(Vatikan) Sollte es keine weiteren, unerwarteten Verzögerungen geben, wird Kurienerzbischof Pietro Parolin am morgigen Samstag sein Amt als neuer Staatssekretär in vollem Umfang antreten.
Am 31. August war der bisherige Apostolische Nuntius für Venezuela von Papst Franziskus an die Spitze der Römischen Kurie berufen worden. Er folgt Tarcisio Kardinal Bertone nach, der bereits am 15. Oktober aus dem Amt geschieden ist. An jenem Tag sollte Erzbischof Parolin ursprünglich sein Amt antreten. Ein notwendig gewordener chirurgischer Eingriff verzögerte jedoch den Amtsantritt. Der Erzbischof wollte die Operation jedoch vor Aufnahme seiner neuen Aufgabe durchführen lassen, um später eine längere Abwesenheit im Amt zu vermeiden.
Der neue Staatssekretär wird wie Papst Franziskus im Gästehaus Domus SanctঠMarthঠsein neues Quartier aufschlagen. Das hat zunächst damit zu tun, daß die Wohnung des Staatssekretärs, direkt neben den Amtsräumen des Staatssekrtariats, derzeit noch von Kardinal Bertone bewohnt wird. Dessen neue Amtswohnung als Vorsitzender der Kardinalsaufsichtskommission der Vatikanbank IOR ist noch nicht fertig. Zum anderen scheint Papst Franziskus es zu wünschen, daß seine engsten Mitarbeiter auch in seiner Näher wohnen. Es ist daher nicht auszuschließen, daß auch für den Staatssekretär aus dem Provisorium ein Dauerzustand wird.
Erzbischof Parolin dürfte als Staatssekretär gemeinsam mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation auf der Liste der neu zu kreierenden Kardinäle ganz oben stehen. Für den 22. Februar 2014 hat Papst Franziskus das erste außerordentliche Konsistorium seines Pontifikats einberufen. Ein Vergleich mit den Staats- und Regierungsorganen anderer Staaten ist schwierig, erleichtert aber vielleicht das Verständnis. Das Amt des katholischen Staatssekretärs läßt sich mit dem eines Kanzlers oder Ministerpräsidenten vergleichen. Die „Minister“, die an der Römischen Kurie als Präfekten einer Kongregation oder als Präsidenten einem Päpstlichen Rat vorstehen, sind jedoch nicht dem Kanzler, sondern dem Papst, der auch Staatsoberhaupt ist, weisungsgebunden. Das Amt der Sekretäre an den römischen Dikasterien, entspricht dem des stellvertretenden „Ministers“ und damit dem, was in weltlichen Regierungen „Staatssekretär“ genannt wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider