Venit Dei et Mariae Filius, atque veniet – Er kam, Gottes und Marien Sohn, und er wird kommen


wieskirche_deckenfreskovon Han­na Jüngling*

Anzei­ge

„Ubi venit ple­ni­tu­do tem­po­ris, misit Deus Fili­um suum, fac­tum ex mulie­re, fac­tum sub lege, ut eos, qui sub lege erant, redi­me­ret, ut adop­tio­nem fili­o­rum reci­per­e­mus.“ (Gal. 4, 4+5) 
(Als die Fül­le der Zei­ten gekom­men war, sand­te Gott Sei­nen Sohn, her­vor­ge­bracht aus der Frau, und dem Gesetz unter­stellt, damit er die, die unter dem Gesetz waren, zurück­ge­win­ne und wir die Adop­ti­on als Kin­der erlangen.)

Die Kir­che bekann­te seit jeher die vir­gini­tas in par­tu der Mut­ter­got­tes. Es han­delt sich um die Unver­sehrt­heit ihrer Jung­fräu­lich­keit auch bei der Geburt des Soh­nes. Der König der Köni­ge, der Ret­ter und Erlö­ser kam auf die Welt wie wir.
Mit einem Unter­schied, und dar­über hat die Kir­che höch­ste Glau­bens­ge­wiss­heit – Er allein wur­de näm­lich aus einer Jung­frau gebo­ren. Und das trifft auf kei­nen ande­ren Men­schen zu. Jung­fräu­lich­keit meint nicht nur unser land­läu­fi­ges Ver­ständ­nis, dass jemand „kei­nen Geschlechts­ver­kehr“ hat­te, son­dern im Zustand der qua­si „tota­len“ Jung­fräu­lich­keit, der völ­li­gen Unbe­rührt­heit durch einen andern Men­schen und durch unge­ord­ne­te Begier­den aller Art. In die­sem Zustand ist – außer Maria – kein ein­zi­ger Mensch auf Erden, auch wenn er vor­der­grün­dig jung­fräu­lich ist. Sie war und ist das, was wir ein­mal sein wer­den, wenn wir Sei­nen Wil­len in unse­rem Leben voll­kom­men gesche­hen las­sen. Die Kir­che hat daher stets, wenn auch mit gro­ßer Rede­scheu, ange­nom­men, dass die Jung­fräu­lich­keit Mari­ens durch die Schwan­ger­schaft und Geburt nicht in der Wei­se ver­letzt wur­de, wie wir Frau­en immer ver­letzt, ver­beult und besu­delt wer­den, wenn wir unter Schmer­zen gebä­ren, son­dern ganz und gar unver­sehrt blieb.
Unser König kam also wie wir ins Erden­le­ben, fac­tum ex mulie­re –  von der Frau gebo­ren. Von der Frau gebo­ren. Was kann ein Mensch Grö­ße­res ange­tra­gen bekom­men, als den Got­tes­sohn zu gebä­ren? Die Frau hat mit Maria die gro­ße Beru­fung, nicht mehr nur leib­li­ches, son­dern auch das geist­li­che Leben zu gebä­ren, zu pfle­gen und zu näh­ren. Dass die Frau die­se bevor­zug­te und gro­ße geist­li­che und infor­mell-apo­sto­li­sche Rol­le nicht mehr will und lie­ber die des­sen anstrebt, des­sen Mut­ter sie sein soll­te, bringt das geist­li­che Leben nahe­zu zum Erlö­schen. Nur weni­ge Men­schen fin­den so zum Glau­ben und vor allem schmel­zen die Prie­ster­be­ru­fun­gen weg. Schau­te aus vie­len Frau­en die Aller­se­lig­ste Jung­frau und Got­tes­mut­ter her­aus, wür­den die Prie­ster­be­ru­fun­gen sprung­haft ansteigen.
Das Dog­ma sagt uns, dass die hypo­sta­ti­sche Uni­on, die Ver­bin­dung der gött­li­chen und der mensch­li­chen Natur in der einen Per­son Jesu Chri­sti immer wei­ter gegen­wär­tig ist – im Him­mel zur Rech­ten Got­tes, des all­mäch­ti­gen Vaters. Und will Er nicht in allen Hei­li­gen Mes­sen der Welt zu uns ins Fleisch kom­men? Tut Er das nicht wei­ter­hin auf geheim­nis­vol­le Wei­se durch Sei­ne Mut­ter und all Ihre wah­ren Töch­ter? Wo sind die maria­ni­schen Apo­ste­l­in­nen, die Fiat! sagen, die für ihre leib­li­chen und geist­li­chen Kin­der prie­ster­li­che Mut­ter sind? Er, der rex regum, könn­te mit gro­ßer Freu­de bei uns einziehen!
Wo sind die maria­ni­schen Apo­ste­l­in­nen, die alles, was geschieht, in ihren Her­zen bewe­gen, die „das Bes­se­re“ erwäh­len, das ihnen und all ihren Kin­dern nicht mehr genom­men wer­den wird?
Wie soll der König in Sein Eigen­tum ein­zie­hen, wenn die Frau­en das Vor­bild Sei­ner lie­ben Mut­ter ver­sto­ßen und lie­ber so sein wol­len, wie die Zerr­bil­der des Mann­seins, die­se ver­kom­me­nen Män­ner, denen vor allem Maria und min­de­stens eine Frau auf Erden fehlt, die ihnen Maria vergegenwärtigt?
Wie soll der Erbe des Alls bei uns woh­nen und sich an sei­ner makel­lo­sen Braut, der schö­nen und rei­nen Kir­che erfreu­en, wenn der, der Papst genannt wird, kein Pro­blem mehr damit hat, in die­ser Braut ein „Feld­la­za­rett“ oder gar eine „ver­letz­te“ und „ver­beul­te“ und „beschmutz­te“ Frau zu sehen (EG 49), die lie­ber „auf die Stra­ßen“ hin­aus­geht, als zuerst den Dienst zu tun, der vor allen Dien­sten steht, näm­lich Ihn zu loben und zu prei­sen mit allen Engeln und Hei­li­gen, was für Fran­zis­kus aber nur mehr „eine Anhäu­fung fixer Ideen“ ist? Waren nicht Mari­as erste Wor­te auf ihren Auf­trag: Magni­fi­cat ani­ma mea Domi­num… Hoch­lobt mei­ne See­le den Herrn…?
Jor­ge Berg­o­glio schreibt dem­ge­gen­über in Evan­ge­lii Gau­di­um 49: „Bre­chen wir auf, gehen wir hin­aus, um al­len das Leben Jesu Chri­sti anzubieten!“
Als ob der aller­lieb­ste König der Köni­ge das nicht selbst tun wür­de, seit 2000 Jah­ren! Als ob die Kir­che nicht mit einer gro­ßen Schar von Hei­li­gen sich immer­zu von Ihm hät­te sen­den las­sen seit Sei­ner Him­mel­fahrt! Mit den Wor­ten Ite mis­sa est! („Seid gesen­det!“) wur­den die Gläu­bi­gen bis 1970 aus jeder Hei­li­gen Mes­se gesandt, um in Sei­nem Auf­trag immer aufs Neue – nein: nicht auf­zu­bre­chen! Wer in Bewe­gung ist, muss ja nicht auf­bre­chen! – den Advent, das erste ver­gan­ge­ne und das zwei­te zukünf­ti­ge Kom­men des Herrn anzu­kün­di­gen, seit 2000 Jah­ren, ohne zu wis­sen, wie lan­ge es noch geht, bis Er kommt. Wer sich gesen­det weiß, muss nicht mit gro­ßem Getö­se auch noch extra aufbrechen…
Seit 40 Jah­ren wer­den die Gläu­bi­gen aus der Hei­li­gen Mes­se ent­las­sen mit dem lan­des­sprach­li­chen „Gehet hin in Frie­den!“ – ohne Sen­dung. Die­sen Gruß am Ende mag jeder neh­men, wie er will. Und genau­so ist es auch: jeder nimmt das für sich in Anspruch, für sich und sein biss­chen Glück. Seit­her hat sich das Leben der makel­lo­sen Braut rasant eingetrübt.
Sind wirk­lich wir die, die sich anma­ßen dürf­ten, allen das Leben Jesu Chri­sti anzu­bie­ten? Welch ein Sakri­leg droht in die­ser For­mu­lie­rung! Die­se Wor­te sind nicht Sei­ne Stimme!
Er selbst hat sich allen als Ret­ter und Hei­land ange­bo­ten. Er kam ins Fleisch und ist immer noch Got­tes- und Mari­en­sohn. Nie­mand darf Ihn ein­fach an alle ver­tei­len nach Gut­dün­ken. Er ist der Herr. Stün­de es recht mit Jor­ge Berg­o­glio, dann hät­te er etwa so geschrieben:
„Bie­ten wir uns an, las­sen wir uns sen­den von Ihm, dem Herrn und König, dem Erret­ter und Erlö­ser, unse­rem süße­sten Bräu­ti­gam, las­sen wir uns von Ihm sen­den, wohin Er will. Lasst uns beten um den rech­ten Weg!“
Wenn Papst Fran­zis­kus, der zu Leb­zei­ten sei­nes Vor­gän­gers Bene­dikt XVI. im Vati­kan umgeht, die­se Bit­te nicht aus­spricht, will ich sie aus­spre­chen mit mei­ner schwa­chen Stim­me und mei­ne Leser instän­dig bit­ten, es mir nach­zu­tun, wenn sie ver­ste­hen, wor­um es mir geht:
Es geht mir um die Braut des gro­ßen Königs, der ab heu­te wie­der ein­zie­hen will und nicht durch­ge­las­sen wird von ihr selbst, die sich pun­kig gibt, ver­beult und vers­ab­bert und Feld­la­za­rett spie­len,  als Blin­de Blin­de füh­ren will.
Ich bin seh­ne mich danach, eine Braut Chri­sti zu sein und bit­te Ihn hier öffent­lich, mich von allen Beu­len und allem Schmutz zu rei­ni­gen, mei­ne Ver­let­zun­gen zu ver­bin­den und mich so weiß wie Schnee zu machen, egal, wie viel Mühe es mich kosten wird. Ich will Ihm, dem allei­ne Ehre gebührt, ange­mes­sen ent­ge­gen­tre­ten kön­nen. Und ich wün­sche mir instän­dig ande­re, die mit mir zie­hen, ande­re Män­ner und Frau­en, Ordens­leu­te, die noch gläu­big sind, Prie­ster, die immer mehr ver­schmel­zen mit Ihm und Bischö­fe … Die Fra­ge unse­rer Sen­dung wird sich in dem Augen­blick erüb­ri­gen, in dem wir so vor Ihm ste­hen, mit lee­ren Hän­den, in Erwar­tung des Herrn, der kom­men wird, und uns ganz gewiss nicht ohne Sen­dung und Auf­trag las­sen wird.
Wir sol­len nicht „auf­bre­chen“, son­dern uns sen­den las­sen! Er ist damals zu uns auf­ge­bro­chen und zurück­ge­gan­gen zu Sei­nem Vater, um uns aus die­ser Posi­ti­on zu sich zu zie­hen – nach oben. Der Hei­li­ge Vater Bene­dikt XVI. hat uns das hier in Deutsch­land als Ver­mächt­nis mit­ge­ge­ben. Ihm kön­nen wir unbe­sorgt gehorchen.
Doch zurück zum Aus­gangs­ge­dan­ken, der vir­gini­tas in par­tu. War­um ist das so wich­tig, hört man an vie­len Stel­len, es war ja kei­ner mit dem Video­ge­rät dabei! (sie­he Link abge­ru­fen am 1.12.2013)
Ein unglaub­lich dump­fes Gere­de, das muss hier gesagt werden.
Denn die sakri­le­gi­schen Sät­ze Jor­ge Berg­o­gli­os zei­gen uns doch, dass all die­se angeb­li­chen Haar­spal­te­rei­en wich­ti­ger sind, als wir es dachten.
Nein, die Kir­che wird nicht beschmutzt und nicht ver­beult in ihrer Sen­dung! Die mater eccle­siae, die Aller­se­lig­ste und jung­fräu­li­che Got­tes­mut­ter Maria, blieb unver­sehrt, unver­letzt, unver­beult und unbe­su­delt. Auch beim Gebä­ren. Vir­go in partu.
Nein, ich bestehe auf dem, was die Kir­che immer als siche­re Wahr­heit ver­kün­det hat, dass sie die hei­li­ge und makel­lo­se Braut Chri­sti ist. Dass sie zwar eine Kir­che der Sün­der ist, aber durch nichts, was sie im Rah­men ihrer von Ihm gestif­te­ten Sen­dung tut, ver­sehrt wer­den kann. Sie gebiert See­le um See­le neu und bleibt doch jungfräulich.
Davon zu unter­schei­den ist, dass in der Kir­che Sün­der sind und Din­ge tun, zu denen sie nicht gesandt sind und dadurch das Ant­litz der hei­li­gen Braut besu­deln. Unse­rem Bischof von Rom ist das lie­ber als eine hei­li­ge Braut, weil er nicht erkenn­bar danach fragt: „Wohin sol­len wir gehen, Herr?“ Hat er sich für eine Kir­che ent­schie­den, die bewusst unrein wer­den soll, die unter dem Deck­man­tel der „ande­ren Schwer­punkt­set­zung“ die Sün­de zur Wahr­heit erklä­ren will?
Je mehr unse­re Bischö­fe und Päp­ste ver­sa­gen, desto mehr ori­en­tie­ren wir uns an der rei­nen und makel­lo­sen Braut des Hei­li­gen Gei­stes, der Imma­cu­la­ta, die mit Leib und See­le im Him­mel ist und mit Ihm regiert. Hat Sie uns nicht seit eini­ger Zeit in eini­gen weni­gen, von der Kir­che aner­kann­ten und tief ein­drück­li­chen Sät­zen ange­kün­digt, dass Sein Kom­men nahe sein muss? Schau­en wir auf Sie, Ihr unbe­fleck­tes Herz und prei­sen wir Ihre Hin­ga­be! Eifern wir Ihr nach, um Ihn wür­dig zu emp­fan­gen, wenn Er kommt. Schüt­zen wir Ihn in uns, las­sen wir Ihn auf­kei­men in unse­ren Her­zen, kämp­fen wir mit aller Kraft den guten Kampf des Glau­bens, und der Rest tut sich von allei­ne wie beim Kin­der­krie­gen. Näh­ren wir Ihn in uns und mit Ihm alle Sei­ne Söh­ne und Töch­ter, die Er uns per­sön­lich zuord­net. Mehr ist nicht zu tun. In jeder Hei­li­gen Mes­se schenkt Er sich uns wie­der und legt sich uns ans Herz. Lasst Ihn uns in die Arme schlie­ßen und nie wie­der loslassen!
Er ist im Anrei­sen begrif­fen. Wie arm wäre die­ses Leben, wenn wir dar­auf nicht hofften.
Rei­nigt sich nicht jeder, der zur Hoch­zeit geht, noch ein­mal von Kopf bis Fuß, zieht ein makel­lo­ses wei­ßes Gewand an und ord­net sei­ne Haare?
Venit Dei et Mariae Fili­us atque veniet.
* Han­na Jüng­ling, frei­schaf­fen­de Musi­ke­rin, Schrift­stel­le­rin und Künstlerin

Text: Han­na Jüngling

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