Papst Franziskus empfing Jüdischen Weltkongreß – „Gute Christen müssen jüdische Tradition und Geschichte verstehen“


WJC-Präsident Ronald Lauder bei einer Begegnung mit Papst Franziskus noch als Mario Jorge Kardinal Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires(Vati­kan) Papst Fran­zis­kus emp­fing die Füh­rungs­spit­ze des Jüdi­schen Welt­kon­gres­ses (WJC) im Vati­kan. Ange­führt wur­de die Dele­ga­ti­on vom WJC-Vor­sit­zen­den Ronald Lau­der, der zudem der stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de des WJC Maram Stern für die euro­päi­schen Juden, WJC-Gene­ral­se­kre­tär Robert Sin­ger, der Vor­sit­zen­de des Latein­ame­ri­ka­ni­schen Jüdi­schen Kon­gres­ses (LAJC) Jack Ter­pins und der LAJC-Gene­ral­se­kre­tär Clau­dio Epel­man angehörten.
Die Audi­enz, die in „freund­schaft­li­cher Atmo­sphä­re“ statt­fand, so der Vati­kan in einer Erklä­rung, dau­er­te eine knap­pe hal­be Stun­de. Dabei ging es um die Bekräf­ti­gung des katho­lisch-jüdi­schen Dia­logs, um die Lage im Nahen Osten, beson­ders in Syri­en, wie es in der Erklä­rung des Hei­li­gen Stuhl heißt. Aber auch um Fra­gen der Juden in Euro­pa, wie Schächt- und Beschnei­dungs­ver­bo­te beson­ders in Polen. Die WJC-Ver­tre­ter hät­ten For­men „eines neu­en Anti­se­mi­tis­mus“ kri­ti­siert, wie der Jüdi­sche Welt­kon­greß in einer Pres­se­aus­sendung berichtete.

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Papst Fran­zis­kus sprach Glück­wün­sche zum jüdi­schen Neu­jahrs­fest Rosch ha-Sch­a­na auf Hebrä­isch aus, mit dem am Mitt­woch­abend das Jahr 5774 der jüdi­schen Zeit­rech­nung beginnt. Der Papst hat­te als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires gute, aber auch nicht unum­strit­te­ne Kon­tak­te zur jüdi­schen Gemein­schaft des latein­ame­ri­ka­ni­schen Lan­des unter­hal­ten (sie­he eige­nen Bericht).

Bereits am 24. Juni hat­te das neue katho­li­sche Kir­chen­ober­haupt WJC-Ver­tre­ter emp­fan­gen. Inter­na­tio­nal Jewish Com­mit­tee on Inter­re­li­gious Con­sul­ta­ti­ons (IJCIC). Damals sag­te Papst Fran­zis­kus: „In die­sen ersten Mona­ten mei­nes Amtes hat­te ich bereits Mög­lich­keit, illu­stre Per­sön­lich­kei­ten der jüdi­schen Welt zu tref­fen, den­noch ist das die erste Gele­gen­heit mit einer offi­zi­el­len Grup­pe von Ver­tre­tern jüdi­scher Orga­ni­sa­tio­nen und Gemein­schaf­ten zu spre­chen.“ Die Juden bezeich­ne­te der Papst als „älte­re Brü­der“. Wegen der gemein­sa­men Wur­zeln kön­ne ein Christ nicht Anti­se­mit sein, so Fran­zis­kus im Juni zur IJCIC-Dele­ga­ti­on, die von Law­rence Schiff­man ange­führt war. Der Dele­ga­ti­on gehör­ten zudem die WJC-Direk­to­rin für Nord­ame­ri­ka, Bet­ty Ehren­berg, Rab­bi Joel Mey­ers, Lei­ter der Ame­ri­ka­ni­schen Sek­ti­on des WJC an. Maram Stern gehör­te bereits der Dele­ga­ti­on von Juni an. Nun bekräf­tig­te Papst Fran­zis­kus sei­ne Aus­sa­ge vom Juni und ergänz­te sie um den Zusatz: „Um ein guter Christ zu sein, ist es not­wen­dig die jüdi­sche Tra­di­ti­on und Geschich­te zu verstehen“.

Das Juni-Tref­fen galt mehr der reli­giö­sen Ebe­ne und vor allem als Vor­be­rei­tung des Tref­fens von Papst Fran­zis­kus mit Ronald Lau­der, dem der­zeit welt­weit höch­sten Ver­tre­ter des Juden­tums. Lau­der fand im Anschluß an die Begeg­nung viel Lob für das neue katho­li­sche Kirchenoberhaupt.

Text. Giu­sep­pe Nardi

Bild: Con­gre­so Judai­co Latinoamericano

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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11 Kommentare

  1. „Gute Chri­sten müs­sen jüdi­sche Tra­di­ti­on und Geschich­te verstehen“
    Ahja, die katho­li­sche Tra­di­ti­on soll also am besten ganz ver­ges­sen wer­den, aber die jüdi­sche Tra­di­ti­on ist natür­lich gaanz gaanz wich­tig und muss von jedem ver­stan­den werden -.-

  2. Glück­wün­sche auf Hebrä­isch, Shake­hands in alle Rich­tun­gen, die Ver­wechs­lung von Par­ty­ge­schwätz oder Small­talk mit ech­ten Dia­lo­gen, die Ver­ken­nung des Men­schen, der von der Erb­sün­de schwer gezeich­net ist und nicht ein­fach mal kurz mit ein paar kom­mu­ni­ka­ti­ven Stra­te­gien den Frie­den her­stel­len kann.
    Wo man quas­selt, da lass dich ruhig nie­der. Mot­to: wer quas­selt wirft kei­ne Bomben…
    Nichts gegen gute Bezie­hun­gen zu den Juden oder sonst­wem – war­um aber sind F. die guten Bezie­hun­gen zum Bei­spiel zu den Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen in der RKK nicht nur unwich­tig, son­dern sogar ein Dorn im Auge?

    • Mit dem Rück­tritt Papst Bene­dikts sind die Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Katho­li­ken zu uner­wünsch­ten Per­so­nen gewor­den, ihr Aus­schluß wird sich nach und nach vollziehen.
      Bei die­sem Papst wird mir immer mulmiger !

    • „… war­um aber sind F. die guten Bezie­hun­gen zum Bei­spiel zu den Tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen in der RKK nicht nur unwich­tig, son­dern sogar ein Dorn im Auge?“

      Weil die­se ihn bei sei­nen ande­ren „Freun­den“ sehr unbe­liebt machen würden?

  3. „Gute Chri­sten müs­sen jüdi­sche Tra­di­ti­on und Geschich­te verstehen“

    Genau und das bis zu dem Zeit­punkt zu Chri­sti Geburt, denn da wird neue Geschich­te geschrieben.
    Mit sei­nem Wir­ken, dem Tod am Kreuz und sei­ner Auf­er­ste­hung trennt sich der Weg grundsätzlich.
    Die Juden woll­ten das Chri­sten­tum unbe­dingt unter­bin­den und ver­folg­ten und töte­ten Chri­sti Anhänger.
    Sau­lus ver­folg­te im Namen der Syn­ago­ge und wur­de als Pau­lus von den Juden an die Römer aus­ge­lie­fert und geköpft.
    Ich fin­de es heuch­le­risch und nicht auf­rich­tig wenn unse­re Kir­chen­füh­rer aus Feig­heit immer wie­der die Wahr­hei­ten unter den Tep­pich keh­ren und bewußt verschweigen.
    Das­sel­be gilt für die Mos­lems, die uns auch immer als Brü­der ver­kauft wer­den, wegen Abraham.
    Das ist alles ganz schön und gut, aber was ändert es ?
    Der Islam ist die größ­te Chri­sten­ver­nich­tungs­ma­schi­ne unse­rer Zeit !
    Das wird aber von unse­ren blin­den Füh­rern aus­ge­blen­det und verschwiegen.
    Sie sind die Blin­den, die ganz vie­le Blin­de füh­ren und fal­len alle in die Grube !
    Schlimm wenn sogar der Papst sich die­ses Appease­mant Geschwätz zuei­gen macht !

  4. Die jüdi­sche Tra­di­ti­on und Geschich­te ver­ste­hen sie ja inzwi­schen , nur zur katho­li­schen Geschich­te haben sie kei­nen Tra­di­ti­on und Bezug mehr, das Gefa­sel von Geschwi­ster­lich­keit und so wei­ter bekommt man ja dau­ernd zu hören, und alles ver­meint­lich Anti­se­mi­ti­sche hat man ja aus der katho­li­schen Reli­gi­on ent­fernt, es fragt sich nur ob noch etwas über­blieb was die ersten 1960 Jah­re das Katho­li­sche aus­mach­te. Aber es wird ohne­hin so getan und gere­det, als ob die Kir­che vor 1960 auf gei­stig abar­ti­gen Wegen gewe­sen wäre., ein­schließ­lich dem Hei­li­gen Geist als der drit­ten gött­li­chen Per­son zu Urpfingsten.

  5. „Gute Chri­sten müs­sen jüdi­sche Tra­di­ti­on und Geschich­te verstehen
    Vor allem, war­um hat Gott mit den Juden den Bund geschlos­sen, sie immer wie­der geret­tet und ihnen immer wie­der Stra­fe und Ver­ge­bung zuteil wer­den lassen?
    Das gesam­te alte Testa­ment han­delt doch von nichts ande­rem als genau die­ser Thematik.
    Gott führt das jüdi­sche Volk nur aus dem ein­zi­gen Grun­de und hat eine Engels­ge­duld mit ihnen damit sein Sohn , der Mes­si­as gebo­ren wird und die Welt ret­ten soll.
    Sie haben ihn nicht erkannt und getötet.
    Dar­aus jetzt Anti­se­mi­tis­mus abzu­lei­ten ist Blöd­sinn, es ist ein geschicht­li­ches Faktum.
    Genau das aber ist jüdi­sche Geschich­te und Tradition.
    Lie­ber hl. Vater ver­kürzt vekün­de­te Geschich­te ist FALSCHE Geschichte !

    • Bild­un­ter­schrift:
      „WJC-Prä­si­dent Ronald Lau­der bei einer Begeg­nung mit Papst Fran­zis­kus noch als Mario Jor­ge Kar­di­nal Berg­o­glio, Erz­bi­schof von Bue­nos Aires“
      Ich erschau­de­re über man­che Kommentare.

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