Kardinalserhebungen mit Benedikt XVI. – Konsistorium zum Ehesakrament ohne Benedikt XVI.?


Papst Franziskus auf dem Weg ins Konsistorium(Vati­kan) Papst Fran­zis­kus kre­ierte am Sams­tag vor­mit­tag 19 neue Kar­di­nä­le, dar­un­ter mit dem Prä­fek­ten der Kon­gre­ga­ti­on für die Glau­bens­leh­re, Ger­hard Lud­wig Mül­ler, auch einen Deut­schen. An der Zere­mo­nie im Peters­dom nahm auf Wunsch von Papst Fran­zis­kus über­ra­schend auch Bene­dikt XVI. teil. Die Teil­nah­me stellt die Kir­che nach wie vor vor pro­to­kol­la­ri­sche Schwie­rig­kei­ten. War­um aber wird Bene­dikt XVI. zu einer sol­chen Zere­mo­nie ein­ge­la­den, nicht aber zum inhalt­lich rele­van­te­ren Kon­si­sto­ri­um der ver­gan­ge­nen Tage?

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Am Vor­mit­tag lei­ste­ten die neu­en Kar­di­nä­le im Peters­dom ihren Treue- und Gehor­sams­eid. Papst Fran­zis­kus über­reich­te ihnen das Kar­di­nals­bi­rett, den Kar­di­nals­ring und die Ernen­nungs­ur­kun­de für die Titel­kir­che, der sie nun im Bis­tum Rom vor­ste­hen. Kar­di­nal Mül­ler wur­de als Kar­di­nal-Dia­kon vom Papst die Kir­che Sant’Agnese in Ago­ne an der zen­tra­len Piaz­za Navo­na in Rom als Titu­lar­kir­che zugewiesen.

Der eben­falls zum Kar­di­nal erho­be­ne neue Staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin grüß­te Papst Fran­zis­kus und anschlie­ßend auch Bene­dikt XVI., den „eme­ri­tier­ten Papst“, so die offi­zi­el­le Sprach­re­ge­lung. Eine Geste, die von einem lan­gen Applaus der Kar­di­nä­le beglei­tet wurde.

Die Ein­la­dung an den vor fast einem Jahr abge­tre­te­nen Papst Bene­dikt XVI., an der Zere­mo­nie teil­zu­neh­men, soll die Kon­ti­nui­tät in der Kir­che unter­strei­chen. Den­noch erin­nert jeder Akt von Bene­dikt XVI. seit sei­nem Amts­ver­zicht an eine irri­tie­ren­de und zwie­späl­ti­ge Situa­ti­on. Der eme­ri­tier­te Papst nimmt an der Zere­mo­nie zur Erhe­bung neu­er Kar­di­nä­le teil, wie es vom amtie­ren­den Papst aus ver­ständ­li­chen Grün­den gewünscht ist. Soll­te er nicht eben­so am Kon­si­sto­ri­um des Kar­di­nals­kol­le­gi­ums teil­neh­men, wie es am Don­ners­tag und Frei­tag im Vati­kan tag­te? Und soll­te er nicht dort viel­mehr sei­ne Stim­me erhe­ben, not­falls erneut gegen sei­nen theo­lo­gi­schen Gegen­spie­ler Kar­di­nal Wal­ter Kasper?

Kas­per gehört zum Kreis der eme­ri­tier­ten Kuri­en­kar­di­nä­le, er ist über 80, gehört nicht mehr zu den Papst-Wäh­lern. Dies alles hat er mit Bene­dikt XVI. gemein­sam. Nur: wäh­rend der deut­sche Papst im Klo­ster in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten lebt, greift der deut­sche Kar­di­nal aktiv in die bri­san­te­sten Dis­kus­sio­nen in der Katho­li­schen Kir­che ein und dies an füh­ren­der Stel­le. Mit sei­ner Exklu­siv­stel­lung, die ihm Papst Fran­zis­kus als ein­zi­gen Refe­ren­ten zum The­ma Ehe­sa­kra­ment beim jüng­sten Kon­si­sto­ri­um zuer­kann­te, gab er der aktu­el­len Debat­te die Rich­tung vor. Das beson­de­re Lob von Papst Fran­zis­kus für Kas­pers Aus­füh­run­gen bestä­tigt, daß die Wahl nicht zufäl­lig auf den deut­schen Theo­lo­gen fiel und die­ser sei­ne Auf­ga­be wunsch­ge­mäß erfüllt hat­te. Mit dem Lob woll­te Papst Fran­zis­kus die Unru­he und Kri­tik im Kar­di­nals­kol­le­gi­um gegen den deut­schen Pur­pur­trä­ger eindämmen.

Die Asym­me­trie zwi­schen Ratz­in­ger und Kas­per, den bei­den deut­schen Theo­lo­gen und Gegen­spie­lern der jüng­sten Zeit, ist unverkennbar.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can News

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