„Die Ehepastoral muß auf der Wahrheit gründen“ – Antwort Benedikts XVI. auf Rede von Kardinal Kasper


Benedikt XVI.: Kaum bekannter, topaktueller Text von Joseph Kardinal Ratzinger zum Thema Seelsorge für wiederverheiratet Geschiedene(Vati­kan) Kar­di­nal Wal­ter Kas­per hat­te auf Wunsch von Papst Fran­zis­kus das exklu­si­ve Recht, beim Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um vom 20./21. Febru­ar sei­ne „neu­en Wege“ in der Seel­sor­ge für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen dar­zu­le­gen. Die Ver­öf­fent­li­chung der „gehei­men Rede“ Kas­pers scheint von Anfang an beab­sich­tigt gewe­sen zu sein, wie schon die Vor­ankün­di­gung des Her­der-Ver­lags beleg­te. Damit bestimmt sie als ein­zi­ge „offi­zi­el­le“ Mei­nung die Diskussion.

Anzei­ge

Doch bereits 1998 hat­te Bene­dikt XVI., damals noch als Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger und Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on eine Ant­wort auf Kas­pers Rede gegeben.

Am 29./30. Novem­ber 2011 ver­öf­fent­lich­te der „Osser­va­to­re Roma­no“ in ver­schie­de­nen Über­set­zun­gen einen wenig bekann­ten Text von Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, damals Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on „zu eini­gen Ein­wän­den gegen die kirch­li­che Leh­re über den Kom­mu­nion­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen“. Den Text ver­faß­te der spä­te­re Papst Bene­dikt XVI. als Ein­füh­rung zum Buch „Sul­la pasto­ra­le dei divor­zia­ti ris­po­sa­ti“ (Über die Seel­sor­ge der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen), der als Band 17 der Schrif­ten­rei­he „Docu­men­ti e Stu­di“ der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on im Vati­kan­ver­lag erschie­nen ist.

Die Über­set­zung in ver­schie­de­ne Spra­chen (Deutsch, Eng­lisch, Fran­zö­sisch, Spa­nisch, Por­tu­gie­sisch und die ita­lie­ni­sche Fas­sung der Erst­ver­öf­fent­li­chung), deren Abdruck im „Osser­va­to­re Roma­no“ und Ver­öf­fent­li­chung auf der Inter­net­sei­te der Tages­zei­tung des Vati­kans erfolg­te auf Wunsch von Bene­dikt XVI., um gegen inner­kirch­li­che Ver­su­che, die katho­li­sche Leh­re und Pra­xis in die­sem Bereich zu kip­pen, die katho­li­sche Posi­ti­on dar­zu­le­gen und zu bekräftigen.

Durch den Amts­ver­zicht von Bene­dikt XVI. sind die­se inner­kirch­li­chen Ver­su­che stär­ker denn je her­vor­ge­bro­chen, wes­halb der Text heu­te von noch grö­ße­rer Aktua­li­tät ist.

Die Ver­öf­fent­li­chung von 2011 erfolg­te unter Hin­zu­fü­gung von drei Fuß­no­ten, die bei­be­hal­ten wurden.
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Die Ehepastoral muß auf der Wahrheit gründen

Zu einigen Einwänden gegen die kirchliche Lehre über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen

von Joseph Kar­di­nal Ratzinger

Das Schrei­ben der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on über den Kom­mu­nion­emp­fang von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen vom 14. Sep­tem­ber 1994 hat in wei­ten Tei­len der Kir­che ein leb­haf­tes Echo gefun­den. Neben vie­len posi­ti­ven Stel­lung­nah­men waren auch nicht weni­ge kri­ti­sche Stim­men zu hören. Die wesent­li­chen Ein­wän­de gegen die kirch­li­che Leh­re und Pra­xis wer­den im fol­gen­den in ver­ein­fa­chen­der Form umrissen.

Eini­ge gewich­ti­ge­re Ein­wän­de – vor allem der Ver­weis auf die angeb­lich fle­xi­ble­re Pra­xis der Kir­chen­vä­ter, wel­che die Pra­xis der von Rom getrenn­ten Ost­kir­chen bis heu­te prä­ge, sowie der Hin­weis auf die tra­di­tio­nel­len Prin­zi­pi­en der Epi­kie und der Aequi­tas cano­nica – wur­den von der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on ein­ge­hend unter­sucht. Die Arti­kel der Pro­fes­so­ren Pel­land, Mar­cuz­zi und Rodrà­guez Luño [1]Vgl. Angel Rodrà­guez Luño, L’epicheia nella cura pasto­ra­le dei fede­li divor­zia­ti ris­po­sa­ti , ebd., 75–87; Pie­ro Gior­gio Mar­cuz­zi, S.D.B., Appli­ca­zio­ne di “aequi­tas et epi­keia“ ai con­te­nuti … Con­ti­n­ue rea­ding sind neben ande­rem im Zuge die­ses Stu­di­ums ent­stan­den. Die haupt­säch­li­chen Ergeb­nis­se der Unter­su­chung, die die Rich­tung einer Ant­wort auf die vor­ge­brach­ten Ein­wän­de anzei­gen, sol­len hier in Kür­ze zusam­men­ge­faßt werden.

1. Man­che mei­nen, eini­ge Stel­len des Neu­en Testa­ments deu­te­ten an, daß das Wort Jesu über die Unauf­lös­lich­keit der Ehe eine fle­xi­ble Anwen­dung erlau­be und nicht in eine streng recht­li­che Kate­go­rie ein­ge­ord­net wer­den dürfe.

Eini­ge Exege­ten mer­ken kri­tisch an, daß das Lehr­amt im Zusam­men­hang mit der Unauf­lös­lich­keit der Ehe fast aus­schließ­lich eine Peri­ko­pe – näm­lich Mk 10,11–12 – zitie­re und ande­re Stel­len aus dem Mat­thä­us-Evan­ge­li­um und aus dem 1. Korin­ther­brief nicht genü­gend berück­sich­ti­ge. Die­se Bibel­stel­len sprä­chen von einer gewis­sen Aus­nah­me vom Her­ren­wort über die Unauf­lös­lich­keit der Ehe, und zwar im Fall von por­neia (Mt 5,32; 19,9) und im Fall der Tren­nung um des Glau­bens wegen (1 Kor 7,12–16). Sol­che Tex­te sei­en Hin­wei­se, daß die Chri­sten in schwie­ri­gen Situa­tio­nen schon in der apo­sto­li­schen Zeit eine fle­xi­ble Anwen­dung des Wor­tes Jesu gekannt haben.

Auf die­sen Ein­wand ist zu ant­wor­ten, daß die lehr­amt­li­chen Doku­men­te die bibli­schen Grund­la­gen der Ehe­leh­re nicht umfas­send dar­le­gen wol­len. Sie über­las­sen die­se wich­ti­ge Auf­ga­be den kom­pe­ten­ten Fach­leu­ten. Das Lehr­amt betont aller­dings, daß sich die kirch­li­che Leh­re von der Unauf­lös­lich­keit der Ehe aus der Treue gegen­über dem Wort Jesu ablei­tet. Jesus bezeich­net die alt­te­sta­ment­li­che Schei­dungs­pra­xis ein­deu­tig als Fol­ge der mensch­li­chen Hart­her­zig­keit. Er ver­weist – über das Gesetz hin­aus – auf den Anfang der Schöp­fung, auf den Schöp­fer­wil­len, und faßt sei­ne Leh­re mit den Wor­ten zusam­men: „Was aber Gott ver­bun­den hat, das darf der Mensch nicht tren­nen“ (Mk 10,9). Mit dem Kom­men des Erlö­sers wird also die Ehe in ihrer schöp­fungs­ge­mä­ßen Urge­stalt wie­der her­ge­stellt und der mensch­li­chen Will­kür ent­ris­sen – vor allem der männ­li­chen Will­kür, denn für die Frau gab es ja die Mög­lich­keit der Schei­dung nicht. Jesu Wort von der Unauf­lös­lich­keit der Ehe ist die Über­win­dung der alten Ord­nung des Geset­zes in der neu­en Ord­nung des Glau­bens und der Gna­de. Nur so kann die Ehe der gott­ge­ge­be­nen Beru­fung zur Lie­be und der mensch­li­chen Wür­de voll gerecht und zum Zei­chen der unbe­ding­ten Bun­des­lie­be Got­tes, d.h. zum Sakra­ment, wer­den (vgl. Eph 5,32).

Die Tren­nungs­mög­lich­keit, die Pau­lus in 1 Kor 7 eröff­net, betrifft Ehen zwi­schen einem christ­li­chen und einem nicht getauf­ten Part­ner. Die spä­te­re theo­lo­gi­sche Refle­xi­on hat erkannt, daß nur Ehen zwi­schen zwei Getauf­ten Sakra­ment im stren­gen Sinn des Wor­tes sind und daß nur für die­se im Raum des Chri­stus­glau­bens ste­hen­den Ehen die unbe­ding­te Unauf­lös­lich­keit gilt. Die soge­nann­te Nature­he hat ihre Wür­de von der Schöp­fungs­ord­nung her und ist daher auf Unauf­lös­lich­keit ange­legt, kann aber unter Umstän­den eines höhe­ren Gutes – hier des Glau­bens – wegen auf­ge­löst wer­den. So hat die theo­lo­gi­sche Syste­ma­tik den Hin­weis des hei­li­gen Pau­lus recht­lich als Pri­vi­le­gi­um Pau­li­num ein­ge­ord­net, d.h. als Mög­lich­keit, eine nicht sakra­men­ta­le Ehe um des Gutes des Glau­bens wil­len auf­zu­lö­sen. Die Unauf­lös­lich­keit der wirk­lich sakra­men­ta­len Ehe bleibt gewahrt; es han­delt sich also nicht um eine Aus­nah­me vom Wort des Herrn. Dar­auf wer­den wir spä­ter zurückkommen.

Bezüg­lich des rech­ten Ver­ständ­nis­ses der por­neia-Klau­seln gibt es eine Fül­le von Lite­ra­tur mit vie­len unterschie­dlichen, ja gegen­sätz­li­chen Hypo­the­sen. Unter den Exege­ten herrscht in die­ser Fra­ge kei­ner­lei Ein­mü­tig­keit. Vie­le neh­men an, daß es sich hier um ungül­ti­ge ehe­li­che Ver­bin­dun­gen und nicht um Aus­nah­men von der Unauf­lös­lich­keit der Ehe han­delt. Auf alle Fäl­le kann die Kir­che ihre Leh­re und Pra­xis nicht auf unsi­che­re exege­ti­sche Hypo­the­sen auf­bau­en. Sie hat sich an die ein­deu­ti­ge Leh­re Chri­sti zu halten.

2. Ande­re wen­den ein, daß die patri­sti­sche Tra­di­ti­on Raum las­se für eine dif­fe­ren­zier­te­re Pra­xis, die schwie­ri­gen Situa­tio­nen bes­ser gerecht wird; die katho­li­sche Kir­che kön­ne zudem vom ost­kirch­li­chen Öko­no­mie-Prin­zip lernen.

Man sagt, daß das gegen­wär­ti­ge Lehr­amt sich nur auf einen Strang der patri­sti­schen Tra­di­ti­on stützt, aber nicht auf das gan­ze Erbe der Alten Kir­che. Obwohl die Väter ein­deu­tig am dok­tri­nel­len Prin­zip der Unauf­lös­lich­keit der Ehe fest­hiel­ten, haben eini­ge von ihnen auf der pasto­ra­len Ebe­ne eine gewis­se Fle­xi­bi­li­tät mit Rück­sicht auf schwie­ri­ge Ein­zel­si­tua­tio­nen tole­riert. Auf die­ser Grund­la­ge haben die von Rom getrenn­ten Ost­kir­chen spä­ter neben dem Prin­zip der akri­bia , der Treue zur geof­fen­bar­ten Wahr­heit, jenes der oiko­no­mia , der güti­gen Nach­sicht in schwie­ri­gen Ein­zel­fäl­len, ent­wickelt. Ohne die Leh­re von der Unauf­lös­lich­keit der Ehe auf­zu­ge­ben, erlau­ben sie in gewis­sen Fäl­len eine Zweit- und auch eine Dritte­he, die aller­dings von der sakra­men­ta­len Erste­he unter­schie­den und vom Cha­rak­ter der Buße geprägt ist. Die­se Pra­xis sei von der katho­li­schen Kir­che nie aus­drück­lich ver­ur­teilt wor­den. Die Bischofs­syn­ode von 1980 habe ange­regt, die­se Tra­di­ti­on gründ­lich zu stu­die­ren, um die Barm­her­zig­keit Got­tes bes­ser auf­leuch­ten zu lassen.

Die Stu­die von P. Pel­land legt die wesent­li­chen Väter­tex­te zur Pro­ble­ma­tik klar und deut­lich vor. Für die Inter­pre­ta­ti­on der ein­zel­nen Tex­te bleibt natür­lich der Histo­ri­ker zustän­dig. Auf­grund der schwie­ri­gen Text­la­ge wer­den die Kon­tro­ver­sen auch in Zukunft nicht aus­blei­ben. In theo­lo­gi­scher Hin­sicht ist festzuhalten:

a) Es gibt einen kla­ren Kon­sens der Väter bezüg­lich der Unauf­lös­lich­keit der Ehe. Weil die­se dem Wil­len des Herrn ent­springt, besitzt die Kir­che kei­ner­lei Gewalt dar­über. Des­halb war die christ­li­che Ehe von Anfang an unter­schie­den von der Ehe der römi­schen Zivi­li­sa­ti­on, auch wenn es in den ersten Jahr­hun­der­ten noch kei­ne eige­ne kano­ni­sche Ord­nung gab. Die Kir­che der Väter­zeit schließt Ehe­schei­dung und Wie­der­hei­rat ein­deu­tig aus, und zwar aus gläu­bi­gem Gehor­sam gegen­über dem Neu­en Testament.

b) In der Kir­che der Väter­zeit wur­den geschie­de­ne wie­der­ver­hei­ra­te­te Gläu­bi­ge nie­mals nach einer Buß­zeit offi­zi­ell zur hei­li­gen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen. Es trifft indes zu, daß die Kir­che Zuge­ständ­nis­se in ein­zel­nen Län­dern nicht immer rigo­ros rück­gän­gig gemacht hat, auch wenn sie als nicht mit Leh­re und Dis­zi­plin über­ein­stim­mend bezeich­net wur­den. Wahr scheint auch, daß ein­zel­ne Väter, etwa Leo der Gro­ße, für sel­te­ne Grenz­fäl­le pasto­ra­le Lösun­gen suchten.

c) In der Fol­ge kam es zu zwei gegen­sätz­li­chen Entwicklungen:

- In der Reichs­kir­che nach Kon­stan­tin such­te man mit der immer stär­ke­ren Ver­flech­tung von Staat und Kir­che eine grö­ße­re Fle­xi­bi­li­tät und Kom­pro­miß­be­reit­schaft in schwie­ri­gen Ehe­si­tua­tio­nen. Bis zur Gre­go­ria­ni­schen Reform zeig­te sich auch im gal­li­schen und ger­ma­ni­schen Raum eine ähn­li­che Ten­denz. In den von Rom getrenn­ten Ost­kir­chen setz­te sich die­se Ent­wick­lung im zwei­ten Jahr­tau­send wei­ter fort und führ­te zu einer immer libe­ra­le­ren Pra­xis. Heu­te gibt es in man­chen ortho­do­xen Kir­chen eine Viel­zahl von Schei­dungs­grün­den, ja bereits eine Theo­lo­gie der Schei­dung, die mit den Wor­ten Jesu über die Unauf­lös­lich­keit der Ehe nicht zu ver­ein­ba­ren ist. Im öku­me­ni­schen Dia­log muß die­ses Pro­blem unbe­dingt zur Spra­che gebracht werden.

- Im Westen wur­de durch die Gre­go­ria­ni­sche Reform die ursprüng­li­che Auf­fas­sung der Väter wie­der her­ge­stellt. Die­se Ent­wick­lung fand auf dem Kon­zil von Tri­ent einen gewis­sen Abschluß und wur­de auf dem 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil erneut als Leh­re der Kir­che vorgetragen.

Die Pra­xis der von Rom getrenn­ten Ost­kir­chen, die Fol­ge eines kom­ple­xen histo­ri­schen Pro­zes­ses, einer immer libe­ra­le­ren – und sich mehr und mehr vom Her­ren­wort ent­fer­nen­den – Inter­pre­ta­ti­on eini­ger dunk­ler Väter­tex­te sowie eines nicht gerin­gen Ein­flus­ses zivi­ler Geset­ze ist, kann von der katho­li­schen Kir­che aus lehr­mä­ßi­gen Grün­den nicht über­nom­men wer­den. Zudem ist die Behaup­tung unrich­tig, daß die katho­li­sche Kir­che die ori­en­ta­li­sche Pra­xis ein­fach tole­riert habe. Gewiß hat Tri­ent kei­ne aus­drück­li­che Ver­ur­tei­lung aus­ge­spro­chen. Die mit­tel­al­ter­li­chen Kano­ni­sten spra­chen aller­dings durch­ge­hend von einer miß­bräuch­li­chen Pra­xis. Zudem gibt es Zeug­nis­se, daß Grup­pen ortho­do­xer Gläu­bi­ger, die katho­lisch wur­den, ein Glau­bens­be­kennt­nis mit einem aus­drück­li­chen Ver­weis auf die Unmög­lich­keit einer Zweit­ehe unter­zeich­nen mußten.

3. Man­che schla­gen vor, auf der Basis der tra­di­tio­nel­len Prin­zi­pi­en der Epi­kie und der Aequi­tas cano­ni­ca Aus­nah­men von der kirch­li­chen Norm zu gestatten.

Bestimm­te Ehe­fäl­le, so sagt man, kön­nen im Forum exter­num nicht gere­gelt wer­den. Die Kir­che dür­fe nicht nur auf recht­li­che Nor­men ver­wei­sen, son­dern müs­se auch das Gewis­sen der ein­zel­nen ach­ten und tole­rie­ren. Die über­lie­fer­te Leh­re von Epi­kie und Aequi­tas cano­ni­ca könn­ten moral­theo­lo­gisch bzw. juri­disch eine Ent­schei­dung des Gewis­sens, die von der all­ge­mei­nen Norm abweicht, recht­fer­ti­gen. Vor allem in der Fra­ge des Sakra­men­ten­emp­fangs sol­le die Kir­che hier Schrit­te set­zen und den betrof­fe­nen Gläu­bi­gen nicht nur Ver­bo­te vorhalten.

Die bei­den Bei­trä­ge von Prof. Mar­cuz­zi und Prof. Rodrà­guez Luño wer­fen Licht auf die­se kom­ple­xe Pro­ble­ma­tik. Dabei sind drei Fra­gen­be­rei­che deut­lich von­ein­an­der zu unterscheiden:

a) Epi­kie und Aequi­tas cano­ni­ca sind im Bereich mensch­li­cher und rein kirch­li­cher Nor­men von gro­ßer Bedeu­tung, kön­nen aber nicht im Bereich von Nor­men ange­wandt wer­den, über die die Kir­che kei­ne Ver­fü­gungs­ge­walt hat. Die Unauf­lös­lich­keit der Ehe ist eine die­ser Nor­men, die auf den Herrn selbst zurück­ge­hen und daher als Nor­men gött­li­chen Rechts bezeich­net wer­den. Die Kir­che kann auch nicht pasto­ra­le Prak­ti­ken – etwa in der Sakra­men­ten­pa­sto­ral – gut­hei­ßen, die dem ein­deu­ti­gen Gebot des Herrn wider­spre­chen. Mit ande­ren Wor­ten: Wenn die vor­aus­ge­hen­de Ehe von wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen gül­tig war, kann ihre neue Ver­bin­dung unter kei­nen Umstän­den als recht­mä­ßig betrach­tet wer­den, daher ist ein Sakra­men­ten­emp­fang aus inne­ren Grün­den nicht mög­lich. Das Gewis­sen des ein­zel­nen ist aus­nahms­los an die­se Norm gebun­den. [2]Dabei gilt, was Johan­nes Paul II. im Apo­sto­li­schen Schrei­ben Fami­lia­ris con­sor­tio , Nr. 84 bekräf­tigt hat: „Die Wie­der­ver­söh­nung im Sakra­ment der Buße, das den Weg zum Sakra­ment der Eucha­ri­stie … Con­ti­n­ue rea­ding

b) Die Kir­che hat indes die Voll­macht zu klä­ren, wel­che Bedin­gun­gen erfüllt sein müs­sen, damit eine Ehe als unauf­lös­lich im Sin­ne Jesu betrach­tet wer­den kann. Auf der Linie der pau­li­ni­schen Aus­sa­gen in 1 Kor 7 leg­te sie fest, daß nur zwei Chri­sten eine sakra­men­ta­le Ehe schlie­ßen kön­nen. Sie ent­wickel­te die Rechts­fi­gu­ren des Pri­vi­le­gi­um Pau­linum und des Pri­vi­le­gi­um Petrinum. Mit Rück­griff auf die por­neia-Klau­seln bei Mat­thä­us und in Apg 15,20 wur­den Ehe­hin­der­nis­se for­mu­liert. Zudem wur­den Ehe­nich­tig­keits­grün­de immer kla­rer erkannt und das Pro­zeß­ver­fah­ren aus­führ­li­cher ent­wickelt. All dies trug dazu bei, den Begriff der unauf­lös­li­chen Ehe ein­zu­gren­zen und zu prä­zi­sie­ren. Man kann sagen, daß auf die­se Wei­se auch in der West­kir­che dem Prin­zip der oiko­no­mia Raum gege­ben wur­de, aller­dings ohne die Unauf­lös­lich­keit der Ehe als sol­che anzu­ta­sten. Auf die­ser Linie liegt auch die recht­li­che Wei­ter­ent­wick­lung im Codex Iuris Cano­ni­ci von 1983, gemäß der auch den Erklä­run­gen der Par­tei­en Beweis­kraft zukommt. An sich schei­nen damit nach Ansicht kom­pe­ten­ter Fach­leu­te die Fäl­le prak­tisch aus­ge­schlos­sen, in denen eine ungül­ti­ge Ehe auf dem pro­zes­sua­len Weg nicht als sol­che nach­weis­bar ist. Weil die Ehe wesent­lich öffent­lich-kirch­li­chen Cha­rak­ter hat und der Grund­satz gilt Nemo iudex in pro­pria cau­sa (Nie­mand ist Rich­ter in eige­ner Sache), müs­sen Ehe­an­ge­le­gen­hei­ten im Forum exter­num gelöst wer­den. Wenn wie­der­ver­hei­ra­te­te geschie­de­ne Gläu­bi­ge mei­nen, daß ihre frü­he­re Ehe nicht gül­tig war, sind sie dem­nach ver­pflich­tet, sich an das zustän­di­ge Ehe­ge­richt zu wen­den, das die Fra­ge objek­tiv und unter Anwen­dung aller recht­lich ver­füg­ba­ren Mög­lich­kei­ten zu prü­fen hat.

c) Frei­lich ist nicht aus­ge­schlos­sen, daß bei Ehe­pro­zes­sen Feh­ler unter­lau­fen. In eini­gen Tei­len der Kir­che gibt es noch kei­ne gut funk­tio­nie­ren­den Ehe­ge­rich­te. Manch­mal dau­ern die Pro­zes­se unge­bühr­lich lan­ge. Hin und wie­der enden sie mit frag­wür­di­gen Ent­schei­dun­gen. Hier scheint im Forum inter­num die Anwen­dung der Epi­kie nicht von vor­ne her­ein aus­ge­schlos­sen. Im Schrei­ben der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on von 1994 ist dies ange­deu­tet, wenn gesagt wird, daß durch die kir­chen­recht­li­chen Neue­run­gen Abwei­chun­gen der gericht­li­chen Urtei­le von der objek­ti­ven Wahr­heit „so weit wie mög­lich“ aus­ge­schlos­sen wer­den sol­len (vgl. Nr. 9). Man­che Theo­lo­gen sind der Auf­fas­sung, daß sich die Gläu­bi­gen auch im Forum inter­num an ihrer Mei­nung nach fal­sche gericht­li­che Urtei­le zu hal­ten haben. Ande­re mei­nen, daß hier im Forum inter­num Aus­nah­men denk­bar sind, weil es in der Pro­zeß­ord­nung nicht um Nor­men gött­li­chen Rechts, son­dern um Nor­men kirch­li­chen Rechts geht. Die­se Fra­ge bedarf aber wei­te­rer Stu­di­en und Klä­run­gen. Frei­lich müß­ten die Bedin­gun­gen für das Gel­tend­ma­chen einer Aus­nah­me sehr genau geklärt wer­den, um Will­kür aus­zu­schlie­ßen und den – dem sub­jek­ti­ven Urteil ent­zo­ge­nen – öffent­li­chen Cha­rak­ter der Ehe zu schützen.

4. Man­che wer­fen dem aktu­el­len Lehr­amt vor, die Lehr­ent­wick­lung des Kon­zils wie­der rück­gän­gig zu machen und eine vor­kon­zi­lia­re Ehe­auf­fas­sung zu vertreten.

Eini­ge Theo­lo­gen behaup­ten, an der Basis der neue­ren lehr­amt­li­chen Doku­men­te über Ehe­fra­gen ste­he eine natu­ra­li­sti­sche, lega­li­sti­sche Auf­fas­sung der Ehe. Das Augen­merk wer­de dabei auf den Ver­trag zwi­schen den Ehe­gat­ten und das ius in cor­pus gelegt. Das Kon­zil habe die­ses sta­ti­sche Ver­ständ­nis über­wun­den und die Ehe in mehr per­so­na­li­sti­scher Wei­se als Bund der Lie­be und des Lebens beschrie­ben. So habe es Mög­lich­kei­ten eröff­net, schwie­ri­ge Situa­tio­nen mensch­li­cher zu lösen. Auf die­ser Linie wei­ter­den­kend, stel­len ein­zel­ne For­scher die Fra­ge, ob man nicht auch vom Tod der Ehe spre­chen kön­ne, wenn das per­so­na­le Band der Lie­be zwi­schen den Ehe­gat­ten nicht mehr exi­stie­re. Ande­re wer­fen die alte Fra­ge auf, ob der Papst in sol­chen Fäl­len nicht die Mög­lich­keit der Ehe­auf­lö­sung habe.

Wer aller­dings die neue­ren kirch­li­chen Ver­laut­ba­run­gen auf­merk­sam liest, wird erken­nen, daß sie in den zen­tra­len Aus­sa­gen auf Gau­di­um et spes auf­bau­en und die dar­in ent­hal­te­ne Leh­re auf der vom Kon­zil gezo­ge­nen Spur in durch­aus per­so­na­li­sti­schen Zügen wei­ter­ent­wickeln. Es ist aber unan­ge­mes­sen, zwi­schen der per­so­na­li­sti­schen und der juri­di­schen Sicht­wei­se der Ehe einen Gegen­satz auf­zu­rich­ten. Das Kon­zil hat nicht mit der tra­di­tio­nel­len Ehe­auf­fas­sung gebro­chen, son­dern sie wei­ter­ent­fal­tet. Wenn zum Bei­spiel immer wie­der dar­auf hin­ge­wie­sen wird, daß das Kon­zil den streng recht­li­chen Begriff des Ver­trags durch den weit­räu­mi­ge­ren und theo­lo­gisch tie­fe­ren Begriff Bund ersetzt hat, darf dabei nicht ver­ges­sen wer­den, daß auch im Bund das Ele­ment des Ver­trags ent­hal­ten und frei­lich in eine grö­ße­re Per­spek­ti­ve gestellt ist. Daß Ehe weit über das bloß Recht­li­che in die Tie­fe des Mensch­li­chen und ins Geheim­nis des Gött­li­chen hin­ein­reicht, ist zwar immer schon mit dem Wort Sakra­ment aus­ge­sagt, aber doch oft nicht mit der Deut­lich­keit bedacht wor­den, die das Kon­zil die­sen Aspek­ten gewid­met hat. Das Recht ist nicht das Gan­ze, aber ein unver­zicht­ba­rer Teil, eine Dimen­si­on des Gan­zen. Ehe ohne recht­li­che Nor­mie­rung, die sie ins gan­ze Gefü­ge von Gesell­schaft und Kir­che ein­ord­net, gibt es nicht. Wenn die Neu­ord­nung des Rechts nach dem Kon­zil auch den Bereich der Ehe umgreift, so ist dies nicht Ver­rat am Kon­zil, son­dern Durch­füh­rung sei­nes Auftrags.

Wenn die Kir­che die Theo­rie anneh­men wür­de, daß eine Ehe tot ist, wenn die bei­den Gat­ten sich nicht mehr lie­ben, dann wür­de sie damit die Ehe­schei­dung gut­hei­ßen und die Unauf­lös­lich­keit der Ehe nur noch ver­bal, aber nicht mehr fak­tisch ver­tre­ten. Die Auf­fas­sung, der Papst kön­ne eine sakra­men­ta­le, voll­zo­ge­ne Ehe, die unwi­der­ruf­lich zer­bro­chen ist, even­tu­ell auf­lö­sen, muß des­halb als irrig bezeich­net wer­den. Eine sol­che Ehe kann von nie­man­dem gelöst wer­den. Die Ehe­leu­te ver­spre­chen sich bei der Hoch­zeit die Treue bis zum Tod.

Wei­te­rer gründ­li­cher Stu­di­en bedarf aller­dings die Fra­ge, ob ungläu­bi­ge Chri­sten – Getauf­te, die nicht oder nicht mehr an Gott glau­ben – wirk­lich eine sakra­men­ta­le Ehe schlie­ßen kön­nen. Mit ande­ren Wor­ten: Es ist zu klä­ren, ob wirk­lich jede Ehe zwi­schen zwei Getauf­ten ipso fac­to eine sakra­men­ta­le Ehe ist. In der Tat weist auch der Kodex dar­auf hin, daß nur der gül­ti­ge Ehe­ver­trag zwi­schen Getauf­ten zugleich Sakra­ment ist (Vgl. CIC, can. 1055 § 2). Zum Wesen des Sakra­ments gehört der Glau­be; es bleibt die recht­li­che Fra­ge zu klä­ren, wel­che Ein­deu­tig­keit von Unglau­be dazu führt, daß ein Sakra­ment nicht zustan­de kommt. [3]Bei einer Begeg­nung mit dem Kle­rus von Aosta am 25. Juli 2005 sag­te Papst Bene­dikt XVI. zu die­ser schwie­ri­gen Fra­ge: „Beson­ders schmerz­lich wür­de ich die Situa­ti­on derer nen­nen, die kirch­lich … Con­ti­n­ue rea­ding

5. Vie­le behaup­ten, daß die Hal­tung der Kir­che zur Fra­ge der geschie­de­nen wie­der­ver­hei­ra­te­ten Gläu­bi­gen ein­sei­tig nor­ma­tiv und nicht pasto­ral ist.

Eine Rei­he von kri­ti­schen Ein­wän­den gegen die kirch­li­che Leh­re und Pra­xis betrifft Fra­gen pasto­ra­ler Art. Man sagt etwa, daß die Spra­che der kirch­li­chen Doku­men­te zu lega­li­stisch sei, daß die Här­te des Geset­zes über dem Ver­ständ­nis für dra­ma­ti­sche mensch­li­che Situa­tio­nen ste­he. Eine sol­che Spra­che kön­ne der Mensch von heu­te nicht mehr ver­ste­hen. Jesus habe ein offe­nes Ohr für die Nöte aller Men­schen gehabt, beson­ders für jene am Ran­de der Gesell­schaft. Die Kir­che hin­ge­gen zei­ge sich eher als Rich­te­rin, die ver­wun­de­te Men­schen von den Sakra­men­ten und bestimm­ten öffent­li­chen Dien­sten ausschließt.

Man kann ohne wei­te­res zuge­ben, daß die Aus­drucks­form des kirch­li­chen Lehr­am­tes manch­mal nicht gera­de leicht ver­ständ­lich erscheint. Die­se muß von den Pre­di­gern und Kate­che­ten in eine Spra­che über­setzt wer­den, die den Men­schen und ihrer jewei­li­gen kul­tu­rel­len Umwelt gerecht wird. Der wesent­li­che Inhalt der kirch­li­chen Leh­re muß dabei aller­dings gewahrt blei­ben. Er darf nicht aus angeb­lich pasto­ra­len Grün­den ver­wäs­sert wer­den, weil er die geof­fen­bar­te Wahr­heit wie­der­gibt. Gewiß ist es schwie­rig, dem säku­la­ri­sier­ten Men­schen die For­de­run­gen des Evan­ge­li­ums ver­ständ­lich zu machen. Aber die­se pasto­ra­le Schwie­rig­keit darf nicht zu Kom­pro­mis­sen mit der Wahr­heit füh­ren. Johan­nes Paul II. hat in der Enzy­kli­ka Veri­ta­tis sple­ndor soge­nann­te pasto­ra­le Lösun­gen, die im Gegen­satz zu lehr­amt­li­chen Erklä­run­gen ste­hen, ein­deu­tig zurück­ge­wie­sen (vgl. ebd. 56).

Was die Posi­ti­on des Lehr­amts zur Fra­ge der wie­der­ver­hei­ra­te­ten geschie­de­nen Gläu­bi­gen anbe­langt, muß zudem betont wer­den, daß die neue­ren Doku­men­te der Kir­che in sehr aus­ge­wo­ge­ner Wei­se die For­de­run­gen der Wahr­heit mit jenen der Lie­be ver­bin­den. Wenn frü­her bei der Dar­le­gung der Wahr­heit viel­leicht gele­gent­lich die Lie­be zu wenig auf­leuch­te­te, so ist heu­te die Gefahr groß, im Namen der Lie­be die Wahr­heit zu ver­schwei­gen oder zu kom­pro­mit­tie­ren. Sicher­lich kann das Wort der Wahr­heit weh tun und unbe­quem sein. Aber es ist der Weg zur Hei­lung, zum Frie­den, zur inne­ren Frei­heit. Eine Pasto­ral, die den betrof­fe­nen Men­schen wirk­lich hel­fen will, muß immer in der Wahr­heit grün­den. Nur das Wah­re kann letz­ten Endes auch pasto­ral sein. „Dann wer­det ihr die Wahr­heit erken­nen, und die Wahr­heit wird euch befrei­en“ (Joh 8,32).

Ein­lei­tung: Giu­sep­pe Nardi
Text: Osser­va­to­re Romano
Bild: Papa Ratz­in­ger Blog

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1 Vgl. Angel Rodrà­guez Luño, L’epicheia nella cura pasto­ra­le dei fede­li divor­zia­ti ris­po­sa­ti , ebd., 75–87; Pie­ro Gior­gio Mar­cuz­zi, S.D.B., Appli­ca­zio­ne di “aequi­tas et epi­keia“ ai con­te­nuti del­la Let­te­ra del­la Con­gre­ga­zio­ne per la Dottri­na del­la Fede del 14 set­tembre 1994 , ebd. , 88–98; Gil­les Pel­land, S.J., La pra­ti­ca del­la Chie­sa anti­ca rela­ti­va ai fede­li divor­zia­ti ris­po­sa­ti , ebd ., 99–131.
2 Dabei gilt, was Johan­nes Paul II. im Apo­sto­li­schen Schrei­ben Fami­lia­ris con­sor­tio , Nr. 84 bekräf­tigt hat: „Die Wie­der­ver­söh­nung im Sakra­ment der Buße, das den Weg zum Sakra­ment der Eucha­ri­stie öff­net, kann nur denen gewährt wer­den, wel­che die Ver­let­zung des Zei­chens des Bun­des mit Chri­stus und der Treue zu ihm bereut und die auf­rich­ti­ge Bereit­schaft zu einem Leben haben, das nicht mehr im Wider­spruch zur Unauf­lös­lich­keit der Ehe steht. Das heißt kon­kret, daß, wenn die bei­den Part­ner aus ernst­haf­ten Grün­den – zum Bei­spiel wegen der Erzie­hung der Kin­der – der Ver­pflich­tung zur Tren­nung nicht nach­kom­men kön­nen, sie sich ver­pflich­ten, völ­lig ent­halt­sam zu leben, das heißt, sich der Akte zu ent­hal­ten, wel­che Ehe­leu­ten vor­be­hal­ten sind.“ Vgl. auch Bene­dikt XVI., Apo­sto­li­sches Schrei­ben Sacra­men­tum cari­ta­tis , Nr. 29.
3 Bei einer Begeg­nung mit dem Kle­rus von Aosta am 25. Juli 2005 sag­te Papst Bene­dikt XVI. zu die­ser schwie­ri­gen Fra­ge: „Beson­ders schmerz­lich wür­de ich die Situa­ti­on derer nen­nen, die kirch­lich ver­hei­ra­tet, aber nicht wirk­lich gläu­big waren und es aus Tra­di­ti­on taten, sich aber dann in einer neu­en nicht­gül­ti­gen Ehe bekeh­ren, zum Glau­ben fin­den und sich vom Sakra­ment aus­ge­schlos­sen füh­len. Das ist wirk­lich ein gro­ßes Leid, und als Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re lud ich ver­schie­de­ne Bischofs­kon­fe­ren­zen und Spe­zia­li­sten ein, die­ses Pro­blem zu unter­su­chen: ein ohne Glau­ben gefei­er­tes Sakra­ment. Ich wage nicht zu sagen, ob man hier tat­säch­lich ein Moment der Ungül­tig­keit fin­den kann, weil dem Sakra­ment eine grund­le­gen­de Dimen­si­on gefehlt hat. Ich per­sön­lich dach­te es, aber aus den Debat­ten, die wir hat­ten, ver­stand ich, daß es ein sehr schwie­ri­ges Pro­blem ist und daß es noch ver­tieft wer­den muß.“
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