(Rom) Der emeritierte Papst Benedikt XVI. verfaßte zum umstrittenen Interview von Papst Franziskus in der Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica vom 19. September 2013 einen umfangreichen kritischen Kommentar.
Dies gab sein persönlicher Sekretär und Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, im Rahmen einer Sendung des ZDF zum ersten Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus bekannt. Vier Seiten umfassen die kritischen Anmerkungen zu jenem umstrittenen Interview. Papst Franziskus sagte damals zur Kritik, daß er nicht zur Abtreibung und „Homo-Ehe“ Stellung nehme: „Wir können uns nicht immer mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit den Verhütungsmethoden. Das geht nicht“. Zu den begeisterten Auslassungen des Atheisten Eugenio Scalfari über das autonome Gewissen als Letztinstanz sagte er bestätigend: „Auf das Gewissen zu hören und ihm zu gehorchen bedeutet nämlich, sich angesichts des als gut oder böse Erkannten zu entscheiden. Und von dieser Entscheidung hängt ab, ob unser Handeln gut oder schlecht ist.“
Als Papst Franziskus Benedikt XVI. das Exemplar der Jesuitenzeitschrift zukommen ließ, war das Interview bereits veröffentlicht. Benedikt unterzog das Interview einer kritischen Analyse und „Papst zu Papst“ übermittelte er seinem Nachfolger wunschgemäß seine Kritik, insgesamt vier Seiten mit „interessanten“ Anmerkungen. Welche Kritik Benedikt XVI. am Interview übte, gab Erzbischof Gänswein „natürlich“ nicht bekannt.
Erzbischof Georg Gänswein sagte im ZDF-Interview:
„Als Pater Spadaro dann dem Papst Franziskus das erste Exemplar dieses Interviews, also dieses Hefts gegeben hat, hat Papst Franziskus mir dann das gegeben und gesagt, das bringen Sie jetzt Papst Benedikt, und Sie sehen die erste Seite nach dem Inhaltsverzeichnis ist leer, da soll er, Papst Benedikt soll alles hineinschreiben, was er an Kritik, wenn er es liest, hat, und mir dann weitergeben, oder mir zurückgeben, das hab ich dann zurückgegeben, Entschuldigung, das hab ich dann Papst Benedikt gebracht, also jetzt muss ich aber zitieren, was Papst Franziskus gesagt hat, also Sie sehen Heiliger Vater, hier ist eine leere Seite, und bitte hier alle Überlegungen, alle Kritikpunkte, alle Vorschläge eintragen, und ich trag dann die Beute zurück zu Papst Franziskus. Drei Tage später sagt er zu mir, hier habe ich 4 Seiten, natürlich jetzt nicht von Hand, sondern er hats dann der Schwester diktiert, in einem Brief und diesen Brief bitte Papst Franziskus geben. Er hat seine Hausaufgaben gemacht. Also dann sagt er, er hat es gelesen und ist der Bitte seines Nachfolgers nachgekommen und hat in der Tat einige, ja sagen wir so, einige Überlegungen und auch einige Anmerkungen zu bestimmten Aussagen oder zu bestimmten Fragen gemacht, von denen er meint, daß also darüber vielleicht an anderer Stelle ergänzend was zu sagen wäre. Natürlich werde ich nicht sagen was, aber das war interessant.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: UCCR