Das „persönliche Bekenntnis“ von Papst Franziskus vor seiner Priesterweihe vor 44 Jahren


Pater Jorge Mario Bergoglio kurz nach seiner Priesterweihe(Bue­nos Aires) Papst Fran­zis­kus wur­de vor 44 Jah­ren am 13. Dezem­ber 1969 in Argen­ti­ni­en zum Prie­ster geweiht. Der damals 32jährige Jor­ge Mario Berg­o­glio emp­fing vier Tage vor sei­nem 33. Geburts­tag das Sakra­ment der Prie­ster­wei­he durch Erz­bi­schof Ramón José Castel­lano von Cor­do­ba (Argen­ti­ni­en). Weni­ge Tage vor sei­ner Wei­he ver­faß­te er ein per­sön­li­ches Glaubensbekenntnis.

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In die­sem „Bekennt­nis“ leg­te er nie­der, was er vor die­sem gro­ßen Schritt emp­fand. „Jor­ge Mario Berg­o­glio ‚bekennt‘ dem Herrn wor­an er wirk­lich glaubt“, so das Wochen­ma­ga­zin Tem­pi. Bekannt wur­de sei­ne „Con­fes­sio“ durch die katho­li­sche Jour­na­li­stin Ste­fa­nia Falas­ca. Falas­ca war von 1988 bis 2012 Redak­teu­rin des katho­li­schen Monats­ma­ga­zins 30Giorni und ist seit­her unter ande­rem für Avve­ni­re, die Tages­zei­tung der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, publi­zi­stisch tätig. Noch am Abend sei­ner Wahl wur­de sie am ver­gan­ge­nen 13. März gegen 22 Uhr von Papst Fran­zis­kus  ange­ru­fen. Sie und ihr Mann, die eini­ge Zeit aus beruf­li­chen Grün­den in Argen­ti­ni­en leb­ten, sind seit Jah­ren dem dama­li­gen Erz­bi­schof von Bue­nos Aires freund­schaft­lich ver­bun­den. Aus die­sem Grund ver­öf­fent­lich­te 30Giorni bereits mehr­fach über Jor­ge Mario Berg­o­glio, als er in Euro­pa noch weit­ge­hend unbe­kannt war.

Am Frei­tag ver­öf­fent­lich­te Falas­ca im Avve­ni­re die „Con­fes­sio“ Berg­o­gli­os von 1969. Bereits vor eini­gen Jah­ren hat­te ihr der heu­ti­ge Papst eine hand­schrift­li­che Kopie davon über­las­sen. Es han­delt sich um ein „per­sön­li­ches, 1969 ‚in einem Augen­blick gro­ßer spi­ri­tu­el­ler Inten­si­tät‘ kurz vor sei­ner Prie­ster­wei­he geschrie­be­nes Bekennt­nis von Pater Berg­o­glio; als er mei­nem Mann und mir eine per­sön­lich unter­schrie­be­ne Kopie über­ließ, sag­te er, daß er es heu­te wie damals unter­schreibt“, so Falas­ca. Im „Bekennt­nis“ erwähnt Berg­o­glio sei­nen Mit­bru­der, den Jesui­ten Duar­te, der ihm am 21. Sep­tem­ber jenes Jah­res die Beich­te abnahm.

Das „Bekennt­nis“ wur­de bereits 2010 ein erstes Mal in Argen­ti­ni­en von Ser­gio Rubin und Fran­ce­s­ca Ambro­get­ti in ihrem Buch El Jesui­ta (Der Jesu­it. Gesprä­che mit Kar­di­nal Jor­ge Berg­o­glio SJ) auf den Sei­ten 128–129 veröffentlicht.

Katho​li​sches​.info doku­men­tiert das „Bekennt­nis“ in eigen­stän­di­ger deut­scher Übersetzung:

„Confessio“ von Jorge Mario Bergoglio SJ, 1969

Ich will an Gott Vater glau­ben, der mich liebt wie einen Sohn, und an Jesus, den Herrn, der sei­nen Geist in mein Leben ein­ge­gos­sen hat, um mich zum Lächeln zu brin­gen und mich so in das Reich des ewi­gen Lebens zu führen.

Ich glau­be an mei­ne Geschich­te, die vom Anblick der Lie­be Got­tes durch­drun­gen wur­de und mich am Früh­lings­tag, den 21. Sep­tem­ber, zur Begeg­nung geführt hat, um mich ein­zu­la­den, ihm nachzufolgen.

Ich glau­be an mei­nen Schmerz, der unfrucht­bar ist wegen des Ego­is­mus, in den ich mich flüchte.

Ich glau­be an die Unzu­läng­lich­keit mei­ner See­le, die zu ver­schlin­gen ver­sucht, ohne zu geben… ohne zu geben.

Ich glau­be, daß die ande­ren gut sind, und daß ich sie ohne Furcht lie­ben soll, und ohne sie je zu ver­ra­ten, um für mich eine Sicher­heit zu suchen.

Ich glau­be an das Ordensleben.

Ich glau­be, daß ich viel lie­ben will.

Ich glau­be an den täg­li­chen, bren­nen­den Tod, den ich flie­he, der mich aber anlä­chelt und mich ein­lädt ihn anzunehmen.

Ich glau­be an die Geduld Got­tes, anneh­mend, gut wie eine Sommernacht.

Ich glau­be, daß Vater im Him­mel beim Herrn ist.

Ich glau­be, daß auch Pater Duar­te dort für mein Prie­ster­tum Für­spra­che hält.

Ich glau­be an Maria, mei­ne Mut­ter, die mich liebt und mich nie allein­las­sen wird. Und ich erwar­te die Über­ra­schung eines jeden Tages, in dem sich die Lie­be, die Kraft, der Ver­rat und die Sün­de zeigt, die mich bis zur end­gül­ti­gen Begeg­nung mit jenem wun­der­ba­ren Ant­litz beglei­ten wer­den, von dem ich nicht weiß, wie es ist, das sich dau­ernd flie­he, das ich aber ken­nen­ler­nen und lie­ben will.

Amen.

Text/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nardi
Bild: ACI Prensa

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