Gänswein: „Vielen“ Papst-Begeisterten „wird Jubel im Hals steckenbleiben“ – Wer interpretiert Franziskus richtig?


Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch kritisieren deutsche Kirchenrebellen scharf(Köln/​Rom) Das Inter­view von Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein erscheint erst in der Janu­ar-Aus­ga­be von „Cice­ro“. Es wur­de bereits über eini­ge vor­ab bekannt­ge­wor­de­ne Aus­sa­gen berich­tet. Auch der Vati­ka­nist Matteo Mat­zuzzi von „Il Foglio“ kom­men­tier­te die Gäns­wein-Wort­mel­dung. Mit den von Papst Fran­zis­kus Begei­ster­ten, denen „der Jubel im Hals stecken­blei­ben“ wird, meint der deut­sche Kuri­en­erz­bi­schof und seit 2005 per­sön­li­che Sekre­tär von Bene­dikt XVI., die immer viru­len­ter wer­den­den Kir­chen­re­bel­len in deut­schen Sprach­raum. Sie wer­den ent­täuscht blei­ben, so Gäns­wein, weil sie sich fal­sche Hoff­nun­gen machen. Weder Erz­bi­schof Gäns­wein noch der Arti­kel gehen aller­dings auf die Fra­ge ein, in wie­weit Papst Fran­zis­kus mit sei­ner unor­tho­do­xen „pasto­ra­len“ Art dem Rebel­len­tum Vor­schub gelei­stet haben könn­te. Schließ­lich berief sich nicht nur der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Erz­bi­schof Robert Zol­lit­sch, auf den Papst. Wer inter­pre­tiert Papst Fran­zis­kus also rich­tig? War­um ist es über­haupt mög­lich, daß sich wider­spre­chen­de Posi­tio­nen auf ihn beru­fen kön­nen? Im Tor­ni­el­li-Inter­view, auf das Mat­zuzzi ver­weist, bremst Papst Fran­zis­kus tat­säch­lich die Inter­pre­ta­ti­ons­wut der deut­schen Rebel­len­front. Es ist den­noch nur eine halb­her­zi­ge Kor­rek­tur, da der Papst inhalt­lich zur Fra­ge der wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen nicht Stel­lung nimmt. Damit bleibt die Fra­ge offen und beläßt wei­ter­hin bei­den Sei­ten Aus­le­gungs­spiel­raum. Die Hal­tung des Pap­stes bleibt durch Zwei­deu­tig­kei­ten, theo­lo­gisch man­gel­haf­te Prä­zi­si­on sowie einer wider­sprüch­li­chen Ent­ge­gen­set­zung zwi­schen Leh­re und Seel­sor­ge ambi­va­lent und damit Haupt­nähr­quel­le des neu auf­flam­men­den Rebel­len­tums, das unter Bene­dikt XVI. schon fast erstickt war.
Gäns­weins Stel­lung­nah­me ist zusam­men mit Aus­sa­gen von Kar­di­nal Kurt Koch jeden­falls ein Signal dafür, daß sich im deut­schen Sprach­raum der Wider­stand gegen die Rebel­len­par­tei organisiert.

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Der Präfekt von Franziskus und Sekretär von BXVI erhebt seine Stimme in Deutschland

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von Matteo Matzuzzi

„Vie­le von jenen, die sich von Fran­zis­kus begei­stert zeig­ten, wird der Jubel im Hals stecken­blei­ben“. Das sind har­te Wor­te, die Msgr. Georg Gäns­wein, der Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses und Sekre­tär des eme­ri­tier­ten Pap­stes Bene­dikt XVI. in einem in der Janu­ar-Aus­ga­be der renom­mier­ten deut­schen Kul­tur­zeit­schrift Cice­ro ver­öf­fent­lich­ten Bei­trag äußert. Er blickt dabei auf die Lage der Kir­che in Deutsch­land, wo ein beacht­li­cher Teil gegen­über Rom For­de­run­gen nach schnel­len Refor­men und einem kla­rem Schritt­wech­sel erhebt. Eine Wen­de in der Fami­li­en­pa­sto­ral, was die Sakra­men­te betrifft, um erst ein­mal anzu­fan­gen. Es wird dabei nicht um die Kar­di­nä­lin­nen gehen: wer dar­an denkt, „lei­det ein biß­chen unter Kle­ri­ka­lis­mus“, hat­te Fran­zis­kus im am Drit­ten Advents­sonn­tag ver­öf­fent­lich­ten Tor­ni­el­li-Inter­view gesagt. Die Dis­kus­si­on könn­te jedoch bei den Dia­ko­nis­sen beginnen.

Gänswein bremst

Gäns­wein bremst jedoch: „Ich glau­be kaum, daß der Papst sich in sei­nem Pon­ti­fi­kat von gewis­sen deut­schen Initia­ti­ven drän­gen läßt“ und meint damit genau die Mög­lich­keit, Frau­en zum Dia­ko­nat zuzu­las­sen, eine Idee, die auch von rang­ho­hen Pur­pur­trä­gern wie Kar­di­nal Wal­ter Kas­per neu vor­ge­bracht wur­de. „Aus­ge­schlos­sen“, ant­wor­tet ihnen der per­sön­li­che Sekre­tär des eme­ri­tier­ten Papstes.

Wäh­rend der jüng­sten Früh­jahrs­voll­ver­samm­lung der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in Trier, erklär­te der ehe­ma­li­ge Vor­sit­zen­de des Päpst­li­chen Rats für die För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, daß es sei­ner Mei­nung nach mög­lich sei, die Figur des weib­li­chen Dia­kons ein­zu­füh­ren, der imstan­de ist, pasto­ra­le Funk­tio­nen und beson­de­re lit­ur­gi­sche Dien­ste wahr­zu­neh­men. Es gäbe kei­ne dog­ma­ti­schen Pro­ble­me, wie Kar­di­nal Kas­per anfüg­te: kei­ne Wei­he, es wür­de eine ein­fa­che Seg­nung genügen.

Falsche Hoffnungen

Gäns­wein zeigt sich erstaunt und sieht am Hori­zont kei­ne Ände­run­gen an die­ser Front, nicht ein­mal jetzt, da der Jesu­it Papst ist, der so vie­le Erwar­tun­gen in gro­ßen Tei­len des Wel­tepi­sko­pats geweckt hat, mit dem er sagt, „in Ver­trau­en und Har­mo­nie“ zusam­men­zu­ar­bei­ten. Der Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses übt schar­fe Kri­tik an „man­chen Kräf­ten, die den neu­en Papst für ihre eige­nen Inter­es­sen ver­ein­nah­men wol­len“. Kräf­te, die ent­täuscht blei­ben wer­den, so Gäns­wein. Es genü­ge ein Blick auf die Hand­rei­chung des Amtes für Fami­li­en­seel­sor­ge der Erz­diö­ze­se Frei­burg, in der die Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten ange­regt wird, an erster Stel­le die Wie­der­zu­las­sung zur Kom­mu­ni­on, im Namen der von Fran­zis­kus so oft genann­ten Barmherzigkeit.

Päpstliche Antwort auf Kardinal Marx?

Doch es ist der­sel­be Papst, der im Tor­ni­el­li-Inter­view prä­zi­sier­te: „Ich sprach von der Tau­fe und der Gemein­schaft, als geist­li­che Nah­rung um vor­wärts zu gehen, als Hilfs­mit­tel und nicht als Prä­mie. Eini­ge haben sofort an die Sakra­men­te für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen gedacht, aber ich bin nicht auf spe­zi­el­le Fäl­le ein­ge­gan­gen: ich woll­te nur einen Grund­satz aufzeigen.“
Eine indi­rek­te Ant­wort auch auf jene, ange­fan­gen bei Kar­di­nal Rein­hard Marx, Erz­bi­schof von Mün­chen-Frei­sing, die den Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Kuri­en­erz­bi­schof Ger­hard Lud­wig Mül­ler beschul­dig­ten, die Dis­kus­si­on über die Ehe­pa­sto­ral mit Blick auf die näch­ste Bischofs­syn­ode im Okto­ber 2014 an die Ket­ten legen und abwür­gen zu wollen.

Kardinal Koch: „Wille Jesu Christi“ entscheidend

Als absur­de Pole­mi­ken bezeich­ne­te sie vor weni­gen Tagen der Schwei­zer Kar­di­nal Kurt Koch in einem lan­gen Inter­view. „Denn Erz­bi­schof Mül­ler hat nichts ande­res getan, als die Leh­re der Kir­che in Erin­ne­rung zu rufen, und er hat erneut dar­auf ver­wie­sen, was Kar­di­nal Ratz­in­ger selbst als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zu die­sem Pro­blem­be­reich gesagt hat. Jede ernst­haf­te Aus­ein­an­der­set­zung mit die­sem Pro­blem kommt an die­ser Leh­re, die dem ein­deu­ti­gen Wil­len Jesu Chri­sti ent­spricht, nicht vor­bei.“ Eine heu­te üblich gewor­de­ne Ent­ge­gen­set­zung von Leh­re und Pasto­ral „kann nicht der Weg der Kir­che sein, da ein sol­cher Gegen­satz dem Wesen des Kir­che­seins wider­spricht. Neue Wege der Pasto­ral kön­nen nur im Licht der Wahr­heit der Glau­bens­leh­re gefun­den wer­den“, so Kar­di­nal Koch, der unter ande­rem der Nach­fol­ger von Kar­di­nal Kas­per als Vor­sit­zen­der des Päpst­li­chen Ein­heits­rats ist. Vor weni­gen Tagen traf er bei einem Besuch in Ruß­land mit dem Patri­ar­chen von Mos­kau Kyrill I. zusammen.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Wikicommons

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