(Rom) Die traditionellen Fastenexerzitien für den Papst und die Römische Kurie werden 2014 erstmals nicht im Vatikan stattfinden, sondern außerhalb von Rom. Und noch eine Neuheit gibt es: Die Exerzitien werden erstmals nicht von einem Kardinal, sondern von einem Priester der Diözese Rom gehalten. Die Fastenexerzitien für die Römische Kurie finden immer in der ersten Woche der Fastenzeit statt. Der Papst persönlich wählt den Fastenprediger aus. Die letzten Fastenexerzitien unter Benedikt XVI. hielt 2013 Gianfranco Kardinal Ravasi.
Papst Franziskus „ist ein Jesuit und hat so entschieden“
Seit Paul VI. 1964 die Fastenexerzitien für die Römische Kurie einführte, fanden sie immer im Apostolischen Palast des Vatikans statt. Papst Franziskus macht es anders. Für fünf Tage entfernt er alle führenden Kurienmitglieder aus dem Vatikan und führt sie hinaus in einen einsamen Wald. Der stellvertretende Leiter des vatikanischen Presseamtes, Pater Ciro Benedettini, erklärte die Entscheidung des Papstes mit den Worten: „Die Jesuiten denken, daß geistliche Übungen an einem anderen Ort als dem Wohnort oder Arbeitsplatz abgehalten werden sollen. Und der Papst, der ein Jesuit ist, hat entschieden, es so zu machen.“
Abgeschiedenes Exerzitienhaus im südlichen Latium
Auch für die Römische Kurie wird erstmals dieses zentrale Element der Gesellschaft Jesu angewandt. Exerzitien und Meditation werden an einem abgelegenen, isolierten Ort stattfinden, der anders ist, als die gewohnte Umgebung. Ziel von Papst und Kurie werden in der ersten Fastenwoche das Exerzitienhaus Casa Divin Maestro von Ariccia sein. Das Haus wurde vom Seligen Giacomo Alberione gegründet und gehört zu dessen Ordensgemeinschaft Famiglia Paolina. Es zählt 124 Zimmer und liegt mitten im Wald Richtung Albaner See und damit nicht weit entfernt von Castel Gandolfo. Der Ort biete „optimale Bedingungen für Gebet, Nachdenken und Meditation“, heißt es auf der Internetseite des Hauses.
Der Papst wollte die Römische Kurie frühzeitig von seiner Entscheidung informieren. Die Einladungen an die Leiter der Dikasterien und ihre Stellvertreter wurden am 11. Oktober noch von Kardinalstaatssekretär Bertone unterzeichnet und bereits zugestellt. Die Teilnahme ist „bis zum 30. November“ zu bestätigen. Der neue Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin wird anders als ursprünglich geplant erst in einigen Wochen seinen Dienst antreten, da er sich einem chirurgischen Eingriff unterziehen mußte. Bis dahin leitet der Substitut Kurienerzbischof Becciu das Staatssekretariat und auch die Vorbereitungen für die Fastenexerzitien.
Von 9. bis 14. März 2014 wird der Vatikan verwaist sein, jedenfalls auf der Führungsebene. Einen solch systematischen und gleichzeitigen Abzug aller führenden Kurienvertreter aus Rom habe es noch nicht gegeben, heißt es im Vatikan.
Zweite Neuheit: Erstmals ist nicht ein Kardinal Fastenprediger, sondern ein Priester der Diözese Rom
Die zweite Neuheit der Fastenexerzitien 2014 wird sein, daß erstmals nicht ein Kardinal sie halten wird, sondern ein römischer Pfarrer. Papst Franziskus entschied sich für Msgr. Angelo De Donatis, den Pfarrer der Markuskirche am Kapitol. Der 59 Jahre alte De Donatis war bereits Spiritual des Päpstlichen Priesterseminars von Rom. Msgr. Seine Pfarrei umfaßt zwar mit dem Kapitol und dem Forum Romanum weltberühmte archäologische Stätten und Orte der Kunst und Kultur, dennoch unterscheidet sie sich von den meisten Pfarreien. Sie gehört nicht zu den Hauptaufgaben des Priesters und zählt gerade einmal 90 Seelen. Mittelpunkt der Tätigkeit von De Donatis ist ein geistliches Zentrum, wo „täglich für die Stadt Rom gebetet“ wird, Bibelseminare, Katechesen, geistliche Vorträge, Exerzitien für Laien, aber auch für Priester und Ehevorbereitunskurse stattfinden. An diesem Zentrum sind drei Gemeinschaften von Neokatechumenen aktiv, die sich auf Taufe und Firmung vorbereiten. Was ihm von Msgr. De Donatis berichtet wurde, scheint Papst Franziskus überzeugt zu haben, so daß er ihn zum ersten Fastenprediger seines Pontifikats ernannte.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Casa Divin Maestro/Parrochia San Marco in Campidoglio
Klar, man kann auch im Wald beten… Und ja, der Fastenprediger muss nicht unbedingt ein Kardinal sein, sondern ein Priester kann gewiss auch tiefe Gedanken formulieren. Aber die Begründung, der Papst sei ja schließlich Jesuit…. Also bitte, die Weltkirche ist nicht der Jesuiten-Orden und es ist auch nicht Aufgabe des Heiligen Vaters, die aktuelle Spiritualität seines Ordens zum Maßstab zu machen. Alles neu macht der Mai… aber einen ewigen Mai würde zumindest die Natur nicht vertragen. Der Mehrheit der deutschen Katholiken wird diese Neuerung gewiss gefallen, den seit neuester Zeit von franziskanischer Armut durchtränkten Medien zweifellos auch. Das ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber in der Tat lässt sich beim Heiligen Vater die Tendenz zu dem feststellen, was vor etwas mehr als 100 Jahren ein anderer Papst – vom Begriff her ein wenig unglücklich – Neuerungssucht nannte. Denn Sucht entschuldigt letztendlich das Tun als etwas Zwanghaftes. Hier aber geht es um freiwilliges Tun.
Ich finde das eine gute Idee – die geistlichen Übungen sind ja nicht etwas, was man nebenbei macht. Vielleicht bringen diese Tage auch einen Beitrag zur Teambildung der Beteiligten. Schön dass der Hl. Vater diese Erkenntnis mitbringt und einbringt.
Ach, lieber Lazarus, mit der sog.Teambildung ist das so eine Sache. Überall werden sie gebildet, aber nicht etwa, daß daraus ein Erkenntniszuwachs entstünde. In der Regel wird ein Team gebildet – warum sagen wir nicht eine Gruppe? – , weil keiner allein die Verantwortung übernehmen will. So kann es immer einer auf den anderen schieben. Feine Sache!
Ansonsten finde ich die Abgeschiedenheit für Exerzitien auch passend.
Wie nett in der Nachbarschaft der FSSPX
Ihr Beitrag enthält etliche Ungenauigkeiten. Im Vatikan gibt es Exerzitien als Institution seit 1929, die allerdings nicht jedes Jahr stattgefunden haben. Vor allem aber stimmt es nicht dass die Prediger immer Kardinäle gewesen seien. Nur in einigen Fällen war das so, andere Prediger sind dann später Kardinäle geworden (nähere Angaben s. http://chiesa.espresso.repubblica.it/articolo/1350417).