(Monza) Wie sein Leben, so war auch sein Tod: ein erduldeter Kampf. Um, wie es sein Wunsch war, im überlieferten Ritus begraben zu werden, mußte er zu einer List greifen.
Am vergangenen 12. März fand in Monza die Totenmesse und die Beerdigung von Mario Palmaro statt. Von einer unheilbaren Krankheit bereits im Alter von nur 45 Jahren dahingerafft, konnte er in seinem Leben doch als brillanter Publizist und akribischer Wissenschaftler wichtige Impulse vermitteln. Dazu gehört auch, daß er das heuchlerische Spiel der Italienischen Bewegung für das Leben (Movimento per la Vita) aufdeckte. Eine Bewegung, die unter Papst Paul VI. entstanden war, als entschlossene Katholiken sich in den 70er Jahren nicht mit der Legalisierung der Tötung ungeborener Kinder abfinden wollten. Es war der damalige Kardinalstaatssekretär Giovanni Benelli, der die Gründung der Bewegung für das Leben anregte. Deren Ziel war es jedoch, die katholischen Lebensschützer lediglich zu kanalisieren und in „ruhigere“, kontrollierte Gewässer zu lenken.
Palmaro deckte heuchlerisches „Arrangement“ zwischen Bischöfen und Politik zum Lebensrecht auf
Durch viele Jahre ließ man die „braven, frommen“ Katholiken Millionen von Unterschriften sammeln, wohl wissend, daß sie nirgends hinführen würden, weil die zum Zeitpunkt der Abtreibungslegalisierung und bis 1992 in Italien regierenden Christdemokraten gar nicht gewillt waren, dieses gesellschaftspolitische Eisen anzupacken. Und dafür hatten sie das stillschweigende Einverständnis hoher Kirchenkreise. Ein Arrangement, das manchem bekannt erscheinen mag und an die vorherrschende Haltung der Bischofskonferenzen im deutschen Sprachraum erinnert. Es war Mario Palmaro, der diesen Betrug aufdeckte und zu einem radikalen Umbruch in der Lebensrechtsszene Italiens führte. Die Neuausrichtung unabhängiger Lebensrechtler fand darin neue Sichtbarkeit, indem auch in Italien ein Marsch für das Leben initiiert wurde, an dem 2013 in dritter Auflage bereits 40.000 Menschen auf die Straße gingen. Mario Palmaro, ebenso wie Roberto de Mattei gehörten zu den maßgeblichen Initiatoren.
Aber das ist nur ein Bereich, in dem Mario Palmaro kein Mitläufer, sondern Wortführer und Stichwortgeber war. Nie zu seinem persönlichen Vorteil, ganz im Gegenteil. Die Säuberung durch Radio Maria war nur das letzte Kapitel.
Eine List, um zumindest im überlieferten Ritus begraben zu werden
In seinem Leben näherte er sich aus Überzeugung dem überlieferten Ritus an. Ein Weg, der durch Papst Benedikt XVI. erleichtert wurde. Es war sein testamentarischer Wunsch, im Alten Ritus begraben zu werden. Um dies zu ermöglichen, mußte er eine List anwenden. Noch zu Lebzeiten bat er den Dompfarrer von Monza, daß zu seinem Tod im Dom eine Heilige Messe im überlieferten Ritus zelebriert würde. Der Dompfarrer wollte nichts davon wissen. Doch Palmaro hatte bereits in einem Brief an den Bürgermeister der Stadt den Antrag gestellt, daß im Falle einer Verweigerung sein Requiem von einem katholischen Priester im Alten Ritus am Domplatz zelebriert werden könnte. Und der Bürgermeister stimmte zu und bewilligte die Nutzung des Platzes für diesen Zweck. Wegen der Gefahr eines beschämenden öffentlichen Skandals willigte der Dompfarrer schließlich ein, daß das Requiem im Alten Ritus im Dom stattfinden konnte. Trotz Motu proprio Summorum Pontificum bedarf es selbst im Tode einer List, um von manchen „modernen“ Kirchenvertretern, eine Messe im Alten Ritus gewährt zu bekommen. Gleiche Würde der beiden Riten sieht anders aus.
Am Vormittag des 12. März war der Dom von einer kaum überschaubaren Menge gläubiger Katholiken gefüllt, die sich von ihrem Mitstreiter, vor allem aber von einem aufrichtigen, frommen Katholiken verabschieden wollten.
Der Programmdirektor von Radio Maria, Pater Livio Fanzaga, versagte es sich nicht, noch am Tag nach der Beerdigung erbärmliche Kommentare über Mario Palmaro in das Mikrophon seines Senders zu sprechen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons