Veränderungen in der päpstlichen Liturgie – ein Vergleich der Vesper des Ersten Adventssonntags


Vergleich der ersten Antiphon der päpstlichen Vesper: oben 2013 Italienisch, untern 2012 Latein(Vati­kan) Die lit­ur­gi­schen und vor allem kir­chen­mu­si­ka­li­schen The­men gewid­me­te Sei­te Can­tua­le Anto­nia­num stell­te einen Ver­gleich zwi­schen der päpst­li­chen Ves­per des Ersten Advents­sonn­tags 2013 mit jener des Vor­jah­res an. Aus den Zei­len klingt ein Bedau­ern und Bekla­gen bei sorg­fäl­ti­ger Ver­mei­dung von Kri­tik an Papst Fran­zis­kus und sei­ne lit­ur­gi­schen Ent­schei­dun­gen. Die Erste Ves­per des Ersten Advents­sonn­tags fei­ert der Papst im Peters­dom tra­di­tio­nell mit den Stu­den­ten der römi­schen Universitäten

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Liturgische Neuheiten von einem Jahr zum anderen

Es ist nur ein Jahr ver­gan­gen, seit dem ver­gan­ge­nen Advent, doch die lit­ur­gi­sche Linie im Peters­dom hat sich unleug­bar deut­lich geän­dert. Inzwi­schen ken­nen wir Papst Fran­zis­kus und haben gelernt, ihn für sei­ne frei­mü­ti­ge und spon­ta­ne Art und sei­ne direk­te Spra­che zu schät­zen. Es gibt aber kei­nen Zwei­fel, daß er die päpst­li­che Fei­er­lich­keit nach wie vor nur schwer erträgt und eine „reduk­tio­ni­sti­sche“ Linie bevorzugt.

Das Heft für die päpst­li­che Ves­per am Ersten Advents­sonn­tag 2013
Das Heft für die päpst­li­che Ves­per am Ersten Advents­sonn­tag 2012

Zurück­drän­gung des Latein, den­noch hält der eine oder ande­re Hym­nus noch stand und Zurück­drän­gung auch der ande­ren Volks­spra­chen, aus den gedruck­ten Hef­ten für die päpst­li­che Lit­ur­gie ist die eng­li­sche Über­set­zung ver­schwun­den, die Für­bit­ten wer­den nicht mehr von Men­schen aus ver­schie­de­nen Län­dern in ihren Mut­ter­spra­chen vor­ge­bracht. Die ita­lie­ni­sche Spra­che fei­ert einen uner­war­te­ten Sie­ges­zug auch bei inter­na­tio­na­len Anläs­sen wie der Ves­per mit den Stu­den­ten der römi­schen Uni­ver­si­tä­ten am ver­gan­ge­nen 30. Novem­ber. Und das, obwohl die­se Stu­den­ten­schaft, wie das Video zeigt, die Inter­na­tio­na­li­tät der Welt­kir­che wider­spie­gelt. Allein an den päpst­li­chen Uni­ver­si­tä­ten kom­men die Stu­den­ten aus fast allen Län­dern die­ser Erde. Der Bischof von Rom steht aller­dings nicht Rom, der ita­lie­ni­schen Haupt­stadt vor, son­dern Rom , dem „Haupt der Welt“, Caput mun­di.

Papst nicht Bischof der italienischen Hauptstadt, sondern des christlichen Roms, dem „Haupt der Welt“

Der Ver­gleich der bei­den Hef­te für die päpst­li­che Ves­per am Ersten Advents­sonn­tag von 2012 und 2013 zeigt, daß die latei­ni­schen Anti­pho­nen wei­chen muß­ten. Waren die latei­ni­schen Psal­men schon vor vie­len Jah­ren durch die ita­lie­ni­schen ver­drängt wor­den, wur­de zumin­dest bei den Anti­pho­nen an der Spra­che der Bibel und der Kir­che fest­ge­hal­ten. Nun aber ist alles ita­lie­nisch. Die Ände­rung der Spra­che zwingt zur Anpas­sung des ita­lie­ni­schen Tex­tes an die über­lie­fer­ten Melo­dien des Römi­schen Anti­phonars, was mehr oder weni­ger geglückt sein mag. Wenn aber nicht ein­mal mehr in Sankt Peter bei den päpst­li­chen Ves­pern, wo die gesun­ge­ne Lit­ur­gie von der Six­ti­ni­schen Kapel­le vor­ge­tra­gen wird, die ori­gi­na­len römi­schen Anti­pho­nen ver­wen­det wer­den, wo soll man sie dann über­haupt noch fin­den? Der Kum­mer über das Ver­schwin­den des gre­go­ria­ni­schen Respon­so­ri­um bleibt untröstlich.

Lei­der wis­sen wir, daß Papst Fran­zis­kus – nicht durch sei­ne Schuld – nicht singt. Was bereits für die fei­er­li­chen Hoch­äm­ter aus­ge­spro­chen pro­ble­ma­tisch ist, ist es erst recht für die gesun­ge­ne Ves­per. Nichts wür­de den Papst aller­dings dar­an hin­dern, künf­tig einen ande­ren Zele­bran­ten die Ves­per coram sum­mo Pon­ti­fi­ce lei­ten zu las­sen, wie es Papst Bene­dikt XVI. zum Bei­spiel bei der Ves­per nach dem Kart­häu­ser­ri­tus getan hat, und sich auf die Pre­digt und die Spen­dung des Segens zu beschränken.

Erzbischof Bergoglio von Buenos Aires als Ordinarius für die griechisch-katholischen Gläubigen bei einer Liturgie im byzantinischen RitusWahl der Meßgewänder

Was die Aus­wahl der Meß­ge­wän­der anbe­langt, hof­fen wir nach wie vor, daß er doch noch in Rom anlegt, was ihm die Päpst­li­che Sakri­stei sicher anbie­ten könn­te und auch sicher ger­ne anbie­ten wür­de. So wie er auch als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires kei­ne Pro­ble­me damit hat­te, die prunk­voll gear­bei­te­ten Gewän­der des byzan­ti­ni­schen Ritus anzu­le­gen, als er auch Ordi­na­ri­us der unier­ten grie­chi­schen Katho­li­ken der Ukrai­ne war, die über kei­nen eige­nen Bischof ver­füg­ten. (sie­he Bild).

Auch die Augen wol­len erfreut wer­den durch die Schön­heit des Gebets und der Gebets­hal­tung, so wie die Ohren durch die lit­ur­gi­schen Gesän­ge und der Geruchs­sinn durch den auf­stei­gen­den Weih­rauch. Vor allem aber tun wir alles zur Ver­herr­li­chung Got­tes und wer wür­de nicht das Schön­ste und Beste für das Ange­mes­sen­ste vor Gott hal­ten. Das gilt auch für die zeit­auf­wen­dig, müh­sam und mit größ­tem hand­werk­li­chem Kön­nen from­mer Men­schen, meist Ordens­frau­en her­ge­stell­ten Meß­ge­wän­der, und nicht die Mas­sen­wa­re mit Nähmaschine.

Auch die­se Zeit­lo­sig­keit ver­mit­teln­den Gewän­der erhe­ben den Geist und das alles, ohne auch nur einen Cent aus­zu­ge­ben, son­dern ein­fach nur indem man nützt, was in den gefüll­ten Sakri­ste­ischrän­ken des Vati­kans bereits vor­han­den ist. So wie es mit größ­ter Spar­sam­keit aber pracht­vol­ler Ent­fal­tung vor Gott, Papst Bene­dikt XVI. getan hat, indem er die Meß­ge­wän­der zahl­rei­cher ande­rer Päp­ste anleg­te und damit die Zeit­lo­sig­keit des Papst­tums, des Ober­sten Prie­sters betonte.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Can­tua­le Antonianum

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