(Vatikan) Beim Kardinalskonsistorium am kommenden Donnerstag und Freitag steht die Familienpastoral zur Diskussion. Für Irritationen sorgt, daß Kardinal Walter Kasper einziger Referent sein wird. Unterdessen wirft Neo-Kardinal Baldisseri, der Sekretär der Bischofssynode, den Bischöfen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz „unkorrektes Verhalten“ vor und den Versuch, „Druck“ auf die Bischofssynode auszuüben. Und zwar in „einseitig progressistischem Sinn“ so Sandro Magister.
Am 20. und 21. Februar versammeln sich im Vatikan alle Kardinäle, einschließlich der von Papst Franziskus neuernannten Purpurträger, die ihr Kardinalsbirett am 22. Februar erhalten werden.
Es handelt sich um ein Konsistorium, eine Vollversammlung des Kardinalskollegiums, das von Papst Franziskus einberufen wurde, um mit Blick auf die Bischofssynode im Oktober über die Familienpastoral zu sprechen.
Irritationen: Kardinal Kasper einziger Referent bei Konsistorium
Als einziger offizieller Redner vor der Diskussion ist der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper vorgesehen. Ihm wurde es von Papst Franziskus anvertraut, das Thema Familienpastoral ausführlich und einführend darzulegen. Kardinal Kasper war von 2001 bis 2010 Vorsitzender des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Im Anschluß an Kaspers Vortrag beginnt die freie Aussprache. „Eine Debatte, die sich als sehr hitzig ankündigt, vor allem zur Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zum Kommunionempfang und zur eventuellen Übernahme durch die Katholische Kirche der orthodoxen kanonischen Praxis, die Zweit- und auch Drittehen erlaubt“, so der Vatikanist Sandro Magister.
Die Entscheidung, Kardinal Kasper als Referenten zu wählen, sorgt, so Magister, für einige Irritation unter jenen, für die die katholische Ehelehre nicht verhandelbar ist. Bereits als Bischof von Rottenburg-Stuttgart (1989–1999), aber auch jüngst wieder in einem Interview für das Wochenblatt Die Zeit sprach sich der deutsche Kardinal für die Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zum Kommunionempfang aus.
Das Schweigen über die Zurücksetzung von Patriarch Moraglia von Venedig
Am Samstag, dem Fest Petri Stuhlfeier wird Papst Franziskus die neuen Kardinäle kreieren und am Sonntag mit ihnen im Petersdom ein Pontifikalamt zelebrieren. Die neuen Kardinäle kommen vor allem aus der südlichen Hemisphäre. Dorthin will Papst Franziskus die Gewichtung im Kardinalskollegium verlagern. Unter den Erzbischofssitzen, die traditionell mit der Kardinalswürde verbunden sind, gingen mit Patriarch Moraglia von Venedig und Erzbischof Leonard von Brüssel zwei akzentuierte „Konservative“ leer aus. Italien hat acht Bischofssitze, die mit der Kardinalswürde verbunden sind und die hierarchisch genau gereiht sind. Venedig kommt an Rang gleich nach Mailand, jenen beiden Bischofssitzen, die zahlreiche Päpste stellten. Patriarch Moraglia gilt als Sirianer (Kardinal Siri von Genua) und Ratzingerianer. Als Patriarchenwappen wählte er jenes des heiligen Pius X. Seine Zurücksetzung durch Papst Franziskus löste jedoch weder Kritik noch Solidarität aus. Noch ganz anders vor wenigen Jahren, als der damalige Erzbischof von Florenz, ein Erzbischofssitz, der rangmäßig weiter hinten folgt, nicht sofort zum Kardinal erhoben wurde. Damals beklagte der Historiker Alberto Melloni, Leiter der progressiven Schule von Bologna noch, daß jener Ortskirche nicht „der Rang, der ihr zusteht“ zuerkannt wird.
Neo-Kardinal Baldisseri: Bischöfe des deutschen Sprachraums versuchen „Druck“ auszuüben
Am 24. und 25. Februar tagt schließlich das Generalsekretariat der Bischofssynode, das vom Neo-Kardinal Lorenzo Baldisseri geleitet wird. Es beginnt mit der Auswertung des Fragebogens, der allen Diözesanbischöfen mit Blick auf die kommende Bischofssynode zur Familienpastoral zugegangen ist.
Die Bischofskonferenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz haben mit „minutiös“ vorbereiteten Presseerklärungen, so Magister, gezielt begonnen, ihre Sicht der Dinge weltweit zu verbreiten. Eine Sicht, die „ganz einseitig im progressistischen Sinn“ ausgefallen ist, so Magister.
Kardinal Baldisseri kritisierte dieses Vorgehen des deutschen Blocks als „einseitige, nicht korrekte Initiative“. In einem Interview vom 11. Februar für die Tageszeitung „Quotidiano Nazionale“ ließ er seinem Ärger darüber freien Lauf, daß die Bischöfe der genannten Länder die Antworten veröffentlich haben. Eine Veröffentlichung, die vom Vatikan keineswegs autorisiert wurde. Die Bischöfe hätten, so Kardinal Baldisseri, ihre Antworten „vertraulich“ Rom zu übermitteln. Mehr noch. Der Kardinal sagte in dem Interview auch, daß das Vorgehen der bundesdeutschen, österreichischen und schweizerischen Bischöfen, ein Versuch sei, „Druck“ auf die Arbeit der Bischofssynode auszuüben.
Text: Settimo Cielo/Giuseppe Nardi
Bild: AsiaNews