Die Franziskaner der Immakulata und eine „nicht unbefleckte“ Kurie


Keine Barmherzigkeit für die Franziskaner der Immakulata(Rom) Das ist „die Zeit der Barm­her­zig­keit“, sag­te Papst Fran­zis­kus. Doch für die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta gibt es kei­ne Barm­her­zig­keit. Der Orden wird ohne Pro­zeß stand­recht­lich in sei­nen Fun­da­men­ten ange­grif­fen. Eine Zusam­men­fas­sung der jüng­sten Ereig­nis­se samt Über­blick über einen „unbe­fleck­ten“ Orden und eine nicht „unbe­fleck­te“ Kurie und die mathe­ma­tisch zwei­fel­haf­ten Zah­len­spie­le von Kar­di­nal Joao Braz de Aviz, den Prä­fek­ten der Ordenskongregation.

Papst Franziskus: Die Kirche muß „eine Barmherzigkeit für alle finden“ – Für alle?

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Die Kir­che muß hin­aus­ge­hen, „die Ver­letz­ten zu pfle­gen“, sie muß „eine Barm­her­zig­keit für alle fin­den… nicht aber nur auf sie war­ten, son­dern sie suchen gehen! Das ist die Zeit der Barm­her­zig­keit“. Das sind die Wor­te von Papst Fran­zis­kus bei der impro­vi­sier­ten Pres­se­kon­fe­renz auf dem Rück­flug von Rio de Janei­ro nach Rom am 28. Juli 2013. „Ja, das ist ‚die Zeit der Barm­her­zig­keit‘ für die wirk­li­chen armen Armen, die die Armut für ihr Leben erwählt haben, um Chri­stus ähn­li­cher zu sein: die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta“, so die katho­li­sche Histo­ri­ke­rin Cri­sti­na Siccardi.

Am 31. Janu­ar hielt Kar­di­nal Joao Braz de Aviz, der Prä­fekt der Ordens­kon­gre­ga­ti­on eine Pres­se­kon­fe­renz. Dabei wur­den zwei kur­ze Noten an die Jour­na­li­sten ver­teilt, die zwei Orden betref­fen, die „bei­den hei­ße­sten Fäl­le der­zeit“, so der Vati­ka­nist San­dro Magi­ster: die Legio­nä­re Chri­sti und die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta.

Wie man zu einer „Mehrheit“ kommt, die alles legitimiert

Zu den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta heißt es lapi­dar: „Die kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta erfolg­te nach einer Apo­sto­li­schen Visi­ta­ti­on, wäh­rend der 74 Pro­zent der Ange­hö­ri­gen schrift­lich ein drin­gen­des Ein­grei­fen des Hei­li­gen Stuhls wünsch­ten, um die ordens­in­ter­nen Pro­ble­me zu lösen, indem sie ent­we­der ein außer­or­dent­li­ches Gene­ral­ka­pi­tel bean­trag­ten, dem ein Ver­tre­ter des Dik­aste­ri­ums vor­steht, oder die kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung des Insti­tuts durch den Hei­li­gen Stuhl“.

„Halt, halt“, schreibt dazu Magi­ster, da stim­me doch etwas nicht. Laut dem vom Vati­kan ver­öf­fent­lich­ten „Fra­ge­bo­gen“ hät­ten 39 Pro­zent der Brü­der geant­wor­tet, daß eigent­lich alles bestens sei. 61 Pro­zent beklag­ten, daß es Pro­ble­me gebe. Um wel­che es sich dabei han­del­te, ist nicht bekannt. 26 Pro­zent waren der Mei­nung, daß die bestehen­den Fra­gen ohne wei­te­res durch ein ordent­li­ches Kapi­tel gelöst wer­den kön­nen. Sie mein­ten also Fra­gen, wie sie in jedem Orden auf­tre­ten und durch die zustän­di­gen Gre­mi­en gelöst wer­den. In Sum­me erklär­ten damit 65 Pro­zent der Brü­der, daß im Orden alles nor­mal ver­lau­fe. Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on schrieb aber wei­ter, daß 74 Pro­zent ein außer­or­dent­li­ches Kapi­tel oder die kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung ver­langt hät­ten. „Wenn Mathe­ma­tik nicht eine Mei­nung ist“, dann stim­me in der Rech­nung der Ordens­kon­gre­ga­ti­on offen­sicht­lich etwas nicht. Selbst wenn mit der, dann aller­dings irre­füh­ren­den For­mu­lie­rung, gemeint sei, „daß 74 Pro­zent der 61 Pro­zent ein außer­or­dent­li­ches Kapi­tel oder eine kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung ver­langt hät­ten, dann wären es höch­stens 45 Pro­zent und alle­mal eine Min­der­heit, und selbst die­se woll­ten zu einem Gut­teil nur ein außer­or­dent­li­ches Kapi­tel“. Die Zahl jener, die eine kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung woll­ten, habe sich auf „deut­lich weni­ger als zehn Pro­zent“ belau­fen, wie Mes­sa in Lati­no bereits vor mehr als zwei Mona­ten schrieb. Kar­di­nal Braz de Aviz jon­glier­te offen­sicht­lich mit den Zah­len, die er den Jour­na­li­sten prä­sen­tier­te, um den dra­sti­schen Ein­griff der Ordens­kon­gre­ga­ti­on zu rechtfertigen.

Doch nicht genug damit. Kar­di­nal Braz de Aviz erklär­te auf der Pres­se­kon­fe­renz, die Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on sei auf „Wunsch von 21 Ange­hö­ri­gen des Ordens“ erfolgt. Ein­und­zwan­zig, fragt sich San­dro Magi­ster: „21 sind eine win­zi­ge Min­der­heit“. Die eigent­li­che Ein­ga­be mit dem Ansu­chen um Ein­grei­fen, die zur kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung führ­te, wur­de schließ­lich gar nur von fünf Brü­dern unterzeichnet.

Mehrheit der Brüder stellte Antrag auf neuen Orden – Bis heute keine Antwort

Die vom Prä­fek­ten der Ordens­kon­gre­ga­ti­on genann­ten Zah­len wer­den noch durch eine ganz ande­re Tat­sa­che wider­legt. Nach­dem der Kom­mis­sars-Sturm über den Orden los­ge­bro­chen war, der Ordens­grün­der unter Haus­ar­rest gestellt und die Zele­bra­ti­on des über­lie­fer­ten Ritus ver­bo­ten wur­de, stell­ten im Herbst 2013 240 Brü­der, das sind 60 Pro­zent, den Antrag an den Hei­li­gen Stuhl, einen neu­en, alt­ri­tu­el­len Orden unter dem Schutz der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei grün­den zu kön­nen. Laut Magi­sters Anga­ben sol­len sogar fast 70 Pro­zent den Antrag gestellt haben. Die Unter­zeich­ner haben ein ein­deu­ti­ges Bekennt­nis abge­ge­ben, daß sie mit Sicher­heit kei­ne kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung wol­len und auch nicht zu einem frü­he­ren Zeit­punkt woll­ten, und daß ihnen der über­lie­fer­te Ritus nicht „auf­ge­zwun­gen“ wor­den war.

Proskriptionsliste schafft ein „bedrücktes Klima“

Der Vati­kan gab bis heu­te kei­ne Ant­wort auf das Gesuch. Es wird ein­fach igno­riert. Dafür erhielt Kom­mis­sar Vol­pi eine Proskrip­ti­ons­li­ste in die Hand. Die Unter­zeich­ner des Ansu­chens wur­den aus allen Lei­tungs­äm­tern im Orden ent­fernt. Zu den neu­en Obe­ren wer­den nur Brü­der bestimmt, die den Antrag nicht unter­zeich­net haben. Die Reak­ti­on des Kom­mis­sars, anhand der Liste zu beloh­nen oder zu bestra­fen, ließ im Orden ein „bedrück­tes Kli­ma“ ent­ste­hen, so Pere­gri­nus Frater.

Ein Rückblick auf die Ursachen

Der Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ent­stand nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil, als in den bestehen­den Orden „libe­ra­li­siert“ und Dis­zi­plin­lo­sig­keit als neue „evan­ge­li­sche Befrei­ung“ gefei­ert wur­de. Die bei­den Ordens­grün­der gin­gen den ent­ge­gen­ge­setz­ten Weg. Sie nah­men die Auf­for­de­rung des Kon­zil an die Orden ernst, zu den Wur­zeln zurück­zu­keh­ren, zum Cha­ris­ma des Ordens­stif­ters. Was ande­re als Frei­brief ver­stan­den, das Bestehen­de über Bord zu wer­fen und zu moder­ni­sie­ren, führ­te Pater Manel­li und Pater Pel­let­tie­ri, zwei Mino­ri­ten, aus der neu­en Geschäf­tig­keit ihres Klo­sters hin­aus in die Ein­sam­keit und Stil­le der Kon­tem­pla­ti­on. Sie hat­ten kei­ne Absicht, einen neu­en Orden zu grün­den. Sie such­ten den geist­li­chen Weg für sich und ihr See­len­heil. Dar­aus her­aus began­nen sie ein Apo­sto­lat zu ent­fal­ten, das jun­ge Gläu­bi­ge wegen des Ern­stes und der Authen­ti­zi­tät anzog. Durch die Män­ner und Frau­en, die sich um sie zu scha­ren began­nen, ergab sich schließ­lich die Not­wen­dig­keit eines neu­en Ordens, der 1990 kano­nisch errich­tet wurde.

Unter Papst Bene­dikt XVI. kehr­ten die Franz­ska­ner der Imma­ku­la­ta ordens­in­tern zum über­lie­fer­ten Ritus zurück. Die Seel­sor­ge für die Gläu­bi­gen lei­ste­ten sie im Alten und im Neu­en Ritus. Dadurch wur­den ihnen immer neue Seel­sor­ge­or­te ange­bo­ten, allein in Ita­li­en 33. 30 davon wur­den vom Kom­mis­sar durch das Zele­bra­ti­ons­ver­bot im Alten Ritus und durch Auf­lö­sung von Klö­stern eli­mi­niert. Die Gläu­bi­gen wur­den sich selbst überlassen.

Am 1. Mai 2013 konn­te Ordens­grün­der und Gene­ral­mi­ni­ster Manel­li sei­nen 80. Geburts­tag bege­hen. Der Orden stand in höch­ster Blü­te. Wäh­rend ande­re Orden unter Nach­wuchs­man­gel lei­den, hat­ten die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta zahl­rei­che Beru­fun­gen. In vier Zwei­gen, je einem männ­li­chen und einem weib­li­chen mis­sio­na­ri­schen und kon­tem­pla­ti­ven Zweig zähl­te der Orden ins­ge­samt 800 Brü­der und Schwestern.

Blühender Orden und die Gründe dafür weckten Neid, Mißgunst und Abneigung

Im Juli des ver­gan­ge­nen Jah­res wur­de der Orden wie ein Blitz aus hei­te­rem Him­mel durch die Ordens­kon­gre­ga­ti­on unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt. Grün­de, was sich der Ordens­grün­der, die Ordens­lei­tung oder der Orden ins­ge­samt zuschul­de­kom­men habe las­sen, wur­den bis heu­te kei­ne genannt. Das Ver­bot wei­ter­hin im Alten Ritus zele­brie­ren zu dür­fen, ent­hüll­te jedoch die Stoß­rich­tung. Der blü­hen­de Orden weck­te den Neid ande­rer Orden und die bis­her ein­zig­ar­ti­ge Tat­sa­che, daß ein Orden des Neu­en Ritus zum Alten Ritus wech­sel­te, schien ein dop­pel­tes „Ärger­nis“ für man­che gewe­sen zu sein, das abge­würgt wer­den muß­te. Die Gefahr, daß auch ande­re Orden ernst­haf­te Ursa­chen­for­schung über die Grün­de ihres Nach­wuchs­man­gels anstel­len könn­ten und dem Vor­bild der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta in ihrer radi­ka­len Armut, Glau­bens­stren­ge und Ernst­haf­tig­keit fol­gen könn­ten, oder in einem wei­te­ren Schritt sogar den über­lie­fer­ten Ritus wie­der­ent­decken könn­ten, muß­te gebannt werden.

Papst Franziskus stimmte Bestrafung der Brüder zu – seither ignoriert er das Thema

Trotz der „Zeit der Barm­her­zig­keit“ schweigt Papst Fran­zis­kus bis­her zum tra­gi­schen Schick­sal der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, eines Ordens, der von Papst Bene­dikt XVI. beson­ders geschätzt wur­de. Trotz die­ses Schwei­gens, ken­nen inzwi­schen doch auch eini­ge Katho­li­ken im deut­schen Sprach­raum die leuch­ten­de Geschich­te der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, die für sich selbst spricht. Der Orden lebt in stren­ger fran­zis­ka­ni­scher Armut, er geht hin­aus, ist den Men­schen nahe und er ist mis­sio­na­risch. Obwohl dies genau den Vor­ga­ben und Wün­schen von Papst Fran­zis­kus ent­spricht, hat der Orden den „unsäg­li­chen“ Makel des Alten Ritus. Unter Bene­dikt XVI. hat­te die Ordens­kon­gre­ga­ti­on nicht gewagt, gegen den Orden vor­zu­ge­hen. Des­sen Abtritt und die Wahl von Papst Fran­zis­kus lie­ßen die Kon­gre­ga­ti­on ent­hemmt zuschlagen.

Aus­ge­rech­net die Erfolgs­ge­schich­te des Ordens wur­de ihm zum Ver­häng­nis. Die Radi­ka­li­tät der Welt­ent­sa­gung und die Treue zum Glau­ben lösten gegen­sätz­li­che Kräf­te aus. Einer­seits zog der Orden dadurch zahl­rei­che Beru­fun­gen an sowohl für den männ­li­chen als auch für den weib­li­chen Zweig. Ande­rer­seits wuch­sen gleich­zei­tig Neid und Eifer­süch­te­lei­en in ande­ren Orden, die sich im Nie­der­gang befinden.

Die Kirche ist für manche Mutter, für andere …

In sei­nem Inter­view mit dem bra­si­lia­ni­schen Fern­seh­sen­der Glo­bo am 28. Juli 2013 sprach Papst Fran­zis­kus von der Kir­che als „Mut­ter“. Und eine Mut­ter ist ihren „Kin­dern nahe“, es gebe kei­ne Mut­ter, die mit ihren Kin­dern nur aus der Fer­ne „kor­re­spon­diert“. „Wenn die Kir­che mit tau­send Din­gen beschäf­tigt ist, ver­nach­läs­sigt sie die­se Nähe, sie kom­mu­ni­ziert nur durch Doku­men­te, sie ist wie eine Mut­ter, die mit ihrem Kind nur brief­lich kommuniziert.“

„Offen­sicht­lich wird in der Kir­che mit zwei­er­lei Maß gemes­sen: Für eini­ge ist die Kir­che Mut­ter, für ande­re, die in der Sanft­mut und der Rein­heit des Her­zens leben, ist sie es nicht und kom­mu­ni­ziert mit ihnen nur mit­tels Doku­men­ten, oder Dekre­ten zur kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung“, so Cri­sti­na Siccardi.

Viel­leicht erscheint die Kir­che „als zu weit weg“, „viel­leicht als zu kalt, viel­leicht zu selbst­be­zo­gen, viel­leicht Gefan­ge­ne ihrer eige­nen stren­gen Spra­che“, sag­te Papst Fran­zis­kus in sei­ner Anspra­che an die bra­si­lia­ni­schen Bischö­fe am 27. Juli 2013. Nur zwei Wochen zuvor, am 11. Juli erließ die Ordens­kon­gre­ga­ti­on mit Zustim­mung des Pap­stes das Dekret gegen die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, ohne sie vor­her anzuhören.

Papst Fran­zis­kus frag­te die bra­si­lia­ni­schen Bischö­fe: „Ich möch­te, daß wir uns alle fra­gen, heu­te: Sind wir noch eine Kir­che, die imstan­de ist, die Her­zen zu erwär­men?“ Den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta „ist es gelun­gen die Her­zen zu erwär­men“, so Cri­sti­na Sic­car­di, „doch Kom­mis­sar Vol­pi leg­te mit der Axt Hand an sie“.

Vorbildhafter Orden wird zertrümmert

Mit der kom­mis­sa­ri­schen Ver­wal­tung der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta wur­de eine Wun­de auf­ge­ris­sen, die die­ses Pon­ti­fi­kat über­schat­tet. „Eine Wun­de, die auch nicht durch einen insze­nier­ten Pro­zeß geschlos­sen wer­den wird, der in Vor­be­rei­tung ist“, so Sic­car­di. Die Füh­rungs­ebe­ne des Ordens, jene Kräf­te, die das Cha­ris­ma des Ordens aus­mach­ten und die geist­li­chen Grund­la­gen gelegt haben, wur­den abge­setzt und auch geo­gra­phisch über die gan­ze Welt ins Exil ver­streut. „Nie­mand kann ernst­haft glau­ben, daß der Orden nach einem sol­chen äuße­ren und will­kür­li­chen Ein­griff noch der­sel­be bleibt“, so Siccardi.

Der Prä­fekt der Ordens­kon­gre­ga­ti­on und Urhe­ber des unsäg­li­chen Angriffs gegen einen der blü­hend­sten Orden der katho­li­schen Kir­che, Kar­di­nal Joao Braz de Aviz hol­te sich dafür die aus­drück­li­che Zustim­mung von Papst Fran­zis­kus. Damit beraub­te er den Orden jeder Rekurs­mög­lich­keit und damit jeder Mög­lich­keit sich gegen even­tu­el­le Anschul­di­gun­gen zu weh­ren. Doch Anschul­di­gung gibt es kei­ne, weil der Kampf gegen den Orden ein inner­kirch­li­cher Rich­tungs­streit ist. Die Ver­wei­ge­rung einer Rekurs­mög­lich­keit hängt auch damit zusam­men, daß dann die Apo­sto­li­sche Signa­tur mit dem Fall befaßt wor­den wäre. Prä­fekt der­sel­ben aber ist Kar­di­nal Ray­mond Leo Bur­ke, ein Freund der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta und ein Freund des über­lie­fer­ten Ritus. Kar­di­nal Bur­ke muß­te daher umgan­gen wer­den und das gelang durch die Zustim­mung von Papst Franziskus.

Die tendenziöse Visitation als Präludium, sobald der Papst es ermöglicht

Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on hat­te bereits zuvor mit der Ernen­nung von Msgr. Vito Ange­lo Todis­co zum Apo­sto­li­schen Visi­ta­tor eine par­tei­ische Ent­schei­dung getrof­fen, die eine ein­deu­ti­ge Stoß­rich­tung hat­te. Todis­co war in jun­gen Jah­ren selbst kurz bei den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta, dann aber aus­ge­tre­ten. Mehr­fach äußer­te er sich abschät­zig über die Stren­ge des Ordens. Zudem unter­hielt er freund­schaft­li­che Kon­tak­te mit der klei­nen Rebel­len­grup­pe im Orden. Sei­ne Ernen­nung belegt, daß die Ordens­kon­gre­ga­ti­on von Anfang an eine ein­sei­ti­ge, ableh­nen­de Hal­tung gegen­über dem Orden ein­nahm. Todis­co hät­te sei­ne Ernen­nung ableh­nen müs­sen. Wenn er es nicht tat, so ist das nur ein wei­te­rer Mosa­ik­stein in einer offen­sicht­lich lang­fri­stig geplan­ten Akti­on gegen den Orden, deren Exe­ku­ti­on aller­dings erst mit der Wahl von Papst Fran­zis­kus mög­lich wurde.

Das prä­po­ten­te und will­kür­li­che Vor­ge­hen von Kom­mis­sar Vol­pi gegen die Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta ist der leben­de Wider­spruch zu den zahl­rei­chen Auf­for­de­run­gen von Papst Fran­zis­kus zu Barm­her­zig­keit und Zärtlichkeit.

Der Papst, Pater Alfonso Bruno und die „Selbstbezogenheit“

Pater Alfon­so Bru­no, der inner­halb des Ordens mit der Ordens­kon­gre­ga­ti­on an dem Putsch mit­wirk­te und nun der neue star­ke Mann im Orden hin­ter dem Kom­mis­sar ist, hielt den Semi­na­ri­sten am ver­gan­ge­nen Sonn­tag eine 38minütige Anspra­che, um sie für sei­ne Linie zu gewin­nen. Dabei sag­te er wört­lich in einem wei­te­ren offen­sicht­li­chen Wider­spruch zu dem, was Papst Fran­zis­kus stän­dig for­dert: „Ent­schul­digt, wenn ich selbst­be­zo­gen bin“, wie Liber­tà  e Per­so­na berich­tet. Alfon­so Bru­no ver­lang­te von den Semi­na­ri­sten im Kom­mis­sar den „Ver­tre­ter Got­tes“ zu sehen, dem „über­na­tür­li­cher Gehor­sam“ geschul­det sei. Die fünf Rebel­len, die mit ihrer Ein­ga­be offi­zi­ell der Ordens­kon­gre­ga­ti­on den Auf­hän­ger zum Ein­schrei­ten lie­fer­ten, die Pater Alfon­so Bru­no unter­stützt, haben sich aller­dings nicht durch „über­na­tür­li­chen Gehor­sam gegen­über ihren Ordens­obe­ren und dem Ordens­grün­der und Gene­ral­mi­ni­ster Manel­li aus­ge­zeich­net, son­dern gegen die­sen intri­giert“, wie ein Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta, unter dem Pseud­onym Pere­gri­nus Fra­ter schreibt.

Die „grundlose“ kommissarische Verwaltung

Bei den Legio­nä­ren Chri­sti war von Anfang an offen gesagt wor­den, war­um Maß­nah­men gegen den Ordens­grün­der ergrif­fen und war­um der Orden unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt wur­de. Nichts der­glei­chen bei den Fran­zis­ka­nern der Imma­ku­la­ta. „Das Stein­chen weni­ger Brü­der, die sich unzu­frie­den an die Ordens­kon­gre­ga­ti­on wand­ten, löste einen Erd­rutsch aus, der eine der eif­rig­sten und jüng­sten Ordens­ge­mein­schaf­ten, die so reich an männ­li­chen und weib­li­chen Beru­fun­gen ist, die von außer­ge­wöhn­li­cher Recht­gläu­big­keit und bewun­derns­wer­tem Gehor­sam ist, zer­bricht, indem sie unwi­der­leg­bar nach dem Wil­len von Papst Fran­zis­kus bestraft wird, weil er die Hei­li­ge Mes­se im Alten Ritus nach den Bestim­mun­gen des Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Bene­dikt XVI. zele­brier­te, dar­an ändert auch nichts, daß nun am 31. Janu­ar die Ordens­kon­gre­ga­ti­on erklär­te, ‚die Sache mit dem Alten Ritus ist abso­lut nicht der Haupt­grund‘ für die kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung.“ Die Ordens­kon­gre­ga­ti­on sah sich bemü­ßigt, zu sagen, was angeb­lich nicht der „Haupt­grund“ gewe­sen sei. Bis­her wur­de jedoch weder von ihr noch von Kom­mis­sar Vol­pi weder ein „Haupt­grund“ noch über­haupt ein Grund für die­se dra­sti­sche, ordens­zer­schla­gen­de Maß­nah­me genannt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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