(Warschau) Das Video eines nackten Mannes, der Sex mit einem lebensgroßen Kruzifix hat, läßt in Polen die Gemüter hochgehen. Zu der schamlosen und abstoßenden Gotteslästerung ist es in Warschau gekommen. Bei einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst wurde ein Video gezeigt, wie ein nackter Mann sich in sexuellen Windungen seine Geschlechtsorgane an einem lebensgroßen Kruzifix reibt und dabei den Gekreuzigten Herrn lüstern ableckt. Das Video rief umgehend empörte Reaktionen des Publikums hervor. Die Katholische Kirche legte scharfen Protest ein.
Sex mit dem Kreuz: Künstler will „religiöse Perversion“ aufzeigen
Pater Tadeusz Rydzyk, der Gründer und Programmdirektor von Radio Maria Polen sprach von einer “Beleidigung Gottes und Verschwendung durch die Regierung, die Geld für ein obszönes Werk hinausgeworfen hat“. Die Ausstellung wurde vom polnischen Kulturministerium finanziert. Pater Rydzyk kündigte eine Anzeige gegen den Künstler, die Kuratoren und das Ministerium an.
Gezeigt wurde der Film im Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Warschau. Geschaffen wurde er vom bekannten polnischen Künstler Jacek Markiewicz. Die Antwort des Künstlers auf die Kritik klingt vertraut und stereotyp. Er habe natürlich niemanden in seinen religiösen Gefühlen verletzen wollen. Die Idee zum Film sei entstanden, weil er „erschüttert“ gewesen sei, als er die Verehrung gesehen habe, die Katholiken dem Gekreuzigten entgegenbringen. Mit dem Tonfall moralischer Empörung erklärte Markiewicz, daß sein „Kunstwerk“ diese Form von „religiöser Perversion“ offenlegen wolle. Was ihn denn so „empört“ habe, wurde der Künstler gefragt. Seine Antwort: Die Art, wie die Katholiken in der Kirche das Kreuz berühren würden, das sei eine Form von „Versessenheit“. Jacek Markiewicz legte jedenfalls offen, kein Katholik zu sein und vom katholischen Glauben nicht die geringste Ahnung zu haben.
„Regierung will polnische Kultur im Eiltempo zerstören“ – Kuratoren schweigen
Überzeugen konnte er damit nicht. Die katholische Opposition wirft der liberalen Regierung vor, im „Eiltempo“ die polnische Kultur vernichten zu wollen, die das Zarentum, den Nationalsozialismus und den Kommunismus überlegt habe. Die aber offensichtlich den in der EU vorherrschenden „kapitalistischen Relativismus“ nicht überleben solle, so die Liga Polnischer Familien. Protest gegen das Video erhob auch Jaroslaw Kaczynski von der konservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Der Film stelle eine geschmacklose Beleidigung Gottes, der katholischen Religion und aller Gläubigen dar, so die Kritik.
Die Kuratoren schweigen zur Kritik, scheinen sich aber die Hände zu reiben wegen der internationalen Aufmerksamkeit, die der Skandal weckte. Gegenüber der Öffentlichkeit beschränken sie sich auf die Feststellung, daß die Werke des Künstlers von der Kritik sehr geschätzt werden. Eine „Kritik“, die mit Skandal und Beleidigung als wichtigem Bestandteil zeitgenössischen Kunstlebens kokettiert, umso mehr, wenn es gewinnbringend scheint, auf unwürdige Weise eine heilige Darstellung zu schänden und religiöse Gefühle angreifen zu können. Jüngst war eine weitere polnische Künstlerin mit ihren gotteslästerlichen „Kunstwerken“ in Stuttgart aufgefallen (siehe eigenen Bericht).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Zentrum für Zeitgenössische Kunst, Warschau