Mario Palmaros letzter Aufsatz – „Kaspers Rede aus Stoff für weiße Fahne der Kapitulation gemacht“


Mario Palmaro, bereits durch die Krankheit gezeichnet, im Mai 2013 mit seiner Familie beim Empfang des Preises "Glauben & Kultur", der ihm verliehen wurde(Rom) „Wir brau­chen kei­ne Kir­che, die sich mit der Welt bewegt, son­dern eine Kir­che, die die Welt bewegt.“ Mit die­sen Wor­ten zitier­te der Rechts­phi­lo­soph Mario Pal­ma­ro vor weni­gen Tagen G.K. Che­ster­ton. Am Sonn­tag Abend ist Mario Pal­ma­ro nach lan­ger, schwe­rer Krank­heit gestor­ben. Bis zum letz­ten Augen­blick blieb er ein Strei­ter für sei­ne Katho­li­sche Kir­che. Aus die­sem Anlaß ver­öf­fent­li­chen wir sei­nen letz­ten Auf­satz, den er gemein­sam mit Ales­san­dro Gnoc­chi am 5. März in der Tages­zei­tung „Il Foglio“ veröffentlichte.
Wüß­te man nicht, daß Papst Fran­zis­kus sei­ne Anspra­che an die Pfar­rer der Diö­ze­se Rom erst am 6. März hielt, könn­te man den Auf­satz von Pal­ma­ro und Gnoc­chi als Ant­wort dar­auf ver­ste­hen. Eine Ant­wort ante even­tum.
Das Bild zeigt Mario Pal­ma­ro, bereits durch die Krank­heit gezeich­net, mit sei­ner Ehe­frau und den vier Kin­dern im Mai 2013, als ihm der Preis „Glau­ben & Kul­tur“ ver­lie­hen wurde.

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Sprache der Krise der Welt statt dogmatische und übernatürliche Wahrheit?

von Mario Pal­ma­ro und Ales­san­dro Gnocchi

Die Sakramente, Gnadenquell Chrsisti durch die KircheEin Feld­la­za­rett, in dem man den Kran­ken, Ver­letz­ten und Ster­ben­den sagt, daß es ihnen doch gut geht, so wie es ist. Von der Rück­kehr zum ursprüng­li­chen Gesund­heits­zu­stand ist kei­ne Rede, und von den Medi­ka­men­ten, beson­ders jenen, die dem Gau­men nicht zusa­gen, schon gar nicht. Will man die Papst Fran­zis­kus so teu­re Meta­pher, die durch Medi­en- und Pre­digt­fu­ror in das kol­lek­ti­ve katho­li­sche Gedächt­nis ein­ge­gan­gen ist, bei­be­hal­ten, kann man den Sinn des Refe­rats, mit dem Kar­di­nal Wal­ter Kas­per das Kon­si­sto­ri­um über die Fami­lie eröff­net hat, nicht anders defi­nie­ren. Es kön­nen kei­ne Zwei­fel bestehen, wenn er sagt: „Wir müs­sen aber ehr­lich sein und zuge­ben, daß sich zwi­schen der Leh­re der Kir­che über die Ehe und die Fami­lie und den geleb­ten Über­zeu­gun­gen vie­ler Chri­sten ein Abgrund auf­ge­tan hat“. Es gibt kei­nen Zwei­fel, weil sich sei­ne gesam­ten Über­le­gun­gen nicht dar­auf kon­zen­trie­ren, die aus der Her­de geflo­he­nen und ver­lo­re­nen Scha­fe wie­der­zu­fin­den und zurück­zu­füh­ren, und auch nicht auf die Grün­de, wes­halb sie ver­lo­ren­ge­gan­gen sind, son­dern auf die Not­wen­dig­keit, sich der neu­en Situa­ti­on anzu­pas­sen. Der Hirt soll nicht nur den Geruch sei­ner Scha­fe anneh­men, son­dern vor allem jener Scha­fe, die gegan­gen sind.

Nach Kaspers Rede kann sich niemand mehr der Illusion hingeben, alles sei in Ordnung

Daß in der Kir­che etwas Neu­es statt­fin­det, wur­de auch am Auf­se­hen deut­lich, den welt­weit der jour­na­li­sti­sche Knül­ler der Tages­zei­tung Il Foglio aus­lö­ste, die als erste den Text des Kar­di­nals voll­in­halt­lich ver­öf­fent­lich­te. Der Illu­si­on, daß alles ruhig und in Ord­nung ist, kann sich nur hin­ge­ben, wer die kon­ser­va­ti­ven und beru­hi­gen­den Tei­le von Kas­pers Rede in die Waag­scha­le legt und sich in Selbst­täu­schung ein­bil­det, daß sie zumin­dest ein Mil­li­gramm mehr aus­ma­chen als die inno­va­ti­ven und besorg­nis­er­re­gen­den Tei­le. So als wür­de nicht ein ein­zi­ger Schat­ten der Unord­nung genü­gen, den himm­li­schen Ursprung der Ord­nung zu stören.

Die Rede ist eine Mel­dung, die nicht nur die Medi­en betrifft, die ihrer Natur nach den Kin­dern hin­ter­her­lau­fen, die Hun­de bei­ßen und nicht den Hun­den, die Kin­der bei­ßen. Die Mel­dung betrifft auch die Gläu­bi­gen wel­chen Rangs und Stan­des auch immer und jede auf der Erde exi­stie­ren­de ver­nunft­be­gab­te Krea­tur, weil die Kir­che in allem was sie sagt, unter­schieds­los zu allen Men­schen spre­chen muß oder zumin­dest soll­te, indem sie immer und über­all die­sel­be Wahr­heit bezeugt. Wenn die Medi­en wegen eines Kin­des ein Freu­den­fest machen, das einen Hund beißt, ein­fach nur weil es etwas Neu­es ist, müs­sen die Gläu­bi­gen, die Anders­gläu­bi­gen, Agno­sti­ker und Athe­isten hin­ge­gen ver­ste­hen, ob die­ses Etwas gut oder schlecht ist. Sie kön­nen nicht ein­fach fei­ern, nur weil etwas neu ist.

Strategie der veränderten Praxis bei nichtssagender Beibehaltung des Buchstabens

Es genügt, zu schau­en, wer sich freut und fei­ert und wer nicht, um zu ver­ste­hen, daß Kar­di­nal Kas­per, den Papst Fran­zis­kus gleich beim ersten Ange­lus wegen sei­nes Buches „Barm­her­zig­keit“ als „einen Theo­lo­gen, der auf Draht ist, ein guter Theo­lo­ge“ bezeich­ne­te, dies­mal dem Hund einen ordent­li­chen Biß ver­setzt hat. Aus sei­nem Refe­rat tritt das Bild einer zukünf­ti­gen Kir­che her­vor, die völ­lig flüs­sig und bieg­sam ist und die immer weni­ger Ahnung von den Sakra­men­ten hat. Und es ist kein Zufall, daß mit den ersten Pin­sel­stri­chen zu die­sem Bild bei der Ehe ange­setzt wird, die von den hin­ter­li­stig­sten Begier­den ver­sucht und gegei­ßelt ist und daher am ver­wund­bar­sten ist. Aber abge­se­hen vom Inhalt ist vor allem auch die Metho­de besorg­nis­er­re­gend. Eine Mischung aus Unter­wer­fung unter die Begier­den der Welt und dem Wunsch, die Tore der unein­nehm­ba­ren Festung dem rasen­den Bela­ge­rer zu öff­nen. Man muß die beim Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil ange­wand­te Stra­te­gie wie­der­ho­len, sagt der Kar­di­nal see­len­ru­hig: „Das Kon­zil hat Türen geöff­net, ohne die ver­bind­li­che dog­ma­ti­sche Tra­di­ti­on zu ver­let­zen“. Es ist die Stra­te­gie, mit der die Ver­än­de­rung der Pra­xis hin­ter einer nichts­sa­gen­den Bei­be­hal­tung des Buch­sta­bens ver­steckt wird. Der Moder­nist Don Erne­sto Buo­nai­uti theo­re­ti­sier­te sie in einer regel­rech­ten Handlungsanleitung:

„Bis­her woll­te man Rom ohne Rom oder sogar gegen Rom refor­mie­ren. Man muß Rom mit Rom refor­mie­ren, indem man die Reform durch die Hän­de jener gehen läßt, die refor­miert wer­den sol­len. Das ist die wirk­li­che und unfehl­ba­re, aller­dings schwie­ri­ge Metho­de. Hoc opus, hic labor. […] Der äuße­re Kult wird fort­be­stehen wie die Hier­ar­chie, aber die Kir­che, da Lehr­mei­ste­rin der Sakra­men­te und ihrer Ord­nung, wird die Hier­ar­chie und den Kult gemäß der Zeit ändern: sie wird jene ein­fa­cher und libe­ra­ler machen und die­sen spi­ri­tu­el­ler; und so wird sie schritt­wei­se ein ortho­do­xer Pro­te­stan­tis­mus und nicht ein gewalt­tä­ti­ger, aggres­si­ver, revo­lu­tio­nä­rer und ungehorsamer.“

Zersetzende Pastoral stammt aus problematischer Lehre

Man muß Kar­di­nal Kas­per nicht die­sel­ben Inten­tio­nen Buo­nai­utis zuschrei­ben. Ande­re Zei­ten, ande­re Träu­me, ande­re Theo­rien, die jedoch die Pra­xis jeweils nach eige­nem Abbild und Gleich­nis for­men. Man muß den Mut und die intel­lek­tu­el­le Red­lich­keit haben und zuge­ben, daß die Pasto­ral, die­se talis­m­an­ähn­li­che Kon­zep­ti­on, die heu­te dazu dient, jedes Nach­ge­ben zu recht­fer­ti­gen, immer Toch­ter einer Leh­re ist. Es ist wahr, daß die Pra­xis, als Hom­mage an ihre auf­klä­re­ri­sche Her­kunft häu­fig eine nicht wach­sa­me Leh­re frißt. Es ist aber auch legi­tim, sich zu fra­gen, woher eine zer­set­zen­de Pasto­ral stammt, wenn nicht aus dem Schoß einer zumin­dest im Kern pro­ble­ma­ti­schen Lehre.

Wenn sich im Refe­rat Kas­pers auch vie­le Stel­len fin­den, die an sich kein Pro­blem dar­stel­len, kann man nicht leug­nen, daß jeder Absatz und jede Zei­le die Idee eines wider­na­tür­li­chen Dia­logs zwi­schen den Wer­ten der Welt und der christ­li­chen Moral atmet. Ein Tro­ja­ni­sches Pferd ist in die katho­li­sche Festung ein­ge­drun­gen, das gleich­zei­tig Zweck und Mit­tel zum Zweck ist. Der eine wie das ande­re haben sich zusam­men­ge­schlos­sen in ihrem Werk der Zer­stö­rung der Vor­stel­lun­gen von Natur und Per­son, die von ihrem Ursprung an die Theo­lo­gie charakterisierten.

Wahre Natur des Menschen ist es, keine Natur zu haben?

Das inzwi­schen auch in der katho­li­schen Kir­che vor­herr­schen­de Den­ken, das der Rede von Kar­di­nal Kas­per zugrun­de­liegt, wur­de von Enri­co Chia­v­ac­ci in einer Zei­le des 1973 ver­öf­fent­lich­ten Lexi­kon der Moral­theo­lo­gie vor­weg­ge­nom­men: „Die wah­re Natur des Men­schen ist es, kei­ne Natur zu haben“. Dar­aus folgt, daß die Moral von der meta­phy­si­schen Grund­le­gung der mensch­li­chen Natur auto­nom wird und daß die Lie­be, nur auf rein phy­si­scher Ebe­ne ver­stan­den, zur ein­zi­gen Regel des mensch­li­chen Ver­hal­tens wird.

Rober­to de Mat­tei schrieb diesbezüglich:

„Die neu­en Mora­li­sten, die von jeman­dem als ‘Por­no­theo­lo­gen’ bezeich­net wur­den, ersetz­ten die Objek­ti­vi­tät des Natur­rechts durch die ‚Per­son‘, ver­stan­den als pla­nen­der Wil­len, los­ge­löst von jeder nor­ma­ti­ven Bin­dung und ein­ge­taucht in einen histo­risch-kul­tu­rel­len Kon­text, oder anders gesagt, in eine Situa­ti­ons­ethik. Und da der Sex einen inte­gra­len Bestand­teil der Per­son dar­stellt, indem die Rol­le der Sexua­li­tät als ‚pri­mä­re Funk­ti­on des per­sön­li­chen Wachs­tums‘ bezeich­net wird, auch weil, laut ihrer Aus­sa­ge, das Kon­zil lehr­te, daß nur in der dia­lo­gi­schen Bezie­hung mit dem ande­ren der Mensch sich ver­wirk­licht, zitier­ten sie in die­sem Zusam­men­hang die Vor­stel­lung, laut der ‚ich den ande­ren brau­che, um ich selbst zu sein‘, gegrün­det auf die Num­mer 24 von Gau­di­um et Spes, der Magna Char­ta des nach­kon­zi­lia­ren Progressismus.“

1966 ver­öf­fent­lich­te die Fran­zö­si­sche Bischofs­kon­fe­renz die „Docu­men­ta­ti­on catho­li­que“, in der das ein­zig Katho­li­sche der Titel war, und mit der das Ende der klas­si­schen Theo­lo­gie ver­kün­det wur­de. Die fran­zö­si­schen Bischö­fe sagten:

„Nach dem Kon­zil ver­langt die Chri­sto­lo­gie eine beson­de­re Auf­merk­sam­keit. In der Theo­lo­gie geht es zum Bei­spiel um die Not­wen­dig­keit, die grund­le­gen­den Kon­zep­te der Natur und der Per­son bei­zu­be­hal­ten. Dies­be­züg­lich wirft die moder­ne Phi­lo­so­phie neue Pro­ble­me auf: die Bedeu­tung der Begrif­fe ‚Natur‘ und ‚Per­son‘ ist für einen phi­lo­so­phi­schen Geist eine ande­re als jene des 5. Jahr­hun­derts oder des Tho­mis­mus. […] Wel­che Kon­zep­te von Natur und Per­son sol­len gebraucht wer­den, damit sie für unse­re Zeit­ge­nos­sen die Wahr­heit der dog­ma­ti­schen Defi­ni­tio­nen aus­drücken können?“

Das End­ergeb­nis die­ser Prä­mis­se konn­te nur die Unmög­lich­keit sein, Zugang zur Wahr­heit der dog­ma­ti­schen Defi­ni­tio­nen zu fin­den, von denen die fran­zö­si­schen Bischö­fe den Wor­ten nach sag­ten, daß sie ihnen noch am Her­zen lag.

Der Angriff auf die Theo­lo­gie des 5. Jahr­hun­derts und den Tho­mis­mus geschah nicht zufäl­lig, bedeu­te­te er doch, die Defi­ni­ti­on von Per­son zu zer­stö­ren, die von Boe­ti­us for­mu­liert und dann unter ande­rem vom Hei­li­gen Tho­mas auf­ge­grif­fen wur­de. „Per­so­na est ratio­na­lis naturae indi­vi­dua sub­stan­tia“, sag­te Boe­ti­us. “Die Per­son ist die indi­vi­du­el­le Sub­stanz von ver­nunft­be­gab­ter Natur.“

Rede Kaspers ist aus dem Stoff der weißen Fahne für die Kapitulation

Die Rede von Kar­di­nal Kas­per ist aus dem Stoff gemacht, der sich dafür eig­net, als wei­ße Fah­ne in der bela­ger­ten Zita­del­le Got­tes geschenkt zu wer­den. Zu behaup­ten, daß man auf die moder­nen Kate­go­rien des Den­kens und der Sit­ten zurück­grei­fen müs­se, heißt, die not­wen­di­ge Ver­mitt­lung von Vor­stel­lun­gen und einer Spra­che, die auf „natür­li­che“ Wei­se wahr sind, zu unterschlagen.

Die Wahr­heit ist nicht nur dog­ma­tisch und über­na­tür­lich, so wie die Wahr­heit der Dog­men nicht der ein­zi­ge Fix­punkt ist, den es im katho­li­schen Den­ken zu bewah­ren gilt. Es gibt eine „natür­li­che“ Wahr­heit der Spra­che und der Kon­zep­te, die auch für die aus­schließ­lich reli­giö­sen Zwecke abso­lut unver­zicht­bar ist. Des­halb kön­nen die klas­si­schen Vor­stel­lun­gen von Natur und Per­son nicht unge­straft mit den moder­nen ver­tauscht werden.

Man kann nicht den Hege­lia­nern die Wahr­heit der Dog­men mit den Hegel­schen Begrif­fen erklä­ren, den Car­te­sia­nern mit jenen Des­car­tes, den Kan­ti­a­nern mit jenen Kants, den Mar­xi­sten, indem man die mar­xi­sti­schen Begrif­fe ver­wen­det und so wei­ter, weil die moder­ne Phi­lo­so­phie essen­ti­ell anti­na­tür­lich ist und die Gna­de auf die Natur wirkt, nicht auf die Antinatur.

Jean Madiran und das Phänomen des theologischen Debakels

In sei­nem Buch „Die Häre­sie des 20. Jahr­hun­derts“ bezeich­net Jean Madiran die­ses Phä­no­men als theo­lo­gi­sches Deba­kel, das „sich auf die Phan­ta­sie stützt. Es ist eine Mytho­lo­gie. Es geht nicht von einer fal­schen Vor­stel­lung zwi­schen Natur und Gna­de aus, son­dern von einer radi­ka­len Bestrei­tung der natür­li­chen Ord­nung, was auch ein Bestrei­ten der über­na­tür­li­chen Ord­nung nach sich zieht. Es grün­det nicht auf einem Aspekt der Rea­li­tät, indem es ande­re Aspek­te ent­wer­tet oder ent­stellt: es befin­det sich voll­kom­men außer­halb jeder Rea­li­tät in einem ideo­lo­gisch-ver­ba­len Lim­bus. Es bestrei­tet die natür­li­che Rea­li­tät nicht und betrügt sich auch nicht: es weist sie zurück, es lenkt die See­len von ihr weg, um sie anders­wo hin­zu­len­ken, ins Nichts.“

Das Grund­ele­ment die­ses Han­delns ist, wie in der Hand­lungs­an­wei­sung Buo­nai­utis beschrie­ben, der Angriff auf das Sakra­ment, auf das, was in der Welt das Zei­chen des Gött­li­chen ist, der Gegen­wart Got­tes unter den Men­schen; das, was letzt­lich Prin­zip und Garan­tie der irdi­schen Ord­nung ist, weil es die von der gött­li­chen Ord­nung her­kom­men­den Gna­den ver­mit­telt. Daher ist es das Ziel, in die katho­li­sche Theo­lo­gie ein­zu­drin­gen und sie bis in die Wur­zeln zu pervertieren.

„Abschaffung“ der Sünde knebelt und erstickt katholische Theologie

Die wirk­li­chen Kno­ten, die die katho­li­sche Theo­lo­gie kne­beln und ersticken, sind die Abschaf­fung der Sün­de und die Tren­nung von Glau­ben und Sakra­men­ten. Das Sakra­ment ist gleich­zei­tig Auf­la­ge und Mit­tel, um die Geschöp­fe vor dem Sün­di­gen zu bewah­ren. Das ist das grund­le­gen­de, aber ver­ges­se­ne und ver­nach­läs­sig­te The­ma: die Sün­de. Das ist der Skan­dal, die Schan­de, ohne die der Mensch nicht ver­stan­den wer­den kann. Es ist schon in Ord­nung: das Oster­ge­heim­nis, die Auf­er­ste­hung, der Tri­umph des weg­ge­roll­ten Stei­nes. Aber es gibt kei­ne Garan­tie, daß unse­re See­len vor dem unab­wend­ba­ren Tod bewahrt wer­den. Die Sün­de bringt das Geheim­nis der ewi­gen Ver­damm­nis mit sich.

An die­ser Stel­le tritt zusam­men mit der Fleisch­wer­dung das Sakra­ment in die Geschich­te ein, das Geheim­nis, das gleich­zei­tig grund­le­gend für die Ret­tung des Men­schen aus sei­nem Zustand als Sün­der ist. Eine Kir­che ohne Sakra­men­te ist schlicht­weg undenk­bar, ein Nie­mands­land, oder wenn es gut geht, ein Feld­la­za­rett, wo sich jeder selbst ret­tet. Die Dis­kus­si­on rund um die Zulas­sung der wie­der­ver­hei­ra­tet geschie­de­nen Paa­re zur Kom­mu­ni­on ist zer­mür­bend und in gewis­ser Wei­se sogar absurd. Die eigent­li­che Fra­ge ist viel ein­fa­cher: Wovon soll der Mensch sich ret­ten? Wovon aber soll er sich ret­ten, wenn man pre­digt oder zu ver­ste­hen gibt, daß die Höl­le nicht exi­stiert oder, wenn sie exi­stiert, leer ist?

Christus ließ sich nicht kreuzigen, um uns vor Krieg, Armut und einer gescheiterten Ehe zu retten

Chri­stus hat sich nicht kreu­zi­gen las­sen, um die Men­schen vor dem Krieg, der Armut, dem Neid, der schief­ge­gan­ge­nen Ehe oder der Trau­rig­keit zu ret­ten. Er hat es getan, um sie vor der ewi­gen Ver­damm­nis zu ret­ten. Und die Sakra­men­te sind das Gna­den­mit­tel, um aus die­ser schreck­li­chen Krank­heit her­aus­zu­kom­men. Der alte Kate­chis­mus des Hei­li­gen Pius X. erklär­te: „Die Sakra­men­te sind wirk­sa­me Zei­chen der Gna­de, ein­ge­setzt von Jesus Chri­stus um uns zu hei­li­gen.“ Und wei­ter, daß „sie wirk­sa­me Zei­chen der Gna­de sind, weil sie mit den spür­ba­ren Tei­len die­se unsicht­ba­re Gna­de bedeu­ten oder anzei­gen, die sie ver­lei­hen; und sie sind wirk­sa­me Zei­chen, weil sie die Gna­de, die sie bedeu­ten, wirk­lich verleihen“.

Als sie Jesus den Taub­stum­men brach­ten und baten, daß Er ihm die Hän­de auf­legt, leg­te Er sei­ne Fin­ger in die Augen und mit dem Spei­chel berühr­te Er sei­ne Zun­ge, dann rich­te­te Er sei­ne Augen zum Him­mel, seufz­te und sag­te „Effata“ und der Mann war gesund. Jesus, der Gott war, hät­te dem Taub­stum­men das Gehör und das Spre­chen mit einem ein­fa­chen Befehl sei­nes Wil­lens zurück­ge­ben kön­nen. Doch der Kon­takt der Fin­ger und des Spei­chels bedeu­te­te und ver­lieh wirk­lich die Gna­de der Hei­lung. Es war das Zei­chen des Sakra­ments, des Ein­tritts der Gna­de in das Leben des Man­nes, das die Hand­lun­gen und die Mate­rie des All­tags in Ritus ver­wan­delt. Die Kir­che wird bis an ihr Ende nicht dar­auf ver­zich­ten kön­nen, außer unter Stra­fe ihres Endes. In einer Welt, die der zugleich fleisch­li­chen und geist­li­chen Ver­an­ke­rung der Sakra­men­te beraubt ist, kann die Sün­de nicht mehr besiegt wer­den, weil sie nicht mehr als das erkannt und bekämpft wird, was sie ist. Und der Mensch ver­irrt sich, jeder ist nie­mand, und, wie Mar­shall McLu­han sagt, „könn­te der größ­te Staats­mann mit einem Lakai­en ver­wech­selt wer­den. In lit­ur­gi­schen Begrif­fen bedeu­tet der Ver­lust der Iden­ti­tät den Ver­lust der reli­giö­sen Beru­fung, und die mora­li­sche Per­mis­si­vi­tät bedeu­tet den Ver­lust, die Not­wen­dig­keit der Beich­te zu erken­nen. Dort, wo vie­le zur Beich­te gin­gen und ver­hält­nis­mä­ßig weni­ge zur Kom­mu­ni­on, beich­ten nun sehr weni­ge, wäh­rend vie­le zur Kom­mu­ni­on gehen“.

„Wir brauchen eine Kirche, die die Welt bewegt“

Wie G.K. Che­ster­ton sag­te, mag eine sol­che Kir­che der Welt gefal­len, aber sie tut ihr nichts Gutes:

„Die Kir­che kann sich nicht mit der Zeit bewe­gen, ganz ein­fach des­halb, weil die Zeit sich nicht bewegt. Die Kir­che kann sich nur mit der Zeit beschmut­zen und kor­rum­pie­ren und mit der Zeit stin­ken. (…) Und die Kir­che hat die Auf­ga­be, das gan­ze Licht und die gan­ze Frei­heit zu ret­ten, die geret­tet wer­den kann, jener Macht der Welt zu wider­ste­hen, die hin­ab­zieht, und bes­se­re Tage zu erwarten.
Eine wah­re Kir­che möch­te sicher all das tun, aber eine wah­re Kir­che kann viel mehr tun. Sie kann in die­sen Zei­ten des Obsku­ran­tis­mus etwas mehr tun, als zur Zeit der Aus­saat. Sie kann der Welt das wirk­li­che Gegen­teil der Fin­ster­nis sein. Sie kann ihre Idea­le in einem sol­chen anzie­hen­den und über­ra­schen­den Kon­trast zum unmensch­li­chen Abgrund der Zeit prä­sen­tie­ren, daß sie mit einem Schlag die Men­schen zu einer der mora­li­schen Revo­lu­tio­nen der Geschich­te inspi­riert, so daß die heu­te leben­den Men­schen nicht vom Tod berührt wer­den, bis sie nicht die Rück­kehr der Gerech­tig­keit gese­hen haben.
Wir brau­chen, wie hin­ge­gen die Zei­tun­gen sagen, kei­ne Kir­che, die sich mit der Welt bewegt. Wir brau­chen eine Kir­che, die die Welt bewegt.“

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Fede & Cultura

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11 Kommentare

  1. Von Trau­er erfüllt, ver­neh­me ich die­se Nach­richt. er war bis zu sei­nem irdi­schen Ende ein ste­ter Strei­ter für die Wahr­heit in der Kir­che. Sein Andenken hal­te man als gläu­bi­ger und beken­nen­der Katho­lik hoch. Das was er zuletzt gesagt hat, war auch völ­lig rich­tig. Der Herr sei ihm gnädig.

  2. Kas­pers Rede als wei­ßer Stoff, aus dem die Fah­ne der Kapi­tu­la­ti­on genäht wer­den wird…
    Viel­leicht treibt Kas­per nur eine kirch­li­che Schi­zo­phre­nie auf den Höhe­punkt, die sich schon lan­ge ange­bahnt und schon lan­ge in den unter­schied­lich­sten Situa­tio­nen aus­ge­brei­tet hat.
    Die Autoren benen­nen dies in dem Satz:
    „Man kann nicht den Hege­lia­nern die Wahr­heit der Dog­men mit den Hegel­schen Begrif­fen erklä­ren, den Car­te­sia­nern mit jenen Des­car­tes, den Kan­ti­a­nern mit jenen Kants, den Mar­xi­sten, indem man die mar­xi­sti­schen Begrif­fe ver­wen­det und so wei­ter, weil die moder­ne Phi­lo­so­phie essen­ti­ell anti­na­tür­lich ist und die Gna­de auf die Natur wirkt, nicht auf die Antinatur.“
    Die „Spra­che der Kir­che“, übri­gens Latein, folgt einer eige­nen und tat­säch­lich am „natür­li­chen“ Ver­ste­hen ori­en­tier­ten Logik.
    Was heißt das? Ich den­ke, damit ist das ver­pön­te „wört­li­che“ Ver­ste­hen gemeint. Sub­ti­ler aus­ge­drückt jedoch noch etwas ande­res: es geht um eine Her­me­neu­tik, die die vor­han­de­nen Tex­te und Sät­ze aus sich selbst her­aus deu­tet. Dies aber dann in allem nur mög­li­chen Reichtum.
    Die mit­tel­al­ter­li­che Herm­neu­tik vom vier­fa­chen Schrift­s­inn steht dafür („qua­tu­or sen­sus scripturae“).
    Dem­nach gibt es die Ebe­ne der rei­nen histo­ri­schen Sach­bot­schaft, die in den Sät­zen aus­ge­drückt wird, aber es gibt auch eine mora­li­sche, eine alle­go­ri­sche (auf Glau­bens­er­fah­rung zie­len­de) und eine anago­gi­sche (auf die Hoff­nung abzie­len­de) Ebe­ne des Verstehens.
    Es war eine Tech­nik maxi­ma­ler Text­aus­lo­tung, die von der Wahr­heit des Wort­lau­tes ausging.
    Mit dem 16. Jh und sei­nen neu­en Metho­den wur­de die­se Her­me­neu­tik abge­tra­gen bzw. im Pro­te­stan­tis­mus ver­wor­fen. Wenn die Gegen­re­form hier noch eini­ges auf­hal­ten konn­te, brach doch die­ser Wider­stand spä­te­stens mit der franz. Revo­lu­ti­on auch in der kath. Kir­che nach und nach zusam­men, wenn auch nicht pri­mär beim Lehr­amt, son­dern bei ein­zel­nen Kle­ri­kern und Pro­fes­so­ren. Das Kon­zil bedeu­tet hier einen Damm­bruch und kei­nes­wegs die Erfin­dung des Übels. Denn in den Kon­zils­tex­ten drückt sich ledig­lich eine rela­tiv geist­lo­se Form die­ser moder­ni­sti­schen Bewe­gung aus, deren ein­zi­ger Zweck dar­in bestand, die­sen Damm­bruch zu ermög­li­chen. An sich selbst sind die­se Tex­te, die unter viel Lärm erzeugt wur­den, nichts­sa­gend, wider­sprüch­lich, bedeu­tungs­los, ein phi­lo­so­phi­sches Armuts­zeug­nis. Sie sind pein­lich schwach! Vie­le machen im Wind­schat­ten die­ser Tex­te, was sie wol­len. Und in Rom sitzt nun ein eiser­ner Hüter direkt am Schalt­he­bel: Kar­di­nal Mül­ler. Es ist unver­ständ­lich, wie ein Mann, der eigent­lich glau­bens­treu sein will, die Gläu­bi­gen aus­ge­rech­net auf die­se schwa­chen und für jeden erkenn­bar pro­ble­ma­ti­schen Tex­te des Kon­zils fest­le­gen will.
    Kar­di­nal Kas­per macht nur das, was seit Jahr­zehn­ten üblich ist. Ste­ter Trop­fen höhlt den Stein!
    Die moder­ni­sti­sche Her­me­neu­tik lässt nahe­zu jede Deu­tung zu – auch das Gegen­teil des Ausgesagten.
    Eine baby­lo­ni­sche Sprach­ver­wir­rung – „Zun­gen­re­de“ modern: es ist nach­voll­zieh­bar, dass vie­le in die Glos­so­la­lie flüchten.

  3. Und noch ein Nach­trag aus der Enzy­kli­ka „Huma­ni gene­ris“ von Pius XII. aus dem Jah­re 1950:

    „32 Dar­um ist es sehr zu bekla­gen, dass man die Phi­lo­so­phie, die von der Kir­che auf­ge­nom­men und aner­kannt ist, heu­te von man­cher Sei­te der Ver­ach­tung preis­gibt, als ver­al­tet in der Form und ratio­na­li­stisch –, wie sie sagen – in der Denk­wei­se erklärt. Die Geg­ner behaup­ten, dass die­se unse­re Phi­lo­so­phie irr­tüm­li­cher­wei­se die Mei­nung ver­tei­di­ge, es gebe eine abso­lut gül­ti­ge Meta­phy­sik; wäh­rend sie im Gegen­teil sagen, die Wahr­hei­ten, beson­ders die tran­szen­den­ten, könn­ten kei­nen geeig­ne­te­ren Aus­druck fin­den als in ganz ver­schie­de­nen Lehr­sät­zen, die sich ergän­zen, obwohl sie unter­ein­an­der in gewis­ser Wei­se im Gegen­satz ste­hen. Dar­um geben sie auch zu, dass die auf unse­ren Schu­len gelehr­te Phi­lo­so­phie mit ihrer kla­ren Beschrei­bung der Fra­ge­stel­lung und Lösung, mit der genau­en Bestim­mung der Begrif­fe und ihren kla­ren Unter­schei­dun­gen wohl nütz­lich sein kön­ne zum Stu­di­um der scho­la­sti­schen Theo­lo­gie, die sich der Den­kungs­art des mit­tel­al­ter­li­chen Men­schen in her­vor­ra­gen­der Wei­se anpass­te; aber – so fügen sie hin­zu – sie kann kei­ne phi­lo­so­phi­sche Metho­de bie­ten, die unse­rer moder­nen Kul­tur mit ihren Bedürf­nis­sen ent­spricht. Sie wen­den fer­ner ein, dass die ”philosophia peren­ni­s” nur eine Phi­lo­so­phie der unver­än­der­li­chen Wesen­hei­ten sei, wäh­rend das moder­ne Den­ken inter­es­siert sein müs­se an der ”Existenz” der Ein­zel­din­ge und dem stets flie­ßen­den Leben. Wäh­rend sie aber die­se Phi­lo­so­phie ver­ach­ten, prei­sen sie ande­re Syste­me hoch, alte oder neue, sol­che öst­li­cher oder west­li­cher Völ­ker, in einer Art, die andeu­ten zu wol­len scheint, jede belie­bi­ge Phi­lo­so­phie oder Mei­nung kön­ne unter Bei­fü­gung – wenn das not­wen­dig ist – eini­ger Ver­bes­se­run­gen oder Ergän­zun­gen mit dem katho­li­schen Dog­ma ver­eint wer­den. Aber kein Katho­lik kann dar­an zwei­feln, dass die­ses ein voll­stän­di­ger Irr­tum ist.“

    Kas­per ist gewis­ser­ma­ßen der End­zu­stand des phi­lo­so­phi­schen Zer­falls, eine Art theo­lo­gi­scher „Wüsten­bild­ner“, in dem die Ele­men­te der Leh­re so weit zer­klei­nert (also: „bei­be­hal­ten“) wur­den, dass man nur mehr vie­le vie­le Sand­dü­nen die­ser ato­mi­sier­ten Leh­re wahr­nimmt, die von jedem Wind des Zeit­gei­stes neu auf­ge­wir­belt und umge­schich­tet werden.

    Hl. Schrift:

    „Wir sol­len nicht mehr unmün­di­ge Kin­der sein, ein Spiel der Wel­len, hin und her getrie­ben von jedem Wider­streit der Mei­nun­gen, dem Betrug der Men­schen aus­ge­lie­fert, der Ver­schla­gen­heit, die in die Irre führt.“ (Eph. 4, 14)

    • @ zeit­schnur

      Auf die­se Sei­te katho​li​sches​.info habe ich Anfang 2013 hin­ge­fun­den, weil mich ein Link auf einer ande­ren, dem katho­li­schen Glau­ben gewid­me­ten Sei­te, hin­ge­führt hat.
      Heu­te möch­te ich mal Dan­ke sagen für Ihre gehalt­vol­len Bei­trä­ge. Viel Glau­bens­wis­sen darf ich dar­aus zie­hen sowie Anre­gun­gen, wel­che Quel­len ich stu­die­ren sollte.
      Eine Not­wen­dig­keit tritt spä­te­stens seit der Wahl von Fran­zis­kus ganz klar her­vor: es ist ein Muss, über den Katho­li­schen Glau­ben (Leh­re und Tra­di­ti­on ) sehr gut Bescheid zu wis­sen. Irgend­wie reicht nicht. Hat noch nie gereicht. Aber heu­te ist die Ver­kün­di­gung der Leh­re durch jene, die Wei­he und Amt zu „leh­ren-lei­ten-hei­li­gen“ inne haben, nicht mehr heils­wirk­sam (für das Heil der See­le) ver­läss­lich und garantiert.

    • Aus­ge­zeich­ne­ter Bei­trag, danke!

      „Denn in den Kon­zils­tex­ten drückt sich ledig­lich eine rela­tiv geist­lo­se Form die­ser moder­ni­sti­schen Bewe­gung aus, deren ein­zi­ger Zweck dar­in bestand, die­sen Damm­bruch zu ermög­li­chen. An sich selbst sind die­se Tex­te, die unter viel Lärm erzeugt wur­den, nichts­sa­gend, wider­sprüch­lich, bedeu­tungs­los, ein phi­lo­so­phi­sches Armuts­zeug­nis. Sie sind pein­lich schwach!“

      Auch wenn ich Eulen nach Athen tra­ge: Es wäre so sehr Zeit für einen inner­kirch­li­chen, offe­nen (!) Dis­kurs über das Konzil!
      Aber „DAS“ Kon­zil wird nach wie vor als sakro­sankt behan­delt, von den Pro­gres­si­sten vom Schla­ge Kas­pers ohne­hin – aber auch die mei­sten „Kon­ser­va­ti­ven“ bezie­hen sich stän­dig dar­auf, statt auf vor­kon­zi­lia­re Tex­te, die ihnen viel tief­sin­ni­ge­re und kla­re­re Stüt­zen wären. Man könn­te manch­mal wirk­lich mei­nen, die katho­li­sche Kir­che sei 50 Jah­re alt. 

      Es ist ein­fach pein­lich, dass eine sol­che Insti­tu­ti­on sich stän­dig auf die­se wenig über­zeu­gen­den, schon rein sprach­lich mat­ten, viel zu wort­rei­chen und lang­wei­li­gen Tex­te beruft.
      Beson­ders auch des­halb wäre es für die Kir­che ein Segen, wenn die Pius­bru­der­schaft kano­nisch aner­kannt wür­de – und zwar eben unter den Bedin­gun­gen, die sie stellen.
      Man hät­te dann end­lich eine Instanz im Boot, deren Dasein es nicht mehr erlau­ben wür­de, einer scheu­klap­pen­frei­en Dis­kus­si­on über das Kon­zil aus­zu­wei­chen. Was dann unaus­weich­lich wür­de, wäre eine wirk­lich loh­nen­de „Debat­te“, die einer „leben­di­gen Kir­che“ (bzw. einer, die es wie­der wer­den soll) wohl anstünde!
      Aber eben des­halb schei­ter­ten ja auch die Ver­hand­lun­gen! Zu vie­le Kir­chen­män­ner woll­ten ver­hin­dern, dass ihre Lebens­lü­gen offen­bar würden.

      Dar­um aber auch ist es für die Gesamt­kir­che wich­tig, dass die Pius­bru­der­schaft sich jetzt nicht ins Exil zurück­zieht, nicht auf­gibt, nach einer Lösung mit Rom zu stre­ben – auch wenn es im Moment ganz und gar nicht nach einer akzep­ta­blen Mög­lich­keit aussieht.

      Ich kann nicht nach­voll­zie­hen, wes­halb man­che das als „ver­lo­gen“ von sei­ten der Bru­der­schaft emp­fin­den. (Hier muss ich auch Ihnen, geschätz­te „zeit­schnur“, wider­spre­chen.) Wes­halb ver­lo­gen? Es ist dies eine Hal­tung der Lie­be, der Lie­be zur Kir­che, die alle so berech­tig­te wie not­wen­di­ge Kri­tik erst legitimiert.

      Eine Hal­tung, wie sie einen Mario Pal­ma­ro aus­zeich­ne­te. Requiescat in pace!

  4. Ich glau­be nicht dass Kas­par kapi­tu­lie­ren will, ich glau­be dass er gezielt sie­gen will für die Gegen­sei­te , und dabei schon immer gezielt geför­dert wur­de, von “ Alt­papst“ Bene­dikt und Johan­nes Paul II. Sie wol­len die Kir­che im Sin­ne der Öku­me­ne refor­mie­ren und adap­tie­ren, Ehe­schei­dungs­mo­ral für Pro­te­stan­ten und Ortho­do­xe, eben­so das Papst­amt. Und Kar­di­nal Kas­par grinst, der Rück­tritt von alt­papst Bene­dikt fiel auch so aus, dass er noch hin­ein­kommt ins Kon­kla­ve, 3 Tage spä­ter wäre es nicht mehr mög­lich gewesen.

  5. Vergelt’s Gott für die­sen her­vor­ra­gen­den Artikel!
    Am Sonn­tag, wäh­rend der triden­ti­ni­schen Mes­se, wur­de der Fasten­hir­ten­brief des Orts­bi­schofs ver­le­sen, der zum gro­ßen Teil aus einem lan­gen Zitat aus „Evan­ge­lii gau­di­um“ bestand. Das Schrei­ben ist noch nicht online gestellt, wird aber hier erwähnt: http://www.domradio.de/themen/fastenzeit/2014–03-09/bundesweite-misereor-aktion-gegen-armut-der-welt-eroeffnet
    Aber dar­in wird genau das behaup­tet, was Mario Pal­ma­ro den Glau­bens­zer­stö­rern dia­gno­sti­ziert: dass Chri­stus dar­um Mensch gewor­den sei, um uns „von der Trau­rig­keit zu befreien“.
    In dem Hir­ten­brief fiel kein ein­zi­ges Mal das Wort „Sün­de“ – ich habe genau dar­auf geach­tet. Sün­de ist in einer der größ­ten Diö­ze­sen Deutsch­lands kein The­ma mehr für die Fasten­zeit. Der Wider­stand gegen die Sün­de, der Kampf gegen die Fein­de des Heils: das Fleisch, der Satan, die Welt, ist kein The­ma mehr. Statt­des­sen sol­len wir uns stän­dig freu­en und „den Glau­ben“ (wel­chen?) feiern.
    Der mit Rom ver­bun­de­ne Katho­lik wird heu­te bis in die Alte Mes­se hin­ein, wo er hofft Zuflucht zu fin­den, mit fal­scher Theo­lo­gie verfolgt.

  6. „Mario Pal­ma­ros letz­ter Auf­satz“, das zu lesen, tut weh. Er fehlt, und er wird fehlen.
    Immer gab es in der Kir­che klu­ge, gebil­de­te Lai­en, die den Glau­ben ver­tei­dig­ten auf phi­lo­so­phi­schem Niveau. Die das nicht nur den Prie­stern überließen.
    Ich weiß nicht, ob es in der Kir­che eine Zeit gab, in der der Kle­rus in Schwei­gen gefal­len ist, wäh­rend der Glau­be sich auflöst.
    Natür­lich, Prie­ster sind zum Gehor­sam ver­pflich­tet. Wann gab es das: dass die Hier­ar­chie selbst den Glau­ben auf­löst. So ist es gesche­hen 1962 ‑1965, wäh­rend des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils. Der Ver­zicht auf eine ein­deu­ti­ge Spra­che, die wort­wört­lich sagt, was gemeint ist, scheint mir die Wur­zel des Übels zu sein. Auf sie wur­de bewusst ver­zich­tet. Alles wur­de inter­pre­tier­bar. Damit ist grund­sätz­lich der Wahr­heits­an­spruch aufgegeben.
    Mario Pal­ma­ro zitiert den alten Kate­chis­mus von Pius X. Er ist ein­deu­tig, er ist nicht inter­pre­tier­bar. Frü­he­re Reli­gi­ons­leh­rer haben zu Erklä­run­gen für Ler­nen­de gegrif­fen, haben anschau­lich erklärt, was wort­wört­lich dort gedruckt ist. Aber die Leh­re an sich wur­de nicht durch Her­me­neu­ti­ken ver­zerrt. Zwi­schen Leh­re und Pasto­ral gab es kei­nen Widerspruch.

    Ich wun­de­re mich über die Lei­tung der FSSPX. Über Pius​.info. Über das der­zei­ti­ge Schwei­gen. Wenn das Erlö­sungs­han­deln Jesu Chri­sti über­flüs­sig gewor­den ist, weil es kei­ne Sün­de mehr und das See­len­heil gra­tis gibt, brau­chen wir kein Prie­ster­tum. Ohne Mess­op­fer, ohne Sakra­men­te, sind Prie­ster über­flüs­sig. Sie kön­nen durch Prä­si­den­ten, Vor­sit­zen­de, Mode­ra­to­ren ersetzt werden.
    Die Patres vor Ort ertei­len Reli­gi­ons­un­ter­richt nach den alten, gül­ti­gen Katechismen.
    Von Bischof Fel­lay oder dem deut­schen Distrikt­obe­ren P. Udres­sy ist nichts oder zu wenig zu hören. Dank Erz­bi­schof Lefeb­v­re haben sie eine Infra­struk­tur, die von Rom unab­hän­gig ist. Sie haben auch das nöti­ge theo­lo­gi­sche und phi­lo­so­phi­sche Wis­sen. Doch sie haben sich ent­schlos­sen zu schwei­gen. In einer Situa­ti­on, in der der Glau­be vom Papst noch mehr ange­grif­fen wird als von sei­nen Vorgängern.

    Der Tod eines Men­schen ist für die Zurück­ge­blie­be­nen immer sehr schmerz­lich. Sei­ne Fami­lie, sei­ne Freun­de, sei­ne Kol­le­gen müs­sen ihn hin­neh­men, ver­kraf­ten, verarbeiten.
    War­um trifft er mich schmerz­lich, die ich Mario Pal­ma­ro nie gese­hen habe. Weil sei­ne Stim­me so sehr fehlt. Auch weil die, die spre­chen müss­ten, schweigen.

  7. Mer­ca­tor:

    Die Mes­se aller Zei­ten ohne die katho­li­sche Leh­re aller Zei­ten mutiert zur Folklore.
    Daher kann ich wärm­stens den Meß­be­such bei FSSPX emp­feh­len, in wel­cher Bru­der­schaft nur die Leh­re aller Zei­ten wei­ter­ge­ge­ben wird. Da sieht man wie­der, wie rich­tig und wich­tig es war, sich in Zei­ten wie die­sen, in denen der Not­stand andau­ert, die Eini­gung mit Rom nicht zu fertigen.

    Im Rom von heu­te kann wah­re Rom­treue nur in einem gerecht­fer­tig­ten Unge­hor­sam gelebt werden.

    Es lebe das EWIGE Rom!

  8. „Man kann nicht den Hege­lia­nern die Wahr­heit der Dog­men mit den Hegel­schen Begrif­fen erklä­ren, den Car­te­sia­nern mit jenen Des­car­tes, den Kan­ti­a­nern mit jenen Kants, den Mar­xi­sten, indem man die mar­xi­sti­schen Begrif­fe ver­wen­det und so wei­ter, weil die moder­ne Phi­lo­so­phie essen­ti­ell anti­na­tür­lich ist und die Gna­de auf die Natur wirkt, nicht auf die Antinatur.“

    Das scheint mir zen­tral zu sein. 

    Es ist auch mei­ne Erfahrung:
    Eine gesun­de, vom Haus­ver­stand und der klas­si­schen Tra­di­ti­on getra­ge­ne Phi­lo­so­phie ist in der aka­de­mi­schen Theo­lo­gie schon vor Jahr­zehn­ten ver­schwun­den. Dar­um gibt es auch kei­ner­lei ech­ten „Dia­log“ mehr: Es fehlt das Voka­bu­lar, das sich auf Rea­li­tät bezie­hen könn­te. Es gibt nur mehr die Sprü­che und Phra­sen einer her­me­ti­schen Geheim­spra­che: z. B. die Rah­ner-Phra­seo­lo­gie aus dem Fun­dus der Hege­lei u. dgl. 

    Mit dem Glau­ben ist auch die Ver­nunft ver­schwun­den – und in der Hier­ar­chie hat es begonnen.

  9. R.I.P. Sign. Palmaro.

    Sein Rea­lis­mus war so aus­ge­prägt, sich noch kurz vor sei­nem Tod wirk­sam um (s)ein Requi­em zu kümmern. 

    Erst die Aus­sicht, dass die­ses – mit vor­sorg­lich schon erteil­ter Geneh­mi­gung der zivi­len Behör­de – VOR dem Dom abge­hal­ten wer­den wür­de, soll­te einem sol­chen nach über­lie­fer­tem Ritus im Got­tes­haus nicht statt­ge­ben wer­den, ließ der zustän­di­gen kirch­li­chen Auto­ri­tät die Pein­lich­keit so sehr in die Kno­chen fah­ren, es nun doch nicht so weit zu treiben. 

    Quel­le: Ris­cos­sa cri­stia­na (it) oder RORATE CÆLI (en)

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