papst Gregor.

  7. @Leo Lämm­lein
    Zunächst ver­wei­se ich auf die Kom­men­ta­re von @ Seefeldt.
    Und dann zusätz­lich auf ein Dog­ma der katho­li­schen Kir­che: Es gibt die leh­ren­de und die hören­de Kir­che. Die leh­ren­de Kir­che ist a) der Papst, b) der Bischof in Ein­heit mit dem Papst c) der Papst und alle Bischö­fe gemein­sam. Die leh­ren­de Kir­che ent­schei­det, wer Häre­ti­ker ist, und zwar offi­zi­ell. Ein Häre­ti­ker ist natür­lich auch vor sei­ner Ver­ur­tei­lung häre­tisch. Aber es muss in der Kir­che recht­lich fest­ge­stellt werden.
    Und der hören­den Kir­che, zu der wir gehö­ren, steht das in kei­ner Wei­se zu. Das anzu­neh­men wäre die näch­ste, faust­dicke Häre­sie. Wir haben der leh­ren­den Kir­che zu gehor­chen. Wenn wir mit unse­rer Ver­nunft fest­stel­len, die leh­ren­de Kir­che wider­spricht dem 2000jährigen Lehr­amt, sie ver­kün­det einen ver­än­der­ten Glau­ben (ab 1962), dann ist Gehor­sam nicht mehr mög­lich. Weil er Unge­hor­sam bedeu­tet gegen­über dem ca. 2000jährigen Lehr­amt vorher.
    Und damit sind wir bei dem undif­fe­ren­zier­ten Vor­wurf, die FSSPX leh­re was sie wol­le. Stets hat Erz­bi­schof Lefeb­v­re auf den Kate­chis­mus ver­wie­sen. Auf den nach­triden­ti­ni­schen römi­schen Kate­chis­mus. Mit kei­ner Sil­be hat er jemals gesagt, die Prie­ster­bru­der­schaft kön­ne sich aus die­sem Kate­chis­mus aus­su­chen, was sie wolle.
    Sie nimmt kein Qua­si-Lehr­amt in Anspruch, sie bezieht sich auf das vor­kon­zi­lia­re, fast 2000jährige Lehramt.
    Man kann sich hier die Fin­ger wund­tip­pen, es ist umsonst: Die­ser Glau­be ist doku­men­tiert. Er ist da. Wir müs­sen uns ledig­lich die Mühe machen, den Kate­chis­mus aufzuschlagen.
    Ich blei­be erst Mal beim Grund­prin­zip: Der hören­den Kir­che steht es nicht zu, Päp­ste oder Bischö­fe für abge­setzt zu erklä­ren. Das zu tun, ist eine Häre­sie, die es in der 2000jährigen Kir­che nicht gege­ben hat.
    Und jetzt kon­kret zu den Sedis­va­kan­ti­sten: Sie sind unter­ein­an­der total zer­strit­ten. Die ein­zel­nen Kapel­len fin­den seit über 40 Jah­ren zu kei­ner Ein­heit. Jeder Prie­ster ist sein eige­ner Bischof bzw. Papst. Sie sind sich noch nicht mal einig, ab wann die Sedis­va­kanz gilt. Mit wel­chem Papst sie ange­fan­gen hat. Das heißt, dort herrscht die rei­ne Anarchie.
    Nur in einem Punkt sind sie sich ein einig: Die FSSPX anzu­grei­fen. Die­se ist auch zu kri­ti­sie­ren. Doch für die Sedis­va­kan­ti­sten ist dies der ein­zi­ge Punkt, in dem sie sich einig sind. Ein zwei­ter Punkt kommt hin­zu: Die „Kon­zils­kir­che“ wird als „V – 2 Sek­te“ beschimpft.
    Sie neh­men in der Regel nicht mehr am kirch­li­chen Leben teil. Sie gehen – in der Regel – nicht mehr zur hei­li­gen Mes­se und emp­fan­gen kei­ne Sakra­men­te mehr. Und das über Jahr­zehn­te. Weil die Sedis­va­kan­ti­sten­ka­pel­len so weit aus­ein­an­der­lie­gen, dass ein kirch­li­ches Leben nicht mehr mög­lich ist. Ohne hl. Kom­mu­ni­on, ohne Beich­te, ohne Schrift­aus­le­gung durch einen geweih­ten Prie­ster. Das „katho­lisch“ zu nen­nen, fin­de ich wahnhaft.
    Wobei ich dar­auf hin­wei­se: Wenn Katho­li­ken kei­nen ande­ren Aus­weg mehr sehen in die­ser ver­wor­re­nen Kon­zils­kir­che, steht mir kein Urteil zu. Solan­ge sie ande­re nicht verunglimpfen.

    • Zeit­los
      Dan­ke für Ihre Antwort.
      Nur dass Sie zum Teil Behaup­tun­gen wider­le­gen, die ich nicht erho­ben habe oder erhebe.
      Natür­lich ist der Glau­be der Kir­che da und objek­tiv dokumentiert.
      Aber ist es denn ein­fach, zu beur­tei­len, wel­chen Gewiss­heits­grad (theo­lo­gi­sche Zen­sur) ein bestimm­ter Glau­bens­satz hat, zu dem ein Papst sich even­tu­ell in Wider­spruch setzt, oder ob eine Vor­schrift, die er miss­ach­tet, gött­li­chen oder mensch­li­chen Rechts ist?
      Dazu sind doch brei­te und tie­fe theo­lo­gi­sche Kennt­nis­se und Fähig­kei­ten nötig!
      Über die­se ver­fü­gen die mei­sten Katho­li­ken nicht.
      Sol­che sind von ihnen auch nicht zu erwar­ten und zu verlangen.
      Ande­rer­seits: Was sol­len sie denn tun, wenn sie seit Jahr­zehn­ten dem, was Prie­ster, Bischö­fe und ja, auch Päp­ste sagen und tun (Stich­wör­ter: Ände­rung der Sakra­men­te, Assi­si 1 bis 3, Korankuss, Hym­ne an den Göt­zen Olo­kun, Blas­phe­mi­en gegen die Sünd­lo­sig­keit Jesu Chri­sti, gegen die Got­tes­mut­ter unter dem Kreuz …), nicht mehr trau­en können?
      Auch der ein­zel­ne Katho­lik hat das Recht und die Pflicht, dar­über zu urtei­len, ob ein Hier­arch, unter Umstän­den sogar ein Papst, Häre­ti­ker ist oder nicht –so schwie­rig die Urteils­fin­dung sein mag–, und Kon­se­quen­zen dar­aus zu ziehen.
      Der Papst wird von nie­man­dem gerich­tet. Man muss hin­zu­fü­gen: wenn er denn ein ech­ter Papst und kein Häre­ti­ker oder Gegen­papst ist.
      Soll­te ein­mal ein Häre­ti­ker auf den Stuhl des hl. Petrus gelan­gen (was durch einen ille­ga­len Akt gesche­hen wür­de, durch eine Wahl, die null und nich­tig wäre), so wür­de ein sol­cher „papa“ hae­ri­ti­cus sich höchst­wahr­schein­lich nicht selbst stel­len. Wür­den Bischö­fe oder Kar­di­nä­le sich erman­nen, ihn als Häre­ti­ker zu über­füh­ren, so müss­ten sie das in einem Akt tun, der nach dem äußer­li­chen Schein ille­gal wäre (da gegen die Auto­ri­tät und den Wil­len des macht­ha­ben­den Petrus­stuhl­in­ha­bers), dem Wesen nach aber höchst legi­tim. Auch dann blie­be dem Katho­lik, ob Kle­ri­ker oder Laie, die Gewis­sens­ent­schei­dung nicht erspart, ob er dem Schein­papst in der wei­ßen Sou­ta­ne oder sei­nen recht­gläu­bi­gen Wider­sa­chern Glau­ben schenkt.
      Bischof Fel­lay hat vor eini­gen Wochen ein sehr schwer­wie­gen­des Wort gesagt, als er Papst Fran­zis­kus als Moder­ni­sten bezeichnete.
      Wenn Fran­zis­kus ein Moder­nist ist, kann er kein Papst sein.
      Ist Fran­zis­kus aber Papst, dann darf man ihn nicht als Moder­ni­sten verunglimpfen.
      Das ist das Problem.

  8. @ Zeit­schnur
    Mit Ver­laub, das fast 2000jährige Lehr­amt der katho­li­schen Kir­che ist maß­geb­lich. Ich tip­pe mir wei­ter­hin die Fin­ger wund: Die­ser Glau­be ist doku­men­tiert. Und zwar so gut, dass ich jeden vor­kon­zi­lia­ren Kate­chis­mus neh­men kann, der appro­biert ist: Es gibt kei­nen wesent­li­chen Unter­schied. Und die­se Kate­chis­men sind von einem Bischof appro­biert wor­den, der in Ein­heit mit einem recht­gläu­bi­gen Papst stand. Der Kate­chis­mus des hl Pius X. ist von ihm, dem hei­li­gen Papst, appro­biert. Sein Kom­pen­di­um der christ­li­chen Leh­re ist von ihm selbst verfasst.
    Die Got­tes­mut­ter ist für das Fröm­mig­keits­le­ben von unschätz­ba­rer Bedeu­tung. Auch die gro­ßen Hei­li­gen, doch sie rei­chen an die Ver­eh­rung der Got­tes­mut­ter nicht heran.
    Nach der Leh­re der katho­li­schen Kir­che erset­zen sie kei­nes­falls das Lehr­amt. Das von Jesus Chri­stus ein­ge­setzt wurde.
    Wir wür­den dann weit unter den Pro­te­stan­ten ste­hen, wären rei­ne Indi­vi­dua­li­sten bzw. Anarchisten.
    Die gläu­bi­gen Pro­te­stan­ten rich­ten sich an Jesus Chri­stus aus, sie erset­zen ihn nicht durch Maria oder ande­re Hei­li­ge. Sie bemü­hen sich, aus der Hl. Schrift zu leben, sie ist ihre Norm.
    Ihr Irr­tum, ihre Häre­sie ist nicht, die Hei­li­ge Schrift in das Zen­trum zu stel­len. Son­dern es aus den Hän­den des Lehr­am­tes zu neh­men, das Lehr­amt zu leug­nen, und das eige­ne Gewis­sen, das eige­ne Urteil als höch­ste Norm zu setzen.
    Die­ser Sub­jek­ti­vis­mus ist die Häre­sie des Protestantismus.
    Die Mari­en­fröm­mig­keit befruch­tet das geist­li­che Leben. Sie kann aber nicht das von Jesus Chri­stus ein­ge­setz­te Lehr­amt erset­zen. Sor­ry, aber das ist nie Gegen­stand der katho­li­schen Dis­kus­si­on gewe­sen. Mit dem katho­li­schen Glau­ben hat das nichts mehr zu tun.

  9. @T. de Ahu­me­da und ein besorg­ter Christ
    Ein Hei­li­ger, eine Hei­li­ge, die zu Über­spannt­hei­ten neig­ten, kön­nen ver­ges­sen wer­den, da muss nichts zurück­ge­nom­men wer­den. Da stim­me ich zu.
    Das trifft kei­nes­falls auf zwei Päp­ste zu, die den Glau­ben der Kir­che ver­än­der­ten in der Form, dass er mit dem vor­he­ri­gen Lehr­amt nicht mehr über­ein­stimmt. Denn damit wer­den die Irr­tü­mer mit „hei­lig­ge­spro­chen.“
    Bei die­sen „hei­li­gen Päp­sten“ steht der katho­li­sche Glau­be in Fra­ge. Wenn die­se Hei­lig­spre­chun­gen nicht offi­zi­ell zurück­ge­nom­men wer­den und der hei­lig­spre­chen­de Papst eines Irr­tums ange­klagt wird, haben wir einen Plu­ra­lis­mus, wie die Pro­te­stan­ten. Die­se katho­li­sche Vari­an­te ist sogar noch schlim­mer: Wir haben jedem Papst zu gehor­chen, der frei schal­ten und wal­ten darf, der über den Glau­ben bestim­men darf. Das heißt, Katho­li­ken wer­den zu ver­nunft­lo­sen Wesen degradiert.
    Wenn der Papst nicht den wah­ren Glau­ben ver­tei­digt, son­dern zer­stört, ist ihm nicht zu gehorchen.
    Dann wäre die Kir­che Jesu Chri­sti die Kir­che des jewei­li­gen Pap­stes. Gera­de das ist sie nicht. Sie ist und bleibt Sei­ne Kir­che. Dafür hat in ganz beson­de­rer Wei­se der Papst ein­zu­ste­hen. nach dem Wil­len Jesu Christi.
    Johan­nes XXIII. und Johan­nes Paul II. haben eine Ent­wick­lung ein­ge­lei­tet, die die Kir­che nach mensch­li­chem Ermes­sen rui­niert. Eine sol­che Hei­lig­spre­chung muss zurück­ge­nom­men wer­den, wenn die Zeit reif ist. Vom unfehl­ba­ren Lehr­amt, das sich am ca. 2000jährigen Lehr­amt der Kir­che orientiert.

  10. Die „regu­la fidei pro­xi­ma“ war jedoch stets das Lehr­amt selbst als Aus­le­ger der Tra­di­ti­on und Leh­re und nicht die Leh­re an sich selbst. Daher ja „pro­xi­ma“. Die „regu­la fidei remo­ta“ (also die in Büchern doku­men­tier­te Leh­re) kann nur als Not­be­helf ange­se­hen wer­den, wenn man ande­rer­seits mit Gewiss­heit sagen kann: das Lehr­amt fällt der­zeit aus (was man aber dann wie­der nicht sagen will!?). Man muss sich schon ent­schei­den, wel­cher „regu­la“ man nun folgt. Der Wackel­kurs der FSSPX ist der, dass sie mal dem einen, mal dem ande­ren Kurs fol­gen will. Lefeb­v­re war dar­in selbst gespal­ten und inkonsequent. 

    Es ist eine Fra­ge der Auf­rich­tig­keit, ob man die­se – rein prin­zi­pi­el­le Pro­ble­ma­tik – zugibt oder sich in Illu­sio­nen stürzt, die die­ses „run­de Qua­drat“ so ver­wi­schen, dass man nur noch einen undeut­li­chen geo­me­tri­schen Kör­per sehen kann. Und wer ver­wischt, fährt in der Regel auch gewal­ti­ge Argu­men­te und gewal­ti­ge Rhe­to­rik auf, sobald ein klei­nes Kind sagt: Seht, da ist doch gar kein Kreis und auch kein Qua­drat, und der Kai­ser ist außer­dem nackt.

    Die­se prin­zi­pi­el­le Pro­ble­ma­tik besteht aber. Und die Logik hat nie­mals die Absicht, irgend­je­man­den zu ver­un­glimp­fen. Sie steht ehern im Rau­me und ist erha­ben. Es gibt für mich als Gläu­bi­gen kei­ne zwei Mög­lich­kei­ten, die ich nach Gusto ein­set­zen könn­te, denn – gleich was in Dog­ma­tik­lehr­bü­chern steht – bin doch nie­mals ich selbst das Lehr­amt und habe zwar die Berech­ti­gung, die Tra­di­ti­on zu kon­templie­ren, dar­über zu reden und zu schrei­ben. Ob das aber aner­kannt wer­den kann für die gan­ze Kir­che, muss wie­der­um das Lehr­amt ent­schei­den. Wenn das Lehr­amt jedoch aus­fällt, weil es häre­tisch gewor­den ist, sieht es düster aus, ob nun ganz sedis­va­ka­ti­stisch oder illu­sio­när-noch-kirch­lich wie die FSSPX. 

    Die Dis­kus­si­on ist nicht lös­bar. Der, der das alles ange­zet­telt hat, hat dafür gesorgt, dass man es weder logisch noch auf der Basis der Tra­di­ti­on lösen kann. Denn es ist und bleibt eine Tat­sa­che – egal, was man­che hier schrei­ben­der­wei­se behaup­ten – dass die Kir­che für den Fall, dass ein Papst häre­tisch wer­den könn­te, nie­mals eine Regel ent­wickelt hat.

    Mor­gen sit­zen wir wie­der alle in unse­ren Hl. Mes­sen, es ist Ostern, unse­re Prie­ster wer­den wie­der sagen „una cum“ im Mess­ka­non. Una cum Fran­cis­co, una cum einem unse­rer häre­ti­schen Bischö­fe, ja auch in der triden­ti­ni­ni­schen Mes­se. Damit mich kei­ner falsch ver­steht: auch ich gehe hin, auch ich wer­de mor­gen wie­der in einer triden­ti­ni­schen Mes­se sit­zen, aber sind wir wirk­lich una cum? 

    Ich will mir nichts vor­lü­gen: nein, wir sind nicht una cum! F. lehnt das, was wir da tun, als Folk­lo­re ab. B16 hat das zwar wie­der erlaubt, aber mit der aus­drück­li­chen Absicht, der alte und neue Ritus mögen sich befruch­ten für eine wei­te­re Reform! Des­halb hat auch er die „Mes­se aller Zei­ten“ nie für eine sol­che gehal­ten, weil er ja schon das Süh­ne­op­fer ablehnt. Also auch mit ihm war man nicht una cum, wenn man sich aus sei­nen schlau­en Büchern die anders­lau­ten­de Leh­re der Kir­che selbst erschloss.

  11. Ich möch­te noch kurz dar­auf hin­wei­sen, dass es ein Unter­scheid ist, ob in der alten Kir­che bestimm­te Lehr­ent­fal­tun­gen über­haupt erst ein­mals ent­wickelt und defi­niert wur­den. Ob etwas eine Häre­sie ist, wur­de hier kon­zi­li­ar fest­ge­stellt, aller­dings unter der end­gül­ti­gen Ent­schei­dung des Papstes.
    Die Fest­stel­lung einer Häre­sie i.d.S. bedeu­tet eine erste kla­re For­mu­lie­rung, die vor­her noch nicht exi­stier­te (so zum Bei­spiel beim „Fili­o­que“).
    Wenn nun aber die Lehr­ent­schei­de längst getrof­fen wur­den und in kla­ren Sät­zen vor­lie­gen, kann jeder Gläu­bi­ge auf­grund die­ser Sät­ze mit Gewiss­heit nach­wei­sen, ob jemand eine Häre­sie vertritt.
    Es ist hier weder eine Unge­wiss­heit im Rau­me noch eine offe­ne Fra­ge. Längst ist alles ent­schie­den, und es wärmt nur jemand alte Häre­si­en auf.
    In die­ser Lage sind wir heu­te: nichts von all den Häre­si­en, die unser Lehr­amt ver­tritt, ist nicht längst durch­dis­ku­tiert und ver­wor­fen wor­den. Es gibt nichts Neu­es unter der Son­ne. Die der­zei­ti­ge Häre­sie ist eine Kom­pi­la­ti­on aller Häre­si­en zuvor. Pius X. sag­te: der Moder­nis­mus ist das Sam­mel­becken aller Häre­si­en. Und genau das ver­tritt der Papst seit 50 Jah­ren. Das wur­de schon fest­ge­stellt, sogar in der Zuspit­zung durch Pius X.

    Das muss nicht noch mal extra ver­wor­fen werden.

  12. Zur Leh­re der Kir­che über Maria als „Schutz­her­rin der Kir­che“ und der Leh­re, latei­nisch „sedes sapientiae“:

    „Gau­de, Maria vir­go, cunc­tas haere­ses inter­emi­sti in uni­ver­so mun­do“ singt die Lit­ur­gie – bis zur Lit­ur­gie­re­form. Dass auch Tra­di­tons­ver­bun­de­nen dies nicht mehr wis­sen, ist Ergeb­nis des häre­ti­schen Kur­ses seit 1965. Die­se Anti­phon wur­de näm­lich nach der Lit­ur­gie­re­form sowohl aus dem Mess­for­mu­lar als auch aus dem Bre­vier gestri­chen, zuvor bete­te man sie mitt­wochs und samstags:
    Maria ist nach der Tra­di­ti­on und nach der Schrift die Über­win­de­rin aller Häresien. 

    Auf höch­sten theo­lo­gi­schem Niveau, das aber auch „Herz“ hat, kann man das nach­le­sen bei M.J. Sche­eben in der Dog­ma­tik oder in „Die Dog­men von der unbe­fleck­ten Emp­fäng­nis Mariä und von der Unfehl­ba­keit des Pap­stes als Mani­fe­sta­ti­on der Über­na­tür­lich­keit des Christentums“.

    Sche­eben ist über­haupt sehr zu empfehlenaus.

  13. Kein Papst nach dem Kon­zil ist hei­lig. Was sind denn ihre Früch­te vor Christus?
    Nur Schrott vor dem Herrn haben sie pro­du­ziert. (Johan­nes Paul I) neh­me ich aus. Der eine ruft ein Kon­zil ein was sich die­ser Welt öff­net, der ande­re zer­stört die Lit­ur­gie und erlaubt die Ver­bren­nung von Katho­li­ken nach ihrem Tod, der näch­ste tanzt mit allen Reli­gio­nen in Assi­si um das gol­de­nen Frie­dens­kalb und der vor­letz­te tritt als Papst zurück weil er angeb­lich gesund­heit­lich zu schwach ist und der jet­zi­ge (der Lieb­ling der Medi­en die­ser Welt) will nach sei­nen eige­nen Wor­ten alles „durcheinanderbringen.“(Was er auch gemacht hat). Nun muß ich als Katho­lik mei­nen Weg zu Chri­stus allei­ne gehen denn die Päp­ste nach dem Kon­zil erschei­nen mir alle als nicht als beson­ders vertrauenswürdig.
    Per Mari­am ad Christum.

  14. Ich sehe, daß hier vom eigent­li­chen The­ma abge­wi­chen wird! Es wäre gut, hier wie­der die Unter­schei­dung von „for­mal“ und „mate­ri­ell“ zu ken­nen. Nach mei­ner Ansicht, eröff­net Rober­to de Matt­eis Inter­view doch die Augen. Eine Hei­lig­spre­chung ist ein Akt des „munus sanc­ti­fi­can­di“ der Kir­che. also eine Sakra­men­ta­lie, die zum Gegen­stand der Lit­ur­gie wer­den KANN, aber nicht MUß! Hier dient ein Hin­weis auf die bei­den, in der Römi­schen Lit­ur­gie GÜLTIGEN Mar­ty­ro­lo­gien, das von 1856 und jenes von 2004, die NIE ver­än­dert wur­den, in die NIE neue Hei­li­ge ein­ge­fügt wor­den sind. Nun wird man mir aber sagen, daß die Mar­ty­ro­lo­gien „pars lit­ur­giae Horae Pri­mae“ sind, also Teil der Prim, die nach SC. 89 d abge­schafft (bes­ser „unter­drückt“) wor­den ist. Galt die­ses je für die Lit­ur­gie des Kart­häu­ser­or­den? Nein! Also bleibt die Prim inte­gra­ler Bestand­teil der Römi­schen Liturgie!
    Nun, war­um ver­wei­se ich auf die Lit­ur­gie? Nur, und aus­schließ­lich in ihr wer­den der Kir­che Glie­der jene Gna­den­mit­tel ver­lie­hen, die sie zum Bestehen brau­chen und die Kir­che auf­ge­baut! Die­ses ist kei­ne Leh­re des Kon­zils, son­dern sie geht min­de­stens bis auf Tho­mas von Aquin zurück. Und nun tritt ein zwei­tes Prin­zip hin­zu: „Legem cre­den­di sta­tuat lex sup­pli­cand“ -„Das Gesetz des Betens (die Lit­ur­gie!) soll­te das Gesetz des Glau­bens auf­rich­ten! Die­se Leh­re der Väter ist nun gewiß schon seit Papst Pius XII „Media­tor Dei“ § 36 zumin­dest in Zwei­fel gezo­gen wor­den (daher die Kar­wo­chen­re­form!). SICHTBAR (für den Leser des Mar­ty­ro­lo­gi­ums) und HÖRBAR (für den an der Prim teil­neh­men­den Christ­gläu­bi­gen) ist der Name die­ser „Pro­blem­päp­ste“ also in der Tat (IPSO FACTO!!!) nicht im „Canon Mar­tyrum“ also der­je­ni­gen, durch deren Bit­ten die Kir­che gestärkt wird, die SICHTBARER oder HÖRBARER Teil der „Eccle­sia supra­na­tu­ra­le“, der „Eccle­sia Aeter­na“ sind. Also geht von ihnen nicht jene spe­zi­fi­sche Gna­de aus, die von den Hei­li­gen der BEZEUGENDEN aus­geht, für die gilt eben nicht „per san­gui­nem hui­us mar­ty­ris eccle­sia crescat et floreat“
    Also, erst wenn durch ein FORMELLES Dekret, die Auf­nah­me der neu­en Hei­li­gen in das Mar­ty­ro­lo­gi­um ange­ord­net wird, dann wür­de es kri­tisch wer­den. Die­ses ist aber m. E. nur mög­lich, wenn eine Neu­auf­la­ge des Mar­ty­ro­lo­gi­ums ange­ord­net wür­de. So bleibt die Hei­lig­spre­chung zwar ein Fei­er­li­cher Akt „pro­xi­ma fidei“ aber kein Akt des „dog­ma­ti­schen Lehr­am­tes“, also jenes Unfehl­ba­ren, EX KATHEDRA ver­kün­de­ten Lehramtes.
    Hier – und damit kor­ri­gie­re ich mich auch selbst – liegt also kein Grund für eine Erklä­rung des „papa hae­re­ti­cus“ und damit für die Erklä­rung der Sedis­va­kanz des Römi­schen Stuh­les vor.
    So gese­hen ist die­ser Akt, den man im Sin­ne von DV 9 aus­le­gen muß, nicht abso­lut unfehlbar!

    • Was heißt das denn im Ergeb­nis für den nor­ma­len Gläu­bi­gen? Und für die Welt?

      Es heißt ganz ein­fach, dass der Papst sich beim Hei­lig­spre­chen von Leu­ten irren kann. Es heißt, dass man aus Ver­se­hen einen Hei­li­gen anruft, der womög­lich in der Höl­le sitzt. Und wenn sich die Her­ren Päp­ste heu­te dabei irren kön­nen – wer sagt uns, dass sie nicht schon immer irr­ten? Und wenn die Ver­un­si­che­rung über die­sen Sach­ver­halt, Sophi­ste­rei hin oder her, ein­mal soweit fort­ge­schrit­ten ist, wird man dem Papst auch sonst nichts mehr glau­ben, über­haupt den Glau­ben an Him­mel, Höl­le, Hei­li­ge, Für­spre­cher etc. ver­lie­ren. Es ist dann alles nur noch Hokus­po­kus, der sein kann oder auch nicht. 

      Wozu wohl hat man aus­ge­rech­net, bevor die­se qua­si-Über­flüs­sig­keit des Papst­am­tes offen­bar wur­de, unfehl­bar die Unfehl­bar­keit des Pap­stes fest­ge­stellt? Der Kopf schwirrt… Ist das Dog­ma viel­leicht fehl­bar? Und damit alle Dog­men? Haben die Pro­te­stan­ten, die Ortho­do­xen, die Albi­gen­ser, die Mus­li­me und Juden, haben sie viel­leicht alle rechtgehabt?

      Kol­le­gen – welch ein läster­li­ches Schau­spiel gibt unser Papst vor der Welt ab?! Die Welt wird sich nicht die Gehirn­zel­len selbst aus­bla­sen, um die­sen Unsinn aus Rom zu recht­fer­ti­gen und sich viel­mehr erleich­tert bestä­ti­gen, dass sie immer auf der siche­ren Sei­te stan­den, wenn sie die­se Kir­che für eine Ansamm­lung von Unsinn ansahen…

      Fazit: man lässt es ganz. Wozu Hei­li­ge ver­eh­ren, wenn es frag­lich ist, ob sie hei­lig sind? Sich etwa nur auf Mär­ty­rer beschränken?
      Ja, so einen Unsinn hat die Kir­che nie gelehrt – man hat sich an den Hei­li­gen gewandt, der zu einem selbst passt (aus wel­chen Grün­den auch immer).

      Wir hebeln unse­ren Glau­ben mit­tels haar­pal­te­risch­ster Dif­fe­ren­zie­run­gen aus, um den Papst immer noch zu schüt­zen. Es ist doch wur­ste­gal, ob einer nun ins Mar­ty­ro­lo­gi­um auf­ge­nom­men wird oder nicht: beim Hei­lig­spre­chen wird in jedem Fall dar­auf ver­traut, dass der oder die Betref­fen­de bereits bei Gott voll­endet ist. Wenn die Kir­che sich dar­in nun alle nas­lang irren kann, bedeu­tet das einen enor­men Glaub­wür­dig­keits­ver­lust hin­sicht­lich des über­na­tür­li­chen Cha­rak­ters der Hierarchie.

      Jeder muss wis­sen, was er tut – aber der Glau­be wird durch sol­che Argu­men­ta­tio­nen in der schnö­den Rea­li­tät der doo­fen Gläu­bi­gen, die einem Kom­men­tar, in dem es nur so schwirrt von argu­men­ta­to­ri­schen Win­kel­zü­gen, nicht fol­gen kön­nen (was viel­leicht auch eine Immun-Reak­ti­on ist!), noch mehr schwinden.

      „Ich, der Stell­ver­tre­ter Chri­sti, spre­che heu­te einen Mann hei­lig, der aber viel­leicht in der Höl­le schmort – kei­ne Ahnung. Aber wir fei­ern trotz­dem schön. Ver­ges­sen wirs danach gleich und hal­ten uns an die paar alt­kirch­li­chen, „siche­ren“ Märtyrer.“

      April. April.

      • Sie haben schon recht mit ihrem Zorn, wer­te zeitschnur,
        nur ist es lei­der so, dass die Kunst der Dif­fe­ren­zie­rung in den Jah­ren nach dem Kon­zil schwer gelit­ten hat, was auch so eine Art Hin­ter­trep­pen­witz der Welt­ge­schich­te ist.
        Weil es doch genau das Kon­zil war,. dass jede Auto­ri­tät inner­kirch­lich auf­ge­weicht hat und dem Gewis­sen und dem Ergeb­nis eige­ner Über­le­gun­gen, die auch durch­aus aus der Lek­tü­re anti­kirch­li­cher Schrift­stel­ler gewon­nen wer­den konn­te (Abschaf­fung des Index) einen sehr star­ken Vor­rang ein­ge­räumt hat.
        Die unbe­wuss­te Reak­ti­on, des Desa­sters vor Ort, (Lit­ur­gie­miss­bräu­che merk­wür­di­ge unka­tho­li­sche Aus­sa­gen zu Fra­gen rund ums 6. Gebot u.s.w.) führ­te dazu, dass die Gläu­bi­gen sich mehr an Rom ori­en­tier­ten, (die Gläu­bi­gen, nicht die ande­ren) und jetzt führt der Papst in Rom sich auf, wie der „Pfar­rer vor Ort“ wo man schon lan­ge nur noch im äußer­sten Not­fall hingeht.
        So nun ist es jedoch kei­nes­wegs so, dass alles was es theo­lo­gisch zu klä­ren gibt bereits geklärt wor­den ist und aus der Vewechs­lung von legi­ti­men theo­lo­gi­schen Fra­ge­stel­lun­gen udn der Leug­nung von Din­gen die längst geklärt sind, kommt ein gro­ßer Teil des Chaos.
        Um es auf den Punkt zu brin­gen, Unfehl­bar ist der Papst nur dann, wenn er ex cathe­dra spricht.
        Das er sich anson­sten, sei­nem Amt schwer unan­ge­mes­sen, sehr schlam­pig aus­drückt, von der fal­schen Sei­te Bei­fall erhält, u.s.w. ist schlimm und kei­nes­wegs gut, aber er ist der Papst.

        • Wenn es nur Schlam­pe­rei wäre! Ich rede­te davon, dass die Päp­ste seit jahr­zehn­ten nie­der­schwel­li­ge Häre­si­en ver­tre­ten, die sie eigent­lich eo ipso aus der Gemein­schaft der Kir­che aus­schlie­ßen. Als Bei­spiel zitier­te ich die Ver­leug­nung des Süh­ne­op­fers durch Joseph Ratz­in­ger, der das Buch auch noch nach sei­ner Papst­wahl unkor­ri­giert wie­der auf­le­gen ließ!

          Wie ich nun schon öfters sag­te, wird jeder „Papst“ einen Teu­fel tun, sei­ne Irr­leh­ren ex cathe­dra zu ver­kün­den. Es gehört nur ein wenig Bau­ern­schläue dazu, um zu erfas­sen, dass die „cathe­dra“ für jeden Häre­ti­ker auf dem Stuhl Petri natür­lich ein „Nogo“, eine Tabu­zo­ne ist.

          Er wird natür­lich gar nichts mehr ex cathe­dra sagen. Dafür aber kräf­tig „nie­der­schwel­lig“ sei­ne Irr­leh­ren verkünden. 

          Es ent­setzt mich am mei­sten die Nai­vi­tät der treu­en Katho­li­ken. Als ob sie nicht mit der Intel­li­genz der Schlan­ge rech­ne­ten, der schon Eva auf den Leim ging. Eva ver­lor die Dis­kus­si­on. Adam war offen­bar zu unbe­darft, um zu diku­tie­ren – er griff ohne Fra­ge zu, als ein ande­rer Mensch, hin­ter dem er sich ver­schan­zen konn­te, ihm das Ver­bo­te­ne empfahl.
          Man kann in die­sem Bild unse­re der­zei­ti­ge Kir­chen­mise­re erkennen.

          Gott hat indes­sen sowohl den sophi­sti­schen Dis­ku­tan­ten namens Eva, der sich Illu­sio­nen ergab, wie den fei­gen Kerl, der ande­re beim Sün­di­gen vor­aus­ge­hen lässt und sich dahin­ter ver­schanzt namens Adam hinausgeworfen.

          • Zum The­ma nie­der­schwel­li­ger Irr­leh­ren: Mich juckt es ja, auf die­se „befrei­ungs­theo­lo­gi­schen“* Lehr­re­la­ti­vie­rer die mar­xi­sti­sche Leh­re vom Umschwung der Quan­ti­tät in die Qua­li­tät anzu­wen­den. Dann wür­den die vie­len klei­nen Noch­nicht­ganz­hä­re­si­en ganz schnell als Häre­sie gewer­tet wer­den müs­sen, schon auf­grund ihrer Quantität.
            Die­se Lehr­re­la­ti­vie­rer sind aber raf­fi­nier­ter und es stellt sich wahr­schein­lich so dar: Als Mar­xi­sten bau­en sie dar­auf, daß auch vie­le klei­ne Noch­nicht­ganz­hä­re­si­en ja nicht ver­ur­teilt wer­den kön­nen (Zwick­müh­le des For­ma­len) und bau­en – nicht ganz zu unrecht dar­auf, daß die­se, auf­grund ihrer Quan­ti­tät, den ange­streb­ten Umschwung der Qua­li­tät doch bewirken.
            Damit dürf­ten Sie aller­dings die Rech­nung ohne den Hei­li­gen Geist machen, an den sie womög­lich auch gar nicht glau­ben, denn dann wür­den sie nicht so welt­lich kalkulieren.

            *Im wei­te­sten Sin­ne soll ja von aller mög­li­chen (angeb­li­chen) fin­ste­ren und erstarr­ten sowie been­gen­den Pra­xis der bösen alten Kir­che theo­lo­gisch befreit werden …

      • „Und wenn die Ver­un­si­che­rung über die­sen Sach­ver­halt, Sophi­ste­rei hin oder her, ein­mal soweit fort­ge­schrit­ten ist, wird man dem Papst auch sonst nichts mehr glau­ben, über­haupt den Glau­ben an Him­mel, Höl­le, Hei­li­ge, Für­spre­cher etc. verlieren.“

        Sie kom­men all­zu schnell vom Hun­dert­sten ins Tau­send­ste. Den Glau­ben an Höl­le, Hei­li­ge, Für­spre­cher haben im übri­gen die Mehr­zahl der „Katho­li­ken“ hier­zu­lan­de ohne­hin nicht mehr, zumin­dest nicht in einer ent­fal­te­ten Form. Und die ihn haben, die wahr­haf­tig Gläu­bi­gen, wer­den ihn nicht auf­ge­ben, nur weil Hei­lig­spre­chun­gen nicht unfehl­bar sind. (Zumal „nicht unfehl­bar“ ja eben nicht bedeu­tet, gut und gern falsch, son­dern nur die sel­te­ne Mög­lich­keit eines all­fäl­li­gen Irr­tums nicht von vorn­her­ein aus­schließt.) Und zudem: Wenn die Gläu­bi­gen einen gesun­den Sinn haben, ver­eh­ren sie einen Hei­li­gen, der ihnen am Her­zen liegt, ohne­hin aus lie­ben­der Inbrunst, es ist ihnen eine Her­zens­tat­sa­che, dass er hei­lig sei, und sie hal­ten sich nicht auf mit Gedan­ken­spie­len wie: nun gut, aber er ist nicht unfehl­bar hei­lig­ge­spro­chen, lohnt es sich also, zu ihm zu beten? Ganz zu schwei­gen von den wei­te­ren „logi­schen Schlüs­sen“, die Sie in Ihrem Kom­men­tar zie­hen: wenn der Papst hier nicht unfehl­bar ist, dann nir­gends, also glau­ben wir ihm prin­zi­pi­ell kein Wort. „Es ist dann alles nur noch Hokus­po­kus, der sein kann oder auch nicht“: Das mag die Hal­tung „katho­li­scher“ Agno­sti­ker sein, die mit dem Kir­chen­aus­tritt lieb­äu­geln, sicher aber ist es nicht die Über­zeu­gung derer, die mit Glau­bens­tie­fe zu Hei­li­gen beten.

        „Wir hebeln unse­ren Glau­ben mit­tels haar­spal­te­risch­ster Dif­fe­ren­zie­run­gen aus, um den Papst immer noch zu schützen.“

        Nein, das Gegen­teil ist der Fall. Mit de Mat­tei dif­fe­ren­zie­ren wir, um den Glau­ben zu schüt­zen, und atte­stie­ren, theo­lo­gisch fun­diert, dem Papst des­halb, dass er sich in die­ser Sache auch irren kann. Denn eben um den Glau­ben in sei­nem über­welt­li­chen Glanz, veri­ta­tis sple­ndor, zu erhal­ten, ist es not­wen­dig, dass unser Bild von Hei­lig­keit unver­sehrt blei­be. Und wenn Per­so­nen hei­lig gespro­chen wer­den, die dem nicht ent­spre­chen, wie Escri­và und Johan­nes XXIII., ist es ganz und gar kei­ne Haar­spal­te­rei, wenn Gläu­bi­ge ihre Stim­me dage­gen erhe­ben, son­dern ein Her­zens­ruf, der sich theo­lo­gi­sche Durch­drin­gung ver­schafft und sich so der Recht­gläu­big­keit versichert.

        De Mat­tei steht mit die­sen höchst wich­ti­gen Äuße­run­gen wahr­haft im Dienst des Glaubens.

  15. Dies laster­haf­ten Moder­ni­sten, die zwar nicht das Steu­er der Kir­che über­neh­men konn­ten, doch die Segel ein­hol­ten und die mei­sten Ruder über­nah­men, suchen in ihrer die­bi­schen Schläue nun den Glau­ben in eine Zwick­müh­le zu brin­gen. Der­art moti­vier­te Hand­lun­gen sind nicht recht­mä­ßig – und so schlau, wie sich die Kir­chen­die­be wäh­nen, sind sie nicht.

  16. Aus­ge­zeich­net, was Rober­to de Mat­tei hier sagt. Ich bin über­rascht, dass sich dies in den Kom­men­ta­ren nicht wei­ter spie­gelt. Nein, @zeitschnur, das ist nicht „der hilf­lo­se Ver­such zu ret­ten, was zu ret­ten ist, damit alles noch irgend­wie im Lot bleibt“, das ist ganz und gar kein „schi­zo­phre­nes Den­ken“, das ist viel­mehr sehr prä­zis und der Sach­la­ge ent­spre­chend gedacht – wie von de Mat­tei gewohnt. Und die von ihm erwähn­ten Artikel/​Autoren zei­gen, dass er damit nicht allei­ne steht. Die­sen Stel­lung­nah­men kommt höch­stes Inter­es­se zu, und es wäre sehr erfreu­lich, die eine oder ande­re hier auf katho​li​sches​.info in Über­set­zung lesen zu können! 

    Mei­nes Wis­sens ist dies übri­gens auch die Posi­ti­on der FSSPX-Lei­tung – die sie schon vor län­ge­rem, und zwar auf­grund der Hei­lig­spre­chung von Escri­vá, ein­ge­nom­men hat. Sicher wäre es ihnen lie­ber gewe­sen, wei­ter an die Unfehl­bar­keit der Hei­lig­spre­chun­gen zu glau­ben. Aber sie konn­ten vor den Rea­li­tä­ten nicht den Kopf ver­schlie­ßen. Die­ser Rea­li­täts­sinn nötigt Respekt ab, denn damit sind sie gera­de auch im Fall Escri­vá allein auf wei­ter katho­li­scher Flur.
    Dass Escri­vá kei­nes­wegs ein Hei­li­ger war, ist mir, abge­se­hen vom per­sön­li­chen Ein­druck, den ich immer schon von ihm hat­te, durch die Lek­tü­re ver­schie­de­ner gut doku­men­tier­ter, glaub­wür­di­ger Schrif­ten über ihn und das Opus Dei sehr deut­lich gewor­den (um nur die bekann­te­ste zu nen­nen: „Hin­ter der Schwel­le“ von Maria del Car­men Tapia.)
    Die so bedau­erns­wer­te Ver­wäs­se­rung des Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­rens 1983 stand im übri­gen wohl mit dem vom Opus Dei mit allen Mit­teln durch­ge­setz­ten Plan, ihren Grün­der eilends hei­lig zu spre­chen, in direk­ter Verbindung.

    Es bleibt einem die Wahl zwi­schen den von de Mat­tei ange­führ­ten Posi­tio­nen: ent­we­der, Hei­lig­spre­chun­gen sind an sich nicht unfehl­bar. Oder sie sind es seit der Ände­rung des Ver­fah­rens nicht mehr.
    Oder man denkt sich: Viel­leicht waren sie es vor der Ände­rung, heu­te jeden­falls sind sie es nicht mehr. 

    Im übri­gen wei­ge­re ich mich, die „Milch­mäd­chen-Rech­nun­gen“ mit­zu­ma­chen, wie sie hier im Forum in letz­ter Zeit mit gro­ßem argu­men­ta­ti­vem Auf­wand ange­stellt wer­den: Haben wir recht eigent­lich noch einen Papst, haben wir zwei Päp­ste (?!), und ange­nom­men, wir haben kei­nen, Sedis­va­kan­ti­sten wol­len wir ja aber auch nicht sein, was bleibt uns dann, etc., etc.? Das führt doch alles zu nichts. Außer, dass einem der Kopf raucht vor unfrucht­ba­ren Gedankenspielen. 

    „Wenn das Lehr­amt jedoch aus­fällt, weil es häre­tisch gewor­den ist, sieht es düster aus, ob nun ganz sedis­va­kan­ti­stisch oder illu­sio­när-noch-kirch­lich wie die FSSPX.“ Ja, ver­ehr­te @zeitschnur, was bleibt denn zwi­schen sedis­va­kan­ti­stisch und noch-kirch­lich, wenn auch dies letz­te­re eine „Illu­si­on“ sein soll? In wel­ches Nie­mands­land zei­gen Sie da?

    • Kyril­lus – wir sind bereits seit Jahr­zehn­ten im Nie­mands­land! Lesen Sie doch mal die gan­zen Ergüs­se von J23 bis zu F in Form von Kon­zils­de­kre­ten, Enzy­kli­ken und son­sti­gen Schrei­ben! Es gibt nichts zu beschö­ni­gen – unse­re Päp­ste sind nicht recht­gläu­big. Wie Keu­len­schlä­ge müs­sen doch vie­le die­ser Schrei­ben das Herz eines wirk­lich Gläu­bi­gen tref­fen! Wie lösen Sie die Schi­zo­phre­nie denn auf, dass die­sel­ben Gedan­ken­gän­ge, die uns seit 50 Jah­ren päpst­lich ver­ord­net wer­den, in der Zeit davor zu Exkom­mu­ni­ka­tio­nen, Lehr­ver­bo­ten und Bann­flü­chen geführt haben?

      Wir kön­nen uns in einen from­men, argu­men­ta­to­risch gut abge­si­cher­ten, sehr sehr, sehr sophi­sti­schen Kokon ein­spin­nen und fühl­los wer­den für die kata­stro­pha­le Gesamt­la­ge. Wir wis­sen, dass unter jeder Rech­nung unten her­aus­kom­men muss: „Gott sei Dank – wir haben es gera­de noch mal geschafft, mit Haar­spal­te­rei den Papst als doch nicht häre­tisch zu ret­ten!“ Puh! Uff! Jetzt erst mal durch­ge­at­met bis zum näch­sten mal.
      Das ist doch eine Kata­stro­phe – der, auf dem die Kir­che ste­hen soll, muss unter enor­mem rhe­to­ri­schem Auf­wand von denen, die er wei­den soll­te, gestützt wer­den, damit sie nicht unter dem zer­stör­ten Gebäu­de der Kir­che begra­ben wer­den (als ob wir kei­nen Herrn hät­ten, der der wah­re Fels ist!) – ist das das Bild des Unfehlbarkeitsdogmas?
      Ja, es stimmt, was de Saint Exupéry sag­te: Man kann nur mit dem Her­zen recht ver­ste­hen. Alles ande­re ist kalt.

      Wie­so sträu­ben wir uns, das Lei­den Chri­sti auch in Form eines „Nie­mands­lan­des“ anzu­neh­men, wo doch auch ER selbst bereit war, ins Nie­mands­land zu gehen – für drei Tage. Glau­ben Sie etwa nicht, dass den­noch die Höl­le die Kir­che nie­mals über­win­den wird?
      Nur: ER tut das – nicht wir. Die Kir­che über­lebt nicht aus dem „Wil­len des Man­nes“ oder auf­grund unse­rer Rhe­to­rik und Pseu­do­wis­sen­schaft, son­dern aus dem Wil­len ihres Herrn.
      Und hier ist der neur­al­gi­sche Punkt.
      Sie über­lebt nicht, weil wir uns etwas über die Situa­ti­on zurecht­lü­gen, damit die Rech­nung nach mensch­li­chem Ermes­sen noch irgend­wie stim­men kann. Sie über­lebt ein­zig und allein des­we­gen, weil ER es ver­spro­chen hat.

      Das Unfehl­bar­keits­dog­ma kam recht­zei­tig: um uns vor Augen zu füh­ren, dass ein Papst nie­mals nie­der­schwel­li­ge Häre­si­en ver­kün­den darf, solan­ge er es nicht ex cathe­dra tut. Genau das nicht!

  17. (Fort­set­zung)

    Nein, Treue in Lie­be zur Kir­che bei schar­fer Kri­tik der zeit­be­ding­ten Män­gel – das ist schon die rich­ti­ge Hal­tung. Es geht da auch gar nicht um die „logi­schen Lösun­gen“ erhitz­ter Schreib­tisch-Debat­ten. Ver­trau­en wir dar­auf, dass Gott dem katho­li­schen Sinn derer, die ihn im Geist und der Wahr­heit anbe­ten, gera­de in die­sen Kri­sen­zei­ten beson­ders beisteht.

    • „Zeit­be­ding­te Män­gel“??? Also mit Ver­laub Kyril­lus. Wir wis­sen bei­de, dass es der­zeit nicht um „zeit­be­ding­te Män­gel“ der Kir­che geht!

      Füh­ren Sie Schreib­tisch­de­bat­ten? Ich nicht – lei­der ent­springt das mei­ste, wovon ich schrei­be, ganz kon­kre­ten und rea­len Erfah­run­gen. Viel­leicht liegt dar­in auch Ihr Unver­ständ­nis für mei­ne Gedankengänge.

      Ihrem letz­ten Satz stim­me ich jedoch vor­be­halt­los zu!

    • Ein wert­vol­ler Bei­trag, auch wenn mir die Pro­ble­ma­ti­sie­run­gen zum Papst­sta­tus nach­voll­zieh­bar sind. Die Zwei­fel kom­men ja nicht von ungefähr.
      Was Ihren Aus­druck „Ver­wäs­se­rung des Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­rens 1983“ angeht, so steht die­ser Vor­gang ja auch nicht allein. Die „zeit­be­ding­ten Män­gel“ haben eine erschrecken­de Brei­te und Tie­fe, ja eine oft schon kras­se Quan­ti­tät und auch Qua­li­tät erreicht. Und war­um läßt man sich gera­de auf die­se Zeit so sehr ein, war­um ist sie so wirk­sam? Egal, ob in Form einer offen moder­ni­stisch-libe­ra­len wie bei WiSi­Ki oder einer etwas kon­ser­va­ti­ve­ren Spiel­art wie beim Opus Dei. Die Kir­che ersäuft in (Kirchen)politik. Wenn ich mir anse­he, wer heu­te in die Kir­che geht und dort aktiv ist, da fin­de ich wenig Glau­ben und viel welt­li­ches Enga­ge­ment und noch mehr poli­ti­sche Nor­ma­li­tät. Das erscheint mir nur noch als ein Chan­nel, ein sozia­les Ange­bot unter vie­len für noch rest­re­li­gi­ös moti­vier­te Men­schen, die sich an der Welt allen­falls im Rah­men geson­der­ter Par­tei­pro­gram­me stö­ren. Und es hat sehr vie­le Selbst­ge­rech­te dort; es hat vie­le Men­schen dort, die ohne Unrechts­be­wußt­sein ande­ren scha­den und sich selbst und ihres­glei­chen beweih­räu­chern. Und die Kir­che fun­giert ein­mal mehr als Gewis­sen­s­ent­la­stungs­in­sti­tu­ti­on für die welt­li­chen Macher. Mit der Leh­re der Kir­che (auch mit der Moral­leh­re) habe ich – offen­sicht­lich im Gegen­satz zu vie­len prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken – nie Pro­ble­me gehabt. Doch die sin­ken­de intel­lek­tu­el­le Red­lich­keit und Schär­fe, die hilf­lo­se Unklar­heit und man­geln­de Bestimmt­heit im Reden, las­sen bei mir erst­mals Zwei­fel an ihrer Glaub­wür­dig­keit auf­kom­men. Es ist doch kein Zufall, daß ein Fran­zis­kus (sich Papst zu nen­nen, scheut er ja sel­ber) redet wie die Welt redet. Es ist sicher auch kein Zufall, daß die Rezep­ti­on sei­ner Wor­te ins Puz­zle­spiel der welt­li­chen Poli­ta­gen­den paßt, die die Welt-Nomen­kla­tu­ra für die Mensch­heit geplant hat und umzu­set­zen im Begriff ist.
      Mei­ne Lie­be zur Kir­che und mei­ne Treue zur gan­zen Kir­che (aller Zei­ten, dies sei für euro­päi­sches Den­ken dazu­ge­sagt) ist ein­fach da. Doch in die­sen doch sehr gro­ßen Rah­men pas­sen die aktu­el­len Bil­der und Reden zu oft nicht. Sie, Kyril­lus, nen­nen das wenig­stens eine Kri­sen­zeit. Wenn die­se man­geln­de Pas­sung, die­se dys­funk­tio­na­le Tole­ranz dann aller­dings als Auf­bruch und Zukunft ver­kauft wird – und Kri­tik dar­an zuneh­mend auch mit har­ten kir­chen­recht­li­chen Sank­tio­nen ver­se­hen wird, dann stellt die Ver­nunft nun ein­mal Fra­gen und auch der Glau­be blickt auf ein­mal in ein Zerrbild.
      Und da kann eine Fra­ge auch die sein, ob es sich um eine zei­ti­ge Kri­se oder bereits um die End­zeit han­delt. Und es wer­den dann die Mit­tel des Glau­bens und der Ver­nunft zur Ein­schät­zung bemüht. Nicht zuletzt bie­tet die Vor­stel­lung, daß es sich um end­zeit­li­che Erschei­nun­gen han­delt, den see­li­schen Trost naher Erlö­sung. Und die See­len sind bedrängt, es dür­stet sie nach Erlösung.
      Das heißt: Auch hier ist der Glau­be, sind Lie­be und Treue wirk­sam, ein­ge­denk, daß die Kir­che vergeht.

      • @MisterX: Ich dan­ke Ihnen für Ihren außer­ge­wöhn­lich gedan­ken­rei­chen und dif­fe­ren­zier­ten Beitrag. 

        Ich unter­las­se es, ein­zel­ne Sät­ze her­aus­zu­grei­fen, weil ich jeden unter­strei­chen könn­te; Sie haben gleich­sam ein Pan­ora­ma der Kri­se ent­wor­fen, das Sie in der Balan­ce Ihrer Wor­te sehr prä­zi­se zeich­nen und dem ich vor­be­halt­los zustimme.

        Ja, der Gedan­ke an die End­zeit kann einen heu­te schon fast unwei­ger­lich zumin­dest strei­fen. Und es ist abzu­se­hen, dass es noch schlim­mer kom­men wird. Damit beschö­ni­ge ich nichts von den beäng­sti­gen­den Zustän­den heu­te; doch die Tal­soh­le der gegen­wär­ti­gen Kri­se ist noch nicht erreicht. 

        Den­noch glau­be ich nicht, dass wir in der End­zeit leben. Ich glau­be und hof­fe, dass mit Got­tes Hil­fe die Kir­che nach Durch­schrei­ten der Kri­se wie­der einen neu­en Auf­schwung erle­ben wird. Die kir­chen­in­ter­ne Mög­lich­keit ehr­li­cher, scheu­klap­pen­frei­er Kri­tik am 2. Vati­ka­num und die Rück­kehr zur Mes­se aller Zei­ten wer­den dazu die wich­tig­sten Vor­aus­set­zun­gen sein. 

        Wenn Gott die Ent­stel­lung der Kir­che zulässt, dann viel­leicht auch, um die alte Wahr­heit in einer von uns noch nicht abschätz­ba­ren Zukunft in neu­em Glanz erstrah­len zu las­sen. In der gei­sti­gen Durch­drin­gung und Ver­tie­fung des unver­än­der­li­chen Glau­bens­gu­tes kann jede Zeit das ihre bei­tra­gen, in die­ser Hin­sicht ist noch nicht alles gesagt. 

        Ich möch­te mich gegen den Gedan­ken der End­zeit gera­de auch des­halb erweh­ren, um nicht ille­gi­tim, gleich­sam als psy­chi­sches Ent­la­stungs­ven­til den „see­li­schen Trost naher Erlö­sung“ in Anspruch zu neh­men. Eine kämp­fe­ri­sche Hal­tung ist heu­te not­wen­dig, um die Not zu wenden.

        Zudem: Man braucht nur etwa beim Hl. Atha­na­si­us nach­zu­le­sen, welch ver­hee­ren­dem Bild der Chri­sten­heit er schon im 4. Jh. (in sei­nem Kampf gegen den Aria­nis­mus) ent­ge­gen­zu­tre­ten hat­te. Bedroh­li­che Kri­sen der Kir­che sind nichts Neu­es, wenn­gleich auch ich glau­be, dass wir zur Zeit die erschüt­ternd­ste der Kir­chen­ge­schich­te durchmachen.

  18. Für Johan­nes XXIII schlie­ße ich die Recht­mä­ßig­keit des Ver­fah­rens aus, da Ange­lo Gui­sep­pe Ron­cal­li in sei­nem Leben KEINE Heroi­sche Tugend gezeigt hat, ganz im Gegen­teil – er war ein poli­ti­scher Oppor­tu­nist rein­ster Güte­klas­se. Aber bei Johan­nes Paul II wird es schon kri­tisch. Es kommt dar­auf an, unter wel­chem Namen er hei­lig­ge­spro­chen wird. Unter dem Papst­na­men ist die­se Hei­lig­spre­chung ein Ärger­nis, hae­re­sim indu­cens, schis­ma pro­vo­cans, apo­sta­sim favens und damit Grund für die MATERIELLE SEDISVAKANZ. Aber, bei Betrach­tung sei­nes Lebens, ist Karol Woj­ti­la schon ein Kan­di­dat für die Hei­lig­spre­chung zumin­dest als Con­fes­sor! „Ja, was ist dann in Chri­stoph Rhein gefah­ren??!!“ wer­den eini­ge sicher­lich schon fra­gen, „er war doch als Erz­bi­schof von Kra­kau an den Kon­zils­ver­bre­chen betei­ligt!“, „sei­ne Theo­lo­gie ist haar­sträu­bend, er war schon damals nicht recht­gläu­big!“ Alles rich­tig wer­de ich Ihnen dann sagen, aber eine Tat­sa­che haben wir ver­ges­sen, die histo­risch belegt ist und sei­nen Heroi­schen Tugend­grad belegt, die Bereit­schaft, sich unter abso­lu­ter (!) Lebens­ge­fahr für eine Prie­ster­amts­kan­di­da­tur zu ent­schei­den, die ihn zum siche­ren Todes­kan­di­da­ten der NS-Mord­ma­schi­ne­rie gemacht hat, gera­de ihn, der auch damit sei­ne Intel­lek­tua­li­tät geof­fen­bart hät­te, aber noch mehr, da er „bereit war, Makx­sy­m­i­li­an (Kol­be, Anm.) zu fol­gen.“ Und es waren aus ver­schie­de­nen Quel­len die Schick­sa­le von Dut­zen­den von Prie­stern bekannt, die AUFGRUND DES GLAUBENS (!!) ermor­det wur­den, nicht weil sie Polen waren! Wür­de Mar­cel Lefe­brve noch leben, wür­de er die­ses ohne wei­te­res unter­schrei­ben, eben­so ein Pfar­rer Milch und ein Bischof Anto­nio de Castro-May­er! Die Bereit­schaft zum Mar­ty­ri­um war damals da, es ist ein histo­ri­sches Faktum.
    Und hier kommt zugleich die Tra­gik des Kon­zils zum Vor­schein! Das Kon­zil hat aus Prie­stern, die VORHER bereit waren, für den Glau­ben in den Tod zu gehen, Mit­läu­fer und Oppor­tu­ni­sten gemacht! Das Mar­ty­ri­um ist seit dem Kon­zil fak­tisch nicht mehr vor­han­den, es gibt kei­ne Zeu­gen mehr – außer den Gro­ßen Bischö­fen, Erz­bi­schof Mar­cel Lefe­brve und Anto­nio de Castro-Mayer..
    Also: Es sind kei­ne Haar­spal­te­rei­en, son­dern das im besten scho­la­sti­schen Sin­ne dis­pu­t­a­re in utram­que par­tem und die argu­men­ta­ti­ve Lei­ter des Her­ma­goras vom „ens ad ele­mentum!“, die bei der „Sum­ma de Theo­lo­gia“ von Tho­mas von Aquin GRUNDPRINZIP der Argu­men­ta­ti­on gewe­sen ist und auf dem Kon­zil von Tri­ent ange­wen­det wur­de und von den Päp­sten ver­wen­det wur­de, sie­he Papst Pius IX „Quan­ta Cura“ und Papst Pius X „Pas­cen­di“! Schlech­te Theo­lo­gie haben wir auf dem Kon­zil erlebt, wir von der Tra­di­ti­on soll­ten die­sem Bei­spiel nicht folgen!
    O PAPA, CONVERTERE AD DOMINUM DEUM TUUM, O VOS PASTORES GREGIS APPREHENDITE DISCIPLINAM,
    SANCTA MARIA, INTERCEDERE DIGNERIS PRO NOBIS!

  19. @zeitschnur:

    Ich kann Ihren Wider­wil­len gegen den „sophi­sti­schen Kokon“, in den sich kon­ser­va­ti­ve Katho­li­ken ger­ne ein­spin­nen, um alles, was von Rom kommt, mit Freu­den ent­ge­gen­zu­neh­men, sehr gut ver­ste­hen. Ich tei­le ihn! Und glau­ben Sie mir, ich bin mir der nach­kon­zi­lia­ren Kri­se in ihrer Trag­wei­te bewusst und es steht mir fern, sie zu verharmlosen. 

    Aber es geht auch nicht an, in die ande­re Rich­tung zu über­trei­ben. Ihnen geht es um die Sache, und ich bin sehr dank­bar für vie­le Ihrer von wah­rem Glau­ben und gro­ßer Sach­kennt­nis zeu­gen­den Arti­kel. Aber im Eifer des Gefechts schei­nen Sie mir – ver­zei­hen Sie mir mei­ne Offen­heit, zumal ich Sie durch­aus ver­ste­hen kann – mit­un­ter zu Über­spit­zun­gen und emo­tio­na­len Breit­schlä­gen zu nei­gen (die nolens volens manch­mal auch Grob­hei­ten gegen­über Ihren Mit­dis­ku­tan­ten beinhalten). 

    Mei­nes Erach­tens ist es wenig sinn­voll, alle Päp­ste seit dem Kon­zil gleich­sam mit dem argu­men­ta­ti­ven Holz­ham­mer als häre­tisch abzu­stem­peln und lan­ge dar­über zu spe­ku­lie­ren, ob wir über­haupt noch einen legi­ti­men Papst hät­ten. Denn die Ver­rot­tung der Kir­che heu­te beruht gar nicht so sehr auf einer Kri­se des Papst­tums, viel­mehr und dem vor­ge­la­gert auf einer Kri­se der Leh­re, in die durch das 2. Vati­ka­num zer­set­zen­des Gift ein­ge­drun­gen ist, und, damit zusam­men­hän­gend, auf einem brei­ten Ver­sa­gen der Bischö­fe – die, wie wir wis­sen, sich häu­fig nur mehr sehr bedingt dar­um küm­mern, was aus Rom kommt. 

    Auch die Päp­ste sind seit 50 Jah­ren gewis­ser­ma­ßen „Gefan­ge­ne“ der Fol­gen des 2. Vati­ka­nums, was nicht hei­ßen soll, dass des­sen Umset­zung in vie­lem nicht ihrem per­sön­li­chen Wil­len ent­sprach. Aber auf­grund der Eigen­dy­na­mik der Ent­wick­lung nach dem Kon­zil, das unge­ach­tet der Tat­sa­che, dass es nicht dog­ma­tisch sein woll­te, zum „Super­dog­ma“ wur­de (u. a. zeit­be­dingt und der „Demo­kra­ti­sie­rung“ der Kir­che geschul­det), führt die Dis­kus­si­on um die Legi­ti­mi­tät der Päp­ste, um „Exkom­mu­ni­ka­ti­on, Lehr­ver­bot und Bann­flü­che“, die deren Gedan­ken­gän­gen frü­her ent­ge­gen­ge­tönt hät­ten, m. E. zu wenig mehr als erhitz­ten Backen.
    Wir sit­zen nun ein­mal alle bis zum Papst im sel­ben leck­ge­schla­ge­nen Boot. 

    Das ist ja gera­de das Neue, das Beäng­sti­gen­de die­ser Kir­chen­kri­se, dass sie wie kei­ne zuvor das Mark der Kir­che betrifft, dass die Unwahr­heit in die Leh­re selbst ein­ge­drun­gen ist und nicht mehr nur deren (stets mit mensch­li­chen Feh­lern behaf­te­te) Umset­zung betrifft.
    (Dass Fran­zis­kus, was die Umset­zung des 2. Vati­ka­nums betrifft, die „Demut und den Ehr­geiz“ besitzt, dar­in beson­ders zu exzel­lie­ren, wis­sen wir.)

  20. (Fort­set­zung)

    Wir sind den­noch nicht, wie Sie sagen, seit 50 Jah­ren im „Nie­mands­land“. Wir sind Teil der katho­li­schen Kir­che, deren Leh­re trotz des Gifts des 2. Vati­ka­nums in der Groß­zahl der Wahr­hei­ten wei­ter besteht, und die des­halb als „Nie­mands­land“ zu bezeich­nen fre­che Hybris wäre. Aber natür­lich, das Bild der Kir­che ist das einer Karst­land­schaft. Weil das Gan­ze nicht mehr „aus einem Guss“ ist, weil zen­tra­le Wahr­hei­ten nicht mehr gel­ten und die Quel­le des wah­ren Mess­op­fers fehlt, kom­men nach und nach alle Dog­men ins Wan­ken, hat die Wahr­heit ihren Glanz, ihre Durch­schlags­kraft verloren. 

    In ein wah­res Nie­mands­land aber wür­den Sie ver­wei­sen, wenn Sie aus Ihren Erwä­gun­gen gegen die Päp­ste sich dem Sedis­va­kan­tis­mus ver­schrei­ben, oder, um ihm nicht zu ver­fal­len, sich in einer selbst­ge­zim­mer­ten Nische „zwi­schen“ Sedis­va­kan­tis­mus und, nach Ihrer Aus­sa­ge, eben „illu­sio­nä­rer“ Kir­chen­treue ein­rich­ten woll­ten. Es gibt kei­ne sol­che Nische! „Wo“ soll­te sie sein?

    Aber Sie haben recht: Die Kir­che „über­lebt nicht, weil wir uns etwas über die Situa­ti­on zurecht­lü­gen, damit die Rech­nung nach mensch­li­chem Ermes­sen noch irgend­wie stim­men kann. Sie über­lebt ein­zig und allein des­we­gen, weil ER es ver­spro­chen hat.“ 

    Das ent­bin­det uns aber nicht von unse­rer Treue zur Kir­che. Sie wird über­le­ben auf­grund derer, die in Chri­sto die Span­nung zwi­schen der ver­bor­ge­nen wah­ren Kir­che und deren zer­rüt­te­tem Zeit­bild in extre­mis aus­hal­ten und die Not dadurch wen­den, dass sie vor der Wahr­heit kei­ne Kom­pro­mis­se machen.

    Es geht mir bei­lei­be nicht ums Zurecht­lü­gen. Rober­to de Mat­tei hat in sei­ner Stel­lung­nah­me nichts zurecht­ge­lo­gen. Zurecht­ge­lo­gen wäre es, heu­te noch an die Unfehl­bar­keit von Hei­lig­spre­chun­gen zu glauben.

    • @ kyril­lus

      Was Sie schrei­ben, über­zeugt mich nicht. „Zurecht­ge­lo­gen wäre es, heu­te noch an die Unfehl­bar­keit von Hei­lig­spre­chun­gen zu glauben.“

      Na denn. Was soll man denn heu­te noch alles nicht mehr glau­ben, was ein­mal geglaubt wur­de? Immer wie die alte Fas­net hin­ter­her hin­ter unse­ren häre­ti­schen Päp­sten? Gute Rei­se, das wird noch heiter!

      In Ihren Argu­men­ten wird deut­lich, dass Sie schon vor­her wis­sen, von wel­chen ideo­lo­gi­schen Koor­di­na­ten bezgl. des Pap­stes Sie aus­ge­hen wol­len. Nun wird die Rea­li­tät in die­ses Sche­ma gepresst wie der Schuh des Aschen­brö­dels an die fal­schen Füße ihrer bösen Schwe­stern gepresst wurde.
      Rucke­di­ku, Blut ist im Schuh…
      Das ist der Ein­druck, den ich hier habe: Blut ist im Spiel. Ohne blan­ke phi­lo­so­phi­sche Gewalt­sam­keit kön­nen Sie Ihr System nicht auf­recht­hal­ten. Nun soll man Hei­lig­spre­chun­gen nicht mehr für unfehl­bar hal­ten! Wir wis­sen bei­de, dass man das in der Kir­che nie so gese­hen hat, wie die Pius­bru­der­schaft sich das nun zurecht­biegt. Blut ist im Schuh.

      Wir haben eine Papst­kri­se. Ich emp­feh­le ein­mal alle päpst­li­chen Lehr­schrei­ben seit J23 zu lesen – dann wer­den Sie mich erst ver­ste­hen! Und Sie wer­den die Kir­chen­kri­se verstehen! 

      Und noch etwas: Ich sag­te, dass es KEINE Nische gibt. Der akti­ve Sedis­va­kan­tis­mus steht gewöhn­lich in der sel­ben „Tra­di­ti­on“ wie die FSSPX. Die Ver­su­chung, sich selbst zum Super­dog­ma zu erhe­ben, ist ein­fach zu groß.
      Lesen noch mal mein Posting. Ich will mich nicht wie­der­ho­len. Manch­mal muss man mehr­mals lesen, bevor man jeman­den versteht.
      Ich ver­ste­he, dass mei­ne Gedan­ken ärger­lich sind, aber ich will mich ein­fach nicht – ideo­lo­gisch vor­ein­ge­nomm­men – der Rea­li­tät nicht mehr stellen.
      Den­ken Sie in einer ruhi­gen Stun­de drü­ber nach, zu wel­chem mon­strö­sen Esel die FSSPX das unfehl­ba­re Papst­tum zurecht­ge­stutzt hat:

      „Er ver­brei­tet Irr­tü­mer über Irr­tü­mer, er ist „Gefan­ge­ner des Vati­ca­num 2, er ist aber der Ober­hir­te, Haupt­sa­che er sagt die Irr­tü­mer nicht ex cathe­dra, man muss ihm nicht gehor­chen, solan­ge er ex cathe­dra schweigt. Der papst weiß es nicht bes­ser als eben falsch, dafür lei­sten wir hel­den­haft Wider­stand. Wir hal­ten die wah­re Leh­re auf­recht (!) und hof­fen, dass eines Tages wie­der ein rech­ter Papst da sein wird, der das alles zurechtrückt.“

      Das ist zwar ein wenig kari­kiert, trifft aber den Wider­spruch, in dem wir uns befinden.
      Die Vor­stel­lung, dass Päp­ste nur noch macht­lo­se und gei­stes­schwa­che Männ­chen sein sol­len, die hel­den­haft von ein paar Tra­di­ti­ons­exper­ten ver­tre­ten wer­den, bis end­lich ein Super­he­ro kommt, der das alles wie­der mit Zau­ber­hand ord­net, scheint mir doch sehr weit weg zu sein vom Vat. I., ex cathe­dra hin ex cathe­dra her…

  21. Und über­haupt, bevor wir hier ohne genaue Kennt­nis­se weiterspekulieren:

    War­um eigent­lich wer­den dann Hei­lig­spre­chun­gen aus­drück­lich mit der Bezug­nah­me des hei­lig­spre­chen­den Pap­stes auf sei­ne Unfehl­bar­keit vorgenommen ? 

    Und war­um hat Katho​li​sches​.info vor zwei Jah­ren einen Arti­kel ver­öf­fent­licht, in dem über Ver­än­de­run­gen im Hei­lig­spre­chungs­ri­tus spra­chen, die die Unfehl­bar­keit des Aktes sogar noch stär­ker beto­nen sol­len, als dies eine Zeit­lang der Fall war?

    Ich darf mal zitieren:

    „Die Hei­lig­spre­chung „ist ein end­gül­ti­ges Urteil, mit dem der Papst fest­stellt, daß ein bereits zu den Seli­gen gerech­ne­ter Die­ner Got­tes in den Hei­li­gen­ka­len­der auf­ge­nom­men wird und durch die Welt­kir­che mit dem ent­spre­chen­den Kul­tus ver­ehrt wird. Es han­delt sich daher um einen uni­ver­sa­len, sicht­ba­ren Kult. Die dabei vom Papst aus­ge­üb­te Auto­ri­tät wird nun durch eini­ge ritu­el­le Ele­men­te noch deut­li­cher sichtbar.“

    Zu den Neue­run­gen gehört „vor allem die drei­fa­che Peti­tio, wäh­rend der sich der Kar­di­nal­prä­fekt der Kon­gre­gra­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se sich an den Hei­li­gen Vater wen­det mit dem Ersu­chen, die Hei­lig­spre­chung der sie­ben Seli­gen vorzunehmen“.

    Zudem wird die alte Tra­di­ti­on wie­der­auf­ge­grif­fen, „indem der Papst mit Nach­druck die Hil­fe des Herrn bei der Voll­endung die­ses wich­ti­gen Aktes erbit­tet. Vor allem als Ant­wort auf die zwei­te Peti­tio wird er den Hei­li­gen Geist anru­fen und nach die­ser Anru­fung wird der Hym­nus Veni crea­tor angestimmt.”

    (https://​www​.katho​li​sches​.info/​2​0​1​2​/​1​0​/​1​9​/​n​e​u​e​r​u​n​g​e​n​-​b​e​i​m​-​h​e​i​l​i​g​s​p​r​e​c​h​u​n​g​s​r​i​t​u​s​-​r​u​c​k​k​e​h​r​-​z​u​r​-​k​o​n​t​i​n​u​i​t​a​t​-​a​n​n​a​-​s​c​h​a​f​f​e​r​-​u​n​d​-​s​e​c​h​s​-​w​e​i​t​e​r​e​-​n​e​u​e​-​h​e​i​l​i​ge/)

  22. Und hier noch ein Zitat von Bene­dikt XIV:

    „“.….wer immer es wagt zu behaup­ten, der Papst habe sich in die­ser oder jener Hei­lig­spre­chung geirrt, bzw. die­ser oder jener vom Papst kano­ni­sier­te Hei­li­ge dürfe/​müsse nicht mit dem Kult der Dulia ver­ehrt wer­den, der muß – sagen wir es! – wenn nicht als Häre­ti­ker, so doch (wenig­stens) als temerär ange­se­hen wer­den, als einer, wel­cher der gan­zen Kir­che Ärger­nis gibt, die Hei­li­gen belei­digt, die Häre­ti­ker begün­stigt, wel­che die Auto­ri­tät der Kir­che in der Hei­lig­spre­chung leug­nen, nach Häre­sie schmeckt, da er den Ungläu­bi­gen Gele­gen­heit gibt, sich über die Gläu­bi­gen lustig zu machen, eine irri­ge The­se ver­tritt und die schwer­sten Zen­su­ren ver­dient wie auch jene zuge­ben, wel­che leh­ren, es sei nicht de fide, daß die­ser oder jener Kano­ni­sier­te hei­lig sei”. (Bene­dikt XIV., De ser­vor­um Dei bea­ti­fi­ca­tio­ne et bea­torum cano­nizatio­ne. Buch I c. 45 n. 28)

    Was wol­len wir noch?

  23. Ver­ehr­te @zeitschnur, ist Ihnen ent­gan­gen oder ent­fal­len, was Rober­to de Mat­tei im Inter­view, das zu unse­rer Dis­kus­si­on den Anlass gibt, gera­de auch in Hin­sicht auf Bene­dikt XIV. sagt? „Die Unfehl­bar­keit von Hei­lig­spre­chun­gen ist kein Dog­ma des Glau­bens, sie ist die Mei­nung einer Mehr­heit von Theo­lo­gen, ins­be­son­de­re seit Bene­dikt XIV. – der sie oben­drein als pri­va­te Lehr­mei­nung äußer­te und nicht als Papst.“ 

    Des wei­te­ren führt de Mat­tei Msgr. Gherar­di­ni an, einen der klüg­sten Köp­fe der Kir­che und ange­se­hen­sten Reprä­sen­tan­ten der (lei­der aus­ster­ben­den) „römi­schen Schu­le“ der Theo­lo­gie. Ich wür­de mich glück­lich schät­zen, zumin­dest Aus­zü­ge aus des­sen Arti­kel über sei­ne Zwei­fel an der Unfehl­bar­keit hier auf katho​li​sches​.info in Über­set­zung lesen zu kön­nen, zumal Gherar­di­ni auch der Autor eines höchst wert­vol­len Buchs über das 2. Vat. Kon­zil ist, wor­in er, ein­sam auf wei­ter Flur, die Not­wen­dig­keit einer kri­ti­schen Über­prü­fung betont und dazu wich­ti­ge Impul­se gibt. Aber dar­auf brau­che ich Sie ja nicht hin­zu­wei­sen, so bele­sen, wie Sie sind. 

    Ich gebe zu, Schwie­rig­kei­ten zu haben, Ihre Inten­ti­on in die­ser Sache zu ver­ste­hen. Da sind nun ein­mal Hei­lig­spre­chun­gen, wie die­je­ni­ge des Opus-Dei-Grün­ders und die in weni­gen Tagen erfol­gen­de von Johan­nes XXIII., von denen man sehr begrün­de­ter Wei­se anneh­men kann, dass sie nicht recht­mä­ßig sind. (Was Johan­nes Paul II. anbe­trifft, so gehe ich mit Ihren pro­fun­den Über­le­gun­gen, @Christoph Rhein, einig, aller­dings mit dem Unter­schied, dass ich die Recht­mä­ßig­keit nicht davon abhän­gig sehe, unter wel­chem Namen er hei­lig gespro­chen wird. Bei aller berech­tig­ten Kri­tik an sei­nem Pon­ti­fi­kat: Der heroi­sche Beken­ner­mut und die Glau­bens­tie­fe, wel­che er in jun­gen Jah­ren bewie­sen hat, waren doch auch Teil sei­nes Cha­ris­mas als Papst und „Men­schen­fi­scher“, als den ihn schon Pad­re Pio vor­aus­ge­se­hen hat­te. Die mensch­li­che Wirk­lich­keit ist der­art weit, dass ein Papst im Ban­ne fal­scher dok­tri­nel­ler Wei­chen­stel­lun­gen sein und sel­ber sol­che tref­fen kann – bei tief­ster, bis zur Hei­lig­keit rei­chen­der Glaubenskraft.) 

    Da sind also Hei­lig­spre­chun­gen, wel­che unser Bild von Hei­lig­keit ver­let­zen. Wor­auf zie­len Sie ab, ver­ehr­te @zeitschnur? Möch­ten Sie in die­ser Situa­ti­on wei­ter an der Unfehl­bar­keit fest­hal­ten, obgleich die­se nie ein Dog­ma war und der Glau­be dar­an der Rea­li­tät in der nach­kon­zi­lia­ren Kir­che schlicht nicht mehr standhält? 

    Ja, es scheint so. Sie möch­ten an der Unfehl­bar­keit der Hei­lig­spre­chun­gen selt­sa­mer Wei­se fest­hal­ten – ange­sichts der Rea­li­tät, die das Gegen­teil nahe­legt – just um den „häre­ti­schen Päp­sten“ nicht „hin­ter­her“ zu lau­fen, sie nicht zu „schüt­zen“. Ver­zei­hen Sie, aber der Ver­dacht drängt sich mir auf, dass Sie auf der Unfehl­bar­keit bestehen, eben um die „häre­ti­schen Päp­ste“ gleich­sam „ins Mes­ser“ lau­fen zu sehen, d.h. fehl­bar zu sehen, wo sie unfehl­bar zu sein hätten?!

  24. (Fort­set­zung)

    Sie möch­ten lie­ber auf der Unfehl­bar­keit der Hei­lig­spre­chung behar­ren, wel­che nie ein Dog­ma war, als die betrof­fe­nen Päp­ste nicht dabei zu ertap­pen, wie sie ihre Unfehl­bar­keit unrecht­mä­ßig in Anspruch nehmen?! 

    Ist es da nicht bes­ser und weit natür­li­cher, sach­lich zu kon­sta­tie­ren, dass die­se Fra­ge zumin­dest seit der Ände­rung der Ver­fah­rens anders gese­hen wer­den muss, als es die Mehr­zahl der Theo­lo­gen frü­her tat? 

    Ich fra­ge Sie: In wel­cher der bei­den Hal­tun­gen steckt denn mehr „Gewalt­sam­keit“? Wo ist, um in Ihrem (mir nicht eben sym­pa­thi­schen) Bil­de zu blei­ben, mehr „Blut im Schuh“?
    Und wei­ter: Was hält Sie dann vor dem Sedis­va­kan­tis­mus zurück? Oder ist Ihnen auch die­se Posi­ti­on zu „syste­ma­tisch“?

    Wer die Kon­zils­kon­sti­tu­tio­nen/-dekre­te und eini­ge Lehr­schrei­ben der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit kennt (ich glau­be Ihnen ger­ne, dass Sie alle gele­sen haben), kann doch klar erken­nen, inwie­fern die nach­kon­zi­lia­ren Päp­ste eben den Wei­chen­stel­lun­gen ent­spro­chen haben, die durch das 2. Vati­ka­num gesche­hen sind. Es geht mir bei­lei­be nicht dar­um, Kri­tik an den Päp­sten aus­zu­spa­ren, ihre Ent­schei­dun­gen und Leh­ren schön­zu­re­den (zuerst den­ke ich dabei immer an Paul VI. kata­stro­pha­le Mess­re­form, sei­ne Ost­po­li­tik, etc.). Aber eben die Tat­sa­che, dass sie im Zug einer Gesamt­dy­na­mik han­del­ten, der auch sie – in unter­schied­li­cher Wei­se (Paul VI. trifft wohl die größ­te per­sön­li­che Schuld) – unter­wor­fen waren, aus der sie nicht ein­fach „her­aus­tre­ten“ konn­ten, lässt einen zu kurz grei­fen, woll­te man die Kir­chen­kri­se nur anhand päpst­li­chen „Ver­sa­gens“ deu­ten bzw. die­ses tota­li­sie­ren – wie Sie es tun, wenn Sie mei­nen, auf­grund eben einer „Papst­kri­se“ leb­ten wir seit 50 Jah­ren im „Nie­mands­land“.

    (Sie füh­len sich von den Päp­sten seit 50 Jah­ren voll­kom­men ver­las­sen. Ach­ten Sie dabei auf die Tat­sa­che, dass auch die­se Päp­ste nicht sel­ten Grund hat­ten, sich von ihren Bischö­fen ver­las­sen zu fühlen?) 

    Natür­lich haben Sie recht, wenn Sie die Pro­ble­ma­tik anspre­chen, nach der prin­zi­pi­ell das Lehr­amt bestimmt, was recht­gläu­big ist, und wir gewis­ser­ma­ßen „in Teu­fels Küche“ kom­men, wenn die Leh­re in ihrer Rein­heit nicht mehr ver­tre­ten wird – wie es heu­te der Fall ist! Sie tei­len jedoch, wie Sie sagen, mein Ver­trau­en, dass in die­ser Aus­nah­me­si­tua­ti­on Gott denen beson­ders bei­steht, die ihn im Geist und der Wahr­heit anbe­ten. Wes­halb leuch­tet Ihnen die Posi­ti­on eines Rober­to de Mat­tei, eines Msgr. Gherar­di­ni, der wei­ter ange­führ­ten Theo­lo­gen, der FSSPX nicht ein, die es, mit de Matt­eis Wor­ten, „vor ihrem Gewis­sen“ – und ver­an­kert in der Tra­di­ti­on der Kir­che – ver­ant­wor­ten kön­nen, all ihre „Vor­be­hal­te bezüg­lich die­ses Aktes der Hei­lig­spre­chung auf­recht­zu­er­hal­ten“ – und dar­aus die rea­li­sti­sche Kon­se­quenz zu ziehen? 

    Wel­che Kon­se­quenz zie­hen Sie stattdessen?

  25. @ Kyril­lus

    Sie schrei­ben viel, viel, viel, aber es über­zeugt mich wei­ter­hin nicht. Weil der Kai­ser schlicht nackt ist. Man kann mit vie­len Wor­ten und Win­kel­zü­gen die­se Not nicht verdecken. 

    Sie fra­gen, was mei­ne Inten­ti­on ist? Mir geht es dar­um, nicht an der Wahr­heit vor­bei­zu­schlit­tern aus lau­ter poli­ti­scher Kor­rekt­heit und aus lau­ter Pragmatismus. 

    Hei­lig­spre­chun­gen gal­ten bis vor ein paar Jah­ren immer als unfehl­bar und end­gül­tig. An die­ser Tat­sa­che kom­men Sie nicht vorbei.
    Auch ist die­ser Text Bene­dikt XIV. – sagen wir es mal prä­gnant: nach der Mei­nung de Matt­eis bloß eine päpst­li­che Mei­nung. Da aber das besag­te Werk Bene­dikts maß­geb­lich für Hei­lig­spre­chun­gen und die Kri­te­ri­en zur Beur­tei­lung von Wun­dern, Offen­ba­run­gen und Erschei­nun­gen war, ist das natür­lich mehr als nur eine „Mei­nung“.
    Off­ebar hat die „Tra­di­ti­on“ inzwi­schen über­haupt kei­nen Respekt mehr vor der lehr­amt­li­chen Tätig­keit der Päp­ste mehr… ich fra­ge Sie: was hin­dert denn Sie dann noch am Sedisvakantismus?

    Es galt in der Kir­che stets nicht nur das, was Dog­ma ist, wenn es so flä­chen­deckend geglaubt wur­de und auch bezeugt ist, son­dern eben auch das, was „immer und über­all geglaubt wur­de“. Sehe Sie sich doch mal die For­meln bei kon­kre­ten Hei­lig­spre­chun­gen an: immer beruft sich der Hei­lig­spre­chen­de dabei auf sei­ne päpst­li­che Auto­ri­tät. dass Hei­lig­spre­chun­gen unfehl­bar sind, wur­de sicht­lich immer und über­all geglaubt – bis auf die desa­strö­sen Jah­re nach dem Konzil.

    EIch begrei­fe rein emo­tio­nal, dass die Not der Stun­de dem Klein­gläu­bi­gen eine sol­che gedank­li­che Ver­stei­gung nahe­legt. Und je kom­pe­ten­ter er fach­lich ist, desto gran­dio­ser wird es sich lesen. Was aber nichts dran ändert, dass es falsch ist.

    Wenn Sie nun dar­auf zurück­set­zen, dass die­se Mei­nung viel­leicht erst seit dem ver­än­der­ten ver­fah­ren durch JPII gilt – dann kom­men Sie auto­ma­tisch in mei­ne argu­men­ta­to­ri­sche Nähe, die näm­lich sagt, dass hier etwas nicht mehr stimmt. Und es gibt nur weni­ge Deu­tungs­mög­lich­kei­ten: ent­we­der ist der Papst nicht der Papst. Oder der Papst ist über­flüs­sig gewor­den. Suchen Sie sich was aus – es ist bei­des gleich schlecht.

    Wie Sie es dre­hen oder wen­den – es geht nur mit Blut im Schuh.
    Sie benö­ti­gen Argu­men­te, die die tra­di­ti­ons­be­wuss­te Kir­che den Moder­ni­sten vor­warf, ich den­ke, Sie wis­sen das selbst ganz genau.

    Für eines aber will ich Ihnen aus­drück­lich dan­ken: für Ihre Bereit­schaft nach­zu­den­ken und zu argu­men­tie­ren und Rhe­to­rik und psy­cho­lo­gisch sub­ti­le Nie­der­ma­che weit­ge­hend drau­ßen zu lassen.
    Las­sen wir den Gegen­satz so ste­hen. Ich sag­te ja oft, es gibt hier kei­ne kla­re Lösung von uns her.
    Ich habe vohin in einer sehr schö­nen triden­ti­ni­schen Mes­se sehr inten­siv F. vor Augen ste­hen gehabt und für ihn gebetet.
    O wenn doch ER an sei­nem Gewis­sen rüt­teln wür­de, wie ein Kriegs­bo­te am Tor rüt­telt, um den Kämp­fen eine Wen­dung zu verschaffen“.
    „Klop­fe, rütt­le an sei­ner See­len­tür, solan­ge, bis er aufmacht!“

  26. Ja, wir wer­den uns in die­ser Sache wohl nicht einig, geschätz­te @zeitschnur.

    Wenn ich heu­te, wo ich die Zeit erst dazu fin­de, noch­mals dar­auf zurück­kom­me, dann nicht, um mich gegen Ihren Vor­wurf einer „moder­ni­sti­schen“ Argu­men­ta­ti­on zu ver­tei­di­gen, den ich, um ehr­lich zu sein, für an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen hal­te, und schon gar nicht, um Ihre Über­zeu­gung zu kor­ri­gie­ren, dass ich mit de Mat­tei und den von ihm Genann­ten offen­bar zu den „Klein­gläu­bi­gen“ zäh­le. Lie­ber möch­te ich Ihnen so etwas wie mei­ne Grund­hal­tung ein wenig deut­li­cher skizzieren. 

    Ich habe Sie nach Ihrer Inten­ti­on gefragt, und Sie haben geant­wor­tet: „Mir geht es dar­um, nicht an der Wahr­heit vor­bei­zu­schlit­tern aus lau­ter poli­ti­scher Kor­rekt­heit und aus lau­ter Pragmatismus.“ 

    Sie mögen es mir glau­ben oder nicht – dar­um geht es mir auch. 

    Ich habe Sie nach den kon­kre­ten Kon­se­quen­zen gefragt, die Sie aus unrecht­mä­ßi­gen Hei­lig­spre­chun­gen zie­hen. Ihre Ant­wort: „Ent­we­der ist der Papst nicht der Papst. Oder der Papst ist über­flüs­sig gewor­den. Suchen Sie sich was aus – es ist bei­des gleich schlecht.“

    Das erste: Sedis­va­kan­tis­mus. Das zwei­te, wenn Sie mich fra­gen: Ver­kapp­ter Sedis­va­kan­tis­mus, der kein sol­cher sein will. Bei­des lässt sich argu­men­ta­tiv unter­mau­ern. Aber – und dar­um geht es mir: bei­des sind letzt­lich Hal­tun­gen der Resi­gna­ti­on, der Ver­zweif­lung (despe­ra­tio, Toch­ter der acedia). 

    Wir müs­sen inmit­ten des Zerr­bil­des aus­har­ren, wel­ches die post­kon­zi­lia­re Kir­che bie­tet, inmit­ten der zahl­lo­sen Wun­den, die dem mysti­schen Leib Chri­sti auf furcht­ba­re Wei­se – durch Kir­chen­leu­te – zuge­fügt wer­den. Wenn die Aus­sa­gen, die Fran­zis­kus die­ser Argen­ti­nie­rin am Tele­fon mit­ge­teilt haben soll, stim­men („a litt­le bread and wine does no harm“!): eine Katastrophe! 

    Und den­noch: Es gilt, die Span­nung in extre­mis aus­zu­hal­ten, in der Rea­li­tät zu ver­blei­ben und sich nicht zu flüch­ten in eine theo­lo­gisch-logi­sche Schein­welt, in ein Reser­vat der selbst­er­nann­ten „Radi­kal- und Klar­den­ker“. Ganz und gar nicht aus kir­chen­po­li­ti­scher cor­rect­ness oder scha­lem, klein­gläu­bi­gem Prag­ma­tis­mus, als dem Gegen­teil von Hoch­her­zig­keit. Gera­de aus Hoch­her­zig­keit, aus der Spann­kraft eines lie­ben­den Herzens! 

    Sie beto­nen wie­der­holt, dass die Lage aus­weg­los, von uns her kein Über­win­den der Kri­se mehr mög­lich sei, wenn das Lehr­amt „aus­fal­le“. (Nun denn, ein Total­aus­fall ist es noch nicht.) Aber – wenn Gott doch dem katho­li­schen Sinn derer bei­steht, die ihn in die­ser schwe­ren Zeit im Geist und der Wahr­heit anbe­ten (und Sie glau­ben doch dar­an?), wes­halb soll die Lage der­art hoff­nungs­los sein? Wes­halb sol­len die glau­bens­treu­en Prie­ster, Gelehr­ten, Lai­en, wes­halb soll die FSSPX dann einer Kirch­lich­keit anhan­gen, die „Illu­si­on“ zu nen­nen Sie sich nicht scheu­en? War­um dies man­geln­de Ver­trau­en, dass Gott deren katho­li­schem Sinn – und sei es „gegen“ das Lehr­amt ‑bei­steht? Und gera­de damit Wege weiß, die von Ihnen gezeich­ne­te Aus­weg­lo­sig­keit zu vermeiden?

  27. (Fort­set­zung)

    Sie war­ten dar­auf, Sie beten dar­um, dass unser Herr ein­grei­fen möge, um die Lage zu wen­den. Aber Gott han­delt am lieb­sten durch Men­schen, die sich frei zu Ihm beken­nen. Wes­halb soll „von uns her“ nichts mehr zu tun mög­lich sein? Mit Got­tes Hil­fe ist das der Weg, wie die Kir­che aus dem dunk­len Tal her­aus­kom­men wird. 

    Des­halb soll­ten wir auch all jenen, die, wie wir, dem ech­ten Glau­ben treu blei­ben wol­len, mit groß­zü­gi­ger Lie­be begeg­nen und nicht pedan­tisch an ihnen her­um­zer­ren. Ich kann bei­spiels­wei­se die gebets­müh­len­ar­tig wie­der­hol­te, selt­sam argu­ment­freie Kri­tik an der Pius­bru­der­schaft, sie hät­te ihren Kurs ver­lo­ren und sei auf den Weg der Eccle­sia-Dei-Gemein­schaf­ten ein­ge­schwenkt, nicht mehr hören. Die­sel­ben, die das behaup­tet haben, zei­gen sich nun plötz­lich hoch­er­freut über die neue Stel­lung­nah­me von Bischof Fel­lay. Mehr Geduld, mehr Groß­zü­gig­keit! Die­ses Hick-Hack inner­halb der sog. Krei­se der Tra­di­ti­on scha­det der Sache ungemein.

    Es geht nicht dar­um, das Dilem­ma – dass Papst und Lehr­amt nicht mehr zu trau­en ist, die­ses Ver­trau­en aber zur Katho­li­zi­tät gehört – auf­zu­lö­sen. Ein sol­ches Dilem­ma besteht. Es argu­men­ta­tiv jedoch zur Apo­rie und Aus­weg­lo­sig­keit zu stei­gern und auf die­ser Posi­ti­on zu behar­ren, das ist eine Über­spit­zung und vor­schnel­le Fixie­rung. All jene, wel­che die­se Fixie­rung nicht tei­len, der „Kom­pro­mit­tie­rung der Wahr­heit“ zu zei­hen: das nen­ne ich Argu­men­tie­ren mit dem Holzhammer. 

    Sehen Sie, auch in der spe­zi­fi­schen Fra­ge der Hei­lig­spre­chun­gen ist mir eine Hal­tung lie­ber, die sich um eine ver­nunft­ge­mä­ße theo­lo­gi­sche Ein­ord­nung des Pro­blems bemüht, als vor­schnell die Waf­fen zu strecken und des­sen Unlös­bar­keit zu postu­lie­ren. (Sie sind Musi­ke­rin? Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich zie­he gefüg­te Form und Sub­stanz dem Form­lo­sen und Inhalts­ar­men, ich zie­he Beet­ho­ven einem John Cage bei wei­tem vor.) 

    Aber Sie ver­tre­ten die „Unlös­bar­keit“ ja letzt­lich auch nicht kon­se­quent. Wäh­rend Sie die Apo­rie fest­hal­ten, zieht es Sie auch hin zu ihrer Auf­lö­sung, die da hie­ße: die nach­kon­zi­lia­ren Päp­ste sind es nicht recht­mä­ßig. Womit wir wie­der beim Sedis­va­kan­tis­mus wären, des­sen ver­kapp­te Spiel­art – „der Papst ist über­flüs­sig gewor­den“ – wohl die­sem gedank­li­chen Pen­deln entspricht. 

    Die Hei­li­gen, wel­che der Kir­che in ihrer Geschich­te neue Schub­kraft ver­lie­hen, Sie wie­der ins Gelei­se der Wahr­heit zwan­gen, haben sich aber auch nie damit abge­ge­ben, eine ver­meint­li­che „Aus­weg­lo­sig­keit theologisch/​logisch/​geistig anzu­er­ken­nen“ (ich zitie­re aus einem Ihrer Kom­men­ta­re zum Arti­kel über Fran­zis­kus‘ neu­stes Tele­fo­nat); sie haben im Ver­trau­en auf Gott kon­kret für die Kir­che gehan­delt. Und selbst, wenn unse­re jet­zi­ge Kri­se die schwer­wie­gend­ste der bis­he­ri­gen 2000 Jah­re Kir­chen­ge­schich­te sein soll­te (wofür vie­les spricht), ja selbst, wenn wir auf den Kar­frei­tag des mysti­schen Lei­bes Chri­sti zugin­gen: Glau­be, Hoff­nung, Lie­be, die­se drei, tra­gen uns über alle ver­meint­li­che „Aus­weg­lo­sig­keit“ hinweg.

  28. (Fort­set­zung)

    Das ist es, was uns der Herr ver­hei­ssen hat, wenn er von den Pfor­ten der Höl­le spricht, die die Kir­che nicht über­wäl­ti­gen wer­den, und kei­nen „deus ex machi­na“, der ret­tend ein­grif­fe, wenn alle ver­zwei­felt nur mehr „Aus­weg­lo­sig­keit anerkennen“.

    Des­halb: Allem, was aus Rom kommt, mit Offen­heit kla­ren Gei­stes begeg­nen, trotz so vie­ler Ent­täu­schun­gen, stets von neu­em, ent­ge­gen aller schein­ba­ren Lächer­lich­keit und Red­un­danz eines sol­chen Unter­fan­gens. Sich im Den­ken üben, auch man selbst könn­te sich täu­schen, selbst wenn alles dage­gen spricht. Und, wenn der­art „gefil­tert“, hoch­her­zig, ohne Scheu­klap­pen, mit dem Salz des Gei­stes Kri­tik üben. Von selbst wird sie so auch respekt­voll sein. 

    Alles ande­re wäre, ob bewusst oder unbe­wusst, Resi­gna­ti­on, Ver­zweif­lung, Groll (ran­cor) und letzt­lich Klein­mut (pus­ill­ani­mi­t­as).

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