Vom katholischen Blogger „Cordialiter“ wurden bereits mehrere Kommentare veröffentlicht. „Ein geborener Optimist“ schrieb ein Leser. Tatsächlich zeichnet sich der Blogger durch seine unerschütterliche Zuversicht sowie durch unkonventionelle und originelle Ideen aus. Heute erklärt „Cordialiter“ seinen „Optismismus“ und fordert alle Katholiken auf, es ihm gleichzutun und sich von derselben Zuversicht tragen zu lassen.
Optimismus oder christliche Hoffnung?
Einige werfen mir vor, was den Kampf gegen den Modernismus betrifft, zu optimistisch zu sein. Hier geht es aber nicht darum, ob man Optimist oder Pessimist ist. Es geht darum, ob man Christ ist oder nicht. Wenn wir wirklich Jünger des göttlichen Erlösers sind, dann können wir nicht anders, als das zu glauben, was Er uns im Evangelium gesagt hat. Er hat uns die Verheißung gegeben, daß die Pforten der Hölle nie die Kirche überwinden werden. Und ich glaube Ihm. Das ist schon alles. Optimismus hat damit gar nichts zu tun. Es geht schlicht und einfach um Glauben verbunden mit christlicher Hoffnung.
Wenn ich also schreibe, daß die Katholische Tradition den Sieg bereits in der Hand hat, dann meine ich damit keine inhaltsleere Propaganda, wie sie Joseph Goebbels oder Ilja Ehrenburg betrieben, die für das Dritte Reich oder die Sowjetunion die Realität mystifizierten. Zwischen mir und ihnen gibt es einen abgrundtiefen Unterschied. Ihre unerschütterliche Sicherheit auf einen Endsieg der Ideologie gründete im Glauben an Adolf Hitler und Josef Stalin. Meine unerschütterliche Sicherheit, daß die Tradition über den Modernismus siegen wird, gründet auf dem Glauben an Jesus Christus, König der Könige und Schöpfer des Universums.
Die Zeichen der Erholung sind gegeben
Im übrigen genügt es, die Lage zu betrachten, um festzustellen, daß es in den vergangenen 10–15 Jahren offensichtliche Zeichen einer Erholung gibt. Die Zahl der Meßorte im überlieferten Ritus haben sich auf dem ganzen Erdkreis vermehrt. Die wöchentlich im Alten Ritus zelebrierten Meßopfer haben sich vervielfacht. Die Messe des Heiligen Pius V. wurde offiziell wieder anerkannt und in den Schoß der Kirche zurückgeführt, in dem sie sich fruchtbar im gläubigen Volk entfalten kann. An die 350 Bischöfe und Kardinäle haben in den vergangenen sechs Jahren die Heilige Messe im Alten Ritus zelebriert oder dieser beigewohnt. Bereits mehrfach wurde auch im Petersdom more antiquo zelebriert und das nicht still und an einem Seitenaltar, sondern öffentlich an einem päpstlichen Hochaltar. Viele junge Menschen werden durch die Sakralität des Alten Ritus angezogen, Klöster und Priesterseminare im Alten Ritus haben regen Zulauf, selbst neurituelle Klöster und Seminare haben der Alten Messe die Tore geöffnet. Ein junger Klerus entdeckt die wahre Berufung des sakramentalen Priestertums wieder und zieht sogar wieder die Soutane an. Pfarreien konnten von traditionsverbundenen Priestern und Gemeinschaften zurückgewonnen werden. Von neurituellen Orden aufgelassene Klöster wurden durch altrituelle Orden wiederbelebt. Die Tradition holt sich zurück, was die Modernisten preisgeben. Viele traditionsfreundliche Bücher sind in verschiedensten Sprachen erschienen und dies mit Erfolg. Viele Christen, die durch den Modernismus dabei waren, ihren Glauben zu verlieren, haben ihn wiedergefunden und die Schönheit des christlichen Lebens entdeckt ohne falsche Kompromisse mit der Welt.
Nicht Optimismus, sondern Realismus
Das sind Tatsachen, nicht bloßes Gerede. Der Optimismus hat damit nichts zu tun. Das ist purer Realismus. Natürlich sage ich keineswegs, daß alles zum Besten stehen würde. Wie könnte ich. Ich kann leider auch nicht berichten, daß der Modernismus endgültig besiegt werden konnte. Mir ist vollkommen bewußt, daß der geistliche Kampf noch in vollem Gange ist und, daß er noch lange dauern könnte. Wichtig ist es mir aber, in Erinnerung zu rufen, daß es ein langsames, aber kontinuierliches Vorrücken jener Bewegung gibt, die der katholischen Tradition, der Heiligen Liturgie und der unverkürzten Glaubenslehre verbunden ist. Jener Bewegung, die die Modernisten so hart bekämpft haben, die sie bedrängt und verdrängt haben, wo sie Möglichkeit dazu hatten und die sie noch heute, wo sie Macht haben, am liebsten austilgen würden. Da eine physische Vernichtung nicht möglich war und ist, haben die Modernisten zum Mittel der Ausgrenzung, Verleumdung und Diskreditierung gegriffen. Das tun sie auch heute noch gerne und daran erkennt man sie auch sofort. Modernisten sind Diskussionsverweigerer, arrogante Mini-Diktatoren und die gesamte Bewegung der Tradition wird von ihnen mit dem Stichwort „Piusbruderschaft“ zusammengefaßt, weil das für Modernisten so in etwa das Schlimmste schlechthin ist. Daß die Bewegung der Tradition eine breite, artikulierte und durch unterschiedliche Charismen und Apostolate ausdifferenzierte Bewegung mit zahlreichen Gemeinschaften von Priestern oder Laien, Orden, Gruppen, Verlagen, Organisationen, ist, entgeht Modernisten vollends, weil sie das überfordert.
Es ist nur eine Frage der Zeit und die altgewordenen modernistischen Truppen werden nicht mehr lange standhalten können. Sie verfügen kaum noch über Neuzugänge. Die Entchristlichung, die sie maßgeblich mit angestoßen und gefördert haben, raubt ihnen den Nachwuchs auf allen Ebenen. Sie vertrocknen, weil sie sich selbst das Wasser abgegraben haben und werden der Reihe nach zusperren müssen.
Rolle und Aufgabe des traditionsverbundenen Katholiken ist nicht das Jammern, sondern das Ärmel hochkrempeln
Nun kann man unter manchen Traditionalisten ein Jammern hören, das mich immer schon erstaunt hat. Damit meine ich nicht die berechtigte Analyse der Lage. Die ist legitim und notwendig, im Kleinen wie im Großen. Nein, ich meine ein Schlechtreden und eine Untergangsstimmung. Dazu besteht kein Anlaß. Den Tag und die Stunde kennen wir nicht. Wir haben aber die sichere Verheißung, wessen der Sieg sein wird. Wir haben unsere Pflicht zu tun, dem lebendigen, dreifaltigen Gott treu zu sein, Ihn in größter Ehrfurcht anzubeten, Seine Gebote zu achten und voll Hoffnung der Errettung durch Ihn zu harren und Ihn mit Zuversicht zu bekennen und zu verkünden und damit die Welt zu evangelisieren. Jeder an seinem Platz, nach seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die erste Aufgabe aber lautet für alle: Anbetung und Gebet.
Befreiung von zersetzender Tyrannis des Modernismus ist sicher
Damit haben wir einiges mit Seiner Hilfe zu tun. Es geht nicht um bequemes Ausruhen, auch nicht um Aussicht auf Ruhe nach dem Sieg über den Modernismus. Es werden andere Stürme folgen. Es geht aber um die Wahrheit und um unsere Aufgabe. Wir müssen uns nur als Werkzeug zur Verfügung stellen. Alles andere macht der Herr selbst. Bereit sein müssen wir und deshalb sollten wir schon die Ärmel hochkrempeln. Je weiter wir sie hochkrempeln, desto mehr beschleunigt Er den entscheidenden Schlag gegen den bereits dahinsiechenden und torkelnden Modernismus. Der Tag, an dem wir die Befreiung von der zersetzenden Tyrannis der „Synthese aller Häresien“ (Heilige Pius X.) feiern können, ist vielleicht näher als wir meinen und dies trotz allem. Aber selbst, wenn der Kampf sich noch lange hinziehen sollte, haben wir nichts zu befürchten, denn der Sieg, der gehört Gott allein. Non praevalebunt!
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Diözese Monreale