(Erba) Der Programmdirektor von Radio Maria Italien, Pater Livio Fanzaga wurde zu einem Symbol für eines der drängenden Probleme der Katholischen Kirche von heute: mangelndes Rückgrat.
Etwa 9 Uhr morgens des 13. März 2014, genau ein Jahr nach der Wahl von Papst Franziskus. Es waren noch keine 24 Stunden vergangen seit der Beerdigung des Rechtsphilosophen Professor Mario Palmaro, als Pater Livio Fanzaga auf Radio Maria die Tagespresse kommentierte, vor allem den Jahrestag der Erwählung von Papst Franziskus. Der Priester aus dem Piaristenorden folgte bei der Themenauswahl seiner gewohnten Logik, die allerdings nur ihm bekannt sein dürfte.
Er bejubelte Papst Franziskus, sprach von einer „pastoralen Sinnlosigkeit“ zu „verurteilen“ und von der Notwendigkeit, die Schönheit des christlichen Lebens aufzuzeigen, „ohne sich zu Urteilen hinreißen zu lassen“, über die Wichtigkeit der „pastoralen Überlegungen“, welche die Bischöfe derzeit über die Familie anstellen. Aussagen, mit denen der Programmverantwortliche am Jahrestag der Papstwahl offensichtlich besonders deutlich zeigen wollte, daß Radio Maria dem neuen Kurs unter Franziskus folgt.
In offenem Widerspruch zum ersten Teil folgte wie ein Schlag in die Magengegend ein zweiter Teil. In einem seiner letzten Texte hatte Mario Palmaro geschrieben, daß er in einer seiner letzten Nächte kein Auge zu tun konnte, weil ihn die Frage quälte, warum die Katholiken nicht imstande seien, von den Dächern ihre Empörung zu rufen über das doktrinelle Abdriften der heutigen Hirten.
„Ich mußte reinen Tisch machen“
Pater Livio Fanzaga kamen an jenem Morgen jedoch ganz andere Gedanken in den Sinn, um dem amtierenden Papst zu schmeicheln:
„Bereits in Buenos Aires genoß Kardinal Beroglio nicht die Sympathien traditionalistischer Kreise. Und so ist es heute auch in Italien, liebe Freunde… Es sind die Rigoristen, die Ethiker, die Traditionalisten, kurzum die ideologischen Christen… Man darf sich nicht wundern. Gehen wir gelassen weiter, indem wir unseren Hirten folgen… In letzter Zeit mußte ich einen schönen reinen Tisch machen unter den Sendungsverantwortlichen von Radio Maria… Einige mußte ich von der Kathedra herunterholen und auf ein einfaches Stühlchen setzen… Denn es muß klar sein: entweder ißt man diese Suppe oder man springt aus dem Fenster…“
Unter Papst Johannes Paul II. tönte Pater Fanzaga gegen „gewisse progressive Kreise“, unter Benedikt XVI. vertraute er dem Historiker Roberto de Mattei eine eigene Sendung an und übertrug gelegentlich sogar die Heilige Messe im überlieferten Ritus. Nun, da Papst Franziskus regiert, scheint der redselige Programmdirektor bemüht, seine früheren „Sünden“ durch besonders devotes Auftreten vergessen zu machen. Dabei sagte der Pater zum Phänomen von Medjugorje: „Seht, wenn die Gottesmutter Nein sagt, dann kann dagegen kein Bischof standhalten, kein Papst standhalten.“ Im konkreten Leben scheint sich der Programmdirektor dann doch lieber und besonders schmiegsam an den amtierenden Papst zu halten. Da bleibt Pater Fanzaga nur zu wünschen, daß nicht irgendwann einer kommt, der ihn „aus dem Fenster springen“ läßt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Traditio Catholica