(Arbil/Bagdad) Zwei beklemmende Ereignisse, zwei Mal Irak, zwei Mal Islam. Im nordirakischen Kurdistan weigerte sich ein moslemischer Fahrer, obwohl öffentlicher Bediensteter, eine Christin zu transportieren. Aus Bagdader Gefängnissen wurden etwa 500 Islamisten befreit, viele davon Angehörige von Al-Qaida. Sie sollen, so Hinweise, auf dem Weg nach Syrien sein.
Die Leiche der Frau sollte für die Beerdigung vom Krankenhaus in Arbil zur assyrischen Kirche von Ankawa gebracht werden. Der moslemische Fahrer des Rettungs- und Transportdienstes weigerte sich jedoch, eine Christin zu transportieren, auch eine toten Christin. „Der Islam verbietet es“, rechtfertigte der Moslem seine Weigerung. Der Vorfall ereignete sich in Kurdistan und zeigt, wie sehr sich der religiöse Konflikt ausbreitet und das tägliche Leben beeinträchtigt.
Die Christin ist am 21. Juli im Zarkari-Krankenhaus von Arbil gestorben. Für den Fahrer, einen kurdischen Moslem war der Transport einer Christin jedoch unzumutbar. Das wäre „Haram“, vom Islam verboten.
Der Sprecher des kurdischen Religionsministers, Marivan Naqshbandi kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Gleichzeitig forderte er auf, daß jeder öffentliche Bedienstete Kurdistans seine Arbeit professionell und ohne Vorbehalte und unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit ausüben sollte. Die Aufforderung sei gut gemeint, gehe allerdings weitgehend ins Leere, heißt es christlichen Kreisen des Landes. Denn: „Viele Moslems halten sich nicht an die Gesetze.“
In Kurdistan wachsen Unsicherheit und Gewalt, vor allem seit die internationalen Truppen der US-Allianz 2011 abgezogen sind. In den Monaten von April bis Juni wurden mindestens 2500 Menschen ermordet. Viele Konflikte betreffen den Kampf zwischen Sunniten und Schiiten. Die Christen fühlen sich den großen Konfliktparteien schutzlos ausgeliefert.
Am 21. Juli griffen bewaffnete Gruppen die beiden Gefängnisse Abu Ghraib und Tadschi in Bagdad an und befreiten 500 Gefangene, von denen viele Mitglieder von Al-Qaida sind und zum Tode verurteilt wurden. Erst nach mehrstündigen Feuergefechten, bei denen 20 Polizisten getötet wurden, kehrte wieder Ruhe ein. Anfangs leugneten die irakischen Behörden den Ausbruch der Dschihadisten. Dann wurde die Flucht „einiger“ zugegeben. Tatsächlich sind es Hunderte, die sich wahrscheinlich nach Syrien durchschlagen, um dort mit amerikanischen und französischen Waffen ausgerüstet, den Dschihad fortzusetzen.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews