Vatikan im Visier der NSA? Kardinal Bergoglio seit dem Konklave 2005 überwacht


NSA hört mit und das weltweit, auch im Vatikan(Vati­kan) Laut dem Wochen­ma­ga­zin Pan­ora­ma, ver­gleich­bar dem deut­schen Maga­zin Focus, soll der ame­ri­ka­ni­sche Geheim­dienst NSA auch den Vati­kan aus­spio­niert, Tele­fon­ge­sprä­che mit­ge­hört und E‑Mails mit­ge­le­sen haben. Vati­kan­spre­cher Pater Lom­bar­di macht gute Mie­ne zum bösen Spiel.

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„Wir wis­sen nichts davon und vor allem haben wir dies­be­züg­lich kei­ne Sor­ge“. Mit die­sen Wor­ten ver­such­te Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di Mel­dun­gen her­un­ter­zu­spie­len, wonach die Natio­nal Secu­ri­ty Agen­cy der USA auch den Vati­kan syste­ma­tisch über­wacht. Auch gegen den Papst sei der gro­ße tech­ni­sche Lausch­an­griff zum Ein­satz gekom­men. Laut Pan­ora­ma gegen Bene­dikt XVI. und nun auch gegen Papst Fran­zis­kus. Wahr­schein­lich aber bereits gegen Johan­nes Paul II.

In Ita­li­en wur­den, wie offi­zi­ell bestä­tigt wur­de, zwi­schen dem 10. Dezem­ber 2012 und dem 8. Janu­ar 2013 46 Mil­lio­nen Tele­fon­ge­sprä­che zwi­schen den USA und Ita­li­en von der NSA mit­ge­schnit­ten. Dar­un­ter sei­en auch die Tele­fon­ge­sprä­che in und aus dem Vati­kan. Trotz des Demen­ti von Pater Lom­bar­di macht man sich im Vati­kan wenig Illu­sio­nen. Eigent­lich nie­mand geht davon aus, daß der Vati­kan von der flä­chen­decken­de Über­wa­chung aus­ge­nom­men wor­den sei. Die Gesprä­che krei­sen in die­sem Zusam­men­hang vor allem dar­um, ob die gan­zen Vor­be­rei­tun­gen zum Kon­kla­ve ab der Rück­tritts­an­kün­di­gung von Papst Bene­dikt XVI. auch mit­ge­hört wur­den. Nur mit­ge­hört? Der Über­gang vom pas­si­vem zum akti­ven Spie­ler ist bei Geheim­dien­sten flie­ßend. Laut USA ging es um die „natio­na­le Sicher­heit“ und die wird anhand der „natio­na­len Inter­es­sen“ und der jewei­li­gen ideo­lo­gi­schen Aus­rich­tung der Regie­rung in Washing­ton definiert.

Ita­lie­ni­sche Beob­ach­ter sind über­zeugt, daß die Über­wa­chung natür­lich nicht nur die Zeit­span­ne vom 10. Dezem­ber bis zum 8. Janu­ar umfaß­te, son­dern vor­her und nach­her und wohl auch jetzt gilt.

Laut Panor­ma sei unter den abge­hör­ten Objek­ten auch das Domus Inter­na­tio­na­lis Pao­lo VI., das zwei­te Gäste­haus des Vati­kans, in dem Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio meist wohn­te, wenn er in Rom war. Wie bereits aus den Wiki­leaks-Ver­öf­fent­li­chun­gen zum Vati­kan bekannt ist, wur­de Kar­di­nal Berg­o­glio min­de­stens seit dem Kon­kla­ve 2005 über­wacht, als er zum Gegen­kan­di­da­ten von Bene­dikt XVI. wurde.

Immer laut dem Pan­ora­ma-Bericht wur­den die ein- und aus­ge­hen­den Tele­fon­ge­sprä­che im Vati­kan, aber auch von abge­hör­ten Kar­di­nä­len und Bischö­fen außer­halb des Vati­kans von der NSA klas­si­fi­ziert und vier Kate­go­rien zuge­wie­sen: Lea­der­ship inten­ti­ons, Thre­ats to finan­cial system, For­eign Poli­cy Objec­ti­ves, Human Rights.

Unter ande­rem dürf­te auch die Beset­zung der Füh­rungs­spit­ze der Vatik­an­bank IOR das ame­ri­ka­ni­sche Inter­es­se geweckt haben. Weni­ge Tage nach­dem Papst Bene­dikt XVI. sei­nen Amts­ver­zicht bekannt­gab, ernann­te die zustän­di­ge Kar­di­nals­kom­mis­si­on für die Vatik­an­bank mit Zustim­mung des Pap­stes den deut­schen Ban­kier Ernst von Frey­berg zum neu­en Auf­sichts­rats­prä­si­den­ten. Nach dem Rück­tritt des Gene­ral­di­rek­tors übt von Frey­berg seit dem 1. Juli inte­rim auch die­ses Amt aus.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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