Hasenhüttl sieht unter Papst Franziskus keine „ernsthafte Bewegung“ Richtung progressiver Forderungen


Ökumenischer Kirchentag Abendmahlsfeier(Ber­lin) Der sus­pen­dier­te Prie­ster, Theo­lo­ge und Kir­chen­kri­ti­ker Gott­hold Nathan Hasen­hüttl sieht unter Papst Fran­zis­kus kei­ne „ernst­haf­te Bewe­gung“ Rich­tung pro­gres­si­ver For­de­run­gen und führt als Bei­spiel dafür an, daß Fran­zi­kus „das Prie­ster­tum der Frau strikt ablehnt“. Dies sag­te Hasen­hüttl in einem Inter­view, das die Saar­brücker Zei­tung anläß­lich sei­nes 80. Geburts­ta­ges führte.

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Der ehe­ma­li­ge Pro­fes­sor für Syste­ma­ti­sche Theo­lo­gie an der Phi­lo­so­phi­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät des Saar­lan­des wur­de 2003 bekannt, als er am Ran­de des Öku­me­ni­schen Kir­chen­tags in Ber­lin eine Mes­se zele­brier­te, bei der er aus­drück­lich auch Pro­te­stan­ten und Nicht-Katho­li­ken zum Emp­fang der Hei­li­gen Eucha­ri­stie ein­lud und die er im aktu­el­len Inter­view als den „schön­sten Got­tes­dienst, den ich in mei­nem Leben gehal­ten habe“ bezeich­net. 2004 erfolg­te die Sus­pen­die­rung vom Prie­ster­tum durch den Vati­kan, 2006 der Ent­zug der Lehr­erlaub­nis durch den dama­li­gen Bischof von Trier Rein­hold Marx. 2010 trat Hasen­hüttl, der sich selbst für „durch und durch katho­lisch“ hält, aus der römisch-katho­li­schen Kir­che aus, seit­her füh­le er sich „viel iden­ti­scher als vor­her“, sag­te er der Saar­brücker Zei­tung. Stolz ist er dar­auf, daß er „immer wie­der Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten erlebt habe, von denen ich mei­ne, dass ich sie von einem katho­li­schen Kor­sett befreit habe.“

Hasenhüttel stolz darauf, seine Theologiestudenten vom „katholischen Korsett befreit“ zu haben

Hasen­hüttl gesteht dem neu­en Papst zwar zu, „sym­pa­thisch in sei­ner Art, wie er auf Men­schen zugeht“ zu sein. Aber er ver­mißt neben den „neu­en Impul­sen“, die der Papst gibt, die tat­säch­li­chen Refor­men: „man muss genau hin­se­hen, was er dann auch wirk­lich tut. Bis­her sind es weit­ge­hend Ankün­di­gun­gen.“ Beson­ders schlimm fin­det Hasen­hüttl, daß Fran­zis­kus die Enzy­kli­ka „Lumen Fidei“ sei­nes Vor­gän­gers Bene­dikt XVI. unter­schrie­ben habe: „Das ist eine ganz reak­tio­nä­re Enzy­kli­ka, die wie­der­holt, was die Theo­lo­gie im 19. Jahr­hun­dert gesagt hat.“

Auf die Fra­ge, wel­cher der sechs Päp­ste, die Hasen­hüttl seit sei­ner Prie­ster­wei­he 1959 erlebt hät­te, sei­nen „Anschau­un­gen am näch­sten“ kom­me, nennt er „ohne Zwei­fel“ Johan­nes XXIII.: „Er hat damals ja auch über­legt, ob er das Zöli­bat­ge­setz auf­he­ben soll“, will der supen­dier­te Prie­ster Wis­sen. Und wei­ter: „Da hat­ten wir alle, die wir beim 2. Vati­ka­ni­schen Kon­zil waren, gro­ße Hoff­nun­gen, dass in Hin­blick auf Offen­heit und neue Bewe­gun­gen etwas pas­siert. Johan­nes XXIII. hat die Fen­ster und Türen der Kir­che auf­ge­sto­ßen. Aber die Päp­ste danach haben ein Fen­ster nach dem ande­ren nicht nur geschlos­sen, son­dern zum Teil sogar zuge­mau­ert. Auf die­se Wei­se haben sich die reak­tio­nä­ren Kräf­te in der Kir­che durchgesetzt.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Rora­te Caeli

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1 Kommentar

  1. „Auf die Fra­ge, wel­cher der sechs Päp­ste, die Hasen­hüttl seit sei­ner Prie­ster­wei­he 1959 erlebt hät­te, sei­nen „Anschau­un­gen am näch­sten“ kom­me, nennt er „ohne Zwei­fel“ Johan­nes XXIII.:“
    Also wenn Hasen­hüttl mich loben wür­de hät­te ich ein sehr gro­ßes Glau­bens­pro­blem. Ich wür­de mich stän­dig fra­gen.“ Was habe ich aus mei­nem Leben vor Chri­stus gemacht das der mich stän­dig lobt?“
    Das wäre existenzgefährdent.
    Per Mari­am ad Christum.

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