Falscher Weg Berufungen zu fördern? – Eindrücke eines Seminaristen vom Tag der Seminaristen und Novizen mit Papst Franziskus


"Vorbildhaftes" Verhalten von Konzelebranten am Sonntag, den 7. Juli 2013 im Petersdom, als Papst Franziskus zum Jahr des Glaubens mit 6000 Seminaristen, Novizinnen und Novizen die Heilige Messe zelebrierte(Rom) Vom 4. bis 7. Juli ver­an­stal­te­te der Päpst­li­che Rat zur För­de­rung der Neue­van­ge­li­sie­rung zum Jahr des Glau­bens einen „Tag der Semi­na­ri­sten, Novi­zin­nen und Novi­zen und aller, die sich auf dem Weg der Beru­fung befin­den“ in Rom. Durch den Besuch in Rom soll­te die Welt­kir­che betont und die Bin­dung an Rom gestärkt wer­den. Den Höhe­punkt und Abschluß der vier­tä­gi­gen Pil­ger­fahrt nach Rom zum Grab des Apo­stels Petrus bil­de­te am ver­gan­ge­nen Sonn­tag eine Hei­li­ge Mes­se, die Papst Fran­zis­kus mit den Semi­na­ri­sten und Novi­zen zele­brier­te. Die Pre­digt des Hei­li­gen Vaters vom 7. Juli wur­de vom Hei­li­gen Stuhl ver­öf­fent­licht. Bereits am Vor­tag hielt Papst Fran­zis­kus den Ver­sam­mel­ten eine Kate­che­se, die aller­dings nur in ita­lie­ni­scher Spra­che vorliegt.

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An die­ser letz­ten Groß­ver­an­stal­tung zum Jahr des Glau­bens nah­men mehr als 6000 Semi­na­ri­sten, Novi­zen und Novi­zin­nen aus fast 70 Län­dern der Erde teil. Ohne die per­sön­li­chen Ein­drücke eines Ein­zel­nen über­be­wer­ten zu wol­len, sol­len die Anmer­kun­gen eines jun­gen, tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen ita­lie­ni­schen Semi­na­ri­sten wie­der­ge­ge­ben wer­den, der die vier Tage in Rom erleb­te und dar­über stich­wort­ar­ti­ge Noti­zen an Mes­sa in Lati­no schickte.

Die Ver­öf­fent­li­chung erfolgt mit der Ein­la­dung an wei­te­re Semi­na­ri­sten und Novi­zen, uns ihre Ein­drücke zukom­men zu las­sen, die wir ger­ne veröffentlichen.

„Auf diese Weise um Berufungen zu werben, scheint mir ein völlig falscher Weg“

Ich habe an der vier­tä­gi­gen „Pil­ger­fahrt“ nach Rom teil­ge­nom­men, die den Semi­na­ri­sten, Novi­zin­nen, Novi­zen usw. usf. gewid­met ist.
Die Chronik:

Erster Tag:

Treff­punkt Engels­burg um Rich­tung Vati­kan zur Pro­fes­sio fidei am Grab des Apo­stels Petrus aufzubrechen.

Die gro­ße Mehr­heit der Teil­neh­mer, das heißt der Beru­fe­nen, war schlim­mer geklei­det als 14jährige Tee­nies am Welt­ju­gend­tag: Ber­mu­da­shorts, ach­sel­freie Unter­leib­chen. Ich möch­te wis­sen, wie man erken­nen hät­te sol­len, daß wir alle Semi­na­ri­sten waren. Dazu gitar­ren­be­glei­te­te Gesän­ge vom lüm­mel­haf­ten Typus „Dan­ke, Herr, Dan­ke …“ der Komi­ker der Sati­re­sen­dung Zelig.

Wir mach­ten wohl mehr den Ein­druck einer Hor­de von Idioten.

Zweiter Tag:

Ein „schö­ner“ Mor­gen. Kate­che­se (immer­hin) und Hei­li­ge Mes­se … Wir haben uns dar­auf beschränkt, kei­nen „lit­ur­gi­schen Miß­brauch“ zu trei­ben, aber man könn­te nicht behaup­ten, daß eine beson­de­re Fei­er­lich­keit geherrscht hät­te … im Gegenteil …

Am Abend: Tref­fen-Spek­ta­kel-Fest-Zeug­nis­se, das nicht viel anders war als die Quiz­sen­dung „Die Erb­schaft“ des Fern­seh­mo­de­ra­tors Car­lo Con­ti im Vor­abend­pro­gramm, dann spiel­te eine Band, Cha­os Bum Bum und los ging die Fete … (Gott sei Dank habe ich es geschafft, dem bald zu entkommen…)

Dritter Tag:

Begeg­nung mit Papst Fran­zis­kus in der Aula Pao­lo VI., auch die­se immer irgend­wie auf­ge­zo­gen in der Form einer Show … Erwäh­nens­wert ist nur der Gesang eines Tri­os iri­scher Priester.

Danach trat eine jun­ge spa­ni­sche Ordens­frau auf, die mit vier Gitar­ren­ak­kor­den ihre Lied­chen von der Art „Ich hab dich lieb Jesus, Wir haben uns alle lieb, Wir sind alle Brü­der“ usw. vor­trug. Sehr tief­schür­fend, ich muß schon sagen …

Natür­lich gan­zer Respekt und Bewun­de­rung für die schö­ne und spon­ta­ne Kate­che­se des Papstes.

Es folg­te der Rosen­kranz, der in Pro­zes­si­on durch die Vati­ka­ni­schen Gär­ten gebe­tet wur­de, mit Laut­spre­cher­an­la­ge, aus der zwi­schen einem Ave Maria und dem ande­ren Radio Kiss Kiss schallte …

Vierter Tag:

Hei­li­ge Mes­se im Peters­dom. Fei­er­lich??? In Wirk­lich­keit wie jeden Sonn­tag in zahl­rei­chen „seriö­sen“ ita­lie­ni­schen Pfar­rei­en, aber auch nichts mehr …

Ein­fach­heit ist schon gut und recht, aber wenn die­se Ein­fach­heit zur Schlam­pe­rei wird … lohnt sich das dann noch?

Jene, die zur Ein­fach­heit in der Lit­ur­gie auf­ru­fen (ein­schließ­lich ver­schie­de­ner Semi­na­ri­sten, Prie­ster, Ordens­frau­en …) haben aber alle das neue­ste I‑Pho­ne-Modell, Tablet, I‑Pad, tol­le Autos, und dann fei­ern sie aber, die Hei­li­ge Mes­se in Billigalbe.

Ein ande­rer Semi­na­rist schrieb an Mes­sain­la­ti­no, zu Hau­se geblie­ben zu sein: „Ich hal­te mich von jedem Tref­fen sol­cher Art fern. Ich will den Glau­ben, den mir mei­ne Eltern über­mit­telt haben, nicht aus­ge­rech­net durch Prie­ster verlieren.“

Text: Messainlatino/​Giuseppe Nardi
Bild: Messainlatino

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3 Kommentare

  1. Ein ande­rer Semi­na­rist schrieb (…): „Ich will den Glau­ben, den mir mei­ne Eltern über­mit­teln (sic) haben, nicht aus­ge­rech­net durch Prie­ster verlieren.“

    — — —

    Ich möch­te gar nicht wis­sen, bei wie vie­len Lai­en das der Fall war…

    Die Zahl lie­sse uns sicher erschaudern!

    • Sie haben recht. Das war sicher bei sehr vie­len Lai­en, aber auch Prie­stern der Fall.
      Unser ehe­ma­li­ger Pfar­rer sag­te zu mei­ner Mut­ter ein­mal , als sie ihm von unse­rem alt­her­ge­brach­ten Glau­ben erzähl­te, von dem er lei­der nicht mehr viel wis­sen woll­te, wört­lich „Ja, das habe ich auch ein­mal geglaubt“.
      Was ande­res soll man dar­aus schlie­ßen, als dass ihm der von sei­nen Eltern über­lie­fer­te Glau­be offen­bar im Semi­nar oder in den spä­te­ren Jah­ren aus­ge­trie­ben wor­den ist.

  2. Ich kom­me aus Slo­we­ni­en und nahm (als Semi­na­rist des Prie­ster­se­mi­nars Bri­xen) am Tref­fen teil.

    - Aus dem deutsch­spra­chi­gen Raum waren wir 5 Semi­na­ri­sten aus Bri­xen (Ita­li­en) anschei­nend die ein­zi­gen Teil­neh­mer (außer viel­leicht Ordensleute)
    – Es wur­de alles „alla ita­lia­na“ orga­ni­siert, bedeu­tet Kaos – Casino
    – das war eine Pil­ger­rei­se und vie­le Semi­na­ri­sten waren bei 35° im Anzug und noch Talar dazu (schreck­lich), wie kann ein Semi­na­rist heu­te die Leu­te noch anspre­chen, wenn er so aus­schaut als im Mittelalter?
    – Der Sinn war nicht was „hoch­ämt­li­ches“ zu fei­ern, son­dern die Erfah­run­gen austauschen
    – Der Papst Fran­zis­kus ist der Bischof von Rom und hat das Recht auf ita­lie­nisch zu spre­chen und mit dem haben wir gerechnet
    – Die Mes­se am Sonn­tag wur­de nicht für uns Seminaristen/​NovizInnen orga­ni­sier, weil fast die Hälf­te drau­sen auf dem Peters­platz geblie­ben ist
    – ich hät­te mir ein biss­chen mehr „Inter­na­tio­na­li­tät“ erwar­tet, ins­be­son­de­re beim Fest am Frei­tag Abend
    – die „baro­ke“ Kir­che ist ein Zei­chen, dass die Kir­che nicht mit der Zeit geht. Kir­che muss die „Spra­che“ der Zeit benutzen
    – die Kir­che muss ein­fach sein, wie Jesus es war, er ist in kei­ne Insti­tu­ti­on sei­ner Zeit ein­ge­tre­ten um so frei zu bleiben
    – es ist nicht wich­tig was von außen zu sehen ist, son­dern was im Her­zen liegt. Papst Paul VI. hat zur Evan­ge­li­sa­ti­on der neu­en Kul­tur auf­ge­ru­fen und nicht dem Men­schen eine kirch­li­che Kul­tur zu indok­tri­nie­ren, es gibt über­hapt kei­ne kirch­li­che Kul­tur, weil das Evan­ge­li­um in jeder Kul­tur zu Hau­se ist

    Mit freund­li­chen Grüßen,
    Peter

    N:B: es ist mei­ne nur mei­ne Meinung

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