Quirico: „Islam ist totalitäre Kriegsreligion“ – „Kennen Sie gemäßigte Bolschewisten? Ebensowenig gibt es einen gemäßigten Islam“


Domenico Quirici es existiert kein gemäßigter Islam(Damas­kus) „Der Westen will nicht sehen, daß sie uns den Krieg erklärt haben. Einen mode­ra­ten Islam gibt es nicht. Syri­en ist der erste Bau­stein des Gro­ßen Kali­fats“. Der Jour­na­list Dome­ni­co Qui­ri­co, der am 8. Sep­tem­ber aus der Gei­sel­haft syri­scher Rebel­len frei­kam, fin­det ernüch­tern­de Wor­te zum Islam. Qui­ri­co war als Kriegs­be­richt­erstat­ter nach Syri­en ent­sandt wor­den. Im April wur­de er von isla­mi­schen Rebel­len ent­führt und fünf Mona­te lang fest­ge­hal­ten. Zur Lage im Nahen Osten und dem Islam gene­rell sag­te Qui­ri­co nun in einem aus­führ­li­chen Inter­view für Tem­pi: „Den Ara­bi­schen Früh­ling hat sich eine Isla­mi­sche Inter­na­tio­na­le unter den Nagel geris­sen, die das Gro­ße Kali­fat des 7. Jahr­hun­derts wie­der­errich­ten will.“

„Es ist der Westen, der nicht verstehen will, daß es keinen moderaten Islam gibt“

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Es sei der Westen, so Qui­ri­co, der „nicht ver­ste­hen will, daß es einen mode­ra­ten Islam nicht gibt, daß der Ara­bi­sche Früh­ling vor­bei ist und daß des­sen neue Pha­se im isla­mi­sti­schen und dschi­ha­di­sti­schen Pro­jekt die Errich­tung des gro­ßen isla­mi­schen Kali­fats ist.“ Es soll­te eigent­lich über­flüs­sig sein, erwäh­nen zu müs­sen, daß „das Haupt­hin­der­nis zu des­sen Errich­tung wir sind“, so der La Stam­pa-Kor­re­spon­dent.

Dome­ni­co Qui­ri­co ver­weist auf die isla­mi­sti­schen Angrif­fe in Syri­en, Paki­stan, Nige­ria, Ägyp­ten, Soma­lia, Kenia, der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Repu­blik und wei­te­ren Staa­ten und spricht von einer „Kriegs­er­klä­rung“ des Islam an den Westen. Der Jour­na­list kri­ti­siert die Hal­tung des Westens, der nicht sehe, weil er nicht sehen wol­le. Der Jour­na­list sieht es als sei­ne Auf­ga­be, dem Westen zu sagen, „was wir über­se­hen, weil es beque­mer ist, weg­zu­schau­en und so zu tun, als wür­de man nichts sehen“.

Der Westen wol­le nicht sehen, „daß es einen inter­na­tio­na­len Dschi­ha­dis­mus gibt, der dem Westen den Krieg erklärt hat, der mili­tä­risch geglie­dert ist und ein kla­res poli­ti­sches Pro­jekt ver­folgt, das in ver­schie­de­nen Tei­len der Erde gleich­zei­tig und syste­ma­tisch umge­setzt wird“.

„Das islamistische Projekt ist die Wiedererrichtung des Großen Kalifats“

Ziel des isla­mi­sti­schen Pro­jekts „ist die Wie­der­errich­tung des gro­ßen isla­mi­schen Kali­fats des 7. Jahr­hun­derts“. Das eigent­li­che Ziel sei jedoch die „mili­tä­ri­sche und poli­ti­sche Erobe­rung der Welt für den Islam“. Und die Euro­pä­er in Euro­pa, den USA und anders­wo sind heu­te wie damals das „Haupt­hin­der­nis“ für die Ver­wirk­li­chung die­ses Polit­pro­jekts des Islam.

Qui­ri­co unter­streicht, daß sich „die Ver­hält­nis­se geän­dert haben. Al-Qai­da ist heu­te „stär­ker denn je“, weil sie zu „einer Bewe­gung gewor­den ist, deren Spit­ze sie bil­det“. Sie ver­tre­te die radi­kal­ste poli­ti­sche Her­aus­for­de­rung des Westens, das mache sie attrak­tiv. „Der Arm von Al-Qai­da reicht in jedes isla­mi­sche Land hin­ein, aber auch in die mei­sten west­li­chen Staa­ten. Al-Qai­da ist schon mit­ten unter uns.“

Islamistenattentat gegen Kirche in Pakisten: 100 getötete Christen, zahlreiche VerletzteDas gel­te der­zeit vor allem für den Bal­kan und Spa­ni­en. Spa­ni­en wer­de als „altes mos­le­mi­sches Land betrach­tet, das zurück­zu­er­obern ist“. Das wer­de in aller Offen­heit gesagt. „Es geht nicht um nost­al­gi­sche Ver­schwö­rungs­ge­dan­ken, son­dern um ein prä­zi­ses poli­ti­sches Pro­jekt, das über Waf­fen, Krie­ger und Geld ver­fügt. Ein Kampf, der sich der­zeit auf Syri­en kon­zen­triert. Damas­kus hat im isla­mi­schen Den­ken einen beson­de­ren Stel­len­wert. Und der Dschi­had ist auf der Suche nach sei­nem Kern­land, von dem aus Schritt um Schritt die Errich­tung des Kali­fats vor­an­ge­trie­ben wer­den soll“, so Quirico.

Westen „schwach und brutal“ – US-Intervention in Syrien gäbe Al-Qaida was sie nicht hat: eine Luftwaffe

Der Jour­na­list bezeich­ne­te in einem Arti­kel nach sei­ner Frei­las­sung den Westen als „schwach und bru­tal“, weil „wir die Feig­heit, die uns seit Jahr­zehn­ten cha­rak­te­ri­siert, mit Momen­ten ver­meint­li­cher Ener­gie ver­tau­schen, wie beim fran­zö­sisch-bri­ti­schen Mili­tär­ein­satz in Liby­en. Wir blei­ben untä­tig wie erstarrt, wenn es poli­tisch not­wen­dig und intel­li­gent und ethisch ange­bracht wäre zu han­deln, und schla­gen mit selt­sa­mer Här­te zu, wo wir uns mehr scha­den als nüt­zen: Das wäre der Fall, wenn der völ­lig idio­ti­sche Plan von Oba­ma umge­setzt wird, die Armee von Assad zu bom­bar­die­ren. Damit wür­de der Westen Al-Qai­da auch noch die ein­zi­ge Sache geben, über die sie nicht ver­fügt: eine Luftwaffe.“

Für Qui­ri­co gehö­ren die Atten­ta­te in geo­gra­phisch auch weit ent­fern­ten Gebie­ten zu ein und dem­sel­ben poli­ti­schen Sze­na­rio. „Die neue Isla­mi­sche Inter­na­tio­na­le ist imstan­de, an ver­schie­de­nen Fron­ten gleich­zei­tig zu han­deln und sich mit gro­ßer Geschwin­dig­keit zu bewe­gen und neue Fron­ten zu eröffnen.“

„Westliche Führungsklasse schwankt gegenüber Islam zwischen Feigheit und völliger geistiger Umnebelung“

Dem Westen scheint dies alles zu ent­ge­hen, weil es für ihn „beque­mer ist, so zu tun, als wis­se er von nichts“, so Qui­ri­co. „Wür­den wir den Tat­sa­chen in die Augen schau­en und die Natur des Pro­blems erken­nen, müß­ten wir kon­kre­te Ent­schei­dun­gen tref­fen. Da in der poli­ti­schen Klas­se des Westens Feig­heit mit völ­li­ger gei­sti­ger Umne­be­lung abwech­seln, klam­mern wir uns wie Muscheln an den Fel­sen und leben von Illu­sio­nen, die sich für Tagun­gen und Fern­seh­sa­lons eignen.“

Eine Illu­si­on ist laut Qui­ri­co die Vor­stel­lung, daß der radi­ka­le Islam „nur von weni­gen Ver­rück­ten ver­tre­ten wer­de, die durch die Welt rei­sen, um ihren Wahn­sinn aus­zu­le­ben. Der Islam aber sei in Wirk­lich­keit tole­rant und bereit, Neue­run­gen anzu­neh­men. Dabei stützt man sich auf die Beob­ach­tung, daß auch Mos­lems west­li­che ‚Seg­nun­gen‘ wie Inter­net und Face­book nüt­zen, fühlt sich bestä­tigt und ist begei­stert. In Wirk­lich­keit wol­len wir nicht wahr­ha­ben, daß der mode­ra­te und gebil­de­te Islam, der uns so gefällt, nur von einer klei­nen Min­der­heit ver­tre­ten wird, die mit dem Westen ver­bun­den ist.“

Der Ara­bi­sche Früh­ling habe nichts mehr mit dem zu tun, was man sich anfangs im Westen erhoff­te. „Der Ara­bi­sche Früh­ling ist heu­te ein Pro­jekt zur Errich­tung des Kali­fats, und das auch durch die Schuld der west­li­chen Regie­run­gen, die zuerst die ara­bi­schen Dik­ta­tu­ren unter­stütz­ten, dann von der revo­lu­tio­nä­ren Bewe­gung über­rascht wur­den und eine geheu­chel­te 360-Grad-Dre­hung zu voll­zie­hen ver­such­ten. Die revo­lu­tio­nä­re Bewe­gung ist aber eine isla­mi­sti­sche Bewe­gung und das kaum getarnt. Es war der Westen, der sie in demo­kra­ti­schen Far­ben mal­te, weil sie ihm so bes­ser gefiel. Die Rea­li­tät ist eine ande­re und war immer eine andere.“

Assad mag sein, was er wol­le, aber er kann nie so schlimm sein, wie das, was kom­men wür­de. „Jede Form von Inter­ven­ti­on in Syri­en wäre poli­tisch wenig intel­li­gent. Noch kon­trol­liert Assad die ent­schei­den­den Punk­te. Eine Inter­ven­ti­on wür­de end­gül­tig das Blatt zugun­sten der Isla­mi­sten wenden.“

„Weiß, daß meine Aussage politisch nicht korrekt ist: Wir müssen aber Realität ins Auge schauen“

Er, Qurico, wis­se, daß sei­ne Aus­sa­ge, daß es kei­nen gemä­ßig­ten Islam gebe, poli­tisch nicht kor­rekt sei. „Wir wol­len an den mode­ra­ten Islam glau­ben. Ich habe alle ara­bi­schen Revo­lu­tio­nen seit 2011 bereist. In Paris habe ich vie­le Isla­mi­sten ken­nen­ge­lernt, die imstan­de sind ins Fern­se­hen zu gehen und Applaus zu gewin­nen, indem sie das Publi­kum emo­tio­nal zu bewe­gen wis­sen. Dann bin ich direkt in die Län­der gereist und muß­te fest­stel­len, daß die net­ten Debat­ten bei uns rei­ne Fas­sa­de sind. Die Rea­li­tät habe ich vor Ort gese­hen und die sieht ganz anders aus. Im Grun­de ist es wie mit dem Bol­sche­wis­mus. Haben Sie je einen gemä­ßig­ten Bol­sche­wi­sten getrof­fen? Nein, weil er von Natur aus nicht exi­stiert. So ist es auch mit dem Islam. Einen gemä­ßig­ten Islam kann es nicht geben, weil der Islam eine tota­li­tä­re Kriegs­re­li­gi­on ist. Und das müs­sen wir klar sagen. Der Islam ist durch die Krie­ge Moham­meds ent­stan­den. Krieg ist ein zen­tra­les Ele­ment sei­ner Exi­stenz. Wür­de er eine nor­ma­le Reli­gi­on, wäre er nicht mehr der Islam, son­dern etwas ganz anderes.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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