(Madrid) „Einige Aussagen des Papstes überraschen mich sehr. Woher mag er die Impulse dazu bekommen?“ Mit diesen Worten beginnt der spanische Kirchenhistoriker und katholische Blogger Francisco de la Cigoña seinen jüngsten Kommentar zu Aussagen des Papstes.
„Von Spanien hat er sie jedenfalls mit Sicherheit nicht. Es werden wohl argentinische Dinge sein, oder vielleicht aus anderen Ländern. Unter den Spaniern muß es jedenfalls Verwirrung stiften, wenn es zu den wichtigsten Sorgen des Papstes gehört, ob Priester schon die Kinder unverheirateter Mütter taufen, und daß sie nicht hinter dem Geld her sein sollen.“ Unter spanischen Priestern jedenfalls brauche sich der Papst zu ersterem überhaupt keine und zu zweiterem nur geringe Sorgen machen, so de la Cigoña.
Wenn schon müßte sich der Papst im Zusammenhang mit dem Klerus ganz andere Sorgen machen. In Spanien gebe es nämlich unter den Priestern „Konkubinisten, Homosexualisten, Unfreundliche, Diktatoren, Ketzer und Häretiker, Kommunisten, Ignoranten, ETA-Sympathisanten, Separatisten, Dümmere als Don Abbondio, alle nur vage getarnt…“ Das sei in Spanien wohl kaum anders, als an anderen Orten auch. Aber es sei ihm kein Fall bekannt, so de la Cigoña, wo in Spanien einer alleinstehenden Mutter, die ihr Kind taufen lassen wollte, die Taufe verweigert worden sei. „Und daß das irgendwo sonst in der Welt die Regel sein sollte, das weigere ich mich, zu glauben“, so der bekannte katholische Blogger.
Und was das Geld betreffe, „denke ich, daß es heute seltene Fälle sind“, aber einen seelsorglichen Dienst verweigere deshalb doch keiner. Manche Priester müßten mit sehr bescheidenen Mitteln auskommen und seien sicher froh, wenn sonst noch etwas eingeht. Aber es könne keine Rede davon sein, daß jemand ein Sakrament nur gegen Bezahlung spende, etwa eine Lossprechung in der Beichte, oder eine Hochzeit oder Taufe. Abgesehen davon, sei ein Obolus für den Traupriester die geringste Ausgabe bei den Kosten einer Hochzeit. „Ich habe aber Priester gesehen, die für bedürftige Familien die Beerdigung kostenlos gemacht haben und vielmehr gefragt haben, ob sie etwas brauchen“, so de la Cigoña.
De la Cigoña nimmt deshalb an, daß Papst Franziskus wahrscheinlich „eine argentinische Situation verallgemeinert“. Im Zusammenhang mit dem Geldvorwurf an die Priester irritiere in Spanien noch eine weitere Kritik des Papstes, der ermahnte, die Priester sollten nicht in Nobelkarossen herumfahren. Auch davon könne in Spanien keine Rede sein, schon gar nicht angesichts der Kilometer, die Priester Woche für Woche zurücklegen müßten. Ihm sei nur ein einziger Fall bekannt, und der wurde abgestellt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: La cigüeña de la torre