„Um ‚aggiornamento‘ zu verstehen, muß man tief graben“ – Alle Tagebücher Johannes XXIII. veröffentlicht


Neo-Kardinal Capovilla und Papst Johannes XXIII.: "Um 'aggiornamento' zu verstehen, muß man tief in seinem Leben graben"(Rom) Papst Johan­nes XXIII. (1958–1963) erlebt nach Jah­ren der Stil­le eine neue Auf­merk­sam­keit. Dazu führ­te das Zusam­men­tref­fen von zwei Ereig­nis­sen: 50 Jah­re Zwei­tes Vati­ka­ni­sches Kon­zil und die Wahl von Papst Fran­zis­kus, den man­che mit viel Ein­satz in die Nähe des Kon­zils­pap­stes rücken. Dazu gehört der ehe­ma­li­ge Sekre­tär von Papst Ron­cal­li, Msgr. Loris Capo­vil­la, den Papst Fran­zis­kus in den Kar­di­nals­rang erhob. Kar­di­nal Capo­vil­la behaup­te­te erst vor kur­zem, Papst Fran­zis­kus hät­te sich ursprüng­lich sogar Johan­nes XXIV. nen­nen wol­len. Eine Ver­si­on, die in Rom bezwei­felt wird, aber gut in ein bestimm­tes Bild paßt. 

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Die Erhe­bung des 93jährigen Capo­vil­la zum Kar­di­nal wie auch die wun­der­lo­se Hei­lig­spre­chung von Johan­nes XXIII. am kom­men­den 27. April gel­ten als kir­chen­po­li­ti­sche Maß­nah­men, um jene „pro­gres­si­ve“ Sei­te der Kir­che zufrie­den­zu­stel­len, die die Pon­ti­fi­ka­te von Johan­nes Paul II. und beson­ders Bene­dikt XVI. als „Restau­ra­ti­ons­ver­such“ kri­ti­sier­ten. Msgr. Capo­vil­la wid­me­te sein schrift­stel­le­ri­sches Schaf­fen vor allem dem Leben und Wir­ken von Papst Ron­cal­li und in die­sem Zusam­men­hang dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil.

Kirchenpolitische Rehabilitierung des Konzilsgeistes gegen „Restauration“

Die gemein­sa­me Hei­lig­spre­chung von Johan­nes Paul II. und dem Kon­zils­papst stel­len weni­ger einen „gol­de­nen Mit­tel­weg“ dar, son­dern das Kon­ter­ka­rie­ren der Hei­lig­spre­chung des pol­ni­schen Pap­stes, des­sen Ver­fah­ren mit der Aner­ken­nung eines Wun­ders bereits so weit fort­ge­schrit­ten war, daß eine Ver­zö­ge­rung zu gro­ße Irri­ta­tio­nen aus­ge­löst hätte.

Mit Blick auf die uner­war­te­te Hei­lig­spre­chung von Johan­nes XXIII. wur­de nun die neue und voll­stän­di­ge Aus­ga­be aller Tage­bü­cher von Papst Ron­cal­li her­aus­ge­ge­ben. Exem­pla­re der kom­men­tier­ten und edier­ten Aus­ga­be erhal­ten eine Aus­wahl bedeu­ten­der Biblio­the­ken und alle Apo­sto­li­sche Nun­tia­tu­ren der Welt.

Um „Geheimnis“ des „aggiornamento“ zu verstehen, müsse man „sehr tief“ in seinem Leben graben

Johan­nes XXIII. hin­ter­ließ zahl­rei­che per­sön­li­che Auf­zeich­nun­gen, dar­un­ter beson­ders sei­ne Ter­min­ka­len­der, Tage­bü­cher und Noti­zen. Kar­di­nal Gia­co­mo Ler­ca­ro, damals Erz­bi­schof von Bolo­gna, und einer der pro­gres­si­ven Wort­füh­rer des Kon­zils sag­te, daß man, um das „Geheim­nis“ Johan­nes XXIII., das heißt sein Pro­gramm des „aggior­na­men­to“ der Kir­che, zu ver­ste­hen, „sehr tief“ in des­sen Leben bevor er Papst wur­de „gra­ben“ müsse.

Am ver­gan­ge­nen Sams­tag wur­de in dem nach dem Kon­zils­papst benann­ten Saal an der Kurie von Ber­ga­mo ein zehn­bän­di­ges neu­es Werk vor­ge­stellt, das Tage­bü­cher und Ter­min­ka­len­der Ron­cal­lis seit sei­ner Jugend sam­melt. Die Ver­öf­fent­li­chung wur­de in einer Auf­la­ge von 300 Exem­pla­ren gedruckt und wird gezielt an aus­ge­wähl­te Biblio­the­ken ver­teilt, dar­un­ter an alle Nun­tia­tu­ren, die renom­mier­te­sten Biblio­the­ken und bestimm­te Biblio­the­ken an sym­bo­li­schen Orten wie Tübin­gen und Löwen, Hiro­shi­ma und Nagasaki.

„Schule von Bologna“ zeichnet verantwortlich

Die Her­aus­ga­be erfolg­te durch die Stif­tung Gio­van­ni XXIII von Ber­ga­mo, die Diö­ze­se Ber­ga­mo und dem Insti­tut für Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten von Bolo­gna, die mit der pro­gres­si­ven Schu­le von Bolo­gna der Kon­zil­s­in­ter­pre­ta­ti­on zusam­men­hängt. Der Lei­ter der Schu­le von Bologna, der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Alber­to Mel­lo­ni gehör­te dann auch zu den Red­nern der Prä­sen­ta­ti­on. Die Repu­blik Ita­li­en för­der­te die Ver­öf­fent­li­chung als Bei­trag zum „natio­na­len Erbe“.

Die zehn Bän­de beru­hen in erster Linie auf den Archiv­be­stän­den der Schu­le von Bolo­gna, des Hei­li­gen Stuhls, der Postu­la­ti­on für das Hei­lig­spre­chungs­ver­fah­ren und dem nun­meh­ri­gen Kar­di­nal Capo­vil­la. Bei der Vor­stel­lung wur­den klei­ne­re Aus­zü­ge vor­ge­tra­gen, dar­un­ter auch ein Tage­buch­ein­trag wäh­rend sei­ner Zeit als Nun­ti­us in der Tür­kei (1935–1944) über das tür­ki­sche Volk:

„Ich lie­be sie im gekreu­zig­ten Jesus und lei­de dar­un­ter, daß die Chri­sten so schlecht dar­über spre­chen und damit bewei­sen, wie wenig das Evan­ge­li­um in ihre See­len ein­ge­drun­gen ist. Ich lie­be sie, weil das Teil mei­nes Amtes ist, als Vater, als Hir­te und als Apo­sto­li­scher Dele­gat: ich lie­be sie, weil ich glau­be, daß sie zur Erlö­sung geru­fen sind. Ich weiß, daß der Geist zahl­rei­cher unter mei­nen west­li­chen katho­li­schen Kin­dern gegen mich ist. Aber weder beun­ru­higt mich das noch ent­mu­tigt es mich“ (Ein­trag vom 27. Juli 1936).

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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19 Kommentare

  1. Der Autor die­ses Bei­tra­ges begrüßt die Hei­lig­spre­chung Johan­nes Paul II. Wie­so er dann die­je­ni­ge von Johan­nes XXIII. kri­ti­siert, bleibt unverständlich.
    Rich­tig: Johan­nes XXIII. hat als Papst den Anfang gemacht, den Häre­si­en Tür und Tor geöff­net, das ist über­haupt nicht zu bestrei­ten. Ein Kon­zil ein­zu­be­ru­fen, dass weder Glau­bens­leh­ren defi­niert noch Irr­tü­mer benennt, ver­ur­teilt, und die Prot­ago­ni­sten nicht bestraft ist aty­pisch, anor­mal für die katho­li­sche Kir­che. Zwi­schen Leh­re und Pasto­ral scharf zu tren­nen, ein „Pasto­ral­kon­zil“ ein­zu­be­ru­fen, ist unverantwortlich.
    Doch macht das die Hei­lig­spre­chung Johan­nes Paul II. um einen Deut richtiger?
    Die Selig­spre­chung Johan­nes Paul II. erfolg­te nach den Geset­zen der Kir­che viel zu früh. Schon der Zeit­punkt war verkehrt.
    Und dann sei­ne Leh­ren und Taten. Er lieb­te nicht nur die Mos­lems, er hat des öfte­ren offi­zi­ell vor Mus­li­men das christ­li­che, das katho­li­sche Got­tes­bild ver­dun­kelt. Ich erin­ne­re mich spon­tan an eine Rede vor 15000 jun­gen Mus­li­men, vor denen er dreist behaup­te­te, dass wir den­sel­ben Gott haben. „Und noch Jesus…“ Den Hei­li­gen Geist erwähn­te Sei­ne Hei­lig­keit nicht. So weit ist Johan­nes XXIII. nie gegangen.
    Ich erin­ne­re an Assi­si. Allein sei­ne Rede vor­her hät­te ihm die Exkom­mu­ni­ka­ti­on aller vor­kon­zi­lia­ren Päp­ste ein­ge­tra­gen. Sie ist nicht zu unter­schei­den von der Aller­lö­sungs­theo­lo­gie, die behaup­tet, die Mensch­wer­dung, der Kreu­zes­tod Jesu Chri­sti und sei­ne Auf­er­ste­hung hät­ten alle Men­schen in dem Sin­ne erlöst, dass sie aus­drück­lich gar nicht mehr an den Erlö­ser, den Ret­ter der Welt, Jesus Chri­stus, glau­ben müs­sen. Damit ist jede Mis­si­ons­tä­tig­keit der Kir­che über­flüs­sig. Sozi­al­ar­beit genügt. Die katho­li­sche Kir­che ist dann eine Glau­bens­ge­mein­schaft unter anderen.
    Ich erin­ne­re an die Hol­ly­wood-Mes­sen die­ses Pap­stes. Tan­zen­de Frau­en in kur­zen Röck­chen zier­ten die­se Mes­sen. Natür­lich nicht immer, aber viel zu oft. Doch davon abge­se­hen, der Papst beging einen Feh­ler gegen das Grund­prin­zip der Lit­ur­gie: Sei­ne per­sön­li­che Fröm­mig­keit, die ich nicht abstrei­te, die er als Medi­en­papst rüber brin­gen konn­te, war ihm wich­ti­ger als die Rubri­ken, als die Lit­ur­gie an sich. Das ist ein grund­sätz­li­cher Ver­stoß gegen das katho­li­sche Liturgieverständnis.
    Die pro­gres­si­sti­schen Kar­di­nä­le, Bischö­fe, die häre­ti­schen Theo­lo­gen, die den Glau­ben zer­stö­ren, alle sind sie von ihm ernannt wor­den bzw. durf­ten sie an Uni­ver­si­tä­ten den katho­li­schen Glau­ben leug­nen . Dann sei­ne „Buße“ für die Sün­den der Ver­gan­gen­heit der Kir­che, die den Ein­druck hin­ter­lie­ßen, unse­re Kir­che sei in der Ver­gan­gen­heit eine kor­rup­te Ver­bre­cher­or­ga­ni­sa­ti­on gewe­sen. So sag­te er es nicht, aber so wur­de es welt­weit aufgenommen.
    Ich kann nur immer wie­der dar­auf hin­wei­sen: Die Kon­zils- und Nach­kon­zil­s­päp­ste mit­ein­an­der zu ver­glei­chen in dem Sin­ne, dass einer von ihnen ein Maß­stab sein kann, führt in die Irre.
    Es gibt nur einen Ver­gleich, mit dem letz­ten hei­li­gen Papst: Papst Pius X.! Oder mit allen hei­li­gen Päpsten.
    Fortsetzung:

    • Sie miss­ach­ten einen wesent­li­chen Aspekt: JP II hat das V2 nicht in den Gang gesetzt, son­dern hat mit gan­zem Her­zen ver­sucht, es umzu­set­zen. Man kann durch­aus von der Treue zum V2 spre­chen, ohne die Sub­stanz des Glau­bens und der Sit­ten preis­ge­ben zu wol­len. Ob dies gelun­gen ist, ist eine ande­re Fra­ge. Und ob es eigent­lich mög­lich ist, das V2 und die Sub­stanz des Glau­bens und der Sit­ten unter einen Hut zu brin­gen, ist wie­der­um eine ande­re Fra­ge. Den guten Wil­len kann man JP II kaum abspre­chen, auch wenn man man­che Gesten zu Recht kri­ti­sie­ren und ableh­nen kann und muss. Man muss jedoch beden­ken, dass B XVI doch wesent­lich wei­ter gegan­gen ist, indem er in Instan­bul gemein­sam mit dem Mul­la bete­te. Und vor allem war unter JP II die Dis­zi­plin wesent­lich bes­ser, wenn auch eben­falls zum Nach­teil der tra­di­tio­nel­len Katho­li­ken. Ins­ge­samt war JP II in sei­nem Den­ken und Tun deut­lich kon­se­quen­ter, treu­er und ehr­li­cher im Ver­gleich sowohl zu J XXIII als auch zu B XVI.

      • In der Tat befremd­li­che Bil­der und ein Makel für den einen und den ande­ren Papst. Aller­dings wür­de ich das nicht über­be­wer­ten. An der Glau­bens­sub­stanz hat die­se Geste nichts geän­dert, auch nicht an mei­nem Glaubensleben.
        JPII hat groß­ar­ti­ge Doku­men­te uner­schüt­ter­li­cher Treue vor­ge­legt. Er steht für ein ande­res Kir­chen­ver­ständ­nis als Johan­nes XXIII. oder Fran­zis­kus. Mag sein, daß man sowohl das eine (JXXIII, PVI und FI als auch das ande­re JPII und BXVI) ver­wer­fen mag, aber daß es sich um zwei ant­ago­ni­sti­sche Groß­po­si­tio­nen han­delt, soll­te man aner­ken­nen, um die kirch­li­che Ent­wick­lung der ver­gan­ge­nen Jah­re zu verstehen.
        Wenn man ver­sucht FI in die Nähe von JXXIII zu stel­len oder sogar zu einem JXXIV zu machen, dann hat das natür­lich einen Hin­ter­ge­dan­ken. Der lau­tet nicht etwa, ein Drit­tes Vati­ka­ni­schen Kon­zil ein­zu­be­ru­fen. Davon träu­men natür­lich man­che. Nein, die Sache ist kon­kre­ter: FI erfüllt sei­nen Part bereits mit der Ein­be­ru­fung der Bischofs­syn­ode zur Fami­lie. Die Erwar­tun­gen wer­den hoch­ge­schraubt. Er hat bereits ange­deu­tet, daß es eine stän­di­ge Syn­ode wer­den könn­te und damit eine Art pro­te­stan­ti­sches Kir­chen­par­la­ment. Das bangt mir und ein kon­kre­ter Angriff auf die Glau­bens­leh­re, als Fort­set­zung jener Linie, die beim VII begon­nen hat: Durch Ände­rung der Pra­xis die Leh­re ändern, ohne sie dem Buch­sta­ben nach zu ändern.

          • Auch die Treue zum V2 ist Treue, selbst wenn sie pro­ble­ma­tisch ist. Außer­dem kann man nicht im Ernst behaup­ten, dass JP II die Sub­stanz der katho­li­schen Glau­bens- und Sit­ten­leh­re ver­las­sen woll­te oder von sich aus tat­säch­lich ver­las­sen habe. All die Punk­te, die bei ihm kri­ti­sier­bar sind und gege­be­nen­falls abge­lehnt wer­den müs­sen, gehen letzt­lich auf das V2 zurück. JP II hat da nichts Eige­nes betrie­ben. Im Gegen­satz zu Pro­fes­sor Ratz­in­ger in der Konzilszeit…

  2. Der Ver­gleich ergibt: Es gibt einen nicht zu kit­ten­den Bruch der Päp­ste, die am 27. April hei­lig­ge­spro­chen wer­den und allen ihren vor­kon­zi­lia­ren Vor­gän­gern. Für uns ist das jetzt schlimm, für mich wenig­stens, wenn ich an den 27. April den­ke. Ein Schreckenstag!
    Doch spä­te­re Gene­ra­tio­nen fei­ern die­sen Tag wahr­schein­lich als Wen­de. Der Bruch mit der Ver­gan­gen­heit ist so offen­sicht­lich, dass Berg­o­glio als Häre­ti­ker ver­ur­teilt wer­den kann. Und das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil unwei­ger­lich auf den Prüf­stand gestellt wird. Als rei­nes Pasto­ral­kon­zil ist es von einem nach­fol­gen­den, dog­ma­ti­schen Kon­zil zu ver­ur­tei­len, ohne dass die kirch­li­che Unfehl­bar­keit zer­stört wird.
    Dann sind die Katho­li­ken auch die „Schu­le von Bolo­gna“ los. Glück­lich die treu­en Katho­li­ken, die die­sen Tag erle­ben werden!

    • @ zeit­los und @ soso und @ leo

      Ant­ago­nis­men kann man hier nur im (nach-)konziliaren Spek­trum sehen wol­len. Aber selbst dann nicht wirk­lich. Was wol­len Sie J23 vor­wer­fen, was nicht JP2 noch schlim­mer getrie­ben hät­te? J23 war ein äußerst sit­ten­stren­ger Mann, er woll­te den Prie­stern sogar das Auto­fah­ren mit der eige­nen Mut­ter ver­bie­ten etc. Also bis zur ver­krampft und miss­trau­isch, viel­leicht sogar – wie unter Frei­mau­rern ja so üblich – auch gesal­zen frau­en­feind­lich?! Jeden­falls mit einer unka­tho­li­schen Schlag­sei­te in Sit­ten­fra­gen… Der behaup­te­te Ant­ago­nis­mus ist wohl nur „gefühlt“. Und was soll man mit der Nach­richt anfan­gen, der Leich­nam J23 sei nicht ver­west, eben­so wie der des Pfar­rers von Ars, Don Bos­cos oder Katha­ri­na Labourés u.a.?
      Ich kann da jeden­falls kei­ne so gro­ße Dif­fe­renz in der Sache sehen und gebe @ zeit­los recht.
      Die­se bei­den Män­ner sind nur sehr unter­schied­li­che Cha­rak­te­re, dabei aber bei­de dop­pel­zün­gig und irgend­wie schi­zo­phren in ihren Hand­lun­gen und Äuße­run­gen. Dass sie bei­de in einer jeweils ande­ren Epo­che auf­tra­ten, mag die­se Gleich­heit in den Absich­ten etwas verschleiern…
      JP2 hat die gra­vie­ren­den Irr­tü­mer des 2. Vati­can­ums vor­an­ge­trie­ben: das ver­kehr­te und häre­ti­sche Selbst­ver­ständ­nis der Kir­che („Sub­si­stit in“) und dar­aus fol­gend all sei­ne unsäg­li­chen Aktio­nen wie „Ut unum sint“, die Koranküs­se­rei, Assi­si, die Welt­ju­gend­tags­pu­sche­rei, etc. etc. Das passt doch zum Tür­ken­fim­mel J23 – ver­ges­sen, dass die Tür­ken jahr­hun­der­te­lang mili­tä­risch gegen Euro­pa vorrückten?!
      Eines soll­ten sich die „Kon­ser­va­ti­ven“ (d.h.: die, die eine kon­ser­va­ti­ve Sit­ten­leh­re ver­tre­ten) end­lich klar machen: Katho­lisch ist nicht das­sel­be wie das, was wir heu­te „kon­ser­va­ti­ve Sexu­al­mo­ral“ nen­nen. Machen Sie sich alle, die so den­ken, klar, dass jeder halb­wegs ver­nünf­ti­ge Mensch – auch ohne Glau­ben – eine ähn­li­che Moral ver­tre­ten wird. Selbst im Kom­mu­nis­mus in Chi­na und anders­wo wur­de an die­ser kon­ser­va­ti­ven Sexu­al­mo­ral festgehalten.
      Fazit: eine kon­ser­va­ti­ve Sexu­al­mo­ral macht längst kei­nen Katho­li­ken. Im übri­gen ist die katho­li­sche Leh­re in man­cher Hin­sicht erfri­schend wenig „kon­ser­va­tiv“. Das wäre einen eige­nen Titel wert. Lei­der kapie­ren das gera­de oft Leu­te, die sich unter den „Tra­di­tio­na­li­sten“ sam­meln, nicht, eben weil sie Kon­ser­va­ti­vis­mus mit Katho­lisch­sein ver­wech­seln (Sie haben das neu­lich selbst sehr zutref­fend for­mu­liert, @zeitlos). Katho­lisch­sein heißt viel­mehr: prin­zi­pi­en- und lehr­treu sein UND in einem leben­di­gen Glau­ben stehen.
      JP2 und J23 sind sich tau­send­mal näher als vie­le es wahr­ha­ben wollen.
      Zeit­los hat recht!

  3. „Ich weiß, daß der Geist zahl­rei­cher unter mei­nen west­li­chen katho­li­schen Kin­dern gegen mich ist. Aber weder beun­ru­higt mich das noch ent­mu­tigt es mich.“
    Da fehlt noch was. Der Ärger über die Nie­der­la­gen von Lepan­to und Wien.
    Der heu­ti­ge Geist zahl­rei­cher west­li­cher katho­li­scher Kin­der hat sich schon längst arran­giert mit dem von den Medi­en gefei­er­ten „guten“ hei­li­gen Papst ohne Wun­der. “ Advo­ca­tus Dia­bo­lo“ was sagts du dazu? Ach­so, denn haben sie recht­zei­tig ins Exil geschickt damit er nicht stört.
    Per Mari­am ad Christum.

  4. Das Zitat beweist eines, näm­lich die Heu­che­lei. Als ob die Näch­sten­lie­be im Wider­spruch zur Wahr­haf­tig­keit stün­de. Zwar soll­te ein Christ sich hüten, Sün­den und Feh­ler der Ande­ren unnö­tig zu ver­brei­ten. Den­noch ist es auch ein Werk der Näch­sten­lie­be, zurecht zu wei­sen und vor dem Bösen zu warnen.
    Und noch eins beweist das Zitat: Ron­cal­li hielt sich schon damals für den bes­se­ren Chri­sten. Und das woll­te er offen­bar sogar schrift­lich für die Nach­welt festhalten…

  5. Die­se „Hei­lig­spre­chun­gen“ – wahr­lich ein Wahn­sinn und eine Kata­stro­phe! Man schafft sich „Hei­li­ge“ nach Belie­ben! Wie weit wer­den sie noch gehen? Stein für Stein wird abge­tra­gen, Mau­er um Mau­er fällt ein und wir sit­zen hier und schrei­ben Kom­men­ta­re. Ich den­ke, obwohl der Mensch sieht was sich ereig­net begreift er nicht wirklich!

  6. Ex-Papst Ron­cal­li wird also wirk­lich ohne ein für die Hei­lig­spre­chung nöti­ges zwei­tes Wun­der hei­lig­ge­spro­chen. Was denkt sich Berg­o­glio nur dabei? Glaubt er etwa, jeden nach belie­ben hei­lig­spre­chen zu können?
    Per Mari­am ad Christum.

    • Mit Ihrer Bezeich­nung „Ex-Papst Ron­cal­li“ lie­gen Sie natür­lich falsch, denn die­ser ist als Papst ver­stor­ben, vor­aus­ge­setzt natür­lich, dass er über­haupt Papst war.
      Was Berg­o­glio angeht, dann geht er wohl fest davon aus, auf die glei­che Art – d. h. ohne die über­na­tür­li­che Bestä­ti­gung durch ein Wun­der – mal hei­lig­ge­spro­chen zu wer­den. Naja, eine Hei­lig­spre­chung ist eh schon über­flüs­sig, denn sol­che Leu­te wie Kas­per, Scal­fa­ri & Co. haben ihn ja schon längst „heilig„gesprochen…

      • Wie lau­tet die rich­ti­ge Anre­de für Ron­cal­li denn? Sehen Sie einen Papst­rück­tritt als das ein­zi­ge Kri­te­ri­um an, damit ein Papst auf ewig als Ex-Papst gebrand­markt ist, weil Sie Bene­dikt XVI ja immer lei­den­schaft­lich als „Ex-Papst Ratz­in­ger“ bezeich­nen? Es soll­te dafür noch ande­re Kri­te­ri­en geben. Bei­spiels­wei­se wür­de die Bezeich­nung „Ex-Papst“ doch gut auf Johan­nes Paul II pas­sen, der die inter­re­li­giö­sen Tref­fen in Assi­si ein­ge­führt und einen Koran geküsst hat. Oder Johan­nes XXIII und Paul VI, die mit ihrem Kon­zil so viel Cha­os in der Kir­che ange­rich­tet haben? Oder Päp­ste wie Alex­an­der VI, die einen sehr unsitt­li­chen Lebens­stil hat­ten. Kurz­um könn­te man alle schlech­ten und unvoll­kom­me­nen Päp­ste unter der Bezeich­nung „Ex-Papst“ zusam­men­fas­sen, sodass man sagen könn­te, dass es kei­ne schlech­ten Päp­ste gibt, weil die­se ja nur noch Ex-Päp­ste sei­en. Auch haben Sie an ande­rer Stel­le geschrie­ben, dass Bene­dikt XVI den Vati­kan ver­las­sen und in sein Haus in Pent­ling zie­hen sol­le. Eben­so könn­te man sagen, dass es die oben erwähn­ten Päp­ste nicht ver­dient hät­ten, im Peters­dom begra­ben zu wer­den. Johan­nes Paul II liegt gegen­über dem hei­li­gen Pius X begra­ben und ist die­sem damit rein optisch und ab dem 27. April ganz offi­zi­ell gleich­ge­stellt. Man hät­te ihn ja in sei­ner Hei­mat Polen beer­di­gen kön­nen und ein Grab im Peters­dom nur noch den besten und glau­bens­treu­sten Päp­sten vor­be­hal­ten. Sind für Sie etwa Bene­dikt XVI und Coele­stin V die ein­zi­gen bei­den Päp­ste, die unter die unwür­di­ge Bezeich­nung „Ex-Papst“ fal­len, die Kir­che also 264 Päp­ste und 2 Ex-Päp­ste besitzt? Johan­nes XXIII habe ich oben nur so genannt, um auf den Miss­stand der Anre­de „Ex-Papst“ hin­zu­wei­sen. Ron­cal­li ist für mich wei­ter­hin Papst Johan­nes XXIII und Ratz­in­ger wei­ter­hin Papst Bene­dikt XVI, ich habe die Bezeich­nung Ex-Papst nicht ein­ge­führt. Tun Sie mir einen Gefal­len leo und behan­deln Sie Bene­dikt XVI nicht, als sei er der schlimm­ste Papst aller Zei­ten, denn das ist er mit Sicher­heit nicht. Ich möch­te mich, und Sie hof­fent­lich auch nicht, jeden­falls nicht anma­ßen, über die Päp­ste und ihre Taten zu urtei­len. Ich ver­traue dar­auf, dass beim Jüng­sten Gericht die guten Päp­ste ihre wohl­ver­dien­te Beloh­nung und die schlech­ten Päp­ste ihre wohl­ver­dien­te Bestra­fung erhal­ten. Ich bin aber über­zeugt, dass beim Jüng­sten Gericht über kei­nen so streng gerich­tet wird, wie über einen Papst.
        Per Mari­am ad Christum.

  7. Wenn ich nur heu­te lese, was über die Kon­zils- und Nach­kon­zil­s­päp­ste ver­öf­fent­licht wird und wenn ich dann noch einen Blick auf pius-info wer­fe, könn­te mich Ver­zweif­lung packen, wenn ich mich damit nicht grob ver­sün­di­gen wür­de. Denn Ver­zweif­lung ist eine Sün­de gegen die ÜBERNATÜRLICHE TUGEND DER HOFFNUNG. Die­ser Tugend bedarf es, um noch bestehen zu können.
    Denn fast alle schei­nen zu ver­ges­sen: Der katho­li­sche Glau­be ist ein INTEGRALER GLAUBE. Das hat mit kon­ser­va­tiv nichts zu tun, son­dern es besagt: Wer auch nur eine Wahr­heit des katho­li­schen Glau­bens, der katho­li­schen Kir­che leug­net, der leug­net den GESAMTEN GLAUBEN. Weil die katho­li­sche Kir­che von Jesus Chri­stus selbst gegrün­det wur­de. Weil die­se Kir­che die Ver­wal­te­rin des geof­fen­bar­ten Glau­bens ist. Und weil kein Mensch, gera­de auch kein Papst, das Recht hat, auch nur einen Bruch­teil der von Gott, von unse­rem Herrn Jesus Chri­stus geof­fen­bar­ten Wahr­heit, zu leug­nen, zu ver­schwei­gen. Und als Papst zuzu­se­hen, dass Häre­ti­ker im Namen der Kir­che die­sen inte­gra­len Glau­ben zerstören.
    Auch Bene­dikt XVI. hat den inte­gra­len Glau­ben nicht ver­tei­digt, bzw. mal hat er ihn ver­tei­digt, und dann durch sei­nen über­trie­be­nen Öku­me­nis­mus abso­lut geschwächt. Das hin­dert kon­ser­va­ti­ve Katho­li­ken nicht, ihn wie eine Iko­ne des Glau­bens zu verehren.
    Zu pius-info: Ich erwäh­ne die Home­page der FSSPX des­halb, weil sie frü­her eine klei­ne, tap­fe­re Basti­on des inte­gra­len Glau­bens WAR. Doch das ist Vergangenheit.
    Ich lese da den „letz­ten Klops“ von Mar­tin Mose­bach. Ich schät­ze ihn nach wie vor, doch in sei­nem letz­ten Inter­view über die Bischofs­kon­fe­renz hat er sich ver­ga­lop­piert, ist über das Ziel hin­aus gesprun­gen. Weil er für die Abschaf­fung der Bischofs­kon­fe­renz plä­diert ohne zu beden­ken, dass er das Kon­zils­de­kret „Chri­stus Domi­nus“ kor­ri­gie­ren müss­te. Bischofs­kon­fe­ren­zen gab es bereits vor dem 2. Vati­ka­num. Aber in „Chri­stus Domi­nus“ ist die Bischofs­kon­fe­renz nicht mehr ein mehr oder weni­ger locke­rer Zusam­men­schluss von natio­na­len Bischö­fen, die zu gewis­sen Zwecken gemein­sam auf­tre­ten, um schlag­kräf­ti­ger zu sein, son­dern insti­tu­tio­na­li­siert als festes Gre­mi­um, dem sich Bischö­fe um der Ein­heit wil­len unter­zu­ord­nen haben. Den Sekre­tär der Bischofs­kon­fe­renz schreibt das Kon­zils­de­kret vor: (…)„Jede Bischofs­kon­fe­renz gebe sich Sta­tu­ten, die vom Apo­sto­li­schen Stuhl über­prüft wer­den müs­sen. Dar­in sol­len unter ande­rem Orga­ne vor­ge­se­hen wer­den, die dem erstreb­ten Ziel wirk­sa­mer die­nen, z.B. ein stän­di­ger Bischofs­rat, bischöf­li­che Kom­mis­sio­nen, ein Gene­ral­se­kre­ta­ri­at. (38. 3) “

    Mar­tin Mose­bach ist sehr bele­sen, sehr gebil­det. Den­noch ist er kein Theo­lo­ge. Unkri­tisch über­nimmt pius​.info den Irr­tum Mose­bachs, der nie etwas auf die Kon­zils- und Nach­kon­zil­s­päp­ste und auf das 2. Vati­ka­ni­sche Kon­zil kom­men lässt.
    Auf dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil wur­de der inte­gra­le katho­li­sche Glau­be ver­letzt. Seit­dem geben sich Päp­ste, Kar­di­nä­le, Bischö­fe damit zufrie­den, nur noch Teil­wahr­hei­ten des Glau­bens zu leh­ren und zu verteidigen.

    • Sie haben Mose­bachs „Häre­sie der Form­lo­sig­keit“ nicht gele­sen. Ich kann es Ihnen als Lek­tü­re nur emp­feh­len. Danach wer­den Sie Ihren vor­letz­ten Satz anders formulieren.

  8. Fort­set­zung:
    Und so sind die Kon­zils- und Nach­kon­zil­s­päp­ste durch­aus dem 2. Vati­ka­num treu. Doch die­ses kennt die Treue zum INTEGRALEN katho­li­schen Glau­ben nicht mehr.
    Lang­sam beschleicht mich eine Hor­ror-Visi­on: Wenn jetzt die FSSPX ihre grund­le­gen­de Kri­tik am 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil auch auf­gibt, dann sind die Sedis­va­kan­ti­sten, die­se wahn­haf­ten Sek­tie­rer, die Ein­zi­gen, die die­ses Kon­zil nicht aner­ken­nen. Sie sind dann nicht nur die Ein­zi­gen, sie tun das in einer wahn­haf­ten Wei­se, indem sie es als nicht exi­stent betrachten.

    Ist jemand bereit, einen „Freun­des­kreis Pius X.“ zu grün­den? Wenn es mensch­lich und geist­lich irgend­wie passt, schlie­ße ich mich an.… Es dürf­te eine Illu­si­on sein.…

  9. @zeitlos
    Wür­de mich evt. auch anschlie­ßen, Sie kön­nen mir mai­len, wenn Sie wol­len. (Adr. bei Admin.)

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