Ein Priester gründete Homo-Lobby Italiens – Die außergewöhnliche Geschichte von Don Marco Bisceglia


Don Biseceglia(Rom) Er war ein Rebell, wur­de von der Kir­che a divi­nis sus­pen­diert, war Anhän­ger des radi­kal­sten Kir­chen­fein­des, bekann­te sich als Homo­se­xu­el­ler und grün­de­te gemein­sam mit Nichi Ven­do­la, dem heu­ti­gen kom­mu­ni­stisch-grü­nen Mini­ster­prä­si­den­ten Apu­li­ens, die größ­te Homo-Orga­ni­sa­ti­on Ita­li­ens. Als ihn alle sei­ne ideo­lo­gi­schen „Freun­de“ ver­las­sen hat­ten und er im Alter allein und schwer­krank dastand, nahm ihn Joseph Ratz­in­ger wie­der auf. Die in vie­ler­lei Hin­sicht tra­gi­sche Geschich­te eines ver­irr­ten Prie­sters, die auch eine außer­ge­wöhn­li­che Geschich­te der Bekeh­rung  und der Ver­söh­nung ist. Eine jener Geschich­ten, die Got­tes unend­li­che Barm­her­zig­keit bezeu­gen, aber auch die ent­setz­li­che Ver­wir­rung, die Men­schen und auch Prie­ster stif­ten kön­nen und den gro­ßen Scha­den, den sie damit anrich­ten kön­nen. Die Geschich­te wird der Rekon­struk­ti­on von Pino Suria­no fol­gend nacherzählt.

Was kaum jemand weiß: der einflußreichste Homo-Verband Italiens wurde von einem Priester gegründet

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Vie­len, die nichts davon wis­sen, mag es eine absur­de Erfin­dung sein, doch es ist schlicht und ein­fach Tat­sa­che: Arci­gay wur­de von einem Prie­ster gegrün­det. Ja genau, der ein­fluß­reich­ste und zah­len­mä­ßig bedeu­tend­ste Homo-Ver­band Ita­li­ens geht in sei­nem Kern auf einen Gott­ge­weih­ten zurück, der zudem selbst ein Homo­se­xu­el­ler war.

Es geschah in Paler­mo im Dezem­ber 1980 und der damals fast 60 Jah­re alte Prie­ster, der bereits seit eini­gen Jah­ren a divi­nis sus­pen­diert war, hieß Mar­co Bis­ce­glia, für alle ein­fach Don Mar­co. Sein Kampf­ge­fähr­te und in den fol­gen­den Mona­ten auch Woh­nungs­ge­nos­se war ein jun­ger Wehr­dienst­ver­wei­ge­rer Nico­la Ven­do­la, genannt Nichi, der sei­nen Zivil­dienst bei dem der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Ita­li­ens nahe­ste­hen­den Sozi­al- und Kul­tur­ver­ein ARCI ableistete.

Vor weni­gen Wochen ist im Ver­lag Edi­Graf­er­ma ein Buch über den Prie­ster mit dem Titel „Zuviel Lie­be wird dich töten“ erschie­nen. Dar­in schrei­ben die bekann­te­sten ita­lie­ni­schen Homo­se­xu­el­len über Don Mar­co: Nichi Ven­do­la, der ehe­ma­li­ge Arci­Gay-Vor­sit­zen­de Fran­co Gril­li­ni und der Arci­Gay-Mit­grün­der und eben­falls Vor­sit­zen­de Beppe Rami­na. Alle drei kamen aus der alten kom­mu­ni­sti­schen Par­tei. Ven­do­la blieb Alt­kom­mu­nist und ist heu­te Vor­sit­zen­der eines Zusam­men­schlus­ses sei­ner alt­kom­mu­ni­sti­schen Par­tei mit den Grü­nen, Gril­li­ni ori­en­tier­te sich mehr an der Real­po­li­tik und mach­te die Ent­wick­lung zu den Links­de­mo­kra­ten mit, und Rami­na, der in der neo­mar­xi­sti­schen Lot­ta Con­ti­nua aktiv war, ist heu­te Vize-Chef­re­dak­teur der erst 2000 gegrün­de­ten Tages­zei­tung Doma­ni di Bolo­gna, die den Links­de­mo­kra­ten nahe­steht mit beson­de­rem Augen­merk für links­ka­tho­li­sche Krei­se. In der Bio­gra­phie des Prie­sters las­sen sich meh­re­re trie­fe Brü­che erken­nen, die auch direkt mit sei­nem eige­nen Lebens­stil zusam­men­hän­gen. Pino Suria­no spricht von den „drei Leben“ des Don Marco.

Befreiungstheologie und Kirche als „repressiver Klassenfeind“

Don Marco BiscegliaIn sei­nem „ersten Leben“ war Don Mar­co Bis­ce­glia, lin­ken ideo­lo­gi­schen Strö­mun­gen sei­ner Zeit fol­gend, ein Prie­ster des Kamp­fes. 1925 im süd­ita­lie­ni­schen Lukani­en gebo­ren, wur­de Bis­ce­glia 1963 zum Prie­ster geweiht. Bereits wäh­rend sei­nes Stu­di­ums mach­te er sich die mar­xi­sti­sche Befrei­ungs­theo­lo­gie zu eigen, vor allem die Leh­ren des wenig ortho­do­xen Jesui­ten José Maria Diez-Ale­gria y Gut­ier­rez (1911–2010), der aus sei­nem Orden raus­ge­wor­fen wur­de. Als ihm in sei­ner Hei­mat­ge­mein­de Lavel­lo die Herz-Jesu-Kir­che als Pfar­rei anver­traut wird, will er sofort zum Aktio­nis­mus über­ge­hen. Die Ver­tei­di­gung der Schwa­chen ist für Don Mar­co der eigent­li­che Inhalt der Evan­ge­li­sie­rung. Das wür­de jeder Katho­lik sofort unter­schrei­ben, wäre da nicht ein Defi­ni­ti­ons­pro­blem: Was ist mit „Schwa­che“ gemeint? Don Mar­co wider­setzt sich allem, was er für unge­recht hält. Sein Haupt­geg­ner ist dabei die katho­li­sche Kir­che. Sein Kampf gilt dem Zöli­bat, Immo­bi­li­en­in­ve­sti­tio­nen, der „rei­chen“ Kir­che. Don Bis­ce­glia fin­det immer neue Wege, um sich mit sei­nem mar­xi­sti­schen Welt­bild an der Kir­che zu rei­ben. Er füllt sei­ne Kir­che mit den Anhän­gern der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei, die bis­her kei­nen Fuß in die Kir­che des „Klas­sen­fein­des“ setz­ten. Im jun­gen Prie­ster fin­den sie einen poli­ti­schen Kampf­ge­fähr­ten. Die Dorf­kir­che als meta­phy­si­scher Ver­bün­de­ter des ört­li­chen Par­tei­ko­mi­tees der KPI.

Die Genos­sen applau­die­ren begei­stert, wann immer Don Mar­co öffent­lich und laut­stark sei­ne Oppo­si­ti­on zur Kir­che betont. Es dau­er­te nicht lan­ge und die Gegen­sät­ze mit sei­nem Bischof wer­den immer grö­ßer. Nicht nur wegen der poli­ti­sie­ren­den Ideen des jun­gen Prie­sters, son­dern auch wegen sei­nes Drangs zu Aktio­nen. Mit der 68er Revo­lu­ti­on wird Don Bis­ce­glia zum Orga­ni­sa­tor und Mit­tel­punkt von Arbei­ter­streiks. Poli­ti­scher Kampf­for­men, die ihn auch mit dem Gesetz in Schwie­rig­kei­ten brin­gen. Am 30. Sep­tem­ber 1974 wird er nach meh­re­ren Auf­for­de­run­gen und per­sön­li­chen Gesprä­chen, sei­ne Posi­tio­nen zu über­den­ken und sei­nen Akti­vis­mus zurück­zu­schrau­ben, von Bischof Giu­sep­pe Vai­ro als Pfar­rer von Lavel­lo abge­setzt. Der Bischof hat­te gute Grün­de für sei­ne dra­sti­sche Ent­schei­dung. Er kam sei­ner Ver­ant­wor­tung nach, als Ober­hir­te die Her­de vor Ver­wir­rung zu schüt­zen, denn unter ihnen trieb sich im Gewand eines Prie­sters ein Wolf herum.

Don Mar­co Bis­ce­glia war an der Sei­te der Kom­mu­ni­sten zum Klas­sen­kämp­fer gewor­den und an der Sei­te der Femi­ni­stin­nen zum Abtrei­bungs­be­für­wor­ter. Er schloß sich der Radi­ka­len Par­tei an, einer radi­kal­li­be­ra­len, anti­ka­tho­li­schen Bewe­gung und unter­stütz­te deren gesell­schafts­po­li­ti­schen Kampf für die Lega­li­sie­rung des Mor­des an unge­bo­re­nen Kin­dern und für die sexu­el­le Revo­lu­ti­on. Sein Pfarr­haus in Lavel­lo hat­te er zum ört­li­chen Sitz der Volks­ab­stim­mungs­ko­mi­tees für die Abtrei­bung und für die Ehe­schei­dung umfunk­tio­niert. Um sei­ne ideo­lo­gi­schen Genos­sen auch anders­wo unter­stüt­zen und den Kampf gegen die „impe­ria­li­sti­schen“ und „repres­si­ven“ Kräf­te wie Staat und Kir­che füh­ren zu kön­nen, war er immer öfter von sei­ner Pfar­rei abwe­send, statt dort sei­ner prie­ster­li­chen Pflicht nach­zu­kom­men. Der Bischof schrieb in sei­nem Abset­zungs­de­kret, daß Don Bis­ce­glia einen „revo­lu­tio­nä­ren“ Weg ein­ge­schla­gen hat­te, der zu einem „offe­nen Bruch mit dem Bischof“ führte.

Kampfgenosse der Kommunisten: „Die Kirche gehört dem Volk“ – Erste „Homo-Ehe“

Die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei ließ ihren Bun­des­ge­nos­sen nicht im Stich. Sie mobi­li­sier­te ohne selbst direkt in Erschei­nung zu tre­ten über ihre offe­nen und unter­ir­di­schen Kanä­le die Medi­en­öf­fent­lich­keit. Lavel­lo wur­de bald von Repor­tern und Kor­re­spon­den­ten der wich­tig­sten Tages- und Wochen­zei­tun­gen Ita­li­ens und eini­gen auch von wei­ter her bela­gert. Im Ort selbst waren die nicht kom­mu­ni­sti­schen Gläu­bi­gen längst im insti­tu­tio­nel­len Pfarr­be­trieb mar­gi­na­li­siert wor­den. Die Gefähr­ten schar­ten sich um „ihren“ Pfar­rer und stie­gen gegen das Abset­zungs­de­kret des Bischofs auf die Bar­ri­ka­den. Don Mar­co und sei­ne roten Scha­fe besetz­ten die Kir­che. Auf der Kir­chen­fas­sa­de wur­de ein Trans­pa­rent in bestem kom­mu­ni­sti­schem Kampf­stil ange­bracht: „Die Kir­che gehört dem Volk“. Der Pfar­rer von Lavel­lo wird zum ita­li­en­wei­ten Fall. Die Lin­ke soli­da­ri­siert sich umge­hend mit dem „Volk­s­prie­ster“ und sein „Volk“ gegen den Bischof und die „Amts­kir­che“.

Damit aber längst nicht genug. Weni­ge Tage vor Ver­öf­fent­li­chung des Abset­zungs­de­krets setz­te Don Mar­co einen Schritt, der noch weit mehr zum Stein des Ansto­ßes wur­de und über den noch Jah­re dis­ku­tiert wer­den soll­te. Er fei­er­te das, was als „erste Homo-Ehe“ in die Geschich­te Ita­li­ens ein­ge­hen soll­te. Eines Tages, natür­lich nicht ganz zufäl­lig in Lavel­lo, prä­sen­tier­ten sich zwei Homo­se­xu­el­le und woll­ten sich kirch­lich trau­en las­sen. Don Bis­ce­glia war sofort zur Stel­le, um die katho­li­sche Glau­bens­leh­re und kirch­li­che Ord­nung zu mani­pu­lie­ren und den bei­den Schwu­len eine glat­te Lüge auf­zu­ti­schen: „Eure Ehe ist vor Gott bereits ein Sakra­ment“, erklär­te der Prie­ster sei­ne Sicht der Dinge.

Suspendierung a divinis

Die bei­den Män­ner waren aber in Wirk­lich­keit gar kei­ne Homo­se­xu­el­len, son­dern die bei­den Jour­na­li­sten Bar­to­lo­meo Bal­di und Fran­co Iap­pel­li der kon­ser­va­ti­ven Mon­tags­zeit­schrift Il Borg­he­se, die Don Bis­ce­gli­as eigen­wil­li­ge Hal­tung gegen­über der katho­li­schen Leh­re in gro­ßer Auf­ma­chung ver­öf­fent­li­chen. Am 9. Mai 1975 ergreift der Bischof wei­te­re Maß­nah­men. Don Mar­co wird a divi­nis sus­pen­diert und ihm damit jed­we­de Aus­übung sei­nes Prie­ster­tums verboten.

Damit herrscht nach einer lan­gen Pha­se der Ver­wir­rung Klar­heit. Sie führt vor allem zu einer kla­ren Trenn­li­nie für die katho­li­schen Gläu­bi­gen. Für Bis­ce­glia ist eine Ent­schei­dung der von ihm bekämpf­ten Kir­chen­hier­ar­chie natür­lich kein Dra­ma, wes­halb alles wei­ter­geht wie zuvor. Er fei­ert die Hei­li­ge Mes­se und ande­re Lit­ur­gien, spen­det die Sakra­men­te und ver­kün­det das Wort Got­tes. Natür­lich Mar­ke Eigen­bau a lá Mar­co Bis­ce­glia. Die Ver­bin­dung mit den Gläu­bi­gen wird jedoch schwä­cher. Die Kom­mu­ni­sten brauch­ten ihn für ihren Kampf, vie­le Gläu­bi­ge waren schon vor­her in die Nach­bar­or­te aus­ge­wi­chen. Nun blie­ben auch ande­re weg, immer mehr.

Die erste Zeit nach der „Kir­chen­be­set­zung“ war die Kir­che von Lavel­lo rand­voll. Der Zeit­geist schien die Segel des abge­setz­ten Pfar­rers auf­zu­blä­hen. Es soll­te ein kurz­zei­ti­ges Stroh­feu­er sein. Die vol­le Kir­che wur­de zu einer lee­ren Kir­che. Der Kon­trast ist durch Fotos doku­men­tiert. Das Foto von der letz­ten von Don Mar­co in Lavel­lo zele­brier­ten Mes­se am 25. April 1978 zeigt ihn vor einer Hand­voll alter Frau­en, umge­ben von einem Cor­don Cara­bi­nie­ri und Poli­zi­sten. Natür­lich wäre Bis­ce­glia nicht Bis­ce­glia, hät­te er selbst für die­sen letz­ten Akt als „Pfar­rer“ nicht einen poli­ti­schen Akt gewählt. Der 25. April ist der lin­ke Fei­er­tag schlecht­hin in Ita­li­en. An die­sem Tag wird vor dem Hin­ter­grund einer ver­klärt-ver­zerr­ten Geschichts­sicht die „Befrei­ung Ita­li­ens vom Nazi­fa­schis­mus“ began­gen. Eine Ver­an­stal­tung, die von den roten Par­ti­sa­nen erfolg­reich usur­piert wurde.

Das Zusammenleben mit Nichi Vendola

1985 Vorstellung der neuen Homo-Organisation ArciGay (Don Marco Bisceglia und Franco Grillini, 2. und 3. v.l. sowie Nichi Vendola 2.v.r.)Don Mar­co stand nun allei­ne da, ohne Arbeit, ohne erkenn­ba­re Zukunft und vor allem mit einem völ­lig zer­rüt­te­ten Ver­hält­nis zur katho­li­schen Kir­che. Ein „Arbeits­lo­ser“ auf der Suche nach einer neu­en Hei­mat. Der Sprung über den eige­nen Schat­ten gelingt ihm nicht. Er macht wei­ter­hin von sich reden. Das scheint ihm wich­tig. Er will die Welt ver­än­dern. Nach sei­nem Kopf. Am 3. Juni 1979 fin­den Par­la­ments­wah­len statt. Die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der war gera­de im Vor­jahr zum Gesetz erho­ben wor­den. Weni­ge Mona­te vor dem Wahl­tag mel­det sich Mar­co Pan­nella, der alte Kampf­ge­fähr­te für frei­en Sex und die femi­ni­sti­sche Eman­zi­pa­ti­on, dem bis heu­te nicht auf­ge­lö­sten Gegen­satz­paar, für das seit Jahr­zehn­ten zu Lasten der Frau­en Ver­ein­bar­keit vor­ge­täuscht wird. Pan­nella bie­tet dem ein­deu­tig unter­be­schäf­tig­ten Ex-Pfar­rer ein neu­es Betä­ti­gungs­feld an. Bis­ce­glia soll für die Radi­ka­le Par­tei kan­di­die­ren. Don Mar­co wil­ligt ein. Für Pan­nella ein eupho­risch gefei­er­ter Tri­umph: ein katho­li­scher Prie­ster als Kan­di­dat auf der Liste der kir­chen­feind­lich­sten Liste. „Wenn man frei sein will, muß man zwangs­läu­fig häre­tisch sein. Per­sön­lich kann ich nicht anders, als einer der ihren zu sein“, mit die­sen Wor­ten recht­fer­tig­te Bis­ce­glia sei­ne Kan­di­da­tur für die Radi­ka­len. Sein Name auf der Liste sorgt für Dis­kus­si­ons­stoff und ver­schafft der Liste Medi­en­auf­merk­sam­keit. Für Don Mar­co rei­chen die Vor­zugs­stim­men aber nicht aus, um den Sprung ins Par­la­ment zu schaf­fen. Wie bereits zuvor für die Kom­mu­ni­sten, war Bis­ce­glia als Prie­ster nun für die Radi­ka­len zwar ein will­kom­me­nes Aus­hän­ge­schild für deren poli­ti­schen Kampf, mehr aber auch nicht.

Von der Radikalen Partei über den linken Kulturverein ARCI zur Gründung von ArciGay

In jenen Mona­ten, als der sus­pen­dier­te Prie­ster für die Radi­ka­len aktiv war, begeg­net er in Rom Enri­co Menduni, der von 1978 bis 1983 ARCI-Vor­sit­zen­der war, des „Klas­si­kers“ unter den lin­ken Kul­ur­ver­ei­nen Ita­li­ens. Menduni bie­tet Bis­ce­glia an, sich um den orga­ni­sa­to­ri­schen Teil der Abtei­lung Bür­ger­rech­te zu küm­mern. Das kann als „Geburts­stun­de“ für die Homo-Orga­ni­sa­ti­on Arci­Gay bezeich­net wer­den. Und die Idee für die Orga­ni­sa­ti­on samt „Copy­right“ lag bei Mar­co Bis­ce­glia. Die offi­zi­el­le Grün­dung erfolg­te erst 1985, aber auf der Sei­te von Arci­Gay kann man lesen:

„Die erste Grup­pe von Arci-Gay ent­stand auf infor­mel­ler Basis am 9. Dezem­ber 1980 in Paler­mo auf­grund einer Idee von Don Mar­co Bis­ce­glia, katho­li­scher Prie­ster des Widerspruchs.“

Bereits seit Jah­ren hat­te sich Bis­ce­glia in homo­se­xu­el­len Krei­sen her­um­ge­trie­ben. Als 1982 mit einem Arti­kel des Wochen­ma­ga­zins Euro­peo über sei­ne Homo­se­xua­li­tät geschrie­ben wur­de, klang das, als wüß­ten ohne­hin alle davon. Der Zusam­men­hang zwi­schen sei­ner sexu­el­len, poli­ti­schen und anti­ka­tho­li­schen Ver­wir­rung wur­de damit für vie­le Beob­ach­ter offensichtlich.

„Es gibt die homo­se­xu­el­len Prie­ster, aber nur einer hat sich öffent­lich erklärt“, schrieb der Euro­peo. Und die­ser eine war Mar­co Bis­ce­glia. Auf jene Zeit der 80er Jah­re geht die Freund­schaft und das Zusam­men­le­ben mit Nichi Ven­do­la zurück, der Don Mar­co immer wie­der als „Lehr­mei­ster“ bezeich­ne­te. Für eini­ge Mona­te leben die bei­den in Mon­te Por­zio Cato­ne im Haus von Bis­ce­glia zusammen.

Entfremdung und Rückzug – Von der „freien Liebe“ zu AIDS

Mit der ARCI gibt es seit eini­ger Zeit Schwie­rig­kei­ten und der Ex-Pfar­rer und Ex-Prie­ster wie es damals hieß, trennt sich still und lei­se von dem lin­ken Vor­zei­ge­ver­ein oder die­ser trenn­te sich vom ehe­ma­li­gen Pfar­rer. Zu einem offe­nen Bruch kam es nicht. Die genau­en Grün­de der Distan­zierunng las­sen sich so genau nicht mehr rekon­stru­ie­ren. Wäh­rend also sei­ne Erfin­dung Arci­Gay flüg­ge wur­de, wur­de es um den Ideen­ge­ber still. So still, daß sich die Spu­ren Bis­ce­gli­as ver­lie­ren. Die Jah­re, als ihm die Jour­na­li­sten hin­ter­her­lie­fen, waren vor­bei. Nun inter­es­sier­te sich kei­ner mehr dafür, was aus ihm gewor­den war.

Wenn man es inzwi­schen doch weiß, dann, weil Roc­co Pez­za­no sich die Spu­ren­su­che mach­te. 1987 war Bis­ce­glia schon weit weg vom Arci­Gay. Aus sei­nen Brie­fen ist zu ent­neh­men, daß er sich noch in Mon­te Por­zio Cato­ne auf­hielt, wo er sich einen jun­gen Homo­se­xu­el­len namens Dadଠein­quar­tiert hat­te, der im Zuge der neu­en Mas­sen­ein­wan­de­rung nach West­eu­ro­pa aus Alge­ri­en nach Ita­li­en gelangt war. Pino Suria­no inter­pre­tiert die Kor­re­spon­denz Bis­ce­gli­as mit Freun­den als eine neue Pha­se in sei­nem Leben. Eine neue „Befrei­ung“, die er nicht mehr im Kampf und in einer Orga­ni­sa­ti­on sucht, son­dern in der zwi­schen­mensch­li­chen Nähe und Freundschaften.

Rückkehr und Versöhnung

In der ersten Hälf­te der 90er Jah­re klin­gelt eines Tages das Tele­fon in der Pfar­rei San Cle­to in Rom. An einem Ende der Lei­tung ist Pater Pao­lo Boset­ti, der Pfar­rer der römi­schen Vor­stadt­pfar­rei. Am ande­ren Ende Msgr. Lui­gi Di Lie­gro, der Grün­der der Diö­ze­sanca­ri­tas von Rom. Der Mon­si­gno­re bit­tet den Pfar­rer, einen Prie­ster auf­zu­neh­men, der eine „schwe­re Last“ mit­bringt: AIDS. „Was sol­len wir tun?“, frag­te der Pfarr­rer. „Tun Sie ihm ein­fach nur Gutes“ ant­wor­te­te der Mon­si­gno­re. So soll­te es gesche­hen. Don Mar­co von sei­nen poli­ti­schen Kämp­fen aus­ge­laugt und sei­nen sexu­el­len Eska­pa­den aus­ge­saugt, hat­te sich selbst schnel­ler an die End­sta­ti­on gebracht, als er dach­te. Nun beginnt ein neu­es Leben für Don Bis­ce­glia, das er mit den Prie­ster der Con­gre­ga­tio Iesu Sacer­do­tis führt, die die­se soeben erst errich­te­te neue Pfar­rei in Rom betreu­en. Wenig Wor­te, viel Frei­zeit, kei­ne Ver­pflich­tun­gen in der Pfarrei.

Die Tage ver­ge­hen lang­sam, aber es ist ein Neu­be­ginn. Der Tag bewegt sich nach Jahr­zehn­ten wie­der in geord­ne­ten Bah­nen, mit Lau­des, Hei­li­ger Mes­se und festen Essens­zei­ten. Bis­ce­glia beginnt sich mit grund­le­gen­den Fra­gen zu befas­sen, ange­fan­gen bei der Fra­ge, was eigent­lich das Prie­ster­tum ist und was es aus­macht. Er liest zum ersten Mal das Kon­zils­de­kret Pres­by­terorum Ordi­nis. Dann auch Opt­atem Toti­us für die Prie­ster­aus­bil­dung. Er liest täg­lich in der Hei­li­gen Schrift. Und er liest sie nun mit ande­ren Augen. Er stellt sich selbst in Fra­ge, als Mensch und als Prie­ster. Sei­ne Ver­gan­gen­heit ist allen bekannt. Er spricht nicht dar­über. Nur ein­mal sag­te er zu Pater Pao­lo nichts ver­leug­nen, aber sich von sei­ner Ver­gan­gen­heit distan­zie­ren zu wollen.

Das Bittgesuch an die Glaubenskongregation

Sein Leben an der Sei­te ande­rer Prie­ster läßt in ihm den Wunsch wach­sen, wie­der die Hei­li­ge Mes­se zu zele­brie­ren. Seit sei­ner Kir­chen­stra­fe sind 19 Jah­re ver­gan­gen, seit er zum letz­ten Mal unrecht­mä­ßig zele­briert hat­te, waren elf Jah­re ver­gan­gen. Irgend­wann hat­te er damit auf­ge­hört. Der inne­re Wider­spruch war zu groß geworden.
Die Prie­ster bera­ten dar­über. Sie wol­len aus­schlie­ßen, daß es sich nur um eine momen­ta­ne Lau­ne han­delt. Die Fra­ge wird daher ver­tieft. Die Sus­pen­die­rung a divinis steht ohne­hin im Wege. Nach einer län­ge­ren Zeit wird der Kar­di­nal­vi­kar von Rom, Ugo Polet­ti info­miert, der damals Papst Johan­nes Paul II. als Bischof von Rom ver­trat. Die Ant­wort lau­tet: Es müs­se eine ent­spre­chen­de Bit­te vor­lie­gen. Don Mar­co greift zu Papier und Füll­fe­der und for­mu­liert ein Bitt­ge­such, das an den Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on zu rich­ten ist. Das ist damals Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, lan­ge Jah­re das Feind­bild schlecht­hin für den rosa-tief­ro­ten mili­tan­ten Akti­vi­sten Bisceglia.

Schließ­lich kommt die Ant­wort: Die Sus­pen­die­rung a divi­nis ist auf­ge­ho­ben. Weni­ge Tage spä­ter schreibt Don Mar­co sei­ner Schwe­ster Ani­ta: „Ich bin mir mei­ner Unwür­dig­keit bewußt, so wie ich fest und zuver­sicht­lich auf die Ver­ge­bung Got­tes und sei­ne rei­ni­gend und erneu­ern­den Akti­on hof­fe. Ich hof­fe mit Sei­ner Hil­fe mei­ne Feh­ler und Abir­run­gen wie­der­gut­ma­chen zu kön­nen.“ Die­sen Brief schick­te er aus Lore­to ab. Pater Boset­ti erin­nert sich: „Wenn man wie­der mit Zele­bra­ti­on der Eucha­ri­stie beginnt, die der Leib Chri­sti ist, kann man dies nicht ohne Ver­söh­nung tun.“

Am Tag der „ersten“ Mes­se, die Don Mar­co wie­der zele­brie­ren darf, reist eine Dele­ga­ti­on aus der Hei­mat­diö­ze­se des Prie­sters an, ange­führt von Bischof Vin­cen­zo Coz­zi. Eine Dele­ga­ti­on jener Orts­kir­che, gegen die Don Mar­co rebel­liert und der er sich wider­setzt hat­te. Bevor Don Mar­co wie­der die Hei­li­ge Mes­se zele­briert, „der schön­ste Tag“ sei­nes Lebens, wie er sagen soll­te, umarmt ihn der Bischof. Ein Tag, der zum sicht­ba­ren Beweis dafür wird, daß kei­ne Ver­gan­gen­heit über die Gegen­wart sie­gen kann, daß Kon­flik­te, Abir­run­gen und Vor­be­hal­te rea­le Fak­ten sind, aber nicht überwiegen.

Die letzten Jahre

Die letz­ten Jah­re sei­nes irdi­schen Lebens waren hart, aber inten­siv. Das Leben eines AIDS-Erkrank­ten ist hür­den­reich, zahl­rei­che Visi­ten, vie­le Ein­lie­fe­run­gen ins Kran­ken­haus. Don Mar­co erlebt die­se Zeit jedoch in „inne­rer Ruhe“, wie Weg­ge­fähr­ten die­ses letz­ten Lebens­ab­schnitts berich­ten. Eine Ruhe, die zur Stär­kung für ande­re Kran­ke wird. Vitto­rio Fra­ti­ni soll­te Don Mar­co fra­gen, woher er die­se Freu­de neh­me. Die Ant­wort soll­te sich ihm tief ein­prä­gen: „Erin­ne­re Dich, ich war tot und bin zu neu­em Leben erstan­den“. Don Mar­co Bis­ce­glia stirbt am 22. Juli 2001. Es ist ein Tag, der in Ita­li­ens Geschich­te als „Kampf­tag“ ein­geht. Die Lin­ke mobi­li­sier­te zu Pro­te­sten gegen den G8-Gip­fel in Genua, der von links­extre­men Grup­pen in gewalt­tä­ti­ge Aktio­nen aus­ar­tet. An die­sem Tag, an dem sei­ne ein­sti­gen Kampf­ge­nos­sen ihren Kampf fort­set­zen, stirbt Don Bis­ce­glia weit fern von die­sem Kampf, der nicht mehr der sei­ne war, ver­söhnt mit Gott und mit der Kir­che. Er wur­de im Fried­hof von Lavel­lo bei­gesetzt, im Priestergrab.

Text: Tempi/​Giuseppe Nardi
Bild: Tempi

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  1. eine inter­es­san­te Geschich­te sie wie­der­spie­gelt in einem Prie­ster­le­ben einen Aspekt der Kir­chen­ge­schich­te des 20 Jhd

  2. Die­ser Bericht hat mich tief ergrif­fen, zu Trä­nen gerührt. Reue, Umkehr und Bus­se ist immer etwas vom Gewal­tig­sten auf unse­rem Weg zu Gott. Don Mar­co hat trotz allen Irr­gän­gen sei­nes Lebens Gott nie gelä­stert, geschmäht oder ver­spot­tet, er hat sich immer tie­fer in der links­mar­xi­sti­schen Ideo­lo­gie ver­rannt (Boff- Küng, Dre­wer­mann auf ande­re ‚auf eben­so gefähr­li­che Wei­se sind da Pate gestan­den, die­ser Trip ist damals in der Luft gele­gen, ein extro­ver­tier­ter Mensch konn­te da leicht draufrein­fal­len-zumal die Medi­en die­se Din­ge mit Lust breit­ge­schla­gen haben),dass da aber ein gewis­ser Boden­satz des Glau­bens geret­tet wur­de gemahnt mich an den Ent­füh­rungs­fall Kronzucker,-dort haben die Erpres­ser mit den Opfern- schwer fass­bar für den, der nicht und nichts glaubt- abends den Rosen­kranz gebe­tet. Aus die­sem Boden­satz ist die Gna­de der Erret­tung gewachsen.Wie gross doch Reue und Mut zur Umkehr- wie gross Got­tes unsag­ba­re Barm­her­zig­keit- wie gross doch auch die mensch­li­che Barm­her­zig­keit des viel­ge­schmäh­ten „Pan­zer­kar­di­nals“ Joseph Ratzinger!
    Gro­ssen Dank an die Redak­ti­on für die­se Per­le der Got­tes­er­fah­rung sowas bei Kipa und Kon­sor­ten zu lesen wäre meta­phy­sisch unmöglich.Gott sei gelobt und hoch­ge­prie­sen in alle Ewigkeit.

    • Die­ses so beson­de­re Bei­spiel der durch nichts zu über­bie­ten­de Lie­be und Barm­her­zig­keit Got­tes, erin­nert einen an bibli­sche Bei­spie­le, die sich zur Leb­zeit von Jesus ereig­net haben; aber wir hören sie immer regel­mä­ßig und schei­nen des­halb wohl so an sie uns gewöhnt zu haben. Dar­um hal­te ich es für wich­tig, wie­der ein­mal deut­lich uns dar­an zu erinnern.
      Näm­lich an die Ver­leug­nung des ober­sten Apo­stels, den Petrus. Nie­mand, und mag er ein noch so eif­ri­ger Jün­ger Jesu von heu­te sein, hat das Recht, den Petrus wegen die­ser erbärm­li­chen Feig­heit der Ver­leug­nung, und dann noch zeit­gleich mit dem gro­ßen Lei­den das Jesus ange­tre­ten hat­te, zu ver­ur­tei­len. Beden­ken wir, wie oft wir selbst auf jemand Ande­res, der sich ver­fehlt und gesün­digt hat­te, mit dem Fin­ger auf ihn zu zei­gen. Da wäre es für uns selbst dann ehr­lich und heil­sam, die Hand mit dem aus­ge­streck­ten, anpran­gern­dem Fin­ger umzu­dre­hen = dann zei­gen 3 ande­re Fin­ger auf uns selbst ! Da ist demü­ti­ges Schwei­gen und stell­ver­tre­ten­de Für­bit­te für den Einen ande­ren ange­bracht. Was bei dem sün­dig gewor­de­nen Petrus dann zunächst ent­schei­dend ist, daß er dann in sich geht und bereut = Jesus hat­te mit sei­nem kur­zen Blick auf ihn (Lk 22, 61–62 u. ähn­lich Mk + Mt) ihn sei­ne Sün­de erken­nen las­sen u. gleich beim Petrus tie­fe bereu­en­de Trä­nen aus­ge­löst und ihm damit und sofort alles ver­ge­ben ! Jesus hat­te dann die vor­aus­ge­gan­ge­ne beson­de­re Erwäh­lung des Petrus nicht rück­gän­gig gemacht ! Ist das nicht ein unglaub­li­ches, unüber­biet­bar gro­ßes Bei­spiel von Got­tes Barm­her­zig­keit – hier direkt durch Jesus sicht­bar bewie­sen und heu­te für uns alle noch nach­les­bar (sie­he obi­ge Schrift­an­ga­ben). Die Fra­ge an uns: glau­ben wir, daß das auch heu­te noch für Jeden, der reue­voll bekennt, genau­so gilt ?! Got­tes = Jesu Chri­sti Lie­be und Barmherzigkeit
      kommt uns stets zuvor ‑in Bereit­schaft. Wir müs­sen ihr „nur“ durch unser Bekennt­nis in bereu­en­der Ein­sicht ent­ge­gen­kom­men. Es gibt kei­ne Sün­de, die grö­ßer als Chri­sti Ver­ge­bung durch Aus­lö­schung (in der Beich­te durch die Voll­macht des Prie­sters) wäre. So ähn­lich sagt es auch die „klei­ne“ The­re­sia v. Lisieux. – Übri­gens: Jesus hät­te dem Judas auch ver­ge­ben, wenn ! er sich bereu­end an den Herrn gewandt hät­te; aber er blieb stecken in sei­nem Unglau­ben, sei­ne schwe­re Sün­de kön­ne nicht ver­ge­ben wer­den. Eine War­nung an jeden, auch den größ­ten Sün­der, nicht in der Ver­zweif­lung, der Sün­de gegen den Hl.Geist stecken zu blei­ben. Wel­che zuvor­kom­men­de Gna­de, das bereu­en­de Insich­ge­hen ! Auch das kann von Gott erbe­tet wer­den, sogar stell­ver­tre­tend – auch dafür gibt es ein erschüt­tern­des Bei­spiel im Leben der klei­nen The­re­sia. Und hüten wir uns, über einen Ande­ren den Stab zu bre­chen, statt um und für ihn zu beten. Wer weiß eigent­lich, wer etwa für den oben­gen. Prie­ster schon immer gebe­tet hat­te, aus für­bit­ten­der brü­derl. Lie­be – so wie Gott nie­mals auf­hört, einen jeden Men­schen zu lie­ben, beson­ders den Ver­irr­ten, Abge­trif­te­ten. Gott will, daß Kei­ner ver­lo­ren geht !

    • Eugen Dre­wer­mann ist nicht „links­mar­xi­stisch“.
      „Links­ka­tho­lisch“ wür­de es bes­ser aussagen.

    • @züger:
      Eugen Dre­wer­mann ist nicht „links­mar­xi­stisch“.
      „Links­ka­tho­lisch“ wür­de es bes­ser aussagen.

      • @Jesmann
        selbst­ver­ständ­lich bin ich mit Ihnen ein­ver­stan­den-ich woll­te nur neben Boff hin­wei­sen, dass noch ande­re in glei­cher­wei­se gefähr­li­che Leu­te-Küng, Dre­wer­mann etc ac alia simi­la-da Pate gestan­den sind: alle, die den Fel­sen Petri immer mehr ver­las­sen und des­halb auf schlüpf­ri­gen Grund gekom­men sind. Nicht das ewi­ge Heil der unsterb­li­chen See­len war deren Anlie­gen, son­dern deren Ohren­ge­kit­zel( d.h. age­re contra,durch über­mä­ssi­ges For­schen ohne Regu­la­tiv der catho­li­ca, eben sen­ti­re cum eccle­sia- und ohne Selbstkritik!)-das von den Lin­ken beju­belt mit star­ken Rück­halt der Medi­en, dort haben sie sich als die bes­se­ren Päp­ste und wah­ren Kir­chen­vä­ter markiert.Dass das einem ein­fa­chen Dorf­pfar­rer in jenen Tagen dann so ein­ge­fah­ren ist mit allen Fol­gen ‚kann ich sehr wohl verstehen.
        Mir geht es in mei­nem posting um die umwer­fen­de gött­li­che Gna­de, Barm­her­zig­keit des Him­mels und auch Sei­ner Kirche,daran will ich mich freu­en mit einer Freu­de, die mir nie­mand neh­men kann: Herr ich will dir dan­ken in Ewigkeit.

  3. Eine ergrei­fen­de Geschich­te von Buße und Umkehr. Und ermutigend.
    Ein stil­les Zeug­nis für die Güte Joseph ratz­in­ger und noch viel mehr für die Barm­her­zig­keit des­sen, unter des­sen gerech­tes Gericht sich die­ser ver­lo­re­ne Sohn zu Leb­zei­ten gestellt hat.

  4. Ein sehr erbau­li­cher Artikel.
    Gar noch auf dem Ster­be­bet­te ver­mag auf­rich­ti­ge Reue und Umkehr vor unse­rem Herrn und Gott Jesus Chri­stus eine ver­lo­ren geglaub­te See­le zu retten.

    Dazu aus dem hl. Evan­ge­li­um nach Lukas. 

    -
    „Das Gleich­nis vom ver­lo­re­nen Sohn aus dem hl. Evan­ge­li­um nach Lukas:

    Lk 15,11
    Wei­ter sag­te Jesus: Ein Mann hat­te zwei Söhne.
    Lk 15,12
    Der jün­ge­re von ihnen sag­te zu sei­nem Vater: Vater, gib mir das Erb­teil, das mir zusteht. Da teil­te der Vater das Ver­mö­gen auf.
    Lk 15,13
    Nach weni­gen Tagen pack­te der jün­ge­re Sohn alles zusam­men und zog in ein fer­nes Land. Dort führ­te er ein zügel­lo­ses Leben und ver­schleu­der­te sein Vermögen.
    Lk 15,14
    Als er alles durch­ge­bracht hat­te, kam eine gro­ße Hun­gers­not über das Land und es ging ihm sehr schlecht.
    Lk 15,15
    Da ging er zu einem Bür­ger des Lan­des und dräng­te sich ihm auf; der schick­te ihn aufs Feld zum Schweinehüten.
    Lk 15,16
    Er hät­te gern sei­nen Hun­ger mit den Fut­ter­scho­ten gestillt, die die Schwei­ne fra­ßen; aber nie­mand gab ihm davon.
    Lk 15,17
    Da ging er in sich und sagte: 
    Wie vie­le Tage­löh­ner mei­nes Vaters haben mehr als genug zu essen und ich kom­me hier vor Hun­ger um.
    Lk 15,18
    Ich will auf­bre­chen und zu mei­nem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Him­mel und gegen dich versündigt.
    Lk 15,19
    Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem dei­ner Tagelöhner.
    Lk 15,20
    Dann brach er auf und ging zu sei­nem Vater. Der Vater sah ihn schon von wei­tem kom­men und er hat­te Mit­leid mit ihm. Er lief dem Sohn ent­ge­gen, fiel ihm um den Hals und küss­te ihn.
    Lk 15,21
    Da sag­te der Sohn: 
    Vater, ich habe mich gegen den Him­mel und gegen dich ver­sün­digt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
    Lk 15,22
    Der Vater aber sag­te zu sei­nen Knech­ten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schu­he an.
    Lk 15,23
    Bringt das Mast­kalb her und schlach­tet es; wir wol­len essen und fröh­lich sein.
    Lk 15,24
    Denn mein Sohn war tot und lebt wie­der; er war ver­lo­ren und ist wie­der­ge­fun­den wor­den. Und sie began­nen, ein fröh­li­ches Fest zu feiern.
    Lk 15,25
    Sein älte­rer Sohn war unter­des­sen auf dem Feld. Als er heim­ging und in die Nähe des Hau­ses kam, hör­te er Musik und Tanz.
    Lk 15,26
    Da rief er einen der Knech­te und frag­te, was das bedeu­ten solle.
    Lk 15,27
    Der Knecht ant­wor­te­te: Dein Bru­der ist gekom­men und dein Vater hat das Mast­kalb schlach­ten las­sen, weil er ihn heil und gesund wie­der­be­kom­men hat.
    Lk 15,28
    Da wur­de er zor­nig und woll­te nicht hin­ein­ge­hen. Sein Vater aber kam her­aus und rede­te ihm gut zu.
    Lk 15,29
    Doch er erwi­der­te dem Vater: 
    So vie­le Jah­re schon die­ne ich dir, und nie habe ich gegen dei­nen Wil­len gehan­delt; mir aber hast du nie auch nur einen Zie­gen­bock geschenkt, damit ich mit mei­nen Freun­den ein Fest fei­ern konnte.
    Lk 15,30
    Kaum aber ist der hier gekom­men, dein Sohn, der dein Ver­mö­gen mit Dir­nen durch­ge­bracht hat, da hast du für ihn das Mast­kalb geschlachtet.
    Lk 15,31
    Der Vater ant­wor­te­te ihm: 
    Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein.

    Lk 15,32
    Aber jetzt müs­sen wir uns doch freu­en und ein Fest fei­ern; denn dein Bru­der war tot und lebt wie­der; er war ver­lo­ren und ist wie­der­ge­fun­den worden.“
    -

  5. Echt trau­ri­ge Geschich­te, aber das mit der Reue kau­fe ich nicht so Recht ab, ja er ist in den Schoß der Kir­che zurück­ge­kehrt, nach­dem er Tod­krank am Boden gele­gen ist. 

    Aber aus dem Arti­kel geht mit kei­nen ein­zi­gen Wort her­vor, „Was hat er gegen die abscheu­li­chen Früch­te sei­nes Lebens- sie­he die von im Gegrün­de­te Homo­lob­by unter­nom­men, hat er dafür gesorgt das sie auf­ge­löst wur­de, oder was hat er gemacht um die Home­he rück­gän­gig zu machen. Wur­de er viel­leicht sel­ber von der Homo­lob­by die ja auch im Vati­kan exi­stiert zurückgeholt??? 

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

    • @Armin
      Mir geht es ähn­lich wie Ihnen. Da wird nichts gesagt, wie er die schreck­li­chen Taten wie­der gut mach­te. Als Prie­ster eine Homo­lob­by zu grün­den, das ist kei­ne Kleinigkeit. 

      Lei­der hat es in der Kir­che in der Ver­gan­gen­heit Prie­ster gege­ben (vie­le oder weni­ge, das weiß Gott allein), die nach Ver­feh­lun­gen ein­fach ver­setzt wur­den – und wei­ter ging die Fahrt. Man­che wur­den sogar noch beför­dert. Was in die­sem Fall genau los war, geht aus dem Arti­kel nicht her­vor. Wenn die Reue erkenn­bar echt ist, dann ist das etwas sehr gutes, wenn nicht, dann scha­det das dem­je­ni­gen selbst und der gan­zen Kirche.
      Scha­de, daß der Arti­kel kein Pho­to aus sei­ner letz­ten Zeit bringt, die gezeig­ten Bil­der sind unsympathisch.

    • ich ken­ne halt nicht die ver­bor­ge­nen ewi­gen Rat­schlüs­se des Herrn. Aber jetzt wol­len wir uns freu­en, denn dein Bru­der war tot und lebt wie­der, er war ver­lo­ren und ist wie­der­ge­fun­den worden.

      • @hedi züger: Auch ich freue mich über jeden Men­schen, der sich von sei­nen zügel­lo­sen Leben ver­ab­schie­det und zu Gott dem Herrn zurück­kehrt. Mir geht es aber in die­sen Fall dar­um das aus dem obi­gen Arti­kel nicht her­vor­geht was der Prie­ster gegen sei­ne unhei­li­gen Früch­te unter­nom­men hat. Denn beson­ders in der Lebens­chutz­be­we­gung, geben ehe­ma­li­ge Opfer (Frau­en die ihre unge­bo­re­nen Kin­der ermor­den lie­sen) aber auch die­je­ni­gen die die­ses Ver­bre­chen began­gen haben, Zeug­nis­se ihres bis­he­ri­gen Lebens ab und arbei­ten nun inten­siv dar­an die­ses Mas­sen­mord zu verbieten.

        Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

    • Sie schrei­ben:
      „Was hat er gegen die abscheu­li­chen Früch­te sei­nes Lebens- sie­he die von im Gegrün­de­te Homo­lob­by unter­nom­men, hat er dafür gesorgt das sie auf­ge­löst wur­de, oder was hat er gemacht um die Home­he rück­gän­gig zu machen.“

      Nein, in die­ser Rich­tung wird er als aus­ge­laug­ter, an AIDS erkrank­ter Mann, nicht mehr viel unter­nom­men haben und konn­te es wohl auch nicht.
      Die Kum­pa­ne von einst hat­ten inzwi­schen bestimmt auch schon zu viel Ein­fluss und hät­ten sich sein Ein­grei­fen strikt verbeten.

      In obi­gem Bericht ist wei­ter zu lesen:
      Don Mar­co erlebt die­se Zeit jedoch in „inne­rer Ruhe“, wie Weg­ge­fähr­ten die­ses letz­ten Lebens­ab­schnitts berichten.
      Eine Ruhe, die zur Stär­kung für ande­re Kran­ke wird.
      Das, was er durch die­se „inne­re Ruhe“ ande­ren Kran­ken ver­mit­telt hat, ist nicht wenig. Nein, es ist viel!
      Don Mar­co:“ Erin­ne­re Dich, ich war tot und bin zu neu­em Leben erstan­den“. Die­se unmit­tel­bar erfah­re­ne Erkennt­nis und die damit ver­bun­de­ne Hoff­nung, die er des­we­gen aus­ge­strahlt haben mag, hat viel­leicht in den Her­zen so man­cher Kran­ken mehr bewirkt als wir wis­sen können.
      Gro­ßes bewirkt hat auch Josph Kar­di­nal Ratzinger.

  6. @Armin: „was hat er unter­nom­men?“ etc.
    Er ist zurück­ge­kehrt ins Haus des Vaters. Und wie im Gleich­nis kommt der Vater dem ver­lo­re­nen Sohn sogar ent­ge­gen. Dür­fen wir die Rück­kehr des Reu­igen in ein Hin­der­nis­ren­nen ver­wan­deln, ohne dass wir damit dem daheim­ge­blie­be­nen eifer­süch­ti­gen Bru­der ähneln?

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