(Vatikan/Warschau) Neuer polnischer Botschafter beim Heiligen Stuhl ist Piotr Nowina-Konopka. Der ehemalige Mitarbeiter und Sprecher des Solidarnosc-Vorsitzenden Lech Walesa überbrachte am Montag Papst Franziskus sein Akkreditierungsschreiben.
Piotr Nowina-Konopka war von 1982 bis 1989 an der Seite Lech Walesas Solidarnosc-Sprecher und war an der Ausarbeitung des „Runden Tisch-Abkommens“ beteiligt, der das Ende der kommunistischen Herrschaft bedeutete. Geboren 1949 im oberschlesischen Königshütte (Chorzow) studierte Nowina-Konopka an der Universität Danzig Wirtschaftswissenschaften. Der neue Botschafter spricht neben Polnisch fünf weitere Sprachen darunter auch Deutsch.
Nach der Promotion war Nowina-Konopka von 1976 bis 1978 stellvertretender Leiter des Seeamtes Danzig, anschließend bis 1988 Assistenzprofessor am Institut für Welthandel der Universität Danzig. Ab 1988 hatte er einen Lehrstuhl für Katholische Soziallehre am Theologischen Institut von Danzig inne.
Von 1991–2001 war Nowina-Kanopka Abgeordneter zum polnischen Parlament für die sozialliberale Demokratischen Union von Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki, die 1994 in der linksliberalen Freiheitsunion (UW) aufging. 2001 schaffte die UW mit nur 3,1 Prozent nicht mehr Einzug in den Sejm. Auf europäischer Ebene gelang ihr 2004 der Sprung in das Europäische Parlament , wo sich die Partei kurzzeitig einen Namen für ihre bedingungslose EU-freundliche Haltung machte. Nach einem linken Bündnisversuch mit den Sozialdemokraten, der Nachfolgepartei der alten Kommunistischen Partei, verschwand die Partei in der Bedeutungslosigkeit.
1991 war Nowina-Konopka Mitbegründer der polnischen Niederlassung der Robert-Schuman-Stiftung. 1998–1999 war er zunächst Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten und dann Staatssekretär im Amt des polnischen Ministerpräsidenten. Also solcher war er faktisch polnischer Chefunterhändler bei den Verhandlungen für den EU-Beitritt Polens. 1999 erfolgte seine Ernennung zum Vize-Rektor des Europakollegs (College of Europe) mit Sitz in Natolin in Warschau, einer Kaderschmiede der Europäischen Union. Von 1999–2003 war er gleichzeitig auch Vize-Präsident der Association for Euro-Atlantic Cooperation. Ab 2005 arbeitete er als EU-Beobachter beim Georgischen Parlament, ab 2006 war er stellvertretender Direktor des Europäischen Zentrums für Parlamentarische Wissenschaft und Dokumentation (EZPWD), eines parlamentarischen Netzwerks der EU. Nowina-Konopka war für die Beziehungen der nationalen Parlamente mit dem Europäischen Parlament zuständig und seit 2010 für die Kontakte des Europäischen Parlaments mit dem amerikanischen Kongreß.
Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Polen sind seit dem Ende der kommunistischen Herrschaft eng und weitgehend ungetrübt. Am 17. Juli 1989 waren erstmals wieder seit dem Zweiten Weltkrieg offizielle diplomatische Beziehungen zwischen beiden Staaten aufgenommen worden. Die Besuche polnischer Staatspräsidenten und Ministerpräsidenten im Vatikan sind fester Bestandteil der polnischen Außenpolitik. In Polen sorgte vergangene eine vom Jüdischen Weltkongreß verbreitete, vom Vatikan dementierte Aussage von Papst Franziskus für Irritationen. Demnach habe der Papst gegenüber der Führungsspitze des Jüdischen Weltkongresses deren Ablehnung des polnischen Schächtverbots als Form des „neuen Antisemitismus“ und der Einschränkung der Religionsfreiheit geteilt und Kardinal Koch einen „Sonderauftrag“ dazu erteilt. Vatikansprecher Lombardi dementierte vor einer Woche einen besonderen „Auftrag“ an den Schweizer Kardinal. Ob das Thema beim Empfang des neuen polnischen Botschafters durch Papst Franziskus zur Sprache kam, ist nicht bekannt.
Papst Johannes Paul II. besuchte seine Heimat Polen sieben Mal zwischen 1979 und 2002. Seinem Wirken und dem des polnischen Volkes innerhalb des Ostblocks wird entscheidender Einfluß auf den Zusammenbruch der Sowjetherrschaft zugeschrieben. Benedikt XVI. reiste 2006 nach Polen. Papst Franziskus wird 2016 in das Land an der Weichsel kommen, um am Weltjugendtag in Krakau teilzunehmen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Denk ich an POMMERN UND SCHLESIEN…