Jede fünfte Moschee Tunesiens in der Hand extremistischer Imame


Salafistische Abgeordnete: die neue Macht von Ägypten über Tunesien bis Marokko und bis Syrien(Tunis) Der „Ara­bi­sche Früh­ling“ feg­te die pro­west­li­che Prä­si­di­al­dik­ta­tur hin­weg. Seit­her regiert eine isla­mi­stisch-lai­zi­sti­sche Koali­ti­on unter Füh­rung der Isla­mi­sten. Die­se spal­ten sich seit eini­ger Zeit in eine „gemä­ßig­te­re“ und eine „radi­ka­le­re“ Frak­ti­on. Heu­te befin­den sich tau­send Moscheen in der Hand radi­ka­ler Pre­di­ger, wie die Regie­rung beklagt. Sie desta­bi­li­sie­ren Tune­si­en und rufen zum Dschi­had, wenn auch offi­zi­ell in Syri­en. Die Regie­rung kün­dig­te Gegen­maß­nah­men an. Drei Mona­te lan­ge will sie Moscheen kon­trol­lie­ren und die Pre­dig­ten der Ima­me beim Frei­tags­ge­bet über­wa­chen. Extre­mi­sten sol­len aus den Moscheen ent­fernt werden.

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„Seit zwei Wochen set­zen wir die­se Stra­te­gie um. Sie wird drei Mona­te andau­ern“, sag­te Abdess­at­tar Badr, ein hoher Funk­tio­när des Mini­ste­ri­ums für Reli­gi­ons­an­ge­le­gen­hei­ten. Laut Regie­rungs­schät­zun­gen gibt es im Land rund 5100 Moscheen. Min­de­stens 150 sei­en der staat­li­chen Kon­trol­le völ­lig ent­glit­ten. Wei­te­re 50 Moscheen befin­den sich in der Hand extre­mi­sti­scher Ima­me. Das sei aber nur der radi­kal­ste Kern, heißt es in Regie­rungs­krei­sen. Im Mini­ste­ri­um für Reli­gi­ons­an­ge­le­gen­hei­ten schätzt man die Zahl der Moscheen, die von radi­ka­len Isla­mi­sten kon­trol­liert wer­den auf „mehr als 1000“, wie Jeu­ne Afri­que zitiert. Aus min­de­stens jeder fünf­ten tune­si­schen Moschee wur­de der von der Regie­rung ernann­te Imam ver­jagt. Die Isla­mi­sten wer­fen ihnen vor, mit dem alten Regime des gestürz­ten Prä­si­den­ten Ben Alଠver­bun­den zu sein.

Imame rufen zum Dschihad

Die seit Ende Janu­ar gel­ten­de neue tune­si­sche Ver­fas­sung sieht vor, daß der Staat für die „Neu­tra­li­tät“ der Moscheen zu garan­tie­ren habe. Die Behör­den sind besorgt, weil „Ima­me beim Frei­tags­ge­bet zur Gewalt gegen Poli­zei und Mili­tär auf­ru­fen, die als Tyran­nen beschimpft wer­den. Sie for­dern zum Dschi­had in Syri­en und ver­su­chen, extre­mi­sti­schen Ideen zu ver­brei­ten“, so Badr.

Jede Woche suchen Regie­rungs­be­am­te fünf aus­ge­wähl­te Moscheen auf, zeich­nen die Pre­digt des Imams auf und spre­chen mit anwe­sen­den Gläu­bi­gen. Am ver­gan­ge­nen Diens­tag wur­de der sala­fi­sti­sche Pre­di­ger Kha­mis Mejri fest­ge­nom­men. Er ist in Tune­si­en als gro­ßer Ver­eh­rer Bin Ladens bekannt.

Terroralarm

Vie­le Tune­si­er sind ver­är­gert über das Vor­ge­hen der Regie­rung. Sie pro­te­stie­ren gegen die „Neu­tra­li­tät“ und befürch­ten, daß die Regie­rung den Moscheen ihre Posi­ti­on auf­zwingt, wie zur Zeit Ben Alà¬s. In Tune­si­en wur­den die Ter­ror­ge­fahr und der Isla­mis­mus erst durch den „Ara­bi­schen Früh­ling“ zum ern­sten Problem.

Laut Mini­ster­prä­si­dent Meh­di Jomaa habe sich „die Sicher­heits­la­ge gebes­sert, aber der Schluß­strich unter das The­ma Ter­ro­ris­mus wur­de noch nicht gezo­gen“. Vie­le jun­ge Tune­si­er wer­den von den Sala­fi­sten für den Dschi­had in Syri­en gewor­ben oder für den Auf­bau eines sala­fi­sti­schen Staa­tes in Tune­si­en. Der Staat blickt besorgt auf die tune­si­schen Dschi­ha­di­sten, die aus dem Krieg in Syri­en oder ande­ren Län­dern in ihre Hei­mat zurück­kom­men. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­den zwei füh­ren­de Oppo­si­ti­ons­po­li­ti­ker, Moha­med Brah­mi und Cho­kri Belaid, von isla­mi­sti­schen Ter­ro­ri­sten ermordet.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Getty

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1 Kommentar

  1. Die vom Westen unter­stütz­ten Extre­mi­sten in Syri­en haben nun auch in den von ihnen besetz­ten Gebie­ten im Nor­den alle christ­li­chen Sym­bo­le ver­bo­ten und erhe­ben mus­li­mi­sches Schutz­geld von Chri­sten. Ich den­ke mir, dass im Mit­tel­al­ter die Päp­ste zum Kreuz­zug auf­ge­ru­fen hät­ten. Ich sehe nicht, dass Rom viel tut, um die Chri­sten­ver­fol­gung in den Fokus der Öffent­lich­keit zu brin­gen. Ich lese in den Pil­len des Berg­o­glio nur all­täg­li­che Rat­schlä­ge, hin und wie­der die ein oder ande­re kon­ser­va­ti­ve Bemer­kung, und ab und zu den ein oder ande­ren moder­ni­sti­schen Skan­dal. Es wäre leicht für ihn, aus sei­ner Posi­ti­on in der Welt­öf­fent­lich­keit her­aus, die Auf­merk­sam­keit auf The­men zu rich­ten, die Not tun.
    http://​fri​end​sof​sy​ria​.co/​2​0​1​4​/​0​3​/​2​2​/​d​e​s​t​r​u​c​t​i​o​n​-​o​f​-​c​h​u​r​c​h​-​i​n​-​y​a​b​r​o​u​d​-​b​y​-​o​b​a​m​a​-​b​a​c​k​e​d​-​o​p​p​o​s​i​t​i​o​n​-​t​e​r​r​o​r​i​s​ts/

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