Kardinal Kaspers Rede und „Die Zeit“ – Eindruck einer strategischen Planung


Kardinal Kasper(Ham­burg) Die deut­sche Wochen­zei­tung Die Zeit, nicht im Ruf der Katho­li­zi­tät ste­hend dafür aber das Haus- und Magen­blatt der neu­en gen­der-kor­rek­ten Welt­ord­nung, ver­öf­fent­lich­te in ihrer heu­te erschie­ne­nen Aus­ga­be exklu­siv Aus­zü­ge aus dem Refe­rat, das Kar­di­nal Wal­ter Kas­per am Don­ners­tag der Vor­wo­che vor dem ver­sam­mel­ten Kar­di­nals­kol­le­gi­um zum The­ma wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne hielt (sie­he eige­nen Bericht Kar­di­nal Kas­per zu wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen: „Neue Wege“ gehen wie das Kon­zil – Papst Fran­zis­kus: „Dan­ke. Dan­ke“). Der Kar­di­nal weiß eben, wo er ein­fluß­rei­che Ver­bün­de­te fin­det und wem er die Reve­renz zu erwei­sen hat.

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Eigent­lich soll­te der Kar­di­nal zum The­ma Fami­lie spre­chen, denn der war das Kon­si­sto­ri­um gewid­met und der soll­te auch die Bischofs­syn­ode im Herbst gewid­met sein. Tat­säch­lich dreh­te sich jedoch alles exklu­siv um einen Teil­aspekt der Gesamt­fra­ge: um das Ehe­sa­kra­ment und dort nur um die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschiedenen.

Kardinal Kaspers exklusives: „Ja, aber…“

Der 81jährige Kar­di­nal for­der­te die Bei­be­hal­tung der katho­li­schen Leh­re, aber die Ände­rung der katho­li­schen Pra­xis und damit doch wie­der die Ände­rung der Leh­re. Eine dia­lek­ti­sche Form, ande­re über den Tisch zie­hen zu wol­len. So wur­de Kas­pers Rede zu einem gro­ßen „Ja, aber…“.

„Der deut­sche Kar­di­nal wird mit den Wor­ten zitiert: „Barm­her­zig­keit ist kei­ne bil­li­ge Gna­de, die von Umkehr dis­pen­siert. Aber die Sakra­men­te sind auch kei­ne Beloh­nung für Wohl­ver­hal­ten und für eine Eli­te, wel­che die aus­schließt, die der Sakra­men­te am mei­sten bedürfen.“

„Wenn ein geschie­de­ner Wie­der­ver­hei­ra­te­ter bereut, dass er in erster Ehe ver­sagt hat, wenn er sich nach Kräf­ten müh­te, die zwei­te zivi­le Ehe aus dem Glau­ben zu leben, kön­nen wir ihm dann das Sakra­ment der Buße und die Kom­mu­ni­on verweigern?“

„Angst hat nichts Christ­li­ches. Wir glau­ben ja auch an die Ver­ge­bung der Sün­den. An die Mög­lich­keit, neu anzufangen.“

Kardinal Marx und Kardinal Schönborn „begeistert“ von Kasper-Rede

Mün­chens Erz­bi­schof, Kar­di­nal Marx zeig­te sich nach der Rede Kas­pers begei­stert. Die Rede sei die „Over­tü­re“ zu einer Dis­kus­si­on, die so schnell nicht enden wer­de. Kar­di­nal Marx war es, der Glau­bens­prä­fekt Mül­ler öffent­lich, bis­sig geta­delt hat­te, als die­ser an die katho­li­sche Leh­re erin­ner­te. Laut der die Unauf­lös­lich­keit der Ehe und damit auch die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zur Kom­mu­ni­on unmög­lich ist.

„Beein­druckt“ gab sich auch Wiens Erz­bi­schof, Kar­di­nal Schön­born. In der aktu­el­len Aus­ga­be der Wie­ner Kir­chen­zei­tung bezeich­net er Kas­pers Refe­rat als „blen­dend for­mu­liert“ und „her­vor­ra­gend“. Es gehe dar­um zu „son­die­ren, wo die Fami­li­en der Schuh drückt“, so Kar­di­nal Schön­born. Genau das aber, hat Kar­di­nal Kas­per mit sei­ner Ein­schrän­kung der Gesamt­fra­ge „Fami­lie“ auf ein ein­zi­ges The­ma, das zudem vor allem nur den Westen betrifft, gera­de nicht getan.

Strategische Planung und Wahlkapitulation

Es ver­dich­ten sich die Zei­chen, die zumin­dest den Ein­druck ent­ste­hen las­sen, als erfol­ge alles nach einer stra­te­gi­schen Pla­nung. Als sei die Ein­be­ru­fung der Bischofs­syn­ode, der Fra­ge­bo­gen an die Bischö­fe und nun das Kon­si­sto­ri­um Teil eines Eti­ket­ten­schwin­dels. Es steht „Fami­lie“ dar­auf, aber es geht von Anfang an um die Aus­he­be­lung der katho­li­schen Ehe­leh­re zugun­sten einer bestimm­ten Grup­pe, der wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen. Bereits am 29. Juni 2013 sprach Papst Fran­zis­kus von der Bischofs­syn­ode, am 8. Okto­ber 2013 berief er für Okto­ber 2014 die außer­or­dent­li­che Bischofs­syn­ode zum The­ma „Fami­li­en­pa­sto­ral“ ein. Die inzwi­schen von ver­schie­de­ner Sei­te in Rom geäu­ßer­te Ver­mu­tung, das The­ma wie­der­ver­hei­ra­te­te Geschie­de­ne sei Teil einer gehei­men Wahl­ka­pi­tu­la­ti­on Jor­ge Mario Berg­o­gli­os im Kon­kla­ve gewe­sen, bleibt vor­erst Spe­ku­la­ti­on. Ob er tat­säch­lich Ver­pflich­tun­gen gegen­über den wich­tig­sten Pro­mo­to­ren sei­ner Wahl ein­ge­gan­gen ist, kann nicht behaup­tet wer­den. Bekannt ist jeden­falls, daß Kar­di­nal Berg­o­glio nichts zuge­stimmt hät­te, was er nicht selbst teilt.

Exklusive Rolle Kaspers und seiner Meinung vom Papst verschafft

Bis­her schweigt sich der Papst zum „hei­ßen“ The­ma aus. Im Tor­ni­el­li-Inter­view vom ver­gan­ge­nen Dezem­ber sag­te er zu deut­schen Inter­pre­ta­tio­nen sei­nes Apo­sto­li­schen Schrei­bens Evan­ge­lii Gau­di­um, abschwä­chend, Zol­lit­sch habe gleich von „neu­en Wegen“ bei den wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen gespro­chen. Davon habe er, der Papst, aber gar nichts gesagt. Was er zum The­ma aber denkt, sag­te der Papst nicht. Nun schrieb er ein kur­zes Schrei­ben an „alle Fami­li­en“ der Welt zur Bischofs­syn­ode, ohne jedoch inhalt­lich etwas zu sagen. Auch nicht, obwohl er zu die­sem Zeit­punkt bereits Kar­di­nal Kas­per exklu­siv als ein­zi­gen Refe­ren­ten für das Kar­di­nals­kon­si­sto­ri­um beauf­tragt hat­te. Eine Beauf­tra­gung, die einer bestimm­ten Mei­nung eine über­durch­schnitt­li­che Bedeu­tung und Sicht­bar­keit ver­schafft. Vor den Kar­di­nä­len, aber auch in der Öffent­lich­keit. Eine Beauf­tra­gung, die den Geruch einer Vor­ent­schei­dung hat. Am 10. März wird Kas­pers Rede in voll­stän­di­gem Wort­laut vom Her­der Ver­lag ver­öf­fent­licht. Man darf Über­set­zun­gen in ande­re Spra­chen bereits anneh­men. Kas­pers Rich­tungs­vor­ga­be wird als ein­zi­ge direk­te Mei­nung aus dem Kar­di­nals­kol­le­gi­um in die Öffent­lich­keit hin­aus­ge­tra­gen. Die mehr als 70 Rede­bei­trä­ge ande­rer Kar­di­nä­le blei­ben unbe­kannt. Und dies, obwohl es, wie es in Rom heißt, „hit­zi­ge“ Reak­tio­nen auf Kas­pers Vor­stoß gab. Die Zeit ver­öf­fent­lich­te Aus­zü­ge für den deut­schen Sprach­raum. Ver­gleich­ba­re Medi­en­ka­li­ber wer­den bereits mor­gen in ande­ren Sprach­räu­men fol­gen. Der Boden wird berei­tet. Die Gefahr eines wirk­li­chen oder fak­ti­schen Schis­mas der deut­schen Kir­che ist damit vom Tisch. Ihre Inter­es­sen sind durch Kar­di­nal Kas­per in Rom ange­kom­men. Exklu­siv. „Deut­sche“ Wün­sche in Sachen wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ner sind auf dem besten Weg, sich durch­zu­set­zen. Papst Fran­zis­kus schweigt sich aus. Er berei­tet die Büh­ne, lie­fert die Cho­reo­gra­phie und insze­niert, ohne selbst inhalt­lich ein Wort zu sagen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Radio Cristianidad

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