Mediale Erfindung eines Pontifikats? – Papst Franziskus und das Bett im Flugzeug


Das Flugzeug des Papstes: für Benedikt XVI. und Franziskus genau gleich(Rom) In einem atem­rau­ben­den Wett­lauf mit sich selbst bemü­hen sich Jour­na­li­sten und pro­gres­si­ve Kir­chen­krei­se dar­um, einen akzen­tu­ier­ten Kon­trast zwi­schen dem Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus und dem von Bene­dikt XVI. zu beto­nen. Seit sei­ner Wahl wird Fran­zis­kus als „demü­ti­ger“ „men­schen­freund­li­cher“ Papst gefei­ert. Unter­schwel­lig soll damit ver­mit­telt wer­den, daß das von den­sel­ben Medi­en als „kon­ser­va­tiv“ oder gar „reak­tio­när“ ver­un­glimpf­te Pon­ti­fi­kat Bene­dikts XVI. und des­sen Posi­tio­nen „hoch­mü­tig“ und „men­schen­feind­lich“ gewe­sen sei­en. Genau so: platt, plump pri­mi­tiv in einer simp­len Schwarz-Weiß-Malerei.

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Täg­lich flat­tern immer glei­che Stich­wor­te auf den Redak­ti­ons­schreib­tisch. Die Bei­spie­le aus nur zwei Tagen Redak­ti­ons­ar­beit sol­len genü­gen. Und da auch nur jene Mel­dun­gen, die Katho​li​sches​.info ver­öf­fent­licht hat:

  • Wenn in Polen der Kon­flikt zwi­schen einem Pfar­rer und sei­nem Bischof tobt, wird er von pro­gres­si­ven Medi­en als Kampf zwei­er Kir­chen­mo­del­le dar­ge­stellt, wobei der dis­zi­pli­nie­ren­de Bischof mit Bene­dikt XVI. und der unge­hor­sa­me Pfar­rer mit Papst Fran­zis­kus gleich­ge­setzt wird.
  • Der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Albe­ro Mel­lo­ni, Schu­le von Bolo­gna, ver­sucht Papst Fran­zis­kus mit der Hoch­blü­te pro­gres­si­ven Lais­sez fai­re eines omi­nö­sen Kon­zils-Gei­stes in Ver­bin­dung zu bringen.
  • Darf ein eifern­der Jung-Jour­na­list in der Wochen­zei­tung Die Zeit gegen glau­bens­treue Katho­li­ken vom Leder zie­hen, wird selbst er zum Exper­ten für inner­kirch­li­che Ent­wick­lun­gen und kommt zum „Schluß“, daß für die Ziel­schei­be sei­ner Abnei­gun­gen unter dem neu­en Papst nun „schwe­re Zei­ten“ anbre­chen könnten.

Medienente: Papst Franziskus will keine Flugzeug-Sonderanfertigung für Weltjugendtag

Jüng­stes Bei­spiel eines medi­al insze­nier­ten, von der Rea­li­tät los­ge­lö­sten Pon­ti­fi­kats ist die Mel­dung Vati­kan: Papst wird kei­ne Ver­än­de­run­gen am Flug­zeug vor­neh­men las­sen, wie sie Pres­se­agen­tu­ren ver­brei­te­ten und auch Radio Vati­kan über­nahm. Der Papst, der über­all etwas „Demü­ti­ges“ tut? Selbst am Flug­zeug zum Welt­ju­gend­tag nach Rio de Janei­ro? Wie muß man sich das kon­kret vor­stel­len? Der Papst fliegt mit einer fast aus­ran­gier­ten Maschi­ne statt einer neu­en? Bedeu­tet die Mel­dung im Umkehr­schluß, ob beab­sich­tigt oder nicht, daß sein Vor­gän­ger Bene­dikt XVI. Flug­zeug-Son­der­an­fer­ti­gun­gen ver­lang­te? Aus Hang zum Luxus oder der Bequem­lich­keit wegen?

Über Inter­net, Fern­se­hen und Zei­tun­gen wur­de ver­brei­tet, daß Papst Fran­zis­kus „so demü­tig“ und „genüg­sam“ sei, daß er – im Gegen­satz zu sei­nem Vor­gän­ger – schrift­lich und aus­drück­lich auf eine Son­der­aus­stat­tung sei­nes Flug­zeu­ges mit einem Bett ver­zich­tet habe. Ver­spä­tet aber doch erfolg­te inzwi­schen eine Rich­tig­stel­lung durch Vati­kan­spre­cher Pater Feder­i­co Lom­bar­di. Zur Aus­stat­tung des Flug­zeugs befragt, das Papst Fran­zis­kus nach Rio de Janei­ro flie­gen wird, sag­te Pater Lom­bar­di: „Es gab nie ein Schrei­ben des Staats­se­kre­ta­ri­ats an die Alita­lia zur Aus­stat­tung des Flug­zeu­ges.“ Das Gan­ze mit dem Zusatz, daß auch Papst Bene­dikt XVI. nie irgend­wel­che Son­der­wün­sche geäu­ßert habe und auch kein Bett im Flug­zeug hat­te, so der Vatikansprecher.

Seit Abdankung Benedikts und Wahl von Franziskus „beeindruckende Medien-Operation“ im Gange

Die Inter­net­zei­tung Il Sis­mo­gra­fo mein­te dazu: „Und was wäre schon dabei, wenn sich auf dem Flug­zeug ein Bett befän­de, damit der Papst sich aus­ru­hen kann? Wir befin­den uns wirk­lich in einer Medi­en-Komö­die (oder viel­leicht Tragödie?).“

Der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Kir­chen­hi­sto­ri­ker Don Mau­ro Tran­quil­lo, bekannt für sei­ne Arbei­ten zur Papst­ge­schich­te, schrieb: „Seit der Abdan­kung von Bene­dikt XVI. und der Wahl von Fran­zis­kus sind wir ohne Zwei­fel Zeu­gen einer beein­drucken­den Medien-Operation.“

Es ist dabei nicht immer leicht zu sagen, ob die Medi­en selbst Opfer eines schnel­len Neu-Sty­ling des Papst­tums sind, oder die­ses erst insze­niert haben, oder ob es sich um eine kon­zer­tan­te Akti­on handelt.

Tat­sa­che ist, daß sich das media­le Bild von Papst und Kir­che seit ver­gan­ge­nem März mit einem Mal ver­än­dert hat.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Amici Papa Ratzinger

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2 Kommentare

  1. Wenig­stens gibt es ja schon Medi­en – zumin­dest in Ita­li­en – die bemerkt haben, dass da etwas nicht stimmt und begin­nen, sich von dem Fran­zis­kus-Hype zu distan­zie­ren. Ein San­dro Magi­ster (L’Es­pres­so) , der ja auch hier des öfte­ren loben­de Erwäh­nung fin­det, hat von Anfang an sei­nen küh­len Kopf behalten.
    Und (man stau­ne) gera­de heu­te gibt es in der Online-Aus­ga­be der „Welt“ einen Arti­kel über einen Finanz­agen­ten, der im IOR auf­räu­men soll (samt Inter­view) . Dabei wird fällt der Name „Fran­zis­kus“ nur ein­zi­ges Mal. Dafür wird mehr­mals erwähnt, dass Bene­dikt die Sache ins Rol­len gebracht hat.

  2. „Neu-Sty­ling des Papsttums“…man möch­te am lieb­sten alle Infor­ma­tio­nen über die ständigen„ach soo demü­ti­gen und beschei­de­nen Gesten“ eines Pap­stes Fran­zis­kus nicht mehr lesen müs­sen!! Von Rupert Neu­deck über Lei­ter der Kir­chen­zei­tung Köln bis zu Pater Hagen­kord, Radio Vati­kan, und letzt­end­lich bis in aus­ge­macht anson­sten kir­chen­fer­ne Krei­se hin­ein schallt ein täg­li­ches „EiN­MA­LIG“, das hat es noch nie gegeben.…diese Barm­her­zig­keit, Lam­pe­du­sa als erste Rei­se zu ver­an­stal­ten etc. Wer­den wir des­halb tie­fer gläubig??
    Was ist nur pas­siert? Ich ken­ne mei­ne Kir­che nicht mehr. Wir haben immer an Arme gedacht, gespen­det, gebe­tet, gehol­fen etc. Ein guter Christ hat sich immer ver­ant­wort­lich für sei­nen Näch­sten empfunden!!
    Es wäre aller­dings ent­lar­vend, wenn der Ver­zicht auf eine Ruhe­mög­lich­keit im Flug­zeug wirk­lich gefor­dert wor­den wäre. Welch eine Far­ce!!! So hel­fe man also den Armen?????

    In der über­trie­be­nen ‚nicht auten­tisch wir­ken­den Atti­tü­de die­ses Pap­stes liegt für mich die gro­ße Frag­wür­dig­keit und der gro­ße Gegen­satz zu unse­rem ver­ehr­ten Papst Bene­dikt XVI.
    Der Papst ist Stell­ver­tre­ter Chri­sti, kein Kum­pel, son­dern ein Mensch, der die Gläu­bi­gen etwas spü­ren las­sen soll, von Sehn­sucht nach com­mu­nio mit Chri­stus, von mit­ein­an­der auf dem Weg sein und sicher noch viel mehr.

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